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Liberalismus: Theorien des Liberalismus und Radikalismus im Zeitalter der Ideologien 1789-1945 PDF

324 Pages·2013·1.366 MB·German
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Liberalismus Klaus von Beyme Liberalismus Theorien des Liberalismus und Radikalismus im Zeitalter der Ideologien 1789-1945 Klaus von Beyme Heidelberg, Deutschland ISBN 978-3-658-03052-0 ISBN 978-3-658-03053-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-03053-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Lektorat: Verena Metzger, Monika Mülhausen Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Vorwort Dieses Werk in drei Bänden ist eine überarbeitete und in der Literaturauswer- tung „up to date“ gebrachte Fassung des Buches „Politische Theorien im Zeitalter der Ideologien. 1789 – 1945“ (2002). Die Systematik ist nicht mehr nach den sechs wichtigsten Ländern in Europa ausgerichtet, welche politische Theorien hervor- brachten, sondern wurde auf die drei großen Strömungen der politischen Ideo- logie umgestellt und stärker zu der Entwicklung der Parteien in Europa in Bezie- hung gesetzt. Vor allem der russische Teil wurde auf die bekanntesten Theorien reduziert, zumal eine Monographie des Autors zu diesem Thema von 2001 vorliegt. Ich danke dem Verlag „Springer VS“ und vor allem Frau Verena Metzger für die umsichtige Betreuung des Projekts. Heidelberg, Mai 2013 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 I. Einleitung: Geschichte der politischen Theorien im Zeitalter der Ideologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1 Sozialgeschichte der politischen Theorien . . . . . . . . . . . . . 9 2 Determinanten der Entwicklung politischer Theorien . . . . . . . . 16 3 Der Wandel der politischen Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . 25 4 Konvergenzen und Divergenzen der politischen Theorieproduktion im Zeitalter der Ideologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5 Ideologie und Parteiungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 II. Liberale Theorie im Zeitalter der Französischen Revolution . . . 45 1 Das Zeitalter der Revolution und die Entzweiung des politischen Denkens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2 Liberalismus als politische Theorie und Ideologie . . . . . . . . . . 54 3 Liberale politische Theorien in Frankreich der Revolutionszeit: Condorcet, Sieyès . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4 Britischer Radikalismus in der Zeit der französischen Revolution: Paine, Pristley, Wollstonecraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 5 Deutscher Liberalismus und Jakobinismus in der Zeit der französischen Revolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 III. Der konstitutionelle Liberalismus . . . . . . . . . . . . . . . . 127 1 Der konstitutionelle Liberalismus in Frankeich: Benjamin Constant de Rebeque (1767 – 1830), Germaine de Staël-Holstein, die „Doctrinaires“, der liberale Katholizismus von Lamennais . . . . 127 8 Inhalt 2 Der utilitarische Radikalismus in Großbritannien: Bentham, John Stuart Mill . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 3 Konstitutioneller Liberalismus in Deutschland: von Rotteck bis Mohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 4 Liberal-Konservatismus in der zweiten revolutionären Welle in Frankreich um 1848: Tocqueville . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 5 Radikalismus und Liberalismus im italienischen Risorgimento und ihre Vorgeschichte: von Romagnosi bis Mazzini und Cavour . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 IV. Politisierte Wissenschaft und wissenschaftliche Politiktheorie im liberalen Denken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 1 Großbritannien: Von Spencer bis Hobhouse . . . . . . . . . . . . . 225 2 Frankreich: Liberalismus in Opposition zum 2. Empire und im Dienst der 3. Republik von Montalembert bis Durkheim . . . 232 3 Liberalismus und Nationalismus in Deutschland: Friedrich Naumann, Max Weber, Karl Jaspers . . . . . . . . . . . . 245 4 Elitärer Liberalismus in der Krise des Parlamentarismus in Italien: Mosca, Croce . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 5 Der kurze Radikalismus der Generation von 1898 in Spanien und ihre Vorgeschichte: Argüelles bis Ortega y Gasset . . . . . . . 