Springer-Lehrbuch Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Bodo Pareigis Lineare Algebra fur Informatiker I. Grundlagen, diskrete Mathematik II. Lineare Algebra i Springer Prof. Dr. Bodo Pareigis Ludwig-Maximilians-Universitiit Miinchen Mathematisches Institut TheresienstraBe 39 80333 Miinchen, Deutschland e-mail: [email protected] Mathematics Subject Classification (2000): 15-01 Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme Pareigis, Bodo: Lineare Algebra fiir Informatiker I Bodo Pareigis. (Springer-Lehrbuch) ISBN 978-3-540-67533-4 ISBN 978-3-662-08384-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-08384-0 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfliltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulassig. Sie ist grundsatzlich vergiitungs pflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2000 Urspriinglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 2000 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solehe Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Satz: Datenerstellung durch den Autor unter Verwendung eines Springer TIJX-Makropakets Einbandgestaltung: design & production GmbH, Heidelberg Gedruckt auf saurefreiem Papier SPIN: 10767874 44i3142ck -5 43 2 1 0 Vorwort Die Mathematik ist eine der tragcnden Wissensehaften fUr die Inforrnatik. Daher wird ein Informatik-Student besonders in den friihen Semestern in hohcm Maf3e mit den Grundlagen der Mathematik konfrontiert. Uber viele Jahre hinweg habe ieh sclbst solche Anfanger-Vorlesungen tiber Grundlagen der Mathematik und tiber line are Algebra fUr Informatiker an der Univer sitat Mtinehen angcboten. Aus cliesen Vorlesungen ist das vorliegende Bueh entstanden. Die beiden Teile des Buehes entspreehen den beiden Grundvorlesungsse mestern. Bei der Auswahl deH Stoffes habe ieh mieh an den Bedtirfnissen der lnformatiker orientiert, ohne jedoch zu stark in eine algorithmische Behand lung des Stoffes iiberzugehen. 1m Vordergrund stand irnmer das Verstandnis fUr die hinter den rnathematischen Aussagen stehenden Strukturen. Dabei kommen aueh viele Strukturen zur Sprache, die tragend fUr die Informa tik sind. Erst das Verstandnis der hinter seinen Prograrnmen, Algorithmen und Daten stehenden abstrakten Strukturen ermoglieht es dem Informatiker schopferiseh zu arbeiten und neue Wege einzuschlagen. Meine Vorlesungen waren nicht einfaeh eine Einfiihrung in die line are Algebra, wie man sic oft fiir andere Ncbenfachstudenten halt, sondern Hie sollten auch allgernein in die Mathematik einfiihren und Grundlagen fiir in der Informatik verwendete mathcmatischc Bgriffe anbieten, die sonst schwie rig in der Lehrbllchlitcratur zu findcn sind. So wurde neben eine griindliehe (axiomatisehe) Einfiihrung der Mcngcnlehrc auch die Diskussion von Fuzzy Mengen und von Multi-Mengen gcstellt. 1m Rahmen des Aufbaus des Zah lens systems wurde die in der Inforrnatik haufig verwendete primitive Re kursion besproehen. Die Einfiihrung der algebraischen Grundstrukturen ist soweit gefiihrt worden, daB es den Informatik-Studenten spater leicht fallt, algebraisehe Datenstrukturen und algehraische Spezifikationen zu verstehen. Eine kurze Einfiihrung in die Graphentheorie fiihrt his zu binaren Baumen und einigen ihrer Eigensehaftcn. Der Teil zur linearen Algebra (Vorlesung fiir das zwcite Semester) fUhrte aus Zeitgrtinden nur bis zu dell Euklidischen Vektorraumen, soil den Studen ten jedoch helfen, die Briickc zwischen der Beschreibllng einfaeher geornetri- VI Vorwort scher Begriffe in affinen Raumen und ihrer algorithmischen Behandlung mit Matrizen und damit auch mit geeigneten Computerprogrammen zu schla gen. Es wurden einige fiir die Anwendung in der Informatik weniger wichtige Gebiete der linearen Algebra ausgelassen, insbesondere Kapitel iiber qua dratische Formen und Flachen, iiber die Jordansche Normalform und iiber projektive Geometrie. Es fiel mir besonders schwer, den Stoff zur projekti ven Geometrie zu streichen, da sie in der Computer-Graphik eine zentrale SteHung einnimmt. Ich habe mich bei der Auswahl des Stoffes auch an den Studienplanen fUr das Informatik Studium an der Universiat Miinchen orientiert und hoffe, daB mit der getroffenen Auswahl die fiir Informatiker wichtigsten mathemati schen Begriffe aus den Grundlagen der Mathematik und der linearen Algebra abgehandelt worden sind. Ich hoffe, daB dieses Buch fUr die Informatik-Studenten, aber auch fUr Mathematik-Studenten und Studenten, die die Mathematik als Nebenfach gewahlt haben, niitzlich sein wird. Danken mochte ich den KoHegen aus der Institut fUr Informatik der Universitat Miinchen, insbesondere Herrn Prof. Dr. F. Kroger fUr viele Gesprache und Hinweise zur Stoffauswahl fUr diese Vorlesung. Miinchen, im Mai 2000 Bodo Pareigis Inhaltsverzeichnis Teil I. Grundlagen, diskrete Mathematik 1. Grundbegriffe der Mengenlehre. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1 Mengen............................................... 3 1.2 Relationen und Abhildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 19 1.3 Multimengen und Fuzzy-Mengen (fuzzy sets). . . . . . . . . . . . . .. 33 1.4 Aquivalenzrelationen.................................... 42 1.5 Ordnungen............................................ 49 2. Natiirliche Zahlen ........................................ 