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Literatur und Journalismus: Theorie, Kontexte, Fallstudien PDF

335 Pages·2003·9.454 MB·German
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Bernd Blobaum . Stefan Neuhaus (Hrsg.) Literatur und Journalismus Bernd Blobaum . Stefan Neuhaus (Hrsg.) Literatur und Journalismus Theorie, Kontexte, Fallstudien Westdeutscher Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. 1. Auflage Marz 2003 Aile Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden 2003 Lektorat: Barbara Emig-Roller / Nadine Kinne Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der F achverlagsgruppe BerteismannSpringer. www.westdeutscher-verlag.de Das Werk einschlieGlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge schutzt. Jede Verwertung auBerhaib der engen Grenzen des Urhe berrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Dbersetzun gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen System en. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13: 978-3-531-13850-3 e-ISBN-13: 978-3-322-83377-8 DOl: 10.1007/978-3-322-83377-8 Inhalt Vorwort ..................................................................................................... 7 Einfiihrung Stefan Neuhaus ....................................................................................... 11 Von Texten, Menschen und Medien Die Literaturwissenschaft und ihr Gegenstand Kontextualisierungen Bernd Bl6baum ....................................................................................... 23 Literatur und Joumalismus Zur Struktur und zum Verhaltnis von zwei Systemen Stefan Neuhaus ....................................................................................... 53 Vom Sinn und Unsinn der Literaturkritik Mit einigen grundsatzlichen Uberlegungen zum Verhaltnis von Literatur und Joumalismus Cecilia von Studnitz ................................................................................ 73 1st die Wirklichkeit Fiktion oder ist die Fiktion Wirklichkeit? Gedanken zum Bild des Joumalisten Jill der Literatur Anfange Reinhard Heinritz ................................................................................... 91 Der Essayist auf der Weltblihne: Erasmus und Montaigne Michael Meyer ...................................................................................... 111 Defoes "Faktionen" und die Entstehung der blirgerlichen Offentlichkeit 6 Inhalt Claude D. Conter ................................................................................. 13 7 Kommunikationsgeschichte als Literaturgeschichte Robert Eduard Prutz' Geschichte des deutschen Journalismus (1845) als VorHiufer einer historischen Kommunikationswissenschaft Fallstudien Gunter Reus .......................................................................................... 159 Ironie als Widerstand Heinrich Heines fiiihe Feuilletons Briefe aus Berlin und ihre Bedeutung fUr den modern en Journalismus Thorsten Unger ..................................................................................... 173 Erlebnisfahigkeit, unbefangene Zeugenschaft und literarischer Anspruch Zum Reportagekonzept von Egon Erwin Kisch und seiner DurchfUhrung in Paradies Amerika Benjamin Wagener ............................................................................... 195 Inlandische Perspektivierungen Erich Kastner als Feuilletonist der Neuen Zeitung Hans J. Kleinsteuber ............................................................................ 227 Medienthriller - Ein neues Genre ist entstanden Deutsche und internationale Entwicklungen Heiner Bus ............................................................................................ 273 Der u.S.-amerikanische New Journalism der 60er und 70er Jahre Truman Capote, Michael Herr, Norman Mailer und Tom Wolfe Johannes Birgfeld. ................................................................................ 293 Moglichkeiten und Grenzen literarischer Kriegsberichterstattung Am Beispiel Bodo Kirchhoffs und Peter Handkes Andreas Meier ...................................................................................... 317 Krieg im Feuilleton? Inszenierung und Reprasentanz der Offentlichen Debatten urn Martin Walser und Gunter Grass Autorin und Autoren ............................................................................. 