Lexikon der Mathematik Band 4 Moo bis Sch Lexikon der Mathematik: Band 4 Guido Walz (Hrsg.) Lexikon der Mathematik: Band 4 Moo bis Sch 2. Auflage Herausgeber Guido Walz Mannheim, Deutschland ISBN 978-3-662-53499-1 ISBN 978-3-662-53500-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-53500-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail- lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Spektrum 1. Aufl.: © Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg 2002 2. Aufl.: © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Prof.Dr.PaulMolitor,Halle Dipl.-Inf.InesPeters,Berlin Dr.KlausPeters,Berlin Prof.Dr.GerhardPfister,Kaiserslautern Dipl.-Math.PeterPhilip,Berlin Dr.DieterRautenbach,Aachen Dipl.-Math.ThomasRichter,Berlin Prof.Dr.ThomasRießinger,Frankfurt Prof.Dr.HeinrichRommelfanger,Frankfurt Prof.Dr.RobertSchaback,Göttingen PDDr.MartinSchlichenmaier,Mannheim Dr.Karl-HeinzSchlote,Altenburg Dr.ChristianSchmidt,Berlin PDDr.habil.Hans-JürgenSchmidt,Potsdam V Dr.KarstenSchmidt,Berlin Prof.Dr.UweSchöning,Ulm Dr.GünterSchumacher,Karlsruhe PDDr.RainerSchwabe,Tübingen PDDr.GünterSchwarz,München Dipl.-Math.MarkusSigg,Freiburg Dipl.-Phys.GrischaStegemann,Berlin Prof.Dr.LutzVolkmann,Aachen Dr.JohannesWallner,Wien Prof.Dr.GuidoWalz,Mannheim Prof.Dr.IngoWegener,Dortmund Prof.Dr.IlonaWeinreich,Remagen Prof.Dr.DirkWerner,Berlin PDDr.GüntherWirsching,Eichstätt Prof.Dr.JürgenWolffv.Gudenberg,Würzburg Prof.Dr.HelmutWolter,Berlin Dr.FrankZeilfelder,Mannheim Dipl.-Phys.ErhardZorn,Berlin VI HinweisefürdieBenutzer Gemäß der Tradition aller Großlexika ist auch das vorliegende Werk streng alphabe- tisch sortiert. Die Art der Alphabetisierung entspricht den gewohnten Standards, auf folgende Besonderheiten sei aber noch explizit hingewiesen: Umlaute werden zu ih- ren Stammlauten sortiert, so steht also das „ä“ in der Reihe des „a“ (nicht aber das „ae“!);entsprechendfindetman„ß“bei„ss“.GriechischeBuchstabenundSonderzei- chen werden entsprechend ihrer deutschen Transkription einsortiert. So findet man beispielsweise das α unter „alpha“. Ein Freizeichen („Blank“) wird nicht überlesen, sondern gilt als „Wortende“: So steht also beispielsweise „a priori“ vor „Abakus“. ImGegensatzdazuwerdenSonderzeicheninnerhalbderWorte,insbesonderederBin- destrich, „überlesen“, also bei der Alphabetisierung behandelt, als wären sie nicht vorhanden.Schließlichistnochzuerwähnen,daßExponentenebensowieIndizesbei derAlphabetisierungignoriertwerden. VII Mori,Shigefumi Moon,Satzvon,® Turnier. Moore,EliakimHastings,amerikanischerMathe- matiker,geb.26.1.1862Marietta(Ohio,USA),gest. 30.12.1932Chicago. Moore studierte bis 1883 an der Yale Univer- sityinNewHavenundpromoviertedort1885.Es folgten Studienreisen nach Göttingen und Berlin zu Klein, Weierstraß und Kronecker. Nach seiner Rückkehr arbeitete er an der Northwestern Uni- versityundinYale.1892wurdeerProfessorander neugegründetenUniversitätinChicago. MooreführtedenBegriffMoore-Smith-Folgenals verallgemeinerteFolgeneinundentwickeltedaraus eineallgemeineTheoriederKonvergenz(Netzkon- vergenz).DanebenbefaßteersichmitAlgebraund Gruppentheorie. Von 1898 bis 1900 war er Vize- präsidentderAmericanMathematicalSocietyund versitätManchester,danachab1945anderUniver- 1901/02derenPräsident. sitätCambridge. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehörten Mordell war ein bedeutender Zahlentheoretiker. Dickson,VeblenundBirkhoff. Er studierte ®diophantische Gleichungen, insbe- Moore-Automat,®endlicherAutomat. sondereGleichungenderForm Moore-Bellman-Ford,Algorithmusvon,liefertin einem zusammenhängenden und bewerteten Gra- y2 = x3+k. phenGohneKreisenegativerLängemiteinerKom- plexität O(|E(G)||K(G)|) die kürzesten Wege von Er zeigte, daß diese Gleichung höchstens endlich einerEckeuauszuallenübrigenEckendesGra- vieleganzzahligeLösungenbesitzt.Bekanntwurde phen.DiesenAlgorithmusgewinntmandurcheine seineNamevorallemdurchdievonihmgeäußerte ModifizierungdesAlgorithmus’vonDijkstra. ®MordellscheVermutung. Moore-Penrose-Inverse, ein spezieller Typ von MordellscheVermutung,dievonLouisJoelMor- Pseudo-InverseneinerMatrix. dellaufgestellteVermutung,daßaufalgebraischen EsseiAeinereelle(m×n)-Matrix.Die(n×m)- KurvenmiteinemGeschlechtgrößeralsEinshöch- MatrixBheißtMoore-Penrose-InversevonA,wenn stensendlichvielerationalePunkteliegen. gilt: Sie konnte erst im Jahre 1983 durch Gerd Fal- (i)ABA=AundBAB=B, tings bewiesen werden und stellt einen wichtigen (ii)ABundBAsindsymmetrisch. SchrittzumBeweisder®FermatschenVermutung Jede Moore-Penrose-Inverse ist eine Pseudo-In- dar. verse,jedochnichtumgekehrt.EsgiltderSatz: Morera, Satz von, funktionentheoretische Aus- Jedereelle(m×n)-MatrixAbesitzteineeindeutig sage,diewiefolgtlautet: bestimmteMoore-Penrose-Inverse. Es sei G ⊂ C ein ®Gebiet und f: G → C eine Mora-Algorithmus,AlgorithmuszurBerechnung inGstetigeFunktion.Weitergeltefürjedesabge- vonStandardbaseneinesIdealsI inderLokalisie- schlosseneDreieck(cid:5)⊂G rungeinesPolynomenringesnacheinemdurchdie (cid:2) Ordnungdefiniertenmultiplikativabgeschlossenen f(z)dz = 0. System. ∂(cid:5) Es handelt sich um eine Verallgemeinerung des ®Buchberger-Algorithmus’ durch T.Mora für lo- Dannist f eineinG®holomorpheFunktion. kale®Monomenordnungen(derBuchberger-Algo- Morgan,Augustus,®deMorgan,Augustus. rithmus terminiert nur für Wohlordnungen). Da- Mori,Shigefumi,japanischerMathematiker,geb. bei muß die im Buchberger-Algorithmus verwen- 23.2.1951Nagoya. dete Normalform (®Normalform eines Polynoms) Mori,dessenElterneineHandelsgesellschaftlei- geeignetmodifiziertwerden. teten, studierte bis 1975 an der UniversitätKyoto Mordell,LouisJoel,amerikanisch-englischerMa- undpromoviertedort1978beiM.Nagata.1980er- thematiker, geb. 28.1.1888 Philadelphia, gest. hieltereineDozentenstelle(Lecturer)anderUni- 12.3.1972Cambridge(England). versitätvonNagoya,1982eineAssistenz-Professur MordellstudierteinPhiladelphiaundCambridge und 1988 eine Professur. In dieser Zeit weilte undwurdedanachDozentamBirkbeckCollegein