2 Arachnologische Mitteilungen44: 14-16 Nürnberg,Dezember201 Lepidodactyluslugubris (Squamata: Gekkonidae) als Beute von Pholcusphalangioides (Araneae: Pholcidae) Gordon Ackermann doi:10.5431/aramit4404 Abstract:Lepidodactyluslugubris(Squamata:Gekkonidae)aspreyofPholcusphalangioides(Araneae:Pholcidae) Abb.1,2:PholcusphalangioidesmiterbeutetemGecko{Lepidodactyluslugubris) Figs.1,2:Pholcusphalangioideswithcapturedgecko{Lepidodactyluslugubris) EsgibtzahlreichePublikationen,diedokumentieren, der Familien Theridiidae (SCHWAMMER &c BAU- dassWirbeltiere in das Beutespektrumvon Spinnen RECHT 1988, HÖDAR & SÄNCHEZ-PlNERO 2002, gehören können, wobei offensichtlich insbesondere KRÜTGEN2012),Pisauridae(BELLMANN2001)und Amphibien und Reptilien erbeutetwerden (z.B. De Araneidae (SZYMKOWIAKet al. 2005). Armas 2001, Menin et al. 2005, Toledo 2005, Der hier geschilderte Fall hat sich zwar in der MAFFEIetal.2010).SolcheBerichtestützensichfast Schweiz ereignet, aber nicht in freier Wildbahn, immeraufBeobachtungen aus denTropen. DieTat- sondern in meinem Terrarienraum. Dort pflege ich sache,dass dort,im Vergleich zu mitteleuropäischen diverse nicht heimische Arachniden und andere Massstäben,viel grössere SpinnenartenVorkommen Exoten. Gleichzeitig beherbergt der Raum eine be- undgleichzeitigeinevielfältigere Herpetofaunavor- achtliche Population dersynanthroplebenden Spin- zufindenist,begünstigeneinesolcheUmkehrdesuns nenart Pholcusphalangioides (Fuesslin, 1775). Diese geläufigenRäuber-Beute-Verhältnisses.Vergleichbare Konstellation hat schon verschiedentlich zu nicht Berichte aus Europa werden dementsprechend nur alltäglichen Konfrontationen geführt, die dadurch selten publiziert und beschränken sich aufSpinnen zu Stande kamen, dass Zitterspinnen einen Weg fanden,indieTerrarienzugelangenoder(seltener)die GordonACKERMANN,Küttigerstrasse61,5018Erlinsbach, Terrarienpfleglinge einenWeg nach draussen. Diese Switzerland,E-Mail:[email protected] BegegnungenerfolgtenbisherimmerzuGunstender Zitterspinnen. eingereicht:27.2.2012,akzeptiert:21.8.2012;onlineverfügbar:30.11.2012 LepidodactyluslugubrisalsBeutevonPholcus 15 Esistbekannt,dassPholcusphalangioideserfolgreiche Jäger sind, die ein breites Spektrum verschiedener Insekten und Arachniden erbeuten, darunter auch Käfer- und Spinnenarten, die eine deutlich grössere Körpermasse aufweisen, als sie selbst (UHLENHAUT 2001). Dennoch rechnet man nicht damit, dass sie sogar dazu in der Lage sind, Wirbeltiere zu über- wältigen. DiehiergezeigtenBilderbelegenjedoch,dassdies durchausmöglichist.ErbeutetwurdeeinJungtiervon & Lepidodactylus lugubris (Dumeril Bibron, 1836) (Squamata: Gekkonidae), das eine Kopfrumpflänge mm vonca. 18 aufwies (Abb. 1).Diesesistauseinem Terrarium entkommen und in das darunter befind- liche Gespinst eines noch nicht adulten Exemplars von Pphalangioidesgeraten. Alsdiesdurchmichbemerktwurde,wardieEchse bereitstotundeingesponnen.EsbleibtalsoRaumfür Spekulationen, darüber, wie die Echse in das Netz gelangtistundwiebzw.ob sievon der Spinne erlegt wurde. Obwohl Pphalangioides nur über ein schwaches Giftverfügt, das selbst Insekten erst nach geraumer & Zeitzulähmenvermag(KIRCHNER OPDERBECK 1990), gehe ich davon aus, dass das Beutetier zum Zeitpunkt, als es in das Netzgeriet, noch am Leben war.EinplötzlicherTodohneFremdeinwirkungund anschliessender Fall in das Netz ist ebenso unwahr- scheinlich wie ein Sturz mit tödlichen Folgen. Ab- gesehendavon,dassdieseGeckosüberHaftlamellen