339 Vorwort loumalisten arbeiten in Redaktionen, sie berichten tiber tagesaktuelle Ereignisse. Die Nachrichtenbeschaffung hat sich im Laufe der Zeit aus differenziert. Nachrichtenagenturen unterhalten Btiros in aller Welt, Femseh- und Rundfunkanstalten sowie manche Tages- und Wochenzei tungen haben ihre eigenen Korrespondenten. loumalisten suchen nach Fakten und versuchen, sie zu vermitteln. Schriftsteller hingegen sitzen meist zu Hause an ihrem Schreibtisch und denken sich Geschichten aus. Ihre Fiktionen sind kiinstliche Welten, virtuelle Realitaten, die als Spie gel bestimmter Zeiten gelesen, aber auch auf die eigene Zeit und Umwelt bezogen werden konnen. Die Facher Kommunikationswisstmschaft und loumalistik beschafti gen sich mit der Vermittlung Offentlicher Kommunikation in Massenme dien. Die Kommunikatoren (lournalisten, Redakteure), die Inhalte der Medienkommunikation, die Formen der Darstellung und die gesell schaftlichen und organisatorischen Kontexte (Medienfunktion, Medien struktur) sind akademisch bearbeitete Problemfelder. Literaturwissen schaftler hingegen untersuchen Strukturen literarischer Texte und ordnen sie in literaturgeschichtliche Zusammenhange ein. Die Idee zu diesem Band entstand aus der Beobachtung, dass es tiber diese allgemeinen Befunde hinaus Grenzbereiche zwischen Literatur und lournalismus gibt, die bislang wenig erforscht sind. Die geisteswissen schaftliche Tradition der Literaturwissenschaft und die sozialwissen schaftliche Orientierung der Kommunikationswissenschaft haben Ko operationen und gemeinsames Arbeiten an nahe liegenden Problemen eher verhindert als befOrdert. Die durch akademische Disziplingrenzen markierten Trennungen lassen den lournalismus aus der Perspektive der Germanistik offenbar ebenso randstiindig erscheinen wie die Literatur aus der Sichtweise der lournalistik oder Kommunikationswissenschaft 8 Bernd Bl6baumlStefan Neuhaus als eher peripher gilt. Dabei sind die Fachgeschichten eng miteinander verkniipft. Die Kommunikationswissenschaft entwickelte sich nicht nur aus den Sozialwissenschaften, sondern hat ihre Wurzeln auch in der deutschen Philologie. lournalisten schreiben Biicher, Schriftsteller arbeiten als lournalisten; Kritiker Hellmuth Karasek verOffentlicht Romane und Martin Walser meldet sich als Essayist in Printmedien zu Wort. lournalisten unterrich ten iiber Leben und Arbeit von Autoren, etwa in Form von ,Werkstattbe richten', wahrend Letztere einige ihrer Figuren den Beruf des lournalis ten ausiiben lassen oder Probleme der Medien direkt ansprechen. Das wohl aufsehenerregendste Beispiel von literarischer Medienkritik in der jiingeren deutschen Geschichte ist Heinrich Bolls Erzahlung Die verlo rene Ehre der Katharina Blum. Bei der Betrachtung solcher Oberschneidungen von Berufsbildern und Themen stellt sich die Frage, wie sich die literarischen Gattungen und journalistischen Darstellungsformen unterscheiden lassen - und was sie verbindet. Reportagen und Essays finden sich in Printmedien und zwischen Buchdeckeln; Romane werden in Zeitungen vorabgedruckt. Bei der Frage, was ein literarischer oder ein journalistischer Text ist, hilft das in der Literaturwissenschaft iibliche Kriterium der asthetischen Qua lita! nur bedingt weiter. Heinrich Heines Reiseberichte, Egon Erwin Kischs Reportagen und Erich Kastners Feuilletons gehOren nicht zuletzt wegen ihrer hohen literarischen Qualitat zum Kanon. Damit sind einige Schlaglichter auf den Problemhorizont geworfen, der in diesem Band in kleinen Teilen bearbeitet wird: Am Anfang stehen Kontextualisierungen. Bernd BlObaurn geht der Frage nach, welche Funktion die Systeme Literatur und lournalismus erftillen, welche Leis tungen sie erbringen, worin Unterschiede zwischen Rollen und Pro grammen in Literatur und lournalismus liegen. Stefan Neuhaus stellt am Beispielliteraturkritischer Texte fest, dass entgegen tradierter Werturtei Ie die Frage der literarischen Qualitat eines Texts nicht oder nicht nur von seiner ZugehOrigkeit zu journalistischen oder literarischen Genres abhangt. Cecilia von Studnitz hat bei der empirischen Analyse fiktiona ler Texte lournalisten-Images ermittelt und deren Abhangigkeit von his torischen und autorbezogenen Koordinaten beschrieben. Vorwort 9 Die im darauf folgenden Abschnitt in Angriff genommenen historischen Perspektivierungen fUhren zu weiteren aufschlussreichen Ergebnissen. Reinhard Heinritz zeigt, dass der moderne Essay auf Erasmus und Mon taigne zurUckgeht. Michael Meyer legt dar, dass Daniel Defoe bereits vor rund 300 Jahren mit publizistischen Mitteln focht, die teilweise auch heute noch ublich sind. Defoe wird als eine der ersten groBen Doppelbe gabungen als Schriftsteller und Journalist konturiert, wobei die Differenz zwischen diesen Rollen gleich wieder auf produktive Weise relativiert wird. Claude Conter weist nach, dass Robert Prutz Mitte des 19. Jahr hunderts mit Fragen einer erst im 20. Jahrhundert etablierten Wissen schaft - der Kommunikationswissenschaft - beschaftigt war. Er behan delte Problemstellungen, die auch he ute noch teilweise ungelost sind. Die historisch ausgerichteten Analysen konnen als Beitrage zu einer gemeinsamen Fachgeschichte von Literatur- und Kommunikationswis senschaft gelesen werden. 