ebook img

Liebe (wie) im Fernsehen: Eine wissenssoziologische Analyse PDF

302 Pages·2002·6.82 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Liebe (wie) im Fernsehen: Eine wissenssoziologische Analyse

Erlebniswelten 5 Nathalie Iványi Jo Reichertz Liebe (wie) im Fernsehen Eine wissenssoziologische Analyse Nathalie Ivanyi · Jo Reichertz Liebe (wie) im Fernsehen Erlebniswelten Herausgegeben von Winfried Gebhardt Ronald Hitzier Franz Liebl BandS N athalie I vanyi · Jo Reichertz Liebe (wie) im Fernsehen Eine wissenssoziologische Analyse Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2002 Gedruckt auf alterungsbeständigem und säurefreiem Papier Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme ISBN 978-3-8100-3594-3 ISBN 978-3-663-10669-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-10669-2 © 2002 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 2002 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung au ßerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages un zulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. lnhal tsverzeichnis Zur programmatischen Idee der Reihe .. .. .. . .. . .. .. . . .. .. .. . . .. .. . . . . .. . . . . .. . . . . . . . . . . . . . 7 Nathalie lwinyi und Jo Reichertz Einleitung: Liebe (wie) im Fernsehen....................................................... 9 Jo Reichertz Theatralisierung von Liebe in Beziehungsshows Neue Tendenzen bei der (Re)Präsentation von ,Liebe' 23 Nathalie lwinyi Außerordentliches Verstehen - Verstehen des Außerordentlichen Heiratsanträge der Sendung Traumhochzeit . ... .. .. .. .. .... .. ...... ... .. . .. ..... .. ...... 59 Nathalie Ivanyi Liebe in Szenen - Szenen der Liebe Zur Darstellungslogik von Liebe bei performativen Auftritten im Fernsehen ............................................... 93 Nathalie lvanyi Medienproduktion mit Laien Produktionstheoretische Überlegungen zum Umgang mit Kandidaten ................................................................... 127 Nathalie lvanyi Der Ritus und sein Publikum Zur medialen Inszenierung des Traurituals in der Sendung Traumhochzeit ................................................................. 149 6 Inhaltsverzeichnis Nathalie Iwinyi , Traumantrag im Kino löst Beifall aus' Einzelfallanalyse eines theatralen Heiratsantrags im Alltag ..................... 195 Jo Reichertz Die Theatralisierung der standesamtlichen Trauung Oder: Wider das Ritenmonopol der Kirchen ............................................ 239 Nathalie lwinyi Die Traumhochzeit im Alltag Zu den subjektiven Voraussetzungen theatralisierter Trauungen im Alltag . .. . .. .. .. .. .. . .. .. ... .. .. .. .. . . . ... . .. .. . . . ... .. . .. . .. .. 255 Literaturverzeichnis .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. ... ... .. .... .. ..... .... .. .... .. . .. .. . .. .. ... . .. . . . . 299 Zur programmatischen Idee der Reihe In allen Gesellschaften finden sich vorproduzierte und vororganisierte Erleb nisräume, in denen das menschliche Bedürfnis nach Orientierung und Ver ortung sich sozial verwirklichen kann. Diese Erlebnisräume verstehen wir als außeralltägliche soziale Konstruktionen, die ritualisierte "Erlebnisprogram me" und mit Sinn und Deutungsmustern aufgeladene "Erlebniszeiträume" zur Verfügung stellen. Sie heben die alltägliche Wirklichkeit und ihre Relevanz strukturen auf Zeit auf und setzen einen "Kontrapunkt", indem sie "Flucht" und "Zerstreuungsmöglichkeiten" bereitstellen, "Visionen" eröffnen