Rolf Walter Lineare Algebra und analytische Geometrie Aus dem Programm Mathematik -----------... Lineare Algebra und analytische Geometrie I und II von E. Brieskorn Lineare Algebra von G. Fischer Analytische Geometrie von G. Fischer EinfUhrung in die lineare Algebra von R. Walter Lineare Algebra und analytische Geometrie von R. Walter Projektive Geometrie von A. Beutelspacher und U. Rosenbaum Algebra von E. Kunz Elementare Zahlentheorie von G. Frey Analysis 1, 2 und 3 von O. Forster Numerische Mathematik fUr Anfiinger von G. Opfer Numerische Mathematik 1 und 2 J. von Werner Funktionentheorie von W. Fischer und I. Lieb DiHerentialgeometrie von Kurven und Flachen von M. P. do Carma Topologie von E. Ossa J EinfUhrung in die Funktionalanalysis von R. Meise und D. Vogt Vieweg _______________ ~ Rolf Walter L Lineare Algebra und analytische Geometrie Zweitel durchgesehene Aufloge Mit 56 Bildern I I Vl8weg Prof. Dr. Rolf Walter Mathematik VII - Differentialgeometrie Universitat Dortmund Vogelpothsweg 87 D-44221 Dortmund 1. Auflage 1985 2., durchgesehene Auflage 1993 Aile Rechte vorbehalten © Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wicsbaden, 1993 Der Verlag Vieweg ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtitzt. J ede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere flir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeiche rung und Verarbeitung in elektronischen System en. Umschlaggestaltung: Klaus Birk, Wiesbaden Satz: Vieweg, Braunschweig Gedruckt auf saurefreiem Papier ISBN 978-3-528-18584-8 ISBN 978-3-322-91538-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-91538-2 v Vorwort Dieses Buch behandelt die lineare und multilineare Algebra sowie die analytische Geome trie. Es ist entstanden aus entsprechenden Vorlesungen des ersten Studienjahres, die ich mehrfach an den Universitaten Freiburg und Dortmund fUr Mathematiker, Physiker und Studenten mit mathematischem Nebenfach gehalten habe. Der Schwerpunkt dieses Buches liegt auf den weiterfi\hrenden Themen des zweiten Semesters. Jedoch ist die Darstellung weitgehend in sich abgeschlossen, da elementare Kenntnisse oftmals wiederholt und neu begrtindet werden. Ftir die erstmalige Aneignung der Grundlagen sei auf meine "Einftihrung in die line are Algebra" (Vieweg) hingewiesen. Nach algebraischen Vorbereitungen befaBt sich der erste Teil dieses Buches mit allgemeinen Vektorraumen, Normalformen linearer Abbildungen, komplexen Vektordiumen und multilinearer Algebra. Hervorzuheben sind die Diskussion der Codimension, der Brticken schlag zur Analysis in Gestalt der normierten Vektorraume und die Fundierung der Haupt achsentransformation mit dem Rayleighschen Extremalprinzip. Bei den komplexen Vektorraumen erfolgt ein elementarer Beweis des "Fundamentalsatzes der Algebra", der im folgenden zutreffender als algebraischer Fundamentalsatz in C bezeichnet wird. Weiter wird die reelle 10rdansche Normalform rnittels des "Durchganges durch Komplexe' gewonnen. 1m tibrigen sind die komplexen Strukturen so aufgebaut, wie es ein nahtloser AnschluB an die komplexe Analysis auf Mannigfaltigkeiten erfordert. Der zweite Teil entwickelt die analytische Geometrie auf der Basis der linearen Algebra, und zwar getrennt nach den affinen, euklidischen und projektiven Gesichtspunkten, jeweils mit den spezifischen Hilfsmitteln der betreffenden Struktur. Nach den linearen Gebilden werden die quadratischen Hyperfhchen behandelt. Der allgemeinen Grund haltung entsprechend, wird auch in der Geometrie die moderne, basisfreie Denkweise bevorzugt. Dementsprechend sind die Resultate in einem starkeren AusmaB als sonst tiblich unabhangig von der endlichen Dimension (und tibrigens auch yom Skalarenkorper). Wo es geboten erscheint, wird aber der basisfreie Aufbau durch Koordinatenrechnungen erganzt. BewuBt bietet dieser Band an einigen Stellen mehr, als in einem Semester erarbeitet wer den kann. So konnen die Abschnitte tiber den algebraischen Fundamentalsatz in C und tiber lordansche Normalform, multilineare Algebra und projektive Geometrie als Wahl moglichkeiten betrachtet werden. Denn diese Themen werden in anderen Abschnitten nicht verwendet. Auch sonst wurde auf gegensei tige Unabhangigkei t geachtet. Eine Sonderrolle spielt das Kapitel 0 tiber Algebra, von dem in der Folge nur einige Grund begriffe gebraucht werden, das aber fUr die mathematische Allgemeinbildung sehr ntitzlich ist. VI Vorwort Dem Buch sind zahlreiche Dbungsaufgaben mit vielen Li:isungshinweisen beigegeben. Die Aufgaben enthalten zum einen konkrete Rechenbeispiele zum Text. Zum anderen werden durch sie weiterflihrende Themen erschlossen, die sich auch gut fiir ein Pro seminar eignen. Dem