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Lexikon des Holocaust PDF

264 Pages·2002·12.497 MB·German
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Lexikon des Holocaust Herausgegeben von Wolfgang Benz ^>ec*t reihe tí Dieses Lexikon zum Völkermord an den Juden soll auf knappem Raum präzise Informationen über die wichtigsten Ereignisse, Begriffe, Institu­ tionen, Lager, Ghettos und Mordstätten wie auch über wichtige Personen bieten. Es enthält neben fast 200 Sachartikeln mehr als 200 Kurzbiogra­ phien. Neben begriffsgeschichtlichen Stichworten wie Antisemitismus, Judenfrage, Holocaust, Shoah, Endlösung der Judenfrage stehen ereig­ nisbezogene Artikel (wie zum Beispiel Aktion Erntefest, Evian, Novem­ berpogrome, Wannsee-Konferenz) und Beiträge über alle wichtigen Kon- zentrations- und Vernichtungslager, Ghettos und Orte von Massakern wie Babij Jar, Jasenovac oder Jedwabne. Darüber hinaus bietet das Le­ xikon Hintergrundartikel zu komplexen Themen wie etwa Generalplan Ost, Jüdischer Widerstand oder Rettung. Die Verfasser sind ausgewiese­ ne Experten und international renommierte Historiker, die den aktuellen Stand der Forschung berücksichtigen und bei den größeren Artikeln auch auf weiterführende Literatur hinweisen. Wolfgang Benz ist Professor für Antisemitismusforschung an der Tech­ nischen Universität Berlin. Er hat zahlreiche Werke zur Geschichte des «Dritten Reiches» und der Judenverfolgung vorgelegt, darunter Die Ju­ den in Deutschland (Hrsg., 4i996), Der Holocaust (52ooi) und Ge­ schichte des Dritten Reiches (2000). Inhalt Vorbemerkung Seite 7 Artikel Seite 9 Anhang Seite 263 Vorbemerkung Die Notwendigkeit eines Lexikons zum Völkermord an den Juden bedarf wohl kaum der Begründung. Dem Bedürfnis, auf knappem Raum präzise Informationen über die wichtigsten Ereignisse, Begriffe, Institutionen, Lager, Ghettos und Mordstätten wie auch über wichtige Personen - Täter, Opfer, Beteiligte - zu finden, soll mit fast 200 Sachartikeln und etwas mehr als 200 Kurzbiographien entsprochen werden. Die Verfasser sind ausgewiesene Experten und international renommierte Historiker, sie geben Auskunft auf dem aktuellen Stand der Forschung und verwei­ sen in allen größeren Artikeln auf grundlegende und weiterführende Literatur. Die Artikel informieren in unterschiedlicher Dichte und auf mehreren Ebenen. Neben begriffsgeschichtlichen Stichworten wie Anti­ semitismus, Judenfrage, Holocaust, Shoah, Endlösung der Judenfrage stehen ereignisbezogene Lemmata (wie z. B. Aktion Erntefest, Evian, Kindertransporte, Novemberpogrome, Polenausweisung, Wannsee-Kon­ ferenz) und faktenorientierte Artikel über alle wichtigen Konzentrations­ und Vernichtungslager, Ghettos und Orte von Massakern wie Babij Jer, Jasenovac, Kamenez-Podolsk, Lodz oder Ponary. Einige Artikel bieten Hintergrundinformationen zu komplexen Inhalten (Generalplan Ost, Ghetto, Jüdischer Widerstand, Rettung), andere behandeln die Wir­ kungsgeschichte des Holocaust wie die Artikel über Film, Literatur, Nachkriegsprozesse, Wiedergutmachung. Die Artikel über Länder von Albanien bis Weißrussland und vom Generalgouvernement zum Protektorat Böhmen und Mähren widmen sich nicht nur den politisch definierten Territorien, die als Schauplätze des Holocaust von Bedeutung waren, sie schließen auch Staaten ein, die für die Emigration oder die Rettung von Juden eine wichtige Rolle spiel­ ten wie Schweden und die Schweiz, Spanien und Portugal, die USA und Palästina. Mit eigenen Artikeln sind darüber hinaus Regionen und Land­ schaften bedacht, die im historischen Geschehen des Holocaust in ir­ gendeiner Form besondere Beachtung verdienen: Backa, Bessarabien, Bu­ kowina, Mazedonien, Oberschlesien, Polesje, Serbien und Banat, Trans­ nistrien. Im Interesse der Lesbarkeit wurde in der Regel darauf verzichtet, Ter­ mini aus dem Jargon der Mörder in distanzierende Anführungszeichen zu setzen. Selbstverständlich haben sich