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Leidenschaft: Recherche: Skandal-Geschichten und Enthüllungs-Berichte PDF

230 Pages·1999·5.361 MB·German
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Thomas Leif (Hrsg.) Leidenschaft: Recherche Thomas Leif (Hrsg.) Leidenschaft: Recherche Skandal-Geschichten und Enthüllungs-Berichte 2., erweiterte Auflage Westdeutscher Verlag 1. Auflage 1998 2., erweiterte Auflage 1999 Alle Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden, 1998 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation GmbH. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. http://www.westdeutschervlg.de Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweißfolie besteht aus Polyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Umschlagbild: Nina Faber de.sign, Wiesbaden Foto Rückseite: G. Ruge, Th. Leif und H. Leyendecker während der Buchvorstellung auf der Frankfurter Buchmesse (Wolfgang Reuter 1998) ISBN 978-3-531-13386-7 ISBN 978-3-322-95620-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95620-0 Inhalt Hans Leyendecker Vorwort .............................................................................................................. 9 Thomas Leif Leidenschaft Recherche....................... ......... ............ ................................ ........... 13 Frank PoLitz Methodisches Recherchieren - Fundierte Grundlage journalistisch-qualifizierter Berichterstattung ..................... 21 Dagmar Hovestädt Zum Stand der Recherche ................................................................................... 33 Jürgen Friedrichs / Wrich Schwinges Kann man recherchieren lernen? ......................................................................... 43 Guido Rijkhoek Recherchieren bei einer Nachrichtenagentur ....................................................... 47 Egmont R. Koch Ich habe da meine Quellen ... Anmerkungen zum schwierigen journalistischen Umgang mit Nachrichtendiensten ...................................................................... 51 Christoph Maria Fröhder Die Entlarvung der Geheimwaffe "M" ................................................................ 55 Joachim Raschke Die Struktur-Recherche ...................................................................................... 61 Leo MüLLer Eine ganz normale Recherche ............................................................................. 67 OLiver Merz Der Bäderkönig und die CSU-Größen ................................................................ 77 HaraLd FeLLer Der Fall Schneider -ein journalistisches Lehrstück .................... ......... ........ .... ..... 85 RudoLf Lambrecht / Leo MüLLer / Peter Sandmeyer Der Fall Barsche! ...................................... ....................... ............. ....................... 91 6 Inhalt Herbert Klar / Thomas Walde Versteckte Kamera und Telefonbluffs -auf der Spur eines deutschen Beamten .... 97 Udo Lielischkies /Stephan Stuchlik Die Paten der Fleischmafia - Geschichte einer Recherche .................................... 103 Christian Boos Von der Faszination von Wendegeschichten oder: Von der Gefahr, sich in ostdeutschen Seilschaften zu verknoten ......................... ] 21 werner Rügemer Korruption im Kanal. Wie eine Recherche begann, steckenblieb und sich veränderte ........................... ] 31 Dagmar Hovestädt Von Akten, Oibes und Vernichtung. Als einmal ein Geheimdienst vor laufender Kamera enttarnt wurde ................... ] 35 Matthias Drobinski Recherche ist eine Tugend ................................................................................... 145 Holger weinert Über Tote und Lebende -zwei Filme über Aids ................................................... 149 Klaus weidmann Die heimliche Seuche: Der Killer-Keim EHEC. Chancen und Probleme einer Recherche im Ausland .......................................... 153 Irene Meichsner Böses Blut ........................................................................................................... 161 Wolfgang Degen Diamanten-Fieber ............................................................................................... 169 Patrik Baab Der Fall Hagenuk -Die Informationssperre durchbrechen .................................. 177 Franziska Hundseder In anderen Köpfen denken können ..................................................................... 183 Wolfgang Zehrt Informanten im braunen Netzwerk ..................................................................... 187 Inhalt 7 Stefan Rocker Ostpreußenreise .................................................................................................. 195 lohn Siegfried Mehnert Ermittlung in mißtrauischer Luft ........................................................................ 201 Ernst Krell Recherche mit der Kamera oder: "Schau'n 'mer mol" .......................................... 