Dem englischen Schriftsteller M. J. Trow lag die Rehabilitierung von Sholto Lestrade am Herzen, dem ewig Zweiten im Wettstreit mit dem legendären Sherlock Holmes. Inspector Lestrade ist zwar keineswegs ein strahlender Held, dafür aber ein ziemlich neugieriger und zäher Bursche. Und so bieten die vielschichtigen Kriminalromane von M. J. Trow auf stilistisch hohem Niveau: spannende Verbrechen und ein Kaleidoskop des Spätviktorianischen Zeitalters.
Der deutsche Krimiautor Gisbert Haefs schätzt an seinem walisischen Kollegen «scharf skizzierte Personen, ätzende Dialoge, angenehm illustrierte Gesellschaftsporträts» und schrieb im Rheinischen Merkur: «Sehr empfehlenswert, my dear Watson.»
Geistesverwandt zeigte sich auch der Kritiker der Nürnberger Zeitung: «Die Romane um Lestrade von M.J. Trow gehören zum Erfreulichsten, was Großbritannien derzeit zu bieten hat.»
ISBN 3-499-43194-7
DM 15.00
Zu diesem Buch
Eine geliebte Fiktion mit der schnöden Wirklichkeit zu vermischen ist das Vorhaben von Meirion James Trow in seiner Lestrade-Serie, von
der nun «Lestrade und die Struwwelpeter-Morde», «Lestrade und der Tasmanische Wolf» und «Lestrade und der Sarg von Sherlock Holmes» in einer einmaligen Neuauflage vorliegen. Die Romane um Sholto Lestrade sind keine angestaubten Whodunits alter englischer Tradition. Diese vielschichtigen, modernen Kriminalromane bieten auf stilistisch hohem Niveau: spannende Geschichten, ein Kaleidoskop des Spätviktorianischen Zeitalters, vom harmlosen Scherz der Unterschicht über die «Etonians» bis zu gewitzten literarischen Anspielungen und sind deshalb konkurrenzlos.
Nach Erscheinen des ersten Bandes um Inspector Lestrade urteilte die Times knapp und euphorisch: «Ein intelligentes, literarisches Lesevergnügen.»
Der Autor:
M. J. Trow, geboren in Rhondda Valley, behauptet von sich, daß er der einzige Waliser sei, der weder singen noch Rugby spielen könne. Er lebt mit seiner Familie in Havenstreet auf der Isle of Wight.
Der Herausgeber:
Thomas Schreiber, 1959 geboren, arbeitet als Korrespondent für den Norddeutschen und Westdeutschen Rundfunk in London. Mitherausgeber der Bände «Über Arno Schmidt I» 1984, «Über Arno Schmidt II» 1987.
Der Übersetzer:
Hans J. Schütz, 1936 geboren, arbeitete nach dem Studium als Buchhändler und Verlagslektor. Seit 1976 Schriftsteller, Publizist und Übersetzer. Übersetzte u.a. Bücher von H. P. Lovecraft, J. R. R. Tolkien, Mark Twain und zahlreiche Texte der Bronte-Schwestern.
Lestrade und die Struwwelpeter-Morde
Die Kriminalgeschichte spricht seit 1891 von dem «Struwwelpeter-Fall». Der erste Tote in dieser Mordkette ähnelt der Darstellung des Struwwelpeter — mit wirren Haaren und überlangen Fingernägeln. Dann wird der böse Friedrich von seiner Jagdmeute zerbissen, der fliegende Robert stürzt als Aeronautiker ab, Paulinchen war allein zu Haus, raucht Zigaretten und verbrennt.
Jeder Mord ist ein perfekter Mord und verdächtig sind viele. Inspector Lestrade von Scotland Yard erkennt als einziger das System.
Dem englischen Schriftsteller M. J. Trow lag die Rehabilitierung von Inspector Lestrade am Herzen, dem ewigen Zweiten im Vergleich zu Sherlock Holmes. Trow will entkräften, was Dr. Watson einmal sagte: «Es gab da einen kleinen blassen Burschen mit einem Rattengesicht und dunklen Augen, der mir als Mr. Lestrade vorgestellt wurde.»
