dill Schmalenbachs Zeitschrift fOr betriebswirtschaftliche Forschung Sonderheft 8 . 1978 Herausgegeben von der Schmalenbach-Gesellschaft e.v., K61n ISBN 3-409-38951-2 © 1978 by Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden Redaktionelle Bemerkungen Schmalenbachs "Zeitschrift flir betriebswirtschaftliche Forschung" flihrt die Tadition der "Zeitschrift flir handelswissenschaftliche Forschung" weiter, des altesten betriebs wirtschaftlichen Fachorgans, das im Jahre 1906 von Eugen Schmalenbach gegtiindet wurde. Die erste Foige der Zeitschrift erschien von 1906 bis 1944 als 1. bis 38. Jahrgang. Ab 1949 wurde sie als "Zeitschrift flir handelswissenschaftliche Forschung - Neue Foige" herausgegeben. Die Schmalenbach-Gesellschaft hat zur Wiederkehr des 90. Ge burtstages des Griinders der Zeitschrift beschlossen, sie fortan Schmalenbachs "Zeit schrift flir betriebswirtschaftliche Forschung" (ZfbF) zu nennen. Erscheinungsweise: 12 Hefte in monatlichen Abstanden. Bezugspreis: Einzelheft OM 8,70, Jahresabonnement OM 84,-, flir Studenten OM 50,40 incl. Mehrwertsteuer, zuzligl. Versandkosten. Sonderhefte: Pro Jahr k5nnen 1-2 Sonderhefte zu abgcschlossenen Themenkreisen er scheinen; der Preis richtet sich nach dem Umfang; die Hefte werden den Abonnenten ge gen gesonderte Rechnung mit einem NachlaB von 25 % des Ladenpreises zugesandt; sie k5nnen bci Nichtgefallen innerhalb von 3 Wochen an den Verlag zuriickgesandt werden. Bestellungen: Bei allen Buchhandlungen, Postlimtern und beim Verlag. Mitglieder der Schmalenbach-Gesellschaft erhalten die Zeitschrift automatisch im Rahmen ihrer Mit gliedschaft; Antrage auf Mitglicdschaft sind zu rich ten an die Geschaftsstelle der Schma lenbach-Gesellschaft, Tiberiusstr. 4,5000 K51n 51, Tel. 0221/381542. Abbestellungen: Klindigungsfrist von 6 Wochen zum Jahresende. Zuschriften flir die Schriftleitung sind zu richten an Prof. Dr. Herbert Hax, Universitat zu K51n, Albertus-Magnus-Platz, 5000 K51n 41, Tel. 0221/4704479. Zuschriften flir die Schriftleitung des "Kontaktstudiums" sind zu richten an Dr. Man fred Perlitz, Universitatsseminar der Wirtschaft, Haus Gracht, 5042 Erfstadt-Liblar, Tel. 02235/42011. Sonstige Zuschriften und Anzeigenauftrage sind zu rich ten an den Betriebswirtschaft lichen Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden, TaunusstraBe 54, 6200 Wiesbaden 1, Tel. 061211534-1. Zur Zeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 14 yom 1. Januar 1976 giiltig. Druck: Lengericher Handelsdruckerei, 454 Lengerich/Westf. Flir aile Beitrage behalt sich der Verlag aile Rechte vor, auch die Rechte des Nachdrucks, der Dbersetzung in fremde Sprachen sowie der fotomechanischen Wiedergabe. Gewerb lichen Unternehmen wird die fotomechanische Vervielfliltigung (Fotokopie, Mikrokopie) fUr den innerbetrieblichen Gebrauch nach MaBgabe des zwischen dem B5rsenverein des Deutschen Buchhandels und dem Bundesverband der Deutschen Industrie abgeschlos senen Rahmenabkommens gestattet. Wird die Geblihr in Wertmarken entrichtet, so ist je Vervielfaltigungsseite eine Marke von 0,40 OM zu verwenden. Ein Merkblatt zur Erstellung von druckreifen Manuskripten stellt der Verlag auf Anfrage kostenlos zur Verfligung. Schmalenbachs Zeitschrift fur betriebswirtschaftliche Forschung Sonclerheft 8 . 