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Leiden des jungen Werthers: Edition der Handschrift von 1786 PDF

137 Pages·1999·31.617 MB·German
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Matthias Luserke (Hg.) GOETHE, LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS Johann Wolfgang Goethe LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS Edition der Handschrift von 1786 Herausgegeben von Matthias Luserke 1999 Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar DieDeutscheBibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Goethe,JohannWolfgangvon: Leiden desjungenWerthers:Editionder Handschrift von 1786/JohannWolfgangGoethe. Hrsg. von MatthiasLuserke.-Weimar:VerlagHermannBohlaus NachfolgerWeimar, 1999 ISBN978-3-7400-1072-0 ISBN978-3-7400-1072-0 ISBN978-3-476-03196-9(eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03196-9 AIleRechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung desVerlages ist esnicht gestat tet, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte derVervielfaltigung- auch von Teilen desWerkes - auf photomechanischemoder ahnlichern Wege, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrags, der Funk- und Fernseh sendung, der Speicherungin Datenverarbeitungsanlagen, der Ubersetzung und der litera- rischen oderanderweitigenBearbeitung. © 1999Springer-VerlagGmbHDeutschland UrsprunglicherschienenbeiVerlagHermannBohlausNachfolgerWeimarGmbH &Co. 1999 Inhalt Erstes Buch 7 Zweites Buch 63 Korrekturzeichen und Abkiirzungen 129 Nachwort 131 Editorische Notiz 131 Zur Entstehungsgeschichte der zweiten Fassung desWERTHERS 136 LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS. ERSTER BUCH. 3 Buch.]davorgestr.Theil. ich von der Geschichte des armen Werthers nur habe auffinden konnen, habe ich mit Fleif gesammlet und lege es euch hier vor, und weiB daB ihr mir's danken werdet. Ihr konnt seinem Geiste und seinem Charakter eure Bewunde rung und Liebe, seinem Schiksale eureThranen nichtversagen. Und du gute Seele, die du eben den Drang fuhlst wie er, schopfeTrostaus sei nem Leiden, und laB das Biichlein deinen Freund seyn, wenn du aus Geschick odereigener Schuld keinen nahern finden kannst! [1.) am 4.May. Wie froh bin ich, daBichweg bin! Bester Freund,was ist das Herzdes Menschen! 10 Dich zu verlafsen den ich so liebe, von dem ich unzertrennlich war und froh zu seyn! Ich weifdu verzeihstmir's.WarennichtmeineiibrigenVerbindungenrecht ausgesucht vom Schiksal, urn ein Herz wie das meinige zu angstigen? Die arme Leonore! Und dochwarich unschuldig. Konnt' ich dafiir, daB,wahrenddieeigen sinnigen Reize ihrer Schwester mir eine angenehme Unterhaltung verschaften, 15 daBeine Leidenschaftin dem armenHerzensich bildete?Unddoch- bin ich ganz unschuldig? Hab' ich nicht ihre Empfindungen genahrt? hab' ich mich nicht an den ganz wahren Ausdriicken der Natur, die uns so oft zu lachen machten, so wenig lacherlich sie waren, selbst ergozt, hab' ich nicht- 0 was ist der Mensch, daBer iibersich klagen darf! Ich will, lieberFreund, ich verspreche dir's, ich will 20 mich bessern,will nichtmehrein biBchen Dbel,das uns das Schiksalvorlegt,wie derkauen,wie ich's immergethan habe; ich will das GegenwartigegenieBen, und das Vergangenesoli mir vergangenseyn.GewiB du hastrechtBester,derSchmer zen waren minderunterden Men[2.]schen,wennsienicht- Gottweifwarumsie so gemacht sind! - mit so viel Emsigkeit der Einbildungskraft sich beschaftigten, 25 die Erinnerungen des vergangenenDbels zuriick zu rufen, eherals eine gleichgiil tige Gegenwartzu ertragen. 