oder - auf ganz andere Weise-der "Umerziehung" dienen. Unter den Bedingungen fortgeschrittener Individualisierung und Öko nomisierung aller gesellschaftlicher Bereiche lösen sich diese Erlebnisräume immer mehr aus traditionalen institutionellen Bindungen und Verpflichtun gen und entwickeln sich zum Gegenstand ökonomischer Vermarktung und individuellen Konsums. Diese sogenannten "Erlebniswelten" werden heute nicht nur von Anbietern gezielt-in einem Akt von Design-kreiert und ver kauft, sondern auch - in einem Akt des Basteins - von den Konsumenten im Konsum selbst produziert. Ihre Ausdrucksformen sind dementsprechend vielfältig. Sie reichen von unterhaltsamen Medienformaten über Shopping Malls und Erlebnisparks bis zu Extremsport- und Abenteuerreise-Angeboten, von alternativen und exklu siven Lebensformen wie Kloster- und Geheimgesellschaften über Science Centers, Schützenclubs, Gesangsvereine, Jugendszenen und Avantgardekul turen bis hin zu "Zwangserlebniswelten" wie Gefängnissen und psychiatri schen Anstalten. Die Reihe "Erlebniswelten" versammelt historische wie gegenwartsbe zogene Studien aus allen Disziplinen, die sich mit der Beschreibung, Analy se und Gestaltung solcher "Kontrapunkte" befassen. Nathalie Iwinyi und Jo Reichertz Einleitung: Liebe (wie) im Fernsehen 1. Sachverhalt und Fragestellung Menschen werden (und das ist eine wissensoziologische Grundüberzeugung) in eine sozial vorgegebene und vorstruktrierte Welt hineingeboren. Zu ihr gehören auch die jeweils erarbeiteten Medien und die jeweils historische Kultur (= Deutung der Welt, der Gesellschaft, und der eigenen Identität). Menschen eignen sich in einem sinnhaft strukturierten, lebenslangen Prozess die vorgefundene Ordnung an und ,konstruieren' sie dabei stets auf's Neue. Das ,Fernsehen' (in seiner ganzen Komplexität) ist Ergebnis von Kultur und wirkt auf vielfältige Weise auf diese zurück. Weder das neue Leitmedium ,Fernsehen' noch das von ihm Ausgesendete verpuffen spur- und wirkungs los, sondern Medium und Medieninhalte spielen im Verbund und mit Unter stützung anderer Medien bei der Gestaltung der Kultur einer Gesellschaft ei ne wichtige Rolle. Medien und Kultur verweisen in den letzten Jahren zu nehmend aufeinander: deuten, kommentieren, stützen und legitimieren sich wechselseitig. Mediennutzer eignen sich Medium wie Medieninhalte zwar durchaus ei genständig, doch keinesfalls beliebig an. Vermittelt wird der sinnhaft struktu rierte Aneignungsprozess dabei durch die jeweilige Kultur. Auf dem Feld der Kultur durchdringen und bedingen Medienwirkung und Medienaneignung einander. In einer unübersichtlich gewordenen Welt, in der jeder bei Strafe des Identitäts- und Orientierungsverlusts zum ,Sinn-, Identitäts- und Hand lungsbasteln' verpflichtet ist, nutzen Akteure zunehmend die (auch vom ,Fernsehen' gestaltete) Kultur der Szenen und Lebensstile zur Eigen- und Fremdorientierung. Wegen dieser prominenten Bedeutung der ,Fernsehkul tur', muss sowohl die ,Kultur des Fernsehens' als auch die ,durch das Fern sehen gestaltete Kultur' genauer betrachtet werden. Das gilt auch, wenn es darum geht, etwas scheinbar sehr Privates, nämlich die ,Liebe' oder genauer: Das Verhalten von Liebenden zu verstehen. Im westlichen Kulturraum ist seit ein paar Jahrhunderten die Vorstellung vorherrschend, dass eine bestimmte Art von ,Liebe' die zentrale Vorausset zung für das Zustandekommen von zwischengeschlechtlichen Paarbeziehun- 10 Zur programmatischen