1m letzten und umfangreichsten Abschnitt folgen Fallstudien, die sich am Beispiel einzelner Autoren mit Konzepten von Texten im Grenzbe reich der Disziplinen beschaftigen. Thorsten Unger erOffnet die Reihe mit dem auch literaturhistorisch bedwtsamen Vater der Reportage Egon Erwin Kisch. Benjamin Wagener bell~uchtet eine wichtige journalistische Arbeitsphase eines der bekanntesten deutschsprachigen Schriftstellers des 20. Jahrhunderts: Erich Kastner, der wie kein anderer den permanen ten Medienwechsel vollzog. Heiner Bus ermoglicht einen doppelten Grenzubertritt: in die USA und in die Gattung des "New Journalism", die versuchte, Fakten und Fiktionen ununterscheidbar zu vermischen. Johannes Birgfeld stellt die Frage nach den Risiken und Nebenwirkun gen der Kriegsberichterstattung von Schriftstellern. Andreas Meier fragt am Beispiel der Auseinandersetzungen urn Martin Walser und Gunter Grass, wie Vertreter der Massenmedien mit Literatur umgehen. Uberblickt man die historische Spannbreite der Beitrage, dann stellt sich die Frage nach den Bruchen und Kontinuitaten. Die Grenzen zwi schen literarischer und journalistischer Tatigkeit sind erst gezogen und dann zementiert worden, mit kuriosen Folgen. 1m 19. Jahrhundert muss ten, neben zahlreichen anderen, heute weit weniger bekannten Autoren, Ludwig Borne und Heinrich Heine fUr ihre publizistisch-literarische Tatigkeit ins Exil gehen. Heute gib1: es professionelle Journalisten, die 10 Bernd Blobaum/Stefan Neuhaus Schriftsteller schelten, wenn sie sich in Fragen der Politik einmischen. Eine scharfere Wahrnehmung der historischen und gegenwartigen Ge meinsamkeiten von Literatur und loumalismus und der diese Bereiche beobachtenden wissenschaftlichen Disziplinen konnte den Boden fur mehr Verstandnis und ertragreichen Austausch bereiten. Die Beitrage beruhen auf einer Vortragsreihe, die im Sommer 2001 an der Otto-Friedrich-Universitat Bamberg stattfand. Sie wurde gemem sam von den Lehrstuhlen fur Kommunikationswissenschaftlloumalistik und Neuere deutsche Literaturwissenschaft veranstaltet, dem Lehrstuhl inhaber Prof. Dr. Wulf Segebrecht sei an dieser Stelle herzlich fUr seine Unterstutzung gedankt. Fur finanzielle Unterstutzung der Vortragsreihe und der Publikation danken die Veranstalter und Herausgeber der Ver lagsbuchhandlung Collibri. Fur umsichtiges und kompetentes Redigieren, Korrigieren und For matieren danken die Herausgeber, die selbstverstandlich fUr die verblie benen Fehler verantwortlich sind, Maja Malik, Dagmar Schierenberg und Kristina Wied yom Institut fUr Kommunikationswissenschaft der Universitat Munster. Die inhaltliche Verantwortung fur die Aufsatze liegt bei den Autoren, den en die Herausgeber ebenfalls zu Dank ver pflichtet sind. Munster/Bamberg, im November 2002 Bernd Bl6baum, Stefan Neuhaus Stefan Neuhaus Von Texten, Menschen ond Medien Die Literaturwissenschaft und ihr Gegenstand 1 Texte lesen Schriftsteller und Journalisten schreiben Texte. Sie sind nicht die einzi gen, doch ihre Texte entfalten Offentliche Wirkung und sind in ein Netz von Beziehungen eingebunden, denen gesellschaftliche und dann auch historische Relevanz zugebilligt wird. Fragt man nach den Unterschie den, dann werden mehrere Kriterien genannt, vor allem zwei: Journalis tische Texte sind nichtfiktional und tagesaktuell, literarische Texte fikti onal und iiberzeitlich. Betrachtet man aber diese beiden Unterschei dungskriterien genauer, dann beginnen sie sich sehr schnell aufzulosen. Der Blick zuriick in die Geschichte zteigt, dass Autoren mit Gedichten zu Zeitereignissen direkt in die politische Debatte eingegriffen haben, be riihmt-beriichtigte Namen Anfang des 19. Jahrhunderts sind Ernst Moritz Arndt und Theodor Korner. Heinrich Heine formulierte spater mit satiri schen Texten eine politische Gegenposition. Er riickte seinen Landsleu ten nicht mit Pathos, sondern mit Ironie zu Leibe. So heiBt es in der Vor rede zu Alta Troll. Ein Sommernachtstraum: Unser Vaterland ist ein gesegnetes Land; es wachsen hier freilich keine Zitronen und keine Goldorangen, auch krOppelt sich der Lorbeer nur mOhsam fort auf deutschem Boden, aber faule Apfel gedeihen bei uns in erfreulichster FOlie. und aile unsere grof3en Dichter wuf3ten davon ein Lied zu singen (Heine 1994: 335). Der Text kann (mindestens) auf zwei Ebenen gelesen werden, zunachst als Zustandsbeschreibung, dann als satirische Abrechnung mit den Deut-

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