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Leopold Gmelin (1788–1853): Leben und Werk eines Heidelberger Chemikers PDF

727 Pages·2012·6.115 MB·German
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PETRA STUMM LEOPOLD GMELIN (1788 – 1853) LEBEN UND WERK EINES HEIDELBERGER CHEMIKERS Centaurus Verlag & Media UG Petra Stumm Leopold Gmelin (1788-1853) Neuere Medizin- und Wissenschaftsgeschichte. Quellen und Studien herausgegeben von Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart Band 33 Petra Stumm Leopold Gmelin (1788-1853) Leben und Werk eines Heidelberger Chemikers Centaurus Verlag & Media UG Über die Autorin: Die 1967 in Heidelberg geborene Autorin studierte Pharmazie an der dortigen Rup- recht-Karls-Universität. Nach der Approbation erfolgte die Weiterbildung zur Fachapothekerin für Offizinpharmazie. Für ihre Dissertation bei Prof. Dr. Wolf- Dieter Müller-Jahncke über Leopold Gmelin wurde sie 2012 mit dem Liebig- Wöhler-Freundschaftspreis ausgezeichnet. Sie arbeitet als Apothekerin. Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. ISBN 978-3-86226-179-6 ISBN 978-3-86226-844-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-86226-844-3 ISSN 0949-2739 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Über- setzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages re- produziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. © Centaurus Verlag & Media KG, Freiburg 2012 www.centaurus-verlag.de Umschlaggestaltung: Jasmin Morgenthaler, Visuelle Kommunikation Umschlagabbildung: Leopold Gmelin. Lithografie von Gottfried Küstner (1800- 1864) nach einer Zeichnung von Conrad l´Allemand (1809- 1880). Original im Besitz der Universitätsbibliothek Heidel- berg, Graph. Slg. P 0351, Bild-ID 4823. Satz: Vorlage der Autorin Kurzfassung Leopold Gmelin (1788-1853) gilt als einer der führenden Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Insbesondere auf dem Gebiet der Chemie erlangte er durch sein bis heute fortgeführtes, außergewöhnlich umfangreiches und vollständiges "Hand- buch der Chemie" große Berühmtheit. Seine Versuche über die Verdauungsvor- gänge und die dadurch erlangten Erkenntnisse über die Magensäure, die Gallen- flüssigkeit und die Resorption der Nährstoffe aus dem Magen-Darm-Trakt machten ihn zum Mitbegründer der modernen Physiologie. Die vorliegende Studie stellt ein umfassendes Gesamtbild vom Leben und Wir- ken dieses Heidelberger Chemikers dar. Sie gibt nicht nur Aufschluss über seine zahlreichen Forschungsarbeiten, Entdeckungen und Veröffentlichungen, sondern beleuchtet auch das wissenschaftliche und private Umfeld und vermittelt einen Eindruck von den Umständen, unter denen Leopold Gmelin arbeitete und lebte. Auf Basis von alten Schriftstücken, Akten und Briefen wird Gmelins Beziehung zu seiner Familie, seinen Verwandten und Freunden beschrieben. Dabei zeigt sich, dass er nicht nur ein Forscher, sondern auch ein romantischer Dichter war. Die Transkription und Auswertung des bisher größtenteils unveröffentlichten Briefwechsels von Gmelin liefert neue Erkenntnisse sowohl über die Privatperson als auch über den Wissenschaftler. Es tritt die Wahrheit über ein verbotenes Duell im Jahr 1811 ans Licht, das bislang in der Literatur anders dargestellt wurde. Au- ßerdem geben die Schriftstücke Kenntnis von Gmelins Situation an der Universität Heidelberg, über seine Bemühungen um das chemische Laboratorium, sein privates und kollegiales Verhältnis zu anderen Wissenschaftlern und zu seinen Schülern. Neben seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit half Gmelin bei der Überführung eines Mörders, erkannte und warnte als Erster vor der Giftigkeit arsenhaltiger Wand- und Tapetenfarbe, besaß eine eigene Papiermühle und setzte sich unermüd- lich für den Bau eines Aussichtsturmes auf