verfügen,die einen Sturzpraktischverunmöglichen, hättedieAbsturztiefe,aufgrundderörtlichenGege- benheiten,nurwenigecmbetragenkönnenundwäre vomGespinstweichabgefangenworden.Vorallemist aber davon auszugehen, dass die Spinne ein lebloses undsomitunbeweglichesObjektnichteingesponnen hätte. nach muss sie also dazu in der Lage gewesen sein, Der Gecko dürfte entweder zufällig in das Netz mitihren Cheliceren die Hautzu durchdringenund geraten sein, oder es handelte sich um einen miss- Gift zu injizieren. Folglich würde man annehmen, glücktenVersuch seinerseits die Spinne zuerbeuten. dass auch das Einbringen von Verdauungssekret In den darauffolgenden Minuten konnte ich beob- möglich sein sollte. Damit die Zitterspinne ihre achten,wiedieSpinnedenEchsenkörperinspizierte. Beute aussaugen kann, muss sie den Mundkegel SieschiennacheinergeeignetenStellezusuchen,um luftdicht an der Saugstelle anbringen können, was dieHautzudurchdringenunddieBeuteauszusaugen aufgrunddergeringenGrössederChelicerennurbei bzw. Verdauungssekret zu injizieren (Abb. 2). Der Körperteilenmöglichist,dieeineDickevonmax.0,3 GeckowurdedannnacheinigerZeitvonderSpinne mm aufweisen (KIRCHNER & OPDERBECK 1990). aus dem Netz entfernt ohne von ihm gefressen zu Das FehlenentsprechenddünnerGliedmassenbeim haben. Reptil könnte demnach ein möglicher Grund dafür Wiezuvorschonerläutert,istdavonauszugehen, sein,dassdie SpinnenichtdazuinderLagewar,ihre dassdieEchsedurchdieSpinnegetötetwurde.Dem- Beute zuverwerten. 16 G.Ackermann TrotzderoffenenFragenbleibteseineungewöhnliche KRÜTGENJ.(2012):Erdkröte(Bufobufo)alsNahrungeiner und nicht alltägliche Momentaufnahme, die einmal Kugelspinne (Araneae,Theridiidae).-Rana 13: 74-75 mehrzeigt,dassdiefiligranwirkendenZitterspinnen MAFFEI R, F. K. UBAID &J. Jim (2010): Predation of erfolgreicheundnichtzuunterschätzendeJägersind. herpsbyspiders (Araneae) in the Brazilian Cerrado.- HerpetologyNotes3: 167-170 Literatur Menin M., D.J. Rodrigues 6cC.S. Azevedo (2005): BELLMANNH.(2001):Kosmos-AtlasSpinnentiereEuro- Predation on amphibians by spiders (Arachnida, Ara- pas.2.Auflage. KosmosVerlag, Stuttgart. 304 S. neae)intheNeotropicalregion.-Phyllomedusa4:39-47 DE ARMAS L.F. (2001): Frogs and Lizards as Prey of SCHWAMMERH.6cD.BAURECHT(1988):DerKarstläu- somegreaterAntilleanArachnids.-RevistaIbericade fer, Podarcis melisellensisfiumana (WERNER, 1891), als BeutederEuropäischenSchwarzenWitwe,Latrodectus Aracnologfa3: 87-88 mactans tredecimguttatus (ROSSI, 1790). - Herpetozoa HÖDARJ.A. 6c F. SÄNCHEZ-PINERO (2002) : Feeding 1:73-76 habits ofthe blackwidow spider Latrodectus lilianae (Araneae: Theridiidae) in an arid zone ofsouth-east SZYMKOWIAKP,P.TRYJANOWSKI,A.WlNIECKI,S.GRO- Spain. - Journal of Zoology 257: 101-109 - doi: BELNY6cS.KONWERSKI(2005):Habitatdifferencesin thefoodcompositionofthewasplikespiderArgiopebru- 10.1017/S0952836902000699 & ennichi(Scop.)(Aranei:Araneidae)inPoland.-Belgian KIRCHNERW. M. OPDERBECK (1990): Beuteerwerb, JournalofZoology135: 33-37 Giftwirkung und Nahrungsaufnahme bei der Zitter- - TOLEDO L. F. (2005): Predation ofjuvenile and adult spinne Pholcusphalangioides (Araneae, Pholcidae). anurans by invertebrates: Current knowledge and AbhandlungendesNaturwissenschaftlichenVereinsin Hamburg31/32: 15-45 perspectives.-HerpetologicalReview36: 395-400 UHLENHAUTH.(2001):BeobachtungenzumBeutespek- trumvonZitterspinnen(Pholcidae).-Arachnologische Mitteilungen22: 37-41