Inspector Sholto Lestrade arbeitet gründlich und effektiv: er verhört Oscar Wilde ebenso wie Conan Doyle; Sherlock Holmes gibt im Kokainrausch unpassende Ratschläge; Lestrade verliebt sich in eine Witwe und erlebt mit ihr eine erotische Nacht in viktorianischer Atmosphäre; er duelliert sich mit dem Sohn des Thronfolgers, der ebenfalls zu den Verdächtigen zählt. Selbstverständlich ist Lestrade in der Lage, die Taten des Struwwelpeter-Mörders aufzuklären.
Lestrade und der Tasmanische Wolf
Der 25. Oktober 1854 ist ein wahrhaftig denkwürdiger Tag. Er wird in die Geschichte eingehen, denn die Männer der Elften Husaren unter «Oberbefehlshaber Lord Cardigan schlagen sich tapfer gegen die Russen in der Schlacht von Balaclava. Am gleichen Tag macht ein kleiner, kräftiger Junge im zarten Alter von neun Monaten seine ersten Gehversuche , — es ist Sholto Lestrade.
Jahrzehnte später, präzise im Jahr 1893, bekommt Inspector Lestrade von Scotland Yard den Auftrag, nach Cornwall zu reisen, um das wilde Treiben einer geheimnisvollen Bestie aufzuklären. Etliche Schafe wurden von einem wolfsähnlichen Tier zerfetzt. Lestrade ist aufs äußerste verstimmt, denn jeder Dorfpolizist könnte diesen Fall klären. Aber sein neuer Vorgesetzter im Yard, Nimrod Frost, will ihn offensichtlich ein wenig traktieren. Doch kaum hat Lestrade die Ermittlungen aufgenommen, wird ein Schäfer übel entstellt und natürlich mausetot aufgefunden. Dieser tragische Unfall bedarf der Aufklärung, und die Bestie muß ihr wohlverdientes Ende finden. Daß dieser Routinefall der Anfang einer umfangreichen Mordserie werden könnte, wird dem Inspector erst im Laufe der Ermittlungen klar. Wie schicksalhaft seine ersten Gehversuche mit der Schlacht von Balaclava verbunden waren, kann Sholto Lestrade ermessen, als er seine Mission als erster Under-Cover-Agent der Kriminalgeschichte erfolgreich beendet hat.
Dem englischen Schriftsteller M. J. Trow lag die Rehabilitierung von Inspector Lestrade am Herzen, dem ewigen Zweiten im Vergleich zu Sherlock Holmes.
Lestrade und der Sarg von Sherlock Holmes
Erst verstarb Oscar Wilde und nun macht Queen Victoria ihren letzten Atemzug — man schreibt das Jahr 1901, und Großbritannien, respektive London, stehen noch einige höchst unerfreuliche Ereignisse bevor. Wahrhaft schockierend ist die Tatsache, daß Ralph Childers, seines Zeichens Member of Parliament, nackt und mit zertrümmertem Schädel an einer Kette baumelnd aufgefunden wird. Der Ort des Geschehens ist eine geheime Räumlichkeit, ausgestattet mit Spiegeln, Ketten und Peitschen. Dies findet auch Beales, der Butler des Hauses, höchst unpassend. Inspector Lestrade, mit diesem Fall von seinem Chef Nimrod Frost höchstpersönlich betreut, ahnt den tieferen Sinn jener Folterkammer, auch wenn er die Auswirkungen de Sadescher Lektüre auf ein Mitglied des Unterhauses nicht recht einzuschätzen weiß. Tatsache ist indes, daß der ehrenwerte Mr. Childers mit jungen Frauen gelegentlichen Ausschweifungen frönte, die ebenfalls die Mißbilligung seines Butlers fanden. Doch die Mitgliedschaft im ‹Hell Fire Club›, einer 150 Jahre alten Vereinigung, verpflichtet zur gewissenhaften Ausübung durchaus perverser Exzesse. Lestrade muß sehr schnell feststellen, daß hier bedauerlicherweise ein äußerst gerissener und perfider Mörder am Werk war, der nun eine blutige Fährte legt. Die Tatwerkzeuge dürfen durchaus und mit Recht als martialisch bezeichnet werden. Sollte hinter all dem gar sein vom Kokain zerrütteter Gegenspieler Sherlock Holmes stecken? Doch jener ist seit Jahren tot, gestorben am Nachmittag des 4. Mai 1891 im Kampf mit Professor Moriarty, dem «Napoleon des Verbrechens».
So bleibt Lestrade keine Wahl: Er läßt die Leiche von Sherlock Holmes exhumieren und den Sarg öffnen.