53 2.1 Die nattirlichen Zahlen und die vollstandige Induktion. . . . . .. 53 2.2 Primitive Rekursion .................................... 57 2.3 Die Strukturen auf den natiirlichen Zahlen. . . . . . . . . . . . . . . .. 62 2.4 Anzahlaussagen........................................ 69 2.5 Elemente der Wahrscheinlichkeitsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . .. 76 2.6 Ein kurzer Aufbau des Zahlensystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 86 3. Algebraische Grundstrukturen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 91 3.1 Halbgruppen, Monoide und Gruppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 91 3.2 Homomorphismen...................................... 97 3.3 Freie Halbgruppen, Monoide und Gruppen. . . . . . . . . . . . . . . .. 99 3.4 Kongruenzrelationen und Restklassen ..................... 101 3.5 Restklassengruppen ..................................... 107 3.6 Ringe und Karper ...................................... 113 3.7 Boolesche Ringe und Algebren ........................... 118 4. Kombinatorik und Graphen .............................. 127 4.1 Schlichte Graphen ...................................... 127 4.2 Ebene Graphen ........................................ 130 4.3 BauIIle ................................................ 137 VIII Inhaltsverzeichnis Teil II. Lineare Algebra 5. Vektorraume ............................................. 143 5.1 Grundbegriffe, Untervektorriiume ......................... 143 5.2 Linearkombinationen, Basen, Dimension ................... 151 5.3 Direkte Summen ....................................... 161 5.4 Lineare Abbildungen .................................... 166 5.5 Die darstellende Matrix ................................. 179 5.6 Restklassenriiume, affine Riiume .......................... 190 6. Matrizen und lineare Gleichungssysteme .................. 195 6.1 Lineare Gleichungssysteme ............................... 195 6.2 Das GauBsche Eliminationsverfahren ...................... 199 6.3 Inverse Matrizen, die LU-Zerlegung und die Pivot-Methode .. 206 6.4 Ein Kapitel Codierungstheorie ........................... 216 7. Eigenwerttheorie......................................... 227 7.1 Determinanten ......................................... 227 7.2 Eigenwerte und Eigenvektoren ........................... 234 7.3 Das charakteristische Polynom ........................... 236 7.4 Diagonalisierbare Matrizen und Endomorphismen .......... 238 7.5 Potenzmethode zur Bestimmung dominanter Eigenwerte (R. v. Mises) ............................................. 240 8. Euklidische Vektorraume ................................. 243 8.1 Skalarprodukte ......................................... 243 8.2 Normierte Vektorriiume ................................. 247 8.3 Die Hessesche Normalform ............................... 252 8.4 Isometrien ............................................. 254 8.5 Orthogonale Matrizen ................................... 255 8.6 Adjungierte Abbildungen ................................ 258 8.7 Die Hauptachsentransformation .......................... 262 Literaturhinweise ............................................. 265 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 Teil I Grundlagen, diskrete Mathematik 1. Grund begriffe der Mengenlehre An den Anfang der Mathematik stellt man gemeinhin die Mengenlehre. Sie bietet die Sprache an, mit der sich Mathematiker verstandigen konnen, prazi se, kurz, exakt, aber fUr den AuBenstehenden auch oft unverstandlich. Ihre elementaren GrundbegrifIe sind jedoch leicht verstandlich. Mit der Sprache der Mengen k6nnen alle mathematischen Ergebnisse und Einsichten formu liert werden. Uber diese Sprachenfunktion und Hilfsfunktion hinaus ist die Mengenlehre aber auch ein Teilgebiet der Mathematik, in der wesentliche Forschung vor sich geht und besonders tiefliegende Resultate in den letzten Jahrzehnten erzielt worden sind. Wir werden uns lediglich mit den Anfangs grunden der Mengenlehre befassen und dabei die der Mathematik zugrunde liegende Sprache einuben. 1.1 Mengen Als GrundbegrifIe verwendet die Mathematik den BegrifI des Elements und den der YIenge, die man sich aus Elementen zusammengefUgt vorstellt. Ele mente k6nnen im wesentlichen alles sein, was wir uns vorstellen k6nnen. U nd ihre Zusammenfassung zu einer Menge scheint eine fast triviale Angelegen heit zu sein. Man kann von der Menge der Horer einer Vorlesung sprechen, von der Menge aller Elementarteilchen des U niversums, von der Menge der Speicherplatze eines Computers, von der Menge aller natiirlichen Zahlen, von der Menge aller denkbaren Computerprogramme und von vielen anderen Mengen. Eine erste Definition des BegrifIes einer Menge geht auf Georg Cantor zuruck. Er definierte wie folgt: Definition 1.1.1 (Georg Cantor, 1845-1918; Vater der Mengenlehre): Ei ne Menge ist eine Zusammenfassung von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten unserer Anschauung oder unseres Dcnkcns welche Elemente der Menge genannt werden· zu einem Ganzen. Die Bedeutung dieser Definition fUr die Mathematik wird durch einen Ausspruch Hilberts unterstrichcn. B. Pareigis, Lineare Algebra für Informatiker © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2000
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