4 Schiksale]korr.Schiksaale 6 Geschick]korr.Geschik 11 verzeihst]korr.verzeyhst 17 den]korr.deren 17 Ausdriicken] korr.Ausdruken 20 bessern]korr.beBern 20 bilschen]korr. bischen 21 immer]korr.immehr 25 als]udZ;getilgtdenn 10 LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS Du bistSO gut, meiner Mutterzusagen, daf ichihr Geschaft bestens betreiben und ihr ehstens Nachrichtdavon geben werde.Tch habe meineTantegesprochen, und beyweitem das bose Weib nichtgefunden, das man bey uns aus ihr macht. Sieisteine muntere heftige Frau von dem besten Herzen. Ich erklarte ihr mei ner Mutter Beschwerden iiber den zuriickgehaltenen Erbschaftsantheil, siesagte 5 mir ihre Griinde, Ursachen und die Bedingungen, unter welchen sie bereit ware alles heraus zu geben, und mehr als wir verlangten - Kurz, ich mag ietzt nichts davon schreiben; sage meiner Mutter, es werde alles gut gehen. Und ich habe, mein Lieber, wieder bey diesem kleinen Geschaft gefunden: daf Mifsverstand nisse und Tragheit vielleicht mehr Irrungen in der Welt machen, als List und 10 Bofsheir. Wenigstens sind die beyden letzteren gewif seltner. Ubrigensbefindeichmichhiergarwahl, dieEinsamkeitistmeinemHerzen kost licher Balsam in dieser paradiesischen Gegend, und diese Jahrszeit der Jugend warrnt mit alIerFiilIe mein oft schauderndes Herz.Jeder Baum, iedeHeeke ist ein Straus [3.]von Bliithen,und man rnochrezumMaykafer werden, urnindemMeer 15 vonWohlgeriichenherumschwebenundaIleseineNahrungdarin findenzukonnen. Die Stadt selbst ist unangenehm, dagegen rings umher eine unaussprechliche Schonheitder Natur. Das bewogden verstorbenenGrafen vonMxxxseinen Gar ten aufeinem der Hiigel anzulegen, diemit der schonsten Mannichfaltigkeit sich kreuzen, und dielieblichsten Thaler bilden.Der Garten isteinfach und man fuhlt 20 gleich bey dem Eintritte, daf nicht ein wissenschaftlicher Gartner, sondern ein fiihlendes Herz den Plan gezeichnet, das seiner selbst hier geniefsenwolIte.Schon manche Thranehab'ichdemAbgeschiedenen indemverfallenen Cabinetchenge weint, das seinLieblingsplatzchen war und auch meines ist, Baldwerde ich Herr vom Garten seyn; der Gartner ist mir zugethan, nur seit den paar Tagen, und er 25 wird sichnicht libel dabey befinden. 1 Geschaft] korr.Geschafre 3 bey]dauorgestr.ichhabe 3 das bose]korr.daISbose 7 ietzt]korr.iezo 8 sage]korr.sag 9 Geschaft] korr.Geschafre 9 Mifsverstandnisse] korr.Mifiverstandnifse 11 Bofiheit]korr.Bosheit 11 Wenigstens]dauorgestr.nichtthun, 11 Wenigstens]karr.wenigstens 11 letzteren]korr.lezteren 13 paradiesischen] korr.paradisischen 14 Heeke] korr.Heke 15 Bliithen]korr.Bliiten 16 darin] korr.darinn 19 Mannichfaltigkeit]danachgestr.derNatur 24 Lieblingsplatzchen]korr. Lieblingsplazchen 25 paar] karr.Paar ERSTES BUCH 11 am 10. May Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen, gleich den siilSen Friihlingsmorgen, die ich mit ganzem Herzen geniefse.Ich bin allein, und freue mich meines Lebens in dieser Gegend die fiir solche Seelen geschaffen ist 5 wie die meine. Ich bin so gliicklich,mein Bester, so ganzin dem Gefuhle von ru higem [4.] Daseyn versunken, daIS meine Kunst darunter leidet. Ich konnte ietzt nicht zeichnen, nicht einen Strich, und bin nie ein grolSerer Mahlergewesen als in diesen Augenblicken. Wenn das liebe Thai urn mich dampft, und die hohe Sonne an der Oberflache der undurchdringlichen Finsternif meines Waldes 10 ruht, und nur einzelne Stralen sich in das innere Heiligthum stehlen, ich dann im hohen Grase am fallenden Bache liege, und naher an der Erde tausend man nichfaltige Griischen mir merkwiirdigwerden; wenn ich das Wimmeln der klei nen Welt zwischen Halmen, die