1978 Leistung uncl Kosten im Personalbereich - aus cler Sicht cler Unternehmensfuhrung Leistung und Kosten im Personalbereich - aus cler Sicht cler Unternehmensfiihrung - lferausgegeben von cler v., Schmalenbach-Gesellschaft e. Kaln Bericht über die Arbeitstagung der Schmalen bach-Gesellschaft am 1. Dezember 1977 in Düsseldorf © 1978 by Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden Satz: H. E. Henniger, Wiesbaden-Biebrich ISBN 978-3-409-38951-8 ISBN 978-3-322-87993-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-87993-6 Inhalt Walter Cordes Begriigungsansprache zur Arbeitstagung der Schmalenbach-Gesellschaft "Leistung und Kosten im Personalbereich - aus der Sicht der Unternehmensfiihrung" 7 Eduard Gaugler Wandel der Leistungs- und Kostenstruktur im Personalbereich 10 Josef S tingl Berufsausbildung und Arbeitsmarktausgleich 35 Gunther Gruppe Entwicklung der Arbeitskosten unter besonderer Beriicksichtigung der Personal- nebenkosten 42 Werner Bartels Lohn und Leistung 1m internationalen Wettbewerb - dargestellt am Beispiel der Werftindustrie 53 Gerd Seidensticker Produktionsverlagerung ins Ausland - eine Magnahme zur Verbesserung der Kosten/Leistungsrelation 63 Bernd Hebbering Leistung und Kosten 1m Personal bereich - aus der Sicht eines Handelsunterneh- mens 66 Diskussion mit Beitragen von: Paul Riebel 71 Ekkehard Kappler 74 Werner Kern .. 76 Karl F. W. Pater 77 5 Klaus Chmielewicz 79 ] osef Heptner 80 Eduard Gaugler 81 Wolfgang Miinnel 82 Erich Potthoff (Zusammenfassung der Diskussion) 84 6 Walter Cordes* BegriiBungsansprache zur Arbeitstagung der Schmalenbach-Gesellschaft "Leistung und Kosten im Personalbereich - aus der Sicht der Unternehmensfiihrung" Mit dem Thema "Leistung und Kosten im Personalbereich - aus der Sicht der Unterneh mensfuhrung" haben wir ein schwieriges und vielschichtiges Problem aufgegriffen. Es ist ein Gebiet, das durch massive soziale und politische Forderungen uberschattet wird und dadurch nur sehr schwer ohne Emotionen untersucht und diskutiert werden kann. Der Unternehmenserfolg hangt haufig nicht unwesentlich davon ab, inwieweit es gelingt, bei der Losung personalpolitischer Probleme eine optimale Abstimmung technischer, wirt schaftlicher und personaler Belange herbeizufuhren. Nicht selten stehen personalpolitische Losungsvorschlage zunachst in Konflikt zu okonomischen Forderungen und es bedarf einer sorgfaltigen Analyse samtlicher betrieblichen Interdependenzen, urn zu betriebswirt schaftlich richtigen Entscheidungen zu gelangen. Unser spezielles Anliegen ist es, ausschlieGlich die betriebswirtschaftlichen Aspekte der menschlichen Arbeit in der Unternehmung herauszuarbeiten, ohne die humane und so ziale Dimension dieses Themas in Frage stellen zu wollen. Als Betriebswirte werden wir versuchen, kuhl und nuchtern darzustellen, welche Auswirkungen die vielfaltigen MaGnah men, die aus dem politischen und sozialen Raum kommen, auf das wirtschaftliche Ge schehen in der Unternehmung haben. Urn die Wichtigkeit einer solchen betriebswirtschaftlichen Untersuchung herauszustellen, mochte ich hier nur einige Punkte erwahnen. Die Kosten des Personalbereichs ergeben sich aus dem Preis fur die menschliche Arbeit, d. h. aus Lohnen und Gehaltern. Nun wird die Preisbildung fur das Gut "Arbeit" schon lange nicht mehr durch den Mechanismus des freien Marktes bestimmt, sondern stellt sich als ein ProzeG dar, in dem der bestmogliche KompromiG zwischen dem notwendigen "sozialen Gleichgewicht" und dem wlinschens werten "Marktgleichgewicht" angestrebt wird. Weiterhin werden die in den Verhandlun gen zwischen den Tarifpartnern vereinbarten Betrage von den sogenannten "Lohnneben kosten" uberlagert, die sich aus der Summe aller direkten und indirekten Sozialleistungen des Unternehmens ergeben. Diese Betrage sind vollkommen losgelost von der Leistung und haben allmahlich eine solche Hohe erreicht, daG man eigentlich nicht mehr von Lohnnebenkosten sprechen kann, sondern diesen Aufwand besser als "Schattenlohn" bezeichnen sollte. Von auGergewohnlicher betriebswirtschaftlicher Relevanz ist auch die Tatsache, daG die Personalnebenkosten im Zeichen einer immer umfassenderen sozialen Gesetzgebung zu nehmend den Charakter von Fixkosten annehmen. Vor dieser