dem Heidelberger Königstuhl ein. Mit dieser Studie wird der Lebensweg von Leopold Gmelin aufgezeigt, dessen Forschungsarbeiten und literarische Werke Spuren bis in die heutige Zeit hinterlas- sen haben. Abstract Leopold Gmelin (1788-1853) is seen as one of the leading natural scientists of the 19th century. Particularly in the field of chemistry, he became very well-known through his exceptionally extensive and complete "Handbuch der Chemie" (Hand- book of Chemistry), a volume that is still used today. His experiments concerning digestive processes and the resulting findings about gastric acid, bile, and the reab- sorption of nutrients from the gastrointestinal tract made him one of the founders of modern physiology. The following study presents a comprehensive view of the life and work of this chemist from Heidelberg. It not only gives information about his numerous re- search projects, discoveries, and publications; it also illuminates the scientific and personal environment, and gives an impression of the circumstances, in which Leopold Gmelin worked and lived. Old papers, files, and letters are used to describe Gmelin!s relationship with his family, relations, and friends. They show that he was not only a researcher, but also a romantic poet. The transliteration and analysis of Gmelin!s correspondence, which was largely unpublished until now, gives new insight into both the person and the scientist. It brings to light the truth about a forbidden duel in 1811 that has so far been por- trayed differently in literature. In addition, the papers reveal information about Gmelin!s situation at the University of Heidelberg and his efforts for the chemical laboratory, as well as his personal and collegial relationships with other scientists and his students. Alongside his research work and teaching activities, Gmelin assisted in the con- viction of a murderer, was the first to recognize and warn against the poisonous nature of arsenical wall paint and wallpaper, had his own paper mill, and cam- paigned tirelessly for the construction of a watchtower on the Königstuhl hill in Heidelberg. This study shows the path of Leopold Gmelin!s life, whose research and literary works have left their mark up to the present day. Für Alexander Geleitwort Erstaunlicherweise ist dem bekannten Heidelberger Chemiker, der im "Gmelin … Handbuch der anorganischen Chemie" weiterlebt, bisher keine größere eigenstän- dige Studie gewidmet worden. Man kannte zwar Nekrologe und einige umfängli- che Aufsätze, doch war insbesondere sein Briefwechsel, der über den Menschen, Forscher und Universitätsprofessor Auskunft gibt, weder vollständig bekannt noch gar wissenschaftlich ausgewertet. Die Frage nach dem Briefwechsel, Universitäts- und Verwaltungsakten sowie nach seinem wissenschaftlichen Werk stand demnach zunächst im Vordergrund der vorliegenden Studie. Die Auswertung von 111 Brie- fen von und 94 Briefen an Gmelin sowie 5 Briefen seiner Frau erwies sich … nicht nur paläographisch … als Kärrnerarbeit, zumal es galt, die Korrespondenten bezie- hungsweise die in den Schriftstücken erwähnten Personen zu identifizieren und zu kommentieren. So bildet der nun vorliegende edierte Briefwechsel die unverzicht- bare Grundlage nicht nur für die Biographie, sondern gibt auch Aufschluss über die Entstehung Gmelins Aufsätze und Bücher. Aus einem alteingesessenen Tübinger Apotheker- und Arztgeschlecht stam- mend, wurde Leopold Gmelin1788 in Göttingen, wo sein Vater als Professor der Medizin lehrte, geboren. Nach Schul- und Universitätsbesuch in Göttingen und Tübingen, wo er in ein … verbotenes … Duell verwickelt war, promovierte er in Göt- tingen und kam zum Wintersemester 1813/1814 als Privatdozent nach Heidelberg. Während einer Reise nach Paris erfuhr er, dass ihn der Großherzog