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Liebe und Person: Max Schelers Versuch Eines „Phänomenologischen” Personalismus PDF

275 Pages·1976·11.181 MB·German
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LIEBE UND PERSON MAX SCHELERS VERSUCH EINES .. PHÄNOMENOLOGISCHEN" PERSONALISMUS HEINZ LEONARDY LIEBE UND PERSON MAX SCHELERS VERSUCH EINES "PHÄNOMENOLOGISCHEN" PERSONALISMUS 11 MARTINUS NIJHOFF I THE HAGUE I 1976 © 1976 by Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands. All rights reserved, including the right to translate or to reproduce this book or parts thereof in any form. ISBN-13: 978-90-247-1796-5 e-ISBN-13: 978-94-010-1376-5 DOI: 10.1007/978-94-010-13 76-5 INHALTSÜBERSICHT EINLEITUNG 1. Der Autor und sein Werk 2. Das Problem der Quellen in Schelers Philosophie 11 a. Scheler und Husserl 11 b. Andere Quellen 17 3. Die neuere Scheler-Forschung 19 4. Das Zentralproblem der Schelerschen Philosophie 23 5. Die Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung 25 6. Schelers Schriften und die bestehenden Bibliographien 30 KAPITEL I : SCHELER ALS PHÄNOMENOLOGE. EINE ALLGEMEINE EINFÜHRUNG IN SEINE "EINSTELLUNG" 35 1. Die Phänomenologie Edmund Husserls 37 2. Max Schelers "eigener Weg" in der Phänomenologie 41 a. Die phänomenologische Erfahrung 43 b. Die phänomenologische Reduktion 47 c. Das Realitätsmoment 52 d. Die Trennbarkeit von Dasein und Sosein in der Erkenntnis 55 e. Die Phänomenologie des emotionalen Lebens und die phäno- menologische Erkenntnis 58 f. Die phänomenologische Haltung 63 g. Schelers Phänomenologie als Ontologie 65 KAPITEL 11 : DIE LIEBE 69 1. Phänomenologische Bestimmungen der Liebe 72 2. Die Liebe als wertentdeckende Bewegung. Das Verhältnis der Liebe zur Wertewelt 76 VI INHALTSÜBERSICHT a. Die schöpferische Bedeutung der Liebe 79 b. Wann ist Liebe ein sittlich wertvoller Akt? 82 3. Liebe und Mitgefühl 85 4. Liebe und Trieb 91 5. Liebe und Erkenntnis. - Die Liebe als nicht-intellektuelle Grund- potenz 94 6. Die Liebesarten 103 7. Die christliche Liebe 108 KAPITEL III : DIE PERSON 115 1. Die Wesensdefinition der Person 126 2. Die Person als Aktsubstanz 134 3. Die Aktsubstanz als ordo amoris 143 4. Die Individualität bzw. die Individualisierung der Person 150 5. Person und Freiheit 156 6. Das anschauende und das wertende Verhältnis des personalen Geistes zur Welt. Person und Wahrheit - Person und Wert 167 7. Die Personerkenntnis im liebegeleiteten Verstehen und im Mitvollzug 177 8. Die Person als Gottsucher 186 KAPITEL IV : SCHELERS ETHISCHER PERSONALISMUS 194 1. Allgemeine Überlegungen 194 a. Herausragende Aspekte des Schelerschen Personalismus 194 b. Personalismus - Philosophie oder Nicht-Philosophie? 198 c. Schelers Personalismus und das Husserlsche Ideal der Philosophie als strenger Wissenschaft 200 d. Systemlosigkeit? 204 e. Zu Schelers Personlehre 206 2. Der Dualismus in Schelers Philosophie der Person und seine Ausweitung auf die metaphysische und religionsphilosophische Ebene 217 3. Schelers Personalismus als Solidarismus 233 ZUSAMMENFASSENDE SCHLUßFOLGERUNGEN 250 BIBLIOGRAPHIE 261 VORWORT Die hundertste Wiederkehr des Geburtstages Max Schelers war im Jahre 1974 der Anlaß zu zahlreichen Gelegenheitsveröffentlichungen, die jedoch wahrscheinlich lediglich als ein kurzes Auffiammen des Interesses an der Philosophie dieses Denkers eingeschätzt werden dürfen. Sowohl die Reichhaltigkeit wie die Vielseitigkeit seines Werkes dürfte der vornehmlichste Grund für die Tatsache sein, daß nur wenige Denker und um Darstellung bzw. Interpretation bemühte Forscher sich ein gehend und umfassend mit Schelers Philosophie befaßt haben. Hinzu kommt die Unvollendetheit dieses Schaffens, die einerseits auf seinen frühen Tod zurückzuführen ist, die andererseits aber wesentlich in der Eigenart seines Philosophierens