er oft als Gastprofessor in des USA, so 1977–80 London.1923bis1945warerProfessoranderUni- an der Harvard Universität in Cambridge (Mass.), © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 1 G. Walz (Hrsg.), Lexikon der Mathematik: Band 4, DOI 10.1007/978-3-662-53500-4_1 Morita-Äquivalenz 1981/82 am Institute for Advanced Study in Prin- der Dampfkraft für einfache technische Zwecke ceton, 1985–87 an der Columbia Universität New (1685). Yorkund1987-89,1991/92anderUniversitätvon Morphismenklasse, Menge von ®Morphismen, UtahinSaltLakeCity.Seit1990hatereinePro- diedenselbenVoraussetzungengenügen. fessuranderUniversitätKyotoinne. Morphismus, Abbildung zwischen Ringen, Mo- MorierzieltebahnbrechendeResultatezurKlasi- duln oder anderen Objekten, auf denen Operatio- fikationalgebraischerMannigfaltigkeitenundstieß nen definiert sind, die mit den entsprechenden inFortsetzungdesWerkesvonCastelnouvo,Severi, Operationenverträglichsind. Zariski,Kodairau.a.inneueBereichevor.Angeregt Ein Morphismus zwischen Moduln ist ein durchdenErfolgbeimBeweisderHartshorneschen ®HomomorphismusvonModuln.EinMorphismus Vermutung (1978), daß gewisse glatte vollstän- ϕ:R1→R2vonRingenmußϕ(x+y)=ϕ(x)+ϕ(y) dige algebraische Mannigfaltigkeiten als projek- undϕ(x·y)=ϕ(x)·ϕ(y)erfüllen.Morphismenvon tiveRäumebeschriebenwerdenkönnen,stellteer Vektorräumen sind lineare Abbildungen. Die Ab- ein Programm zur vollständigen Klassifikation al- bildungx(cid:12)→ex vonCnachCistkeinMorphismus ler dreidimensionalen algebraischen Mannigfaltig- des C–Vektorraumes C, sie definiert jedoch einen keiten auf. Die von Mori im Beweis entwickelten Morphismus der additiven Gruppe C in die multi- neuenTechnikenzurKonstruktionrationalerKur- plikativeGruppeC(cid:3){0}. ven auf Mannigfaltigkeiten bildeten eine wichtige MorphismusvongeringtenRäumen,Verallgemei- Basis für die Realisierung des Programms. 1981 nerung der Charakterisierung der holomorphen gelangihmdievollständigeKlassifikationderFano- Abbildungen ϕ : X → Y zwischen Bereichen Mannigfaltigkeiten.MitHilfedesBegriffsdernume- X⊂CnundY⊂CmmitHilfederLiftungholomor- rischenEffektivitätfandereinMittel,umdiedrei- pherFunktionenϕ0: XO→YO, f (cid:12)→f◦ϕ|ϕ−1(W), dimensionalenMannigfaltigkeiteninzweiGruppen W ⊂Y offen, f ∈ YO(W). einzuteilen, die er dann jeweils in kleinere Klas- Ein Morphismus ϕ : (S,SA)(cid:3)→ (T,(cid:4)TA) von ge- sen aufspalten konnte. Für all diese Klassen wies ringten Räumen ist ein Paar |ϕ|,ϕ0 , bestehend er bis 1988 die Existenz eines minimalen Modells aus einer stetigen Abbildung |ϕ| : |S| → |T| und nach und schloß damit nach über zehnjähriger einem|ϕ|-Komorphismusϕ0 : TA → SAvonAl- Forschungstätigkeit die Klassifikation der dreidi- gebren, d.h. einer Familie von Algebrahomomor- mensionalenMannigfaltigkeitenab.MitseinenMe- phismen thoden eröffnete Mori zugleich Wege, um höher- (cid:5) (cid:3) (cid:4)(cid:6) dimensionale Probleme in Angriff zu nehmen, die ϕ0:= ϕ0(V): TA(V)→ SA ϕ−1(V) , V⊂T bisheralsvölligunzugänglicherschienen. Mori