Entwicklung hat Schmalen bach bereits in seiner grundlegenden Schrift "Der freien Wirtschaft zum Gedachtnis" 1 eindringlich gewarnt, wenn er sagt, daG die Steigerung der fixen Kosten eine der Haupt- • Prof. Dr. Walter Cordes, Prasident der Schmalenbach-Gesellschaft e. V., Koln. Schmalenbach, Eugen, Oer freien Wirtschaft zum Gedachtnis, 1949, S. 83 ff. 7 ursachen fiir die Zerstorung der freien Wirtschaft werden konnte. Der Fixkostencharakter der Personalnebenkosten ist einmal auf den Abbau der leistungsabhangigen Entlohnung zuriickzufiihren. Zum anderen haben die verscharften Kiindigungsschutzvorschriften und andere soziale Regelungen, wenngleich man sie grundsatzlich bejahen mug, einen erheb lichen Einflug auf die Flexibiliiat dieses Kostenfaktors. Verstarkt wird diese Entwicklung dadurch, dag unter dem Einflug der sozialen Sicherstellung die friiher vorhandene Mobili tat der Arbeitnehmer abnimmt. Die Unternehmensfiihrung ist angesichts dieser Situation gezwungen, nach Magnahmen zu suchen, die den Fixkostencharakter der Personalkosten reduzieren. Die Betriebswirtschaftslehre sollte es ihrerseits als Herausforderung betrach ten, der Unternehmensfiihrung durch niichterne sachliche Analysen und Vorschlage Hilfe stellung zu leisten. Dem Fixkostencharakter der Personalkosten lagt sich gesamtbetrieblich am besten begeg nen, indem das vorhandene Arbeitskraftepotential so weit als moglich ausgelastet wird. Das bedeutet fiir die Unternehmensfiihrung, neue Markte mit neuen Produkten zu er schliegen. Einer solchen Ausweitung der Markte steht fiir die deutsche Unternehmung jedoch das internationale Lohngefalle im Wege, seit die Stiicklohnkosten in der Bundes republik Deutschland im internationalen Vergleich an der Spitze stehen. Diese Entwick lung ist in der Vergangenheit durch die standige Veranderung der Wahrungsparitaten zu Lasten Deutschlands eindeutig noch verscharft worden. Die Verlagerung von Produktions statten in Niedriglohnlander kann dieses Problem mit Sicherheit auch nicht losen. Weiter hin miissen wir uns dariiber im klaren sein, dag die Entwicklung der Stiicklohnkosten in Deutschland einen entscheidenden Einflug auf die Investitionstatigkeit hat. Bereits heute hat sie dazu gefiihrt, dag sich weltwirtschaftlich ein klarer Strukturwandel vollzogen hat. Es wird z. Zt. schon mehr von Deutschland aus im Ausland investiert als umgekehrt. In den Jahren 1973-1976 stagnierte die Industrieproduktion in den klassischen Industrie staaten, wahrend die Industriekapazitaten, die Produktion und der Export in den Ent wicklungslandern nachhaltig zunahmen. Die Bemerkung eines Mannes, der im internatio nalen Anlagengeschaft groge Erfahrung hat, kennzeichnet diese Entwicklung. Er sagte etwas iibertrieben: "Bei der Errichtung neuer groger internationaler Industrieanlagen kommen die Maschinen normalerweise aus den USA, der Stahl aus Japan und die elek trischen Ausriistungen vielleicht noch aus Deutschland." Schlieglich ist nicht zu iibersehen, dag die standige Steigerung der nicht leistungsabhan gigen Personalkostenbestandteile einen negativen Einflug auf die Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer haben mug. Zudem gibt es politische Tendenzen, die den latenten Hang des Menschens zum Nichtstun als individuelle Selbstverwirklichung verbramen. Solche Tendenzen miissen wir als Betriebswirte niichtern in Rechnung stellen. Bereits Friedrich List hat darauf hingewiesen, dag die moralische Einstellung zur Arbeit neben der ethischen und politischen Bedeutung einen grogen okonomischen Wert besitzt, den wir bei unseren betriebswirtschaftlichen Oberlegungen beriicksichtigen miissen, wenn wir zu klaren Entscheidungen kommen wollen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es daher umso wichtiger, nach