verankert ist. Es besteht jedoch die berechtigte Hoffnung, daß die Herausgabe des unveröffentlichten Nach lasses diese Unvollendetheit zwar nicht aufheben, sie aber in ihren Grenzen präziser als bisher möglich umreißen wird, und dies insbeson dere in bezug auf die von ihm geplante Metaphysik und Anthropologie. Vorliegender Arbeit lag der Versuch zugrunde, zwei der wesentlich sten Grundpfeiler dieser Philosophie freizulegen und somit zur Ausar beitung der diesem Denken "noch fehlenden architektonischen Ordnung" beizutragen. Abgesehen von einigen geringfügigen Änderungen für den Druck wurde diese Arbeit im Juni 1974 von der Philosophischen Fakultät der Universite Catholique de Louvain als Doktoratsthese angenommen. Für die Ausarbeitung dieser Dissertation steht der Autor in tiefster Dankesschuld vor allem bei seinem Promotor, Herrn Professor Dr. Jacques Etienne, der ihn mit wissenschaftlichem Rat, philosophischer Weitsichtigkeit und persönlicher Anteilnahme fortdauernd begleitet hat. Sein Dank gilt auch Herrn Professor Dr. Jacques Taminiaux und dem inzwischen verstorbenen Professor Dr. H. L. Van Breda, Direktor des Husserl-Archivs, sowie seinem Nachfolger, Herrn Professor Dr. S. IJsseling, für die Einführung in die phänomenologische Bewegung und in die phänomenologische Welt. Ebenso ist er dem Institut Superieur de Philosophie zu großem Dank verpflichtet, wie auch dem Verlage Martinus Nijhoff für sein Entgegenkommen mit Bezug auf die Druckle gung. Löwen (Belgien), im Dezember 1975 EINLEITUNG 1. Der Autor und sein Werk Versucht man, den heute weitverbreiteten Vergleich zwischen Philo sophie - der Geschichte der Philosophie in ihrer Gesamtheit wie auch jeder einzelnen Philosophie - und einem Weg auf die Philosophie Max Schelers anzuwenden, ist man wohl kaum geneigt, sie mit dem Meßkirchner Feldweg zu· vergleichen, vielleicht schon eher mit einem der "Holzwege", die "meist verwachsen jäh im Unbegangenen aufhören"; wahrscheinlich aber ist der aufschlußreichste Vergleich derjenige der Schelerschen Philosophie mit jenen Kölner Straßen, von denen Heinrich Böll in seiner Erzählung "Entfernung von der Truppe" sagt, daß Nietz sche hier scheiterte, Scheler aber gedieh, in die Nietzsche hineingeraten, in denen der späte Scheler aber ganz zu Hause war Dieser Vergleich 1. zielt einerseits auf die Herausstreichung der außerordentlichen Viel wegigkeit bzw. Vielseitigkeit dieser Philosophie: und hier sei an erster Stelle erwähnt die fast alle Gebiete der Philosophie umfassende Reich haltigkeit der Thematik, die sich von der - bisher nicht veröffentlich ten - Logik über die Erkenntnistheorie, Ethik, Anthropologie, Wissens soziologie, Metaphysik bis hin zur Religionsphilosophie erstreckt (wobei die außerphilosophischen Schriften wie z.B. seine Kriegsbücher und seine kulturpolitischen Werke noch hinzukommen); zweitens sei hiermit angesprochen die Vielseitigkeit der Methode: wird Scheler allgemeinverbreitet der phänomenologischen Bewegung zugeordnet, so heißt dies jedoch nicht, daß er sich nur an diese Methode bzw. Ein stellung gehalten hat; er überschritt die Grenzen dieser Einstellung, 1 Vgl. BÖLL Heinrich, Als der Krieg ausbrach. Erzählungen I (DTV 399), München, 1965, S. 209 und S. 212. In einer späteren Ausgabe dieser Erzählung finden wir den Namen Scheler durch "ein späterer Philosoph" ersetzt. 