Idee der Reihe genist (vgl. Luhmann 1984, Sole 1979, Nave-Herz 1997). Unter ,Liebe' wird dabei ein innerer Zustand (ein Gefühl) der machtvollen Zugeneigtheit ver standen, der direkt nur vom Liebenden selbst wahrgenommen werden kann. Da ,Liebe' jedoch die Bedingung für die Eröffnung einer Paarbeziehung ist, muss das Vorhandensein von ,Liebe' für den geliebten Anderen zur Erschei nung gebracht werden - deshalb muss ,Liebe' dargestellt, für den Partner ,aufgeführt' werden (vgl. Fischer-Lichte 1995, Goffman 1983). Bei dieser Darstellungsarbeit benutzen die jeweiligen Gefühlsdarsteller Zeichen, Requi siten und Kostüme, die in der jeweiligen Gesellschaft den Ausdruck genau dieses Gefühls , bedeuten'. Indem Liebende also die kulturellen Praktiken der Liebesdarstellung aufgreifen und neu in Szene setzten, repräsentieren sie zu gleich auch das, was für eine bestimmte Gesellschaft als ,Liebe' und als Lie besausdruck gilt. Liebende zeigen also nicht nur einander an, welcher Art ih re ,Liebe' ist, sondern zugleich auch immer der Gesellschaft oder anders: In dem sie die Liebe dem geliebten Anderen präsentieren, repräsentieren sie diese auch. Liebende (re)präsentieren somit ,Liebe'. Liebende haben sich bei der In-Szene-Setzung ihrer Liebe stets (auch) der Medien bedient: Zum einen wurden Medien genutzt, um die Darstellun gen des Ausdrucks von ,Liebe' glaubhaft zu machen (Tränenspuren auf Brie fen, Fotografien mit Liebesgruß, Hauswände mit Liebesgeständnis); zum an deren wurden sie als Lernhilfen für korrekte und angemessene Darstellungen der Liebe gebraucht (erzählte Liebesgeschichten, Liebesromane, Liebesfilme) (vgl. Reichertz 1998). Seit Beginn der 90er Jahre verfügen Liebende nun mit verschiedenen, meist von der Firma Endemol produzierten Fernsehsendungen wie Nur die Liebe zählt und Traumhochzeit über die Möglichkeit, das Medi-· um ,Fernsehen' in der Rolle des Zuschauers als Inspirationsquelle wie auch in der Rolle des Kandidaten als Bühne der glaubhaften Inszenierung und des Vollzuges von Liebespassagen zu nutzen (vgl. Reichertz 2000). Erstmalig lassen sich (aus wissenschaftlicher Sicht) auf diese Weise die Praktiken der Liebesdarstellung und des Vollzuges von Beziehungspassagen, wie sie von Alltagsakteuren gebraucht werden, unproblematisch in ihrem Vollzug beobachten und untersuchen. Die in unserem Kulturraum (immer öfter) gebrauchten Formen der medialen Inszenierung von Liebe können also aufgezeichnet, fixiert und damit einer wissenschaftlichen Analyse zugeführt werden. Gleichzeitig ist jedoch anzunehmen, dass diese grundsätzliche und von allen Akteuren gewusste Beobachtbarkeit der Darstellung von Liebe von vornherein Einfluss nehmen wird auf die Beschaffenheit der Inszenierung. Menschen, die zu zweit allein sind, und wissen, dass sie dabei von Zuschau ern beobachtet werden, reagieren auf den beobachtenden Blick der Zuschauer - so die Ausgangsüberlegung - mit einer weiteren Inszenierung: Sie inszenie ren die Inszenierung ihrer Handlung oder wenn man so will: Sie theatralisie ren ihre Liebesdarstellung. Denn ihre Darstellung muss so beschaffen sein,

Description:
Im westlichen Kulturraum ist seit ein paar Jahrhunderten die Vorstellung vorherrschend, dass eine bestimmte Form von "Liebe" die zentrale Voraussetzung zur Stiftung von zwischengeschlechtlichen Paarbeziehungen ist. Da "Liebe" jedoch ein innerer Zustand (Gefühl) der machtvollen Zugeneigtheit ist, de
See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.