Autoren, Redaktion und He­ Vorbemerkung 8 rausgeber deshalb die Begriffe aus dem Wörterbuch des Unmenschen nicht zu eigen gemacht. Stichworte wie Arisierung oder Judenfrage ste­ hen also ohne Anführungszeichen; zu wenigen Ausnahmen haben wir uns jedoch entschlossen, weil dabei Menschen und ihre Schicksale direkt angesprochen sind: so erscheinen beispielsweise «Mischlinge» nur in dieser Form. Zu danken ist Ingeborg Medaris, die das Projekt von Anfang an ko­ ordinierte, alle Zeit den Überblick behielt und das Manuskript technisch betreute. Die Redaktion lag in den Händen von Angelika Heider und Monika Schmidt, in der Endphase unterstützt von Christina Herkom­ men Wie viele Autoren arbeiten sie alle im Zentrum für Antisemitismus­ forschung der Technischen Universität Berlin. Mit einer einzigen Aus­ nahme (Albrecht Schmelt) sind alle biographischen Artikel des Lexikons von Karsten Krieger verfasst worden. Berlin, April 2002 Wolfgang Benz 9 Aktion Reinhardt Aktion Erntefest. Deckname für die Er­ strikts Ostgalizien (Lemberg) in das Ge­ schießung der Juden in den Lagern bei neralgouvernement wie des Bezirks Bia- Lublin. Nach dem Aufstand am lystok in die Provinz Ostpreußen wie 14. Oktober 1943 im Vernichtungs­ die Ghettoisierung (—» Ghetto) der an­ lager Sobibor erließ Heinrich sässigen oder dorthin geflüchteten Ju­ Himmler den Befehl, die Juden in den den zur Folge hatte, vermehrten sich Arbeitslagern des Distrikts Lublin zu seit Herbst 1941 im östlichen General­ ermorden. Die folgende A. am 3. und gouvernement die Anzeichen für eine 4. November 1943 betraf das -» Kon­ grundsätzliche Änderung der deutschen zentrationslager —» Majdanek und die Judenpolitik. Massentötungen in eigens Arbeitslager —»Trawniki und Ponia- eingerichteten Tötungsanlagen, wie sie towa sowie eine Reihe weiterer kleiner im Reich bei der sog. Euthanasie an Lager; die Arbeitslager wurden an­ Geisteskranken bereits erprobt wor­ schließend aufgelöst. An den Erschie­ den waren, sollten die willkürlichen ßungen nahmen unter der Leitung des örtlichen Erschießungen ablösen. SS- und Polizeiführers des Distrikts Lu­ Himmler beauftragte den SS- und Poli­ blin Jacob Sporrenberg mehrere Tau­ zeiführer im Distrikt Lublin Odilo Glo- send Angehörige der Waffen-SS (—»SS) bocnik mit der Leitung der als «Gehei­ und —» Polizei sowie des SD und eine me Reichssache» eingestuften «Juden­ SS-Einheit aus Auschwitz teil. In umsiedlung» im Generalgouverne­ Trawniki, wo sich auch Frauen und ment, die im Verlauf die Bezeichnung A. Kinder aus dem -» Warschauer Ghetto erhielt. (Die Bezeichnung wird entwe­ befanden, wurden 8000-10000 Men­ der auf den in der Startphase der A. ver­ schen erschossen; in Majdanek, wohin storbenen Reinhard Heydrich bezogen Insassen aus kleineren Lagern gebracht oder auf den Staatssekretär im Reichs­ worden waren, 17000-18000 und in finanzministerium Fritz Reinhardt, Poniatowa ca. 15000 Personen. Jüdi­ den Organisator des «Reinhardt-Pro­ sche Arbeitskommandos mussten die gramms» zur Ankurbelung der Wirt­ Leichen verbrennen, bevor sie selbst er­ schaft durch staatliche Darlehen. Das schossen wurden. Insgesamt wurden letztere liegt sowohl wegen der Finan­ bei der A. zwischen 42000 und 43 000 zierung wirtschaftlicher Vorhaben der Juden ermordet. SS im Generalgouvernement durch Markus Meckl Darlehen aus dem Reinhardt-Pro­ gramm wie wegen der Vereinnahmung Lit.: Helge Grabitz, Wolfgang Scheffler, Letzte Spuren. Ghetto Warschau - SS-Ar­ und Verwaltung der aus der A. zusam­ beitslager Trawniki - Aktion Erntefest, Ber­ mengeraubten und realisierten Geld­ lin 1988. - Dieter Pohl, Von der «Judenpo­ mittel auf einem Sonderkonto des litik» zum Judenmord. Der Distrikt Lublin Reichsfinanzministeriums nahe, ist des Generalgouvernements 1939-1944, aber konkret nicht nachweisbar. In den Frankfurt am Main u.a. 1993, S. 170-174. zeitgenössischen Akten finden sich bei­ de Lesarten, Reinhardt und Reinhard.) Aktion