Leser sei die Beschaftigung mit Ubungsaufgaben besonders empfoh len, urn seine Kraft zu trainieren. (Wer sich z. B. anhand der Bemerkung 2 in 7.5 das Transformationsverhalten des Doppelverhaltnisses erarbeitet, profitiert fill sich mehr, als wenn er eine Tabelle mit 23 Eintragen zur Kenntnis nehmen miil1te!) - 1m Text werden die Aufgaben prinzipiell nicht verwendet. Insgesamt war mein Ziel ein weitgehend unabhangiges Lehrbuch der linearen Algebra und analytischen Geometrie, das sowohl der Festigung des Bekannten wie auch dem Aufbau neuer, relevanter Bezirke dient und das nicht zuletzt als Referenz-Werk fUr hi:ihere Vorlesungen geeignet ist. Danken mi:ichte ich auch an dieser Stelle Frau G. Schmidt, geb. Wienke fill ihren uner miidlichen Einsatz bei der Textherstellung, den Herren Dipl.-Math. S. Peters und Dr. W. Striibing fill Hilfe und wertvolle Ratschlage bei der Korrektur sowie Frau Dr. P. Danzer Katzarova fill ihre Unterstiitzung bei den Bildern. Mein Dank gilt aber auch dem Verlag, vor allem Frau Schmickler-Hirzebruch, fUr die gute Betreuung des Werkes. Dortmund, im Juni 1993 Rolf Walter VII Zum Gebrauch des Buches Die acht Kapitel sind in Abschnitte mit jeweils zweistelligen Nummern gegliedert. In jedem Abschnitt Hingt die Numerierung von Definitionen, Formeln usw. neu an, wobei Satze und Definitionen gemeinsam mit gro~en lateinischen Buchstaben durchgezahlt sind. Lediglich die Numerierung der Bilder und Tabellen ist im ganzen Buch durchlaufend. Verweise erfolgen im gleichen Abschnitt ohne dessen Nennung, an anderen Stellen unter AnfUgung des zitierten Abschnitts in eckigen Klammern; z.B. verweist "Satz E [5.1]" auf Satz E des Abschnittes 5.1. Bei einem "Zusatz" werden stets die Voraussetzungen beibe halten. Das Ende einer Uberlegung wird durch das Zeichen D angedeutet, die Zeichen := und =: signalisieren eine Definitionsgleichung, wobei der Doppelpunkt auf der Seite der neu eingefUhrten Gro~e steht. Generalvoraussetzungen, die zu Beginn eines Ab schnittes gemacht werden, gelten auch fUr die zugehorigen Aufgaben. Die Standardmengen der Mathematik sind folgenderma~en bezeichnet: N Menge der natUrlichen ZaWen (ohne 0) Z Menge der ganzen Zahlen Q Menge der rationalen Zahlen R Menge der reellen Zahlen C Menge der komplexen Zahlen. Das Anhangen des Indexes ,,0" bedeutet hier Hinzunahme, die Schreibart ,,\0" Wegnahme der Null; z.B. ist No die Menge der natUrlichen Zahlen zusammen mit 0, Z\O die Menge Z ohne 0. Die Marken" +" und ,,-" bezeichnen entsprechende Vorzeicheneinschrankungen; z.B. ist R+ die Menge aller positiven, R~ die Menge aller nichtnegativen reellen Zahlen. Am Ende des Buches finden sich Verzeichnisse der Literatur und der weiteren Symbole sowie das Sachverzeichnis. Hinweise auf das Literaturverzeichnis erfolgen durch Nennung der Autoren in Kursivschrift (gegebenenfalls mit einer Ordnungsnummer). Das Buch: "R. Walter, EinfUhrung in die lineare Algebra" wird kurz durch ,,1" zitiert. Das Sachver zeichnis enthalt auch die Lebensdaten der erwahnten Wissenschaftler. VIII Inhaltsverzeichnis o Aus der Algebra ......................................... . 0.1 Gruppen und Untergruppen .............. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1 0.2 Homomorphe Abbildungen und Faktorgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 9 0.3 Restklassen ganzer Zahlen .................................. 16 0.4 Ringe und Knrper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 21 1 Vektorraume ............................................ 26 1.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 26 1.2 Cartesische Produkte und Summen ............................ 31 1.3 Dualitat .............................................. 37 1.4 Quotientenraume und Codimension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 47 1.5 Normierte Vektorraume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 58 2 Feinstruktur spezieller Endomorphismen euklidischer Vektorraume .. 69 2.1 Hilfsmittel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 69 2.2 Symmetrische Endomorphismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 75 2.3 Isometrische Endomorphismen ............................... 81 2.4 Normale Endomorphismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 85 3 Komplexe Vektorraume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 89 3.1 Komplexe und reelle Struktur ................................ 89 3.2 Der algebraische Fundamentalsatz in C .......................... 101 3.3 Anwendung auf die lordansche Normalform ...................... 103 4 Multilineare Algebra . ...................................... 114 4.1 Multilineare Abbildungen und Multilinearformen ................... 