211 Andreas Zumach Was geschah wirklich in Srebrenica? .................................................................... 215 Heinz Suhr 'Bonne Recherche' oder: Die verhüllte Enthüllung ............................................ 219 Helmut Lorscheid Adenauer und die Banane -oder wie der alte Kanzler zu einem neuen Zitat kam ... 223 Walter Schumacher Cindy und Ben und Peter Arnett ........................................................................ 229 Gero Gemballa Beruf: Unterwegs und zu spät. Recherchen über einen Rechercheur .................... 231 Dagmar Hovestädt Das Internet und die journalistische Recherche ................................................... 239 Literaturhinweise ................................................................................................ 242 Autorenverzeichnis .............................................................................................. 243 Vorwort Recherche: Kein Zauberwerk sondern Handwerk. Hans Leyendecker Erst Stille, dann ist Atem zu hören. Der Laptop zwitschert und piepst. Jemand rutscht auf dem Stuhl herum, klopft mit den Fingern auf der Schreibtischkante einen kompli zierten Takt. Dann geht er auf und ab und schnieft ganz laut. Später hämmert er in die Tasten. Kurz gesagt: Da schreibt einer. Warum schreibt einer? Weil er nichts anderes gelernt hat oder weil er es weit bringen will? Wenn es weit gebracht hat, kreiselt er kunstvolle Kritiken im Feuilleton. Es gibt vorzügliche Reporter und in den Wirtschaftsteilen gut informierte Redakteure. Die Deutschen sind Meister im Meinungsjournalismus. Wer den Leitartikel tuten, den Fernsehkommentar sprechen darf, hat den Ausweis höchster Kompetenz erreicht. Aber die Zeitung und Sender beschäftigen nur wenige Rechercheure, die Enthüllungsstories liefern wollen. Die Sparte ist chronisch unterbesetzt. Wann haben Sie im deutschen Fernsehen in jüngerer Zeit eine bilanzsichere Dokumentation unsauberer politischer Vorgänge gesehen? Wann die letzte Enthüllung gelesen, die das Wort verdient? "Leidenschaft Recherche"? Ein Viertel aller deutschen Journalisten recherchiert pro Tag nicht mehr als eine Stunde. Zum Vergleich: In Amerika recherchieren vierundvierzig Prozent der Reporter und nur achtzehn Prozent kommentieren. In Amerika gibt es einen Verein, der IRE heißt. IRE ist das Kürzel für "Investigative Reporters and Editors". Der 1975 gegründete Verein hat mehr als fünftausend Mitglieder und etliche der Kollegen arbeiten in Rechercheteams, sogenannten Task Forces, die von der Routine der Tages berichterstattung befreit sind. Auf IRE-Kongressen wird tagelang über die beste Methode der Recherche diskutiert. Wann ist es beispielsweise sinnvoll, ein Zeitungs und ein Fernsehteam zusammenzubringen? Wie geht man mit anonymen Quellen um? In welchen Situationen empfiehlt sich das Rollenspiel "Bad guy", "Good guy", bei dem zwei Journalisten mit unterschiedlichem Auftreten von einem sperrigen Gesprächspartner möglichst viel erfahren wollen? Autoren zeigen noch einmal die Recherchewege auf (natürlich nur die, über die sie reden können), geben Tips und reden über falsche Fährten bei ihren Ermittlungen. Richtig ist, daß der investigative fleiß der Medien erlahmt und die riskante Recherche auch in den USA eher eine Rarität geworden ist. Dem Journalismus in den USA droht 10 Hans Leyendecker eine Gefahr, die auch Deutschland bevorstehen wird: Daß die Öffentlichkeitsarbeit der Verbände, Parteien, Firmen am Ende siegen wird. Längst übersteigt der finanzielle Aufwand für die interessengebundene Verbreitung von Information den Recherche Aufwand der Medien. Aber, bei aller Kritik. Zumindest ist Recherche ein Thema, über das geredet wird. Auf die in deutschen Talkshows gestellte Frage, ob ein Informations sammler Detektiv oder Journalist sei, käme in den USA niemand. Die Presse, die Medien, sie werden gelegentlich die Vierte Gewalt genannt. Für die Vierte Gewalt, so es sie denn geben sollte, können die Verleger, die Intendanten reden. Der Journalist spricht als Journalist. Leidlicher Journalismus ist immer der Ver such gewesen, dem Leser über die Brücke dessen, was er gerne lesen, sehen oder hören möchte, das zu vermitteln, was er erfahren sollte. Die Krankheit des deutschen Journalismus ist nicht die gepflegte Kampagne, sondern die Verwischung von Grenzen zur Politik, zur Wirtschaft, der wechselseitigen Instrumentalisierung für politische und eigennützige Zwecke. Es gibt Eigenschaften, von denen sich schwer sagen läßt, ob sie eher "typisch deutsch" oder "typischJournalist" sind: beispielsweise der Glaube, selbst mächtig zu sein, wenn man den Mächtigen nur nahe genug kommt. Von dem deutschen Journalisten Kurt Tucholsky stammt der Satz: "Der deutsche Journalist braucht nicht bestochen zu werden, er ist stolz, eingeladen zu sein, er ist schon zufrieden, wie eine Macht behandelt zu werden". Anfang der achtziger Jahre erhielten Journalisten noch einmal Lektionen in Staats bürgerkunde. Blätter wie der "SPIEGEL" recherchierten den Flick-Fall und die Parteien