Reinhardt. Tarnbezeichnung Globocnik baute in Lublin eine Dienst­ für die Ermordung und Ausplünderung stelle (Abteilung Reinhardft]) auf und von Juden im -» Generalgouvernement. ließ ab Oktober 1941 eigene Häft­ Nach dem Einfall der deutschen Trup­ lingslager mit —» Gaskammern errich­ pen in die —» Sowjetunion, der sowohl ten (zunächst Belzec, dann -» Sobi­ die Eingliederung des polnischen Di­ bor und als letztes -» Treblinka), die Aktion Reinhardt io alle in abgelegenen Gegenden nahe der Sommer 1942 massiv vergrößerten alten deutsch-sowjetischen Demarka­ Gaskammern leitete. Die Leichen warf tionslinie lagen und über einen Bahnan­ man wegen des Fehlens von Kremato­ schluss verfügten. Die Kanzlei des Füh­ rien zunächst in Gruben. Um die Spuren rers stellte ihm Personal der —> Aktion restlos zu beseitigen, mussten jüdische T 4 zur Verfügung (1943:92 Personen), Arbeitskommandos sie später ausgra­ das die Vergasungen der Euthanasie ben und verbrennen (-* Enterdungsak- durchgeführt hatte. In den Ausbil­ tion). Die Gesamtzahl der in der A. er­ dungslagern —> Trawniki und —» mordeten Juden wird auf 1,75-2 Mil­ Majdanek/Lublin bildete die —» SS lionen geschätzt, nicht gerechnet die meist aus Ukrainern rekrutierte Wach- Toten aus Transporten, die noch 1944 und Hilfsmannschaften für die Ver­ im Rahmen der A. nach Auschwitz gin­ nichtungslager aus. Zur Lagerung der gen. den Opfern abgenommenen Gegen­ Offensichtlich war die A. von Himmler stände wurden die zum KZ Lublin ge­ von Beginn an auf eine totale «Verwer­ hörenden Hallen des «Alten Flugplat­ tung» der deportierten Juden angelegt. zes» hergerichtet. Mit der Räumung des Für die wenigen Arbeitsfähigen, die Lubliner Ghettos, dessen Insassen in sog. Arbeitsjuden, galt das Prinzip der Belzec vergast wurden, begann am Vernichtung durch Arbeit und ihnen 17. März 1942 die «Umsiedlungsak­ drohte als Zeugen der Tod; alle, auch tion». Im Mai 1942 setzten auch in den die nach der Selektion sofort Vergas­ anderen beiden Lagern die Tötungsak­ ten, wurden ihrer gesamten Habe be­ tionen ein. Anfang Juni, zwei Tage nach raubt, neben Kleidung und Gebrauchs­ dem Tod Heydrichs, lässt sich für Glo- gegenständen vor allem ihrer Wertsa­ bocniks Ausrottungsprogramm erst­ chen wie Geld, Edelmetalle, Edelsteine mals die Tarnbezeichnung A. nachwei­ und Schmuck. Den Gesamtwert des sen. Als erster Lagerkommandant von von der A. bis Ende 1943 zusammen­ Belzec fungierte der seit Sommer 1941 geraubten Guts gab Globocnik mit im Generalgouvernement einschlägig rund 180 Millionen RM an. Organisa­ tätige Inspekteur der deutschen Eutha­ torischer Ausdruck dieser Verwirt- nasieanlagen Christian Wirth (der «wil­ schaftlichung des Judenmords war die de Christian»), der im August 1942 Übernahme aller Konzentrations- und zum Inspekteur der Vernichtungslager Vernichtungslager durch das kurz vor der A. ernannt wurde. Himmler plante, Beginn der A. errichtete -» SS-Wirt­ die A. noch 1942 beenden zu können. schaftsverwaltungshauptamt unter Os­ Die Massenmorde in Sobibor und vor wald Pohl, dem Reichsbankpräsident allem Treblinka, wo auch «Zigeuner» Walther Funk und sein Vizepräsident Sinti und Roma) zu den Opfern ge­ Emil Puhl erlaubten, die Reichsbank hörten, gingen 1943 jedoch weiter, als «Waschanstalt» für die erheblichen denn inzwischen gehörten auch Juden Geld- und Devisenbeträge einschließ­ aus dem —> Deutschen Reich, Öster­ lich der Sparbücher der Opfer der A. reich, dem —> Protektorat Böhmen und und als Depot für deren sonstige Wert­ Mähren, der —> Slowakei, -» Frank­ gegenstände einschließlich ihrer ausge­ reich und den —> Niederlanden zu den brochenen Zahngoldplomben zu be­ Opfern der A. Getötet wurde in den La­ nutzen. Der Erlös aus allen Wertsachen gern der A. mit dem Kohlenmonoxid wurde vom Reichsfinanzministerium aus Motorabgasen, die man in die im auf dem fiktiven Konto «Max Heili­

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