Silvia Schneider · Jürgen Margraf Hrsg. Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 3 Psychologische Therapie bei Indikationen im Kindes- und Jugendalter 2. Aufl age Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 3 Silvia Schneider Jürgen Margraf (Hrsg.) Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 3 Psychologische Therapie bei Indikationen im Kindes- und Jugendalter 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage Mit 136 Abbildungen 123 Herausgeber Silvia Schneider Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) Ruhr-Universität Bochum Lehrstuhl Klinische Kinder- und Jugendpsychologie Massenbergstaße 9–13 44787 Bochum Jürgen Margraf Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) Ruhr-Universität Bochum Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie Massenbergstaße 9–13 