unzahligen, unergriindlichen Gestalten der Wiirmchen, der Miickchen, naher an meinem Herzen fiihle, und fiihle die Ge- genwart des Allmachtigen der uns nach seinem Bildeschuf, das Wehen des All lS liebenden, der uns in ewigerWonne schwebend triigt und erhalt; mein Freund! wenn's dann urn meine Augen darnmert, und die Welt urn mich her und der Himmel ganz in meiner Seeleruhn wie die Gestalt einer Geliebten; dann sehne ich mich oft und denke: ach konntest du das wieder ausdriicken, konntest dem 20 Papieredas einhauchen,was so voll, so warm in dir lebt, daIS eswiirdeder Spie gel deiner Seele,wie deine Seeleist der Spiegel des unendlichen Gottes! - Mein Freund - Aber ich gehe dariiber zu Grunde, ich erliege unter der Gewalt der Herrlichkeit dieser [5.] Erscheinungen. am 12. May. Ich weif nicht, ob rauschende Geister urn diese Gegend schweben, oder ob die 25 warme himmlische Phantasie in meinem Herzen ist, die mir alles rings umher so paradiesischmacht. Da istgleichvor dem Orteein Brunnen,ein Brunnen, an den 2 den] korr.denen 4 ist]korr.ist, 6 ietzt] korr.iezo 7 nie]korr.niemals 10 Stralen] korr.Strahlen 16 Freund!]korr. Freund, 17 der] adZ ergdnzt[G] 18 ruhn] korr.ruhr[G] 23 Herrlichkeit] korr.herrlichkeit 27 paradiesisch]korr.paradisisch 27 ein Brunnen,ein Brunnen]korr.ein Brunn,ein Brunn 12 LEIDEN DESJUNGENWERTHERS ichgebannt binwieMelusinemit ihren Schwestern.- Du gehst einen kleinen Hugel hinunter,und findestdichvor einemGewolbe,dawohl zwanzig Stufen hinabgehen, wo unten das klareste WaBer aus Marmorfelsen quillt. Die kleine Mauer die oben umher die Einfassung macht, die hohen Baume die den Plaz ringsumher bedecken, die Kuhle des Ones; das hatallesso was anziigliches, was schauerliches. Esvergeht 5 keinTag, daBichnichteineStunde da sitze. Da kommendann dieMadchenaus der Stadt, und holen WaBer, das harmloseste Geschafr und das nothigste, das ehemals die Tochter der Konige selbst verrichteten. Wenn ich da sitze, so lebt die patriar chalische Idee so lebhaft urn mich, wie sie aile, die Altvater am Brunnen Bekannt schaft machen und freyen, und wie urn die Brunnen und Quellen wohlthatige Gei- 10 ster schweben. 0 der muf nie nach einer schweren Sommertagswanderungsich an des Brunnens Kuhle gelabthaben, der das nichtmitempfinden kann. [6.] am 13. May. Dufragst,ob dumirmeineBucherschicken sollst?- Lieber, ichbitte dichurnGottes willen,laBmirsievomHalse!Ichwillnichtmehrgeleitet,errnuntert,angefeuretseyn; 15 braust dieses Herz doch genug aus sich selbst; ich braucheWiegengesang und den habe ichinseiner Fiillegefundeninmeinem Homer.Wie oft lull' ichmein ernportes Blutzur Ruhe,dennsoungleichsounstathastdu nichts gesehen alsdiesesHerz. Lie ber!brauch'ichdirdaszusagen,derdusooftdieLastgetragenhast,michvomKum mer zur Ausschweifung und von suBerMelancholie zur verderblichen Leidenschaft 20 iibergehenzusehen?Auch halte ichmeinHerzchenwieeinkrankesKind;jederWille wird ihm gestattet.Sagedas nichtweiter,esgiebt Leute die mir esverubelnwiirden. am 15. May. Die geringenLeute des Oneskennen michschon und lieben mich, besonders die Kinder. Wie ich im Anfange mich zu ihnen gesellte, sie freundschaftlich fragte 25 iiber dies und das, glaubten einige, ich wollte ihrer spotten und fertigten mich 3 DiekleineMauerdie]korr.Das Mauerchendas [G] 4 Einfassung] korr.Einfalsung 4 bedecken] korr.bedeken 5 schauerliches.]korr.schauerliches; 5 Es]korr.es 6 sitze]korr.size 11 schweren]korr.schweeren 14 schicken] korr.schiken 16 braust] korr.Braufit 17 lull'] korr.lulle 17 ernportes] korr.ernporendes [G] 18 Lieber!]korr.Lieber,

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