spendenaffäre. Ein Konzern hatte die Republik inventarisiert und Abgeordnete mit Barem bedacht, andere Unternehmen hatten zugunsten der Parteien Millionensummen in Geldwaschanlagen geschleust. Die staatstragenden Parteien hatten am Staat vorbei die Gesetze gebeugt. Als sie erwischt wurden, wollten sie in die Amnestie flüchten. Deutsche Zeitungen verlangten, daß in dem "Saustall" aufgeräumt werden müsse. Aber sie schrieben über die Parteienspendenaffäre in Japan und einen Herrn Tanaka und hängten den Verbreitern der schlechten deutschen Nachrichten die Schelle um. Wäre das Bonner Parlament in der Lage gewesen, den Parteispendenskandal auf zudecken? Wer hat die Regierenden und die Opposition daran gehindert, sich schnell die Absolution über ein Gesetz zu erteilen? Wer zeigt die Mißstände im Richter wahlausschuß auf, wo die Parteien schon lange danach streben, durch willfährige Kan didaten - gleich welcher Couleur - die Rechtsprechung auf ein unschädliches Mittel maß zurechtzustutzen? Journalisten machen sich unter Politikern, Wirtschaftsführer, keine Freunde, wenn sie Mfären aufdecken. Recherchierender Journalismus, egal, wo er ausgeübt wird, muß den Politikern unangenehm sein: Der Journalist sucht Mißstände im politischen Ap parat, recherchiert von unten, zapft Quellen an, die öffentlich nicht zugänglich sind, Vorwort 11 stellt Sachverhalte in Frage, die andere ungeprüft übernehmen oder aus Gefälligkeit verbreiten. Viele Journalisten könnten mutiger, manche könnten redlicher und fast alle könnten mißtrauischer sein. Recherchierender Journalismus, wie er in diesem Buch vorgestellt wird, ist kein Zauberwerk, sondern Handwerk. Geschichten wie über den "Fall Hagenuk", "Recherche im braunen Netzwerk oder "Die Paten der Fleischwirtschaft" sind ein Stück Aufklärung. Ohne Rechercheure, die Mißstände aufspüren und aufdecken, bleibt Journalismus eine Volkshochschulveranstaltung. Dabei können auch Fehler passieren. Vom Kathe der läßt sich gut über Ethik und Moral im Journalismus räsonieren. Ein Reporter aber, der den Stoff besorgt, der die Informationen und die Dokumente beibringt, arbeitet mit erhöhtem Risiko. "Flop" und "scoop" liegen dicht beieinander. Manchmal ist die beschaffte Information eine Mogelpackung. Jeder Journalist kennt das mulmige Ge fühl, ob ein Informant letztlich glaubwürdig ist und die Überprüfung der Quelle das richtige Ergebnis gebracht hat. Aber, wem es zu heiß ist, der sollte nicht in die Küche gehen. Hans Leyendecker ist Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung. Leidenschaft Recherche: Die Kontrollfunktion der Medien braucht Pflege und Ermutigung Thomas Leif P ür den Schweizer Publizisten Rene Grossenbacher steht der Sieg der Interessen Lobby in der Öffentlichkeitsarbeit über den kritisch-recherchierenden Journalis mus fest. "Das Public-Relations-System hat auf Kosten der Medien und der Journali sten gewonnen; dieser Trend wird anhalten." Fast zwei Drittel der Berichterstattung basieren "auf offiziellen Verlautbarungen, Pressekonferenzen, Pressemitteilungen und anderen PR-Quellen. Weil nur noch jeder zehnte Artikel aus journalistischer Initiative entstehe -so Grossenbacher-werde der Journalist zunehmend zum "Textmanager", der sich "aufs Kürzen und oberflächliches Neutralisieren von Texten" beschränke. Die Folge dieser Medienentwicklung: Journalisten konzentrieren sich in der Regel auf die einfache Ergänzungs-Recherche, die lediglich der Frage nachgeht, ob sich die Story rasch und unkompliziert umsetzen läßt. Frank Esser hat in seiner materialreichen Dissertation mit dem Titel "Die Kräfte hinter den Schlagzeilen" (1998) die zugänglichen Studien zur Recherchebereitschaft von Journalisten im internationalen Vergleich zusammengetragen. Demnach verbrin gen in Deutschland nur 21 Prozent der Journalisten "sehr viel Zeit mit Berichten auf der Grundlage persönlicher Recherche." In Großbritannien und Amerika sind es mehr als doppelt soviel. Der Deutschland-Korrespondent von The Times, Robert Boyles, urteilt dem entsprechend hart über seine deutschen Kollegen: "Deutsche Zeitungsjournalisten schei nen sehr abhängig zu sein von den Presseagenturen. Viele Artikel, die unter ihrem Namen erscheinen, sind identisch mit dpa- oder deutschen AP-Reports vom Vortag. Wenn es einen Unterschied gibt, dann den, daß der Journalist seine Meinung hinzuge fügt hat -ohne eigene Recherche." Jochen Bölsche und Hans Werner Kilz beklagten bereits vor zehn Jahren die RandsteIlung der Recherche in Deutschland: "Im bundesdeutschen Journalismus sind investigative Recherche und kritische Berichterstattung, die bilanzierende Dokumen tation unsauberer politischer Vorgänge, viel zu wenig entwickelt. Die Deutschen sind Weltmeister im Meinungsjournalismus, der Leitartikel wird als Ausweis höchster Kom petenz angesehen. ( ... ) Aber die Zeitungen beschäftigen nur wenige Rechercheure, die Enthüllungsstories liefern -die Sparte ist unterbesetzt. "

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