294 V. Liberales Denken und liberale Parteien . . . . . . . . . . . . . 319 1 Zur Begriffsgeschichte des Liberalismus . . . . . . . . . . . . . . 319 2 Liberale Theoretiker in ihrem Einfluss auf die politische Szene europäischer Nationalstaaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 3 Parteibezeichnungen im liberalen Lager und die „Liberale Internationale“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324 I. Einleitung: Geschichte der politischen Theorien im Zeitalter der Ideologien 1 Sozialgeschichte der politischen Theorien Die Politikwissenschaft ist die einzige Sozialwissenschaft, in der die Geschichte vergangener Theorien eine besondere Rolle spielt. „Dogmengeschichte“ in der Ökonomie wurde dagegen zum Nebenfach für „Märchenklausuren“ – neben dem harten Geschäft der quantifizierenden Ökonomie. Der Bedeutungsverlust der Theoriegeschichte auch in der Geschichtswissenschaft, der von der Wendung zur Sozialgeschichte gefördert worden ist, wurde durch immer neue Theoriemoden auszugleichen versucht: „thus fashions come and go“ (Elton 1991: 12). Semantische und kulturalistische Wenden folgten dem Schlachtruf für eine „Sozialgeschichte der politischen Ideen“. Soweit dieser neomarxistisch angehaucht war, hat er viel- fach einen ökonomischen Determinismus unterstellt und Theorien als Ausdruck ökonomischer Interessen gedeutet. Gegen diese Kurzschlüssigkeit hat die Cam- bridge-Schule mit Recht Front gemacht. Die Begriffsgeschichte wurde zu einem spezifisch deutschen Sondergebiet (Koselleck 1989, Lehmann/Richter 1996). Frankreich hat eine Sonderform der se- mantischen Forschungsrichtung entwickelt (R. Reichardt/E. Schmitt 1985). Ein- flussreich aber wenig greifbar blieben die apokryphen „im Nebel liegenden Wis- senslandschaften“ bei Foucault (Lottes 1996: 43), die eine ganze Industrie zur Umschreibung der bisherigen Theoriegeschichte hervorbrachte. Foucaults (1993: 197) „Archäologie des Wissens“ war mit seinen Studien über Gefängnisse oder über Geisteskrankheit als überspitzte Antithese zur herkömmlichen Theoriege- schichte gedacht. Greifbarer war nach der kulturalistischen Wende in der Post- moderne der französische Beitrag, der sich der „Kulturgeschichte des Sozialen“ zuwandte. Lesepraktiken und Massenkonsum von Büchern haben die Theorie- K. von Beyme, Liberalismus, DOI 10.1007/978-3-658-03053-7_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 10 Einleitung geschichte verändert (Chartier 1995, Gilcher-Holtey 2001) und auf die politische Theorie zurückgewirkt. Soziale und politische Bedingungen von „Bestsellern“ wurden zum wichtigen Datum in der Theoriegeschichte. Über die Konstituierung eines Meinungsklimas verändern Bücher die Politik (Darnton 1995: 169 ff). Die Cambridge-Schule in England hat vor allem anhand der Frühmoderne mit John G. A. Pocock und Quentin Skinner eine neue Orthodoxie eingeleitet. Der Überdruss mit abgehobenen ideologischen Höhenwanderungen in der Theorie- geschichte führte zu einer Suche nach der Verbindung von Theorien und poli- tischem Handeln der sozialen Gemeinschaft. Beide waren durch eine politische Sprache verbunden (Rosa 1994: 199). Der politische Kontext wurde wieder stär- ker betont. Man wandte sich ab von den „ewigen Texten“ im „Lagerhaus der po- litischen Probleme“, die von der älteren Theoriegeschichte betont wurde (vgl. Kristeller 1946: 364, v. Beyme 1969: 50). Diese ältere Ansicht und die neuere diskurstheoretische Konzeption sind sich wenigstens in einem einig: es gibt keinen unilinearen Fortschritt des politischen Denkens, der Theorien ein für alle Male überholt erscheinen lässt. Unterschiedlich sind beide Konzeptionen jedoch in der Stellung zur Geschlossenheit von Theorie- systemen. Neuere Diskurssysteme werden nicht mehr als abstrakte geschlossene Systeme angesehen, sondern als Deutungen, die auf politisches Handeln gerichtet waren. Der Kuhnsche Paradigmen-Begriff begann sich auf den Theoriewandel zu beziehen (Wolin 1980). Paradigmatische Begriffssysteme sind von Skinner auch als „Ideologien“ bezeichnet worden. Theorien konstituieren und legitimieren soziale Gemeinschaften. Der Verste- hens-Ansatz der älteren Theoriegeschichte, etwa bei Collingwood, entwickelte sich auf der Basis von