von Baden zum ao. Professor ernannt hatte; 1815 bestellte er ihn zum Leiter des chemischen Labors … eine Funktion, die Gmelin bis zu seinem Ausscheiden aus dem Universitätsdienst innehatte. Es folgten Rufe nach Berlin und Göttingen, wo ihm bessere Arbeitsmög- lichkeiten und ein wesentlich höheres Gehalt zugesagt wurden. Beide Rufe lehnte er jedoch seiner Frau Luise, geborene Maurer, zuliebe ab, wurde aber 1817 mit einer Gehaltserhöhung zum ordentlichen Professor ernannt. Dennoch blieb sein Gehaltsniveau deutlich unter demjenigen seiner Kollegen in der Chemie und Medi- zin, worüber er sich in seinen Briefen mehrmals beklagte. Auch sein Streben nach einem eigenständigen Laboratoriumsgebäude für die Chemie wurde stets zurück- gewiesen, und erst sein Nachfolger Robert Bunsen konnte ein neues Laborgebäude mit Vorlesungssälen und Wohnungen ertrotzen. In Wohnungs- beziehungsweise Hausfragen konnte Gmelin mit der Verwaltung fast nie übereinkommen, so dass er sich bisweilen in Gesuchen bitterlich beschwerte. In seiner fast 40jährigen Amts- zeit an der Universität Heidelberg las er über Arzneimittellehre, Mineralogie, Hüt- tenkunde, theoretische Chemie und Experimentalchemie. In diesen Fächern exami- nierte er bei Promotionen sowohl in der Medizinischen als auch in der Philologi- schen Fakultät, die ihm … nicht zuletzt, weil er jede Kostenerstattung ablehnte … 1832 zum Dr. h. c. ernannte. Gmelins Stellung zu den an die Universität drängenden Apothekern Lorenz Geiger und Georg Friedrich Walz kann nun als geklärt gelten. Während in der Lite- ratur bisweilen behauptet wird, dass sich Gmelin gegen eine Professur für einen Pharmazeuten ausgesprochen habe, wird hier gezeigt, das sich Gmelin bei den Verhandlungen neutral verhielt, jedoch aus Kostengründen … es standen ja auch seine Hörergelder auf dem Spiel … vor der Einrichtung eines selbstständigen Lehr- stuhls für Pharmazie warnte. Nach Gmelins Ausscheiden aus dem Dienst 1851 erging zunächst ein Ruf an Justus von Liebig, der aber München vorzog, dann an Robert Bunsen, der ihn an- nahm. Leopold Gmelin verstarb am13. April 1853 und wurde auf dem Heidelber- ger Bergfriedhof beigesetzt. Neben der Beschreibung der akademischen Laufbahn Gmelins lassen sich noch andere, bisher unbekannte "Nebenbeschäftigungen" nachweisen: Er wirkte bei der Aufklärung des Mordfalls Michael Theobald mit und erkannte die Giftigkeit des "Schweinfurter Grüns" in den beliebten grünen Tapeten. Als "Entrepreneur" erwarb er 1833 eine Papiermühle bei Schriesheim, die allerdings zu keinem Zeitpunkt Ge- winn abwarf und die er erst 1838 wieder an einen anderen Papierhersteller verkau- fen konnte. Er unterstützte zudem vehement den Bau eines Aussichtsturms auf dem Königsstuhl bei Heidelberg und erwies sich als treibende Kraft beim Spendensam- meln. Immerhin konnte der Turm 1835 eingeweiht werden und blieb bis 1961 be- stehen, ehe er einem neuen Aussichts- und Fernsehturm weichen musste. Gmelins Hand- und Lehrbücher … von denen das "Handbuch der Chemie", ab 1817 in acht Auflagen erschien … suchten das chemische Wissen seiner Zeit, von dem er auch über die Korrespondenz mit befreundeten Wissenschaftlern Kenntnis erhielt, zusammenzufassen. So entwickelte er einen Vorläufer des "Periodischen Systems der Elemente"und machte Vorschläge zu verbesserten Instrumenten. Seine Preisschriften und Aufsätze in gelehrten Zeitschriften setzten gleichfalls Akzente in der Chemie. Bisher unbekannt war Gmelin als Gelegenheitspoet, der romantisch- empfindsamen Gedichte verfasste. Die engen Beziehungen zu Justinus Kerner, bei dem er mit seiner Familie vor der Badischen Revolution 1849 im württembergi- schen Weinsberg Zuflucht suchte, spiegeln sich vor allem auch in den Briefen sei- ner Frau Luise wider.

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