2 EINLEITUNG sobald er glaubte, daß diese Einstellung dem von ihm behandelten Thema nicht gerecht werden könne (die vorliegende Arbeit kann in dieser Hinsicht als Beispiel dienen). Sowohl sein Arbeitsfeld wie seine Arbeitsweise gingen in alle Richtungen. Dies hat zur Folge, daß wir bei Scheler auch eine Vielfalt von Darstellungsarten vorfinden : einmal die typische Ausdrucksweise des akademischen Philosophen, womit die auf Schönheiten der Sprache verzichtende subtile Wirklichkeits oder Begriffsanalyse gemeint ist; zum anderen die vom gehobenen Journalismus nicht weit entfernte Darstellungsart der mit dem Tages geschehen eng verbundenen und für das breite Publikum bestimmten Schriften und Vorträge; und dazwischen Manifestationen eines Stils, der durch Glanz. und Pathos das Gewicht der denkerischen Leistung zu unterstreichen sucht und doch große philosophische Zusammenhänge zum Ausdruck bringt 2. Andererseits soll dieser Vergleich eine gewisse Mittelpunkt- und Richtungslosigkeit ausdrücken, die aber stets begleitet ist von einem starken Hang zur Hierarschisierung, vom Willen, Ordnung in das Chaos der Welt und des Geistes zu bringen. Und dies führt uns notwendiger weise zu der Persönlichkeit Max Schelers, denn wie bei wohl kaum einem anderen Denker sind Leben und Werk auf solch innige Weise verbunden, und wir wagen sogar die Behauptung, daß dem Forscher, der sich nicht mehr oder weniger intensiv mit Schelers Leben befaßt hat, das volle Verständnis der Schelerschen Gesamtlehre nie gelingen wird. Der Interpret muß mit diesem Leben Rechnung tragen, will er nicht die diesen Schriften inhärente Leidenschaft und geistige Quellkraft verlieren. Denn Scheler war viel mehr geistiger Entdecker als systemati scher Forscher: der Ausgangspunkt seines denkerischen Lebens war weder das cartesianische Dubitare noch das kantische Cogitare, sondern das Thaumazein, das Staunen darüber, "daß überhaupt etwas ist und nicht lieber nichts". Bezeichnend in dieser Hinsicht ist schon sein Stil, diese klar und einfach beginnenden, dann meist aber sich immer mehr anfüllenden und schließlich überfüllten Sätze, worin sich sein Gedanken gang, d.h. die immer neu aufblitzenden Präzisionen, Nuancen und die zusätzlich auftretenden Einfälle, treffend spiegelt. Schelers eigentümlich geistige Kraft beruht eben nicht auf der hartnäckigen Durchführung eines wesentlichen Gedankens, sondern auf der Weite seiner reichbegab ten Person. Diesem sinnlich ständig suchenden Menschen, der den I Vgl. KANTHACK Katharina, Max Scheler. Zur Krisis der Ehrfurcht, BerIin Hannover, 1948, S. 27. EINLEITUNG 3 Nöten seiner zerrütteten Zeit engstens verbunden war, entspricht ein geistiges rastloses Unterwegssein, Empfänglich- und Beeindrucktsein, das nie zur Ruhe kommt. Und deshalb irren sich wahrscheinlich dieje nigen Forscher, die den "echten" Scheler in einer bestimmten Lehre oder einer bestimmten Periode fixieren wollen; seine Echtheit liegt eben in dieser "unbodenständigen Aufgeschlossenheit für das Problematische im modernen Dasein" Aber auch hier genau liegt unserer Ansicht 3. - nach das Faszinierende, das unser Interesse fesselnde und mitreißende Element der Schelerschen Philosophie, von der Ricoeur sagt, daß sie für ihn "la grande tentation" darstelle. Verblüffende Plastizität und übergewöhnliche Aufnahmefähigkeit charakterisieren dieses Werk, gepaart mit einem ständigen Suchen nach Ordnung : aller Fanatismus, der alle Werte einem einzigen opfern will, und aller Relativismus, der alle Werte auf die gleiche Stufe stellen will, werden strikt verworfen. Sowohl im Menschen wie im Werk stehen sich bei Scheler fortlaufend gegenüber das apollonische und das dionysische Moment : der Geist ver sucht, wenn auch nicht immer mit Erfolg, die außergewöhnliche emo tionale Erlebnisfahigkeit einer stark vitalgefärbten und für alles Geschehen und Geschriebene offene Natur in ihre Schranken zu verweisen, was für den Philosophen bedeutet, daß er sie zu transzendieren versucht. Interessant in dieser Hinsicht erscheint uns die Charakterisierung Schelers als des größten "animal philosophieum", als der "bestia cupidissima rerum novarum" Diese unbeschränkte Rezeptionsfähigkeit, die aber 4. keinesfalls als Eklektismus angesehen werden darf, diese Feinfühligkeit für alle Zustände des menschlichen Lebens, führt aber mit sich, daß für Scheler der Wille zur Systematisierung und die kritische Überprüfung der auf diese Weise gewonnenen Auffassungen erst an die zweite Stelle treten, obwohl er immer wieder nach einem Zusammenführen der beiden seine Persönlichkeit bewegenden Pole gesucht hat: zwischen dem kon kreten, dem Zeitgeist eng verbundenen Leben und dem dieses Leben immer wieder zu transzendieren suchenden ewigen Logos. Angesprochen sei innerhalb dieses Vergleiches auch noch anekdotisch der überlieferte Schelersche Vergleich seiner Philosophie mit einem Wegweiser, der die Spannung zwischen diesen beiden Polen und die Spannung zwischen seinem Leben und seinem Werk unserer Ansicht 8 LÖWITH Karl, Max Seheler und das Problem einer philosophischen Anthropologie, in Theologische Rundschau N.F. 7 (1935), S. 352. 4 HElNEMANN Fritz, Neue Wege der Philosophie. Geist - Leben - Existenz. Eine Einführung in die Philosophie der Gegenwart, Leipzig, 1929, S. 349-350. 4 EINLEITUNG nach zutreffend wiederspiegelt : als Wegweiser für das geistige Werden der Menschen wollte er sich verstanden wissen, als Wegweiser aber, der selbst nicht dahin geht, wohin er zeigt. Infolge der engen Verknüpfheit von Schelers Leben und Werk scheint es uns unumgänglich, am Anfang dieser Arbeit kurz auf Schelers Lebens lauf einzugehen. Dies ausführlich zu tun scheint uns nicht vonnöten, da jeder Scheler-Forscher mit dem dieses Thema eingehend behandelnden Werk von J.R. Staude vertraut sein dürfte, das vom biographischen 5 Standpunkt die bisher beste Übersicht bietet. Als Sohn einer jüdischen Mutter und eines kurz vorher mit seiner Frau aus Erfurt ausgewanderten protestantischen ehemaligen preußi schen Gebietsverwalters wurde Max Scheler am 22. August 18746 zu München geboren. Trotz der Versuche seiner Mutter und seines Onkels, ihn im jüdischen Glauben zu erziehen, wechselte er schon im Alter von 14 Jahren zum katholischen Glauben über, und von diesem Zeitpunkt an wird sein Verhältnis zum Katholizismus verschiedene Stadien durch laufen, zwischen Annäherung, Entfernung, abermaliger Annäherung und endgültiger (?) Entfernung schwankend; dieses Verhältnis darf als kennzeichnend für eine gewisse Unbeständigkeit Schelers angesehen werden und wird auch nicht ohne Einfluß auf seine Lehre sein, wie sich später zeigen wird. Nach Abschluß des humanistischen Gymnasiums begann er 1893 sein Hochschulstudium an der medizinischen Fakultät der Universität München, wo sein Privatleben ihm aber nur wenig Zeit fürs Studium ließ. Denn in diese Zeit fällt seine Bekanntschaft mit Amelie von Dewitz, der er in 1894 nach Berlin folgen und die er dort heiraten wird. Schelers Verhältnis zu Frauen muß als ein weiterer wichtiger Faktor in seinem Leben angesehen werden, da sie seine akademische Karriere teilweise mitbeeinflußt haben und Spannungen in seinem Leben verursacht haben, die in seinem Werk ihren Niederschlag finden. In Berlin studierte 5 STAUDE John Raphael, Max Scheler 1874-1924. An 1ntellectual Portrait, New York - London, 1967. 6 Die hiervon abweichenden Angaben über Schelers Geburtsjahr dürfen zweifellos als falsch angesehen werden, so z.B. ÜBERWEG Friedrich, Grundriß der Geschichte der Philosophie. IV. Teil: Die deutsche Philosophie des 19. Jahrhunderts und der Gegen wart, 12. Aufi., BerIin, 1923, der aufS. 319 das Jahr 1875 angibt, sowie EISLER Rudolf, Philosophen-Lexikon. Leben, Werke und Lehren der Denker, Berlin, 1912, der 1871 vermerkt (S. 625). Auch Schelers eigene Angabe - 1873 - im "Lebensabriß" zu seiner Dissertation "Beiträge zur Feststellung der Beziehungen zwischen den logischen und ethischen Prinzipien" (S. 142) muß als Druckfehler angesehen werden, der in der Neuausgabe dieser Schrift in Frühe Schriften, S. 160 verbessert worden ist.

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