neuen Wegen zu suchen, urn die Leistungsbereitschaft und die Leistungsfahigkeit im Rahmen der gegebe nen Kostenstrukturen zu steigern. Eine Steigerung der Leistungsbereitschaft ist heute in hohem Mage von der Verbesserung des gesamten Arbeitssystems in der Unternehmung abhangig. Die Zusammenarbeit mit den Organisationen der Arbeitnehmer, mit Betriebsrat und Gewerkschaft, spielt hierbei eine ebenso wichtige Rolle, wie die Personalfiihrung 8 durch die verantwortlichen Fiihrungskrafte. Hinsichtlich der Entwicklung der Leistungs fahigkeit kommt es vor allem darauf an, langfristig wirkungsvolle interne und ext erne Ausbildungssysteme aufzubauen. Dies setzt voraus, daa die Unternehmen in Gemein schaft mit den wissenschaftlichen Betriebswirten daran arbeiten, Prognosen iiber zukiinf tige Anforderungen an die Qualifikationsstrukturen zu erstellen, urn diese friihzeitig bei der Ausbildung beriicksichtigen zu konnen. Mit diesen Ausfiihrungen sollte nur ein kurzer Aufria dieses komplexen betriebswirt schaftlichen Problemkreises gegeben werden; in den nachfolgenden Referaten werden die verschiedenen Aspekte nun im einzelnen dargestellt. 9 Eduard Gaugler· Wandel der Leistungs- und Kostenstruktur im Personal bereich Seit den Anfiingen der Industrialisierung im vergangenen Jahrhundert hat im Zuge der Technisierung eine permanente Substitution der menschlichen Arbeit in der Wirtschaft stattgefunden. Diese Entwicklung, die mancherlei Motive gesteuert haben, scheint in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten eine besondere Intensitat angenommen zu haben. Vor allem der Zwang zur Kostenwirtschaftlichkeit und das Streben nach Verbesserung der menschlichen Arbeitsbedingungen im betrieblichen Leistungsprozeg haben in der Nach kriegszeit bis zur Gegenwart m~geblich dazu beigetragen, dag sich die Einsatzbedingun gen fUr den Faktor Arbeit in zahlreichen Bereichen der Wirtschaft stark und tiefgreifend verandert haben. Diese lange Geschichte der Substitution, der Transformation und Modi fikation der menschlichen Arbeit im Wirtschaftsprozeg gibt dem Thema,das nach dem Wandel der Leistungs- und Kostenstruktur im Personalbereich unserer Wirtschaftsunter nehmen in der Bundesrepublik fragt, eine weit ausgreifende Perspektive. Fiir den Wirt schafts- und Sozialhistoriker ist diese Komponente der Industrialisierungsgeschichte ein reizvoller und - wie die historische Fachliteratur1 zeigt - auch ein vielfiiltig bearbeiteter Aspekt; fur den Betriebswirt, der sich mit den aktuellen Problemen dieses Themas zu beschaftigen hat, steht derjenige Wandel im Einsatz des Faktors Arbeit in der Wirtschaft im Vordergrund, den wir personlich in unserer jiingsten, uns selbst uberschaubaren Ver gangenheit erlebt, ja vielfach mitgestaltet haben, ferner, jener Wandel, der die Fuhrungs krafte in der Unternehmensleitung - und nicht nur sie allein - in der Gegenwart vor besonders schwierige und verantwortungsschwere Aufgaben stellt, sowie jene Wandlungen und Veranderungen, mit denen die Wirtschaft hinsichtlich der Leistungs- und Kosten struktur im Personalbereich mit einiger Wahrscheinlichkeit in der prognostizierbaren Zu kunft zu rechnen hat. 1. Der Faktor Arbeit im betrieblicben Leistungsprozep Bei der Frage nach den Erscheinungen, Ursachen und Auswirkungen des aktuellen Wan dels der Leistungs- und Kostenstruktur im Personalbereich darf man insbesondere zwei Sachverhalte fur eine abgewogene Beurteilung dieses Wandlungsprozesses nicht aus dem Auge verlieren. • Dr. oec. pub!, Eduard Gaugler, o. Professor fur Betriebswirtschaftslehre, Universitat Mannheim. Vgl. dazu insbesondere Treue, Wilhelm / Ponicke, Herbert / Manegold, Karl-Heinz, Quellen zur Geschichte der industriellen Revolution, 1966; sowie die dort angefiihrte Fachliteratur. 10