wurden für seine Leistungen zahlreiche diemitdenEinschränkungeninTAundSAverträg- Ehrungen zuteil, 1990 wurde er mit der ®Fields- lichist.DabeibezeichnetmanzurUnterscheidung Medailleausgezeichnet. eines geringten Raumes S = (S,SA) von seinem Morita-Äquivalenz, Äquivalenz von Kategorien zugrundeliegenden topologischen Raum den letz- vonModuln. terenmit|S|. Sei K ein Körper, seien A und B endlich-dimen- Für zwei Morphismen ϕ : S → T und ψ : T → sionaleK–Algebrenundmod–Abzw.mod–BdieKa- U(cid:3) von geringten(cid:4)Räumen definiert man ψ ◦ϕ := tegorienderA–Modulnbzw.B–Moduln.Dannsind |ψ|◦|ϕ|,ϕ0◦ψ0 .Häufigschreibtman‘ϕ’anstelle dieKategorienmod–Aundmod–Bäquivalentgenau von ‚|ϕ|‘, obwohl der Komorphismus ϕ0 i.a. nicht dann,wenneinprojektiverA–ModulPexistiertmit durch(cid:3)|ϕ|bes(cid:4)timmtist.EsgiltderfolgendeSatz: B=Hom (P,P).DabeiwirddieÄquivalenzdurch Ist |ϕ|,ϕ0 :S→TeinMorphismusvongering- A dieFunktorenF=HomA(P,−):mod–A→mod–B tenRäumen,undistSreduziert,dannistϕ0durch und G =−⊗BP : mod–B → mod–A gegeben, d.h. |ϕ|bestimmt:ϕ0(f)= (Redf)◦|ϕ|für f ∈TA. GF∼=Id undFG∼=Id . Dies führt zu der folgenden Standard-Termino- mod–A mod–B Morland, Samuel, englischer Mathematiker und logiefürreduziertegeringteRäumeSundT:Eine Techniker,geb.1625SulhamsteadBannister(Eng- stetige Abbildung τ : |S| → |T| heißt Morphismus land),gest.30.12.1695London. vongeringtenRäumenSundT,wenndas‚Urbild‘ MorlandstudierteinCambridge.Erwidmetesich f◦τ fürjedes f ∈ TAinSAliegt. zunächstderPolitikundwarfürCromwellalsDi- Beispiele. 1. Ist ϕ : S → T eine stetige Abbil- plomat tätig. Später unterstützte er die Restaura- dung von topologischen Räumen, und bezeichne tionderMonarchie. ϕ0 die Liftung von Funktionen, dann ist (ϕ,ϕ0) : Morland entwickelte zwei handgetriebene Re- (S,SC)→(T,TC)einMorphismus. chenmaschinen(1662,1672,1673)undeinBaro- 2.FüreinenBereichX⊂Cn,bezeichnei(cid:3): XO(cid:4)→ meter. Er arbeitete außerdem zur Hydrostatik XC die kanonische Inklusion, dann ist idX,i : und unternahm Experimente zur Anwendung (X,XC) → (X,XO) ein Morphismus. Dabei sei XO 2 Morse-Zerlegung dieStrukturgarbevonXundXCdieGarbederste- mannschen Mannigfaltigkeit M in folgender Weise tigenFunktionenaufX. zugeordnetwird: Morphogenese, die Entwicklung eines Organis- λ ist gegeben durch die gewichtete Anzahl der mus’,seinerOrganeundFunktionen,nachseinem Punkte γ(t) (0 < t < 1), die entlang γ zu γ(0) genetischenProgrammunterdemEinflußderUm- konjugiertsind,wobeijederdieserPunktemitder welt. Dimension des Raums derjenigen Jacobi-Felder EinzelneAspektewieSegmentierungderArthro- entlangγ gewichtetwird,diebei0undtverschwin- poden und Vertebraten, Anlage der Extremitäten, den. die Bildung von Oberflächenformen (Säugetiere, Morse-Smale-System, ein Ck-Fluß (M,R,(cid:14)) Reptilien, Fische, Muscheln und Schnecken) sind bzw. ein von einem Ck-Diffeomorphismus f : hierGegenstandmathematischerModellbildung. M → M erzeugtes diskretes dynamisches System Morse, Harold Calvin Marston, amerikanischer (M,Z,(cid:14)) mit einer kompakten differenzierbaren Mathematiker, geb. 24.3.1892 Waterville (Maine, n-dimensionalenMannigfaltigkeitM,wofürgilt: USA), gest. 22.6.1977 Princeton (New Jersey, 1.EsgibtnurendlichvieleFixpunkteundgeschlos- USA). seneOrbits,undsiesindallehyperbolisch. Morsestudiertebis1914amColbyCollege.Nach 2.Stabile und instabile Mannigfaltigkeiten schnei- demKriegsdienstpromovierteer1917beiBirkhoff densichnurtransversal. an der Harvard University in Massachusetts. Von 3.Die Menge der nichtwandernden Punkte von M 1920bis1925arbeiteteranderCornellUniversity bestehtnurausperiodischenPunkten,alsoFix- inIthaca,von1925bis1926anderBrownUniver- punktenundperiodischenOrbits. sity (Providence, Rhode Island) und von 1926 bis EinCk-Diffeomorphismus,dereindiskretesMorse- 1935 in Harvard. Ab 1935 war er am Institute for Smale-System induziert, bzw. ein Ck-Vektorfeld, AdvancedStudyinPrincetontätig. daseinkontinuierlichesMorse-Smale-Systemindu- ziert, heißt Morse-Smale-Diffeomorphismus bzw. Morse-Smale-Vektorfeld. Morse-Thue-Folge,zweiseitigeFolge{an}n∈Z mit Wertenin{0,1}. Für n ∈ N0 setzt man an gleich der Anzahl der Einsen mod2inderbinärenEntwicklungvonn; fürn∈Z−:={···,−2,−1}setztmanan=0. DieBerechnungderWertederMorse-Thue-Folge fürpositiveIndizeskannauchblockweiseerfolgen: Man beginnt mit dem Block A0 := 0. Für jedes n∈NwirddieGrößedesbisherigenBlocksAnver- doppelt,indemdembisherigenAnderZiffernblock ¯ An angefügt wird, der aus An durch Vertauschen von 0 und 1 entsteht Für A2 = (0,1,1,0) ist z.B. A¯2=(1,0,0,1).DamitbeginntderpositiveTeilder Morse-Thue-Folge mit (0,1,1,0,1,0,0,1,1,0,0, 1,0,1,1,0,...).DieMorse-Thue-Folgeistnichtpe- riodisch, aber fastperiodisch. Sie wird zur Kon- struktionspeziellerBeispieledynamischerSysteme Morse entwickelte anhand des Dreikörperpro- indersymbolischenDynamikverwendet. blems die Variationsrechnung im Großen mit [1]Kitchens,B.P.:SymbolicDynamics.SpringerBerlin,1997. AnwendungeninderStabilitätstheoriedermathe- matischenPhysik.SeinHerangehenbestandinder Morse-Zerlegung, endliches System {(cid:15)1,..., Beschreibung einer Mannigfaltigkeit mittels ihrer (cid:15)n}paarweisedisjunkter,abgeschlossener,invari- kritischen Punkte. Dieses Vorgehen ist Ausgangs- anterTeilmengenvonGfürein®dynamischesSy- punkt und wichtiges Hilfsmittel für viele Untersu- stem(M,G,(cid:14)),dasfolgendenBedingungengenügt: chungeninderTopologie. (1)Fürjedesx∈Ggibtesi,jmiti≤jund Seine wichtigsten Arbeiten sind „Functional to- pology and abstract variational theory“ (1938), α(x)⊂(cid:15)j, ω(x)⊂(cid:15)i, „Topologicalmethodsinthetheoryoffunctionsof wobeiα(x)bzw.ω(x)dieα-bzw.ω-Limesmenge acomplexvariable“(1947)und„Lecturesonana- vonxbezeichnet. lysisinthelarge“(1947). (2)Wenn α(x) ⊂ (cid:15)i und ω(x) ⊂ (cid:15)i, dann gilt Morse-Index, ganze Zahl λ, die nach M. Morse x∈(cid:15)i. einer Geodätischen γ : [0,1] → M auf einer Rie- FallsAein®Attraktorist,dannistA∗:=A\Ws(A) 3
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