114 4.2 Tensorprodukt endlich dimensionaler Vektorraume ................. 117 4.3 Tensoralgebra tiber einem endlich dimensionalen Vektorraum ........... 124 4.4 Alternierende multilineare Abbildungen und Formen ................ 129 4.5 A uBere Algebra tiber einem endlich dimensionalen Vektorraum .......... 137 4.6 Darstellung von Untervektorraumen und Determinanten in der auBeren Alge bra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 I nhaltsverzeichn is IX 5 Affine und euklidische Geometrie ............................ 152 5.1 Affine Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 153 5.2 Affine Abbildungen ...................................... 166 5.3 Euklidische Geometrie ..................................... 173 6 Quadratische Hyperfliichen in der affinen und euklidischen Geometrie . . 177 6.1 Definition und Darstellung von Quadriken ........................ 177 6.2 Schnitt mit Geraden ...................................... 184 6.3 Affine Quadriktypen ...................................... 192 6.4 Euklidische Quadriktypen .................................. 201 7 Projektive Geometrie ...................................... 211 7.1 Motivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ...... 211 7.2 Prazise Definitionen und grundlegende Begriffe .................... 212 7.3 Das Dualitatsprinzip ...................................... 216 7.4 Homogene Koordinaten und projektive Bezugssysteme ............... 219 7.5 Das DoppelverhaItnis ...................................... 221 7.6 Projektive Abbildungen .................................... 226 7.7 Quadriken in der Projektivgeometrie ........................... 231 7.8 Zusammenhang mit der Affingeometrie ......................... 237 Literaturhinweise ........................................... 248 Wichtige Symbole ........................................... 249 Sachverzeichnis ............................................ 258 o Aus der Algebra - Die Algebra, die friiher einmal die Kunst der Gleichungsauflosung war, ist heute in eine allgemeine Theorie der Verkntipfungen eingemtindet, die zumeist abstrakt, also axiomatisch betrieben wird. Die axiomatische Denkweise beruht auf der folgenden Grundidee: Man stellt zunachst fest, da£ gewisse Gesetzma£igkeiten fUr unterschiedliche Objekte gleicher ma£en gelten. Daraufhin lost man sich von den konkreten Gi.iltigkeitsbereichen, indem man solche Gesetze zu defmierenden Eigenschaften einer neuen Struktur erhebt. Dieses Vorgehen hat sich in der modernen Mathematik au£erordentlich bewiihrt. Einer seiner Vorztige ist die geistige Okonomie, die es bewirkt: Erkenntnisse, die im abstrakten Rahmen gewonnen wurden, besitzen eine universelle Gi.iltigkeit; sie brauchen in konkreten Fallen nicht erneut tiberprtift zu werden. Unter den vielen algebraischen Strukturen, die so auf gebaut wurden, konzentrieren wir uns in diesem Kapitel auf die Gruppen und Korper. 0.1 Gruppen und Untergruppen Seit der Erfmdung der Gruppenstruktur im 19. Jahrhundert hat dieser Begriff eine starke, vereinheitlichende Kraft ausgetibt, so da£ er heute zum fundamentalen Rtistzeug des mathematischen Denkens gehort. Wir stellen den Gruppenbegriff aber nicht nur wegen seiner gro£en Bedeutung an den Anfang, sondern auch deshalb, well man an ihm den axiomatischen Zugang zur Algebra in Reinkultur studieren kann. 1m Gegensatz zu den Zahlenmengen, die man aus der Schule kennt, besitzt eine Gruppe nur eine einzige Ver kntipfung, und die Rechenregeln, denen diese folgt, sind denkbar einfach. Umso erstaun licher ist es, da£ bereits ein kurzer Einstieg handfeste, nichttriviale Erkenntnisse liefert, z.B. den "kleinen Fermat" und den Satz von Wilson aus der Zahlentheorie, die wir gegen Ende dieses Kapitels vorstellen. Grundlagen Eine Gruppe ist zunachst ein Verkniipfungsgebilde, d.h. eine nichtleere Menge G von Ele menten, derart da£ nach einem bestimmten Gesetz je zweien dieser Elemente, a und b, ein neues Element ab derselben Menge G zugeordnet ist (Abgeschlossenheit). Das Ver kntipfungsergebnis von a und b, das hier einfach mit ab bezeichnet wurde, kann auch anders geschrieben werden, z.B. als a· b (multiplikative Schreibweise) oder als a + b (additive Schreibweise), und je nachdem wird das Verkntipfungsergebnis auch als Produkt oder Summe bezeichnet. Will man die Verkntipfung genau speziflzieren, so schreibt man das Verkntipfungsgebilde als Paar, also etwa (G,·) oder (G, +). 1m allgemeinen verwenden wir die Schreibweisen ab = a· b simultan. Auf die Reihenfolge der "Faktoren" kommt es dabei sehr wohl an, d.h. ab ist nicht unbedingt gleich ba. 1st die zugrundeliegende Menge
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