Wittgensteins philosophischen Untersuchungen weiter (Tully/Skinner 1988: 8). Wittgenstein (1984, § 23) hatte den Begriff „Sprachspiel“ lanciert, um zu demonstrieren, dass das Sprechen ein Teil einer Lebensform dar- stellt. „Worte sind Taten“ lautete Wittgensteins Message. Im Gegensatz zu Haber- mas wird kein normativer Ansatz gesucht, der erklärt, was politisch „wahr und gerecht“ ist. Es geht dem Historiker eher darum zu zeigen, „was gilt als wahr und recht“ im jeweiligen historischen Kontext (Tully 1988: 20). Die deutsche Begriffsgeschichte hatte die Entwicklung der Konzepte als rela- tiv unabhängig vom Meinen der anderen Akteure konzipiert (Hampsher-Monk u. a. 1998: 5). Das änderte sich im kontextuellen Ansatz. In Verbindung mit der These von der Entwicklung in Sprüngen durch Paradigmenwandel statt durch in- krementale Schritte, bedeutete dies, dass die politischen Theorien in normalen Phasen sich überwiegend auf die Rechtfertigung und Erklärung bestehender Ord- nungen beschränken. In Umbruchszeiten aber kommt es zur theoretischen Re- volution. Der Wechsel zu einem alternativen Paradigma des Denkens lässt sich nicht mehr aus kumulativen Einzelschritten erklären. Namiers Analyse von Par- Sozialgeschichte der politischen Theorien 11 teien und Parlamenten in Großbritannien hatte die politischen Theorien nur als ex-post-facto-Rechtfertigungen für handfeste Interessen aufgefasst. Die negative Bewertung von Ideologien, die im pragmatischen England tiefer verankert war als auf dem Kontinent, fand so ihren Ausdruck. Das änderte sich in der Cam- bridge-Schule. Auf der Basis der Unterscheidung von Dimensionen der Sprechakte werden in zwei Schritten die Wortbedeutung des Textes rekonstruiert und die Absich- ten, die der Theoretiker mit seinem Text verfolgt, entschlüsselt. Die neue „exakte“ Methode der Entschlüsselung von Absichten eines Theoretikers verhinderte nicht erbitterte Kämpfe um den richtigen Zugang. Die Cambridge-Schule warf vor al- lem den Politikwissenschaftlern vor, die sich mit Theoriegeschichte noch befass- ten, die klassischen Texte „eindimensional“ gelesen zu haben. Die Intentionen der Autoren wurden von der Skinner-Schule gewissenhaft rekonstruiert. Die Inten- tionen der kritisierten Kollegen hingegen „eindimensional“ missdeutet. Viele Er- wähnungen klassischer Texte in der zeitgenössischen Theorie der Politik waren gar nicht auf methodisches Studium der Theorie gerichtet. Sie benutzten Versatz- stücke von klassischen Autoren, um den Reflexionsprozess der Gegenwart voran- zutreiben. Nicht historische Kontexte werden beachtet, sondern zeitlose Abstrak- tionen in historischer Analogie geboten (Minogue in: Tully 1988: 179; Hellmuth/ von Ehrenstein 2001: 161). Die Konzeption der Ideengeschichte als „Lagerhaus politischer Probleme“ ist vor allem in der politischen Philosophie nicht ausgestorben. Je mehr ein Wissen- schaftler sich als politischer Philosoph und je weniger er sich als politischer Histo- riker fühlte, umso stärker war dieser für die Cambridge-Schule „a-historische“ Umgang mit Texten ausgeprägt. Und dennoch ist er legitim, selbst wenn man die historische Botschaft Kosellecks (1989) internalisiert hat, dass der Gemeinspruch „historia magistra vitae“ nicht mehr zu halten ist. Wenn jeder außerhistorische Gebrauch der Theorien verboten ist, würde eine „Beerdigung der Theorien“ in ih- rer Zeit durch einen „unreflected antiquarianism“ propagiert (Gunnell 1979: 126; Warrender 1979: 939). Der Kontextualismus wurde zur konstruktivistischen Obsession. Sprach- liche Analogien wurden vielfach zum Abbild der realen Prozesse aufgebauscht. Es ist kein Zufall, dass die frühe Neuzeit das Substrat der Cambridge-Schule bei Pocock und Skinner war. Das sprachliche Umfeld der älteren politischen Theo- rien war schwerer zu rekonstruieren als bei den Theorien des 19. Jahrhunderts. Die Cambridge-School hat den zu Metasprachen verdichteten Konstrukten – wie dem „civic humanism“ bei Pocock (1993: 33 ff) – eine Kohärenz verliehen, die sie nie besessen haben (Lottes 1996: 164). Wo ein Autor wie Hobbes „more geome- trico“ vorzugehen behauptet, ist die Kohärenz jedoch noch größer als bei weni- ger methodenbewussten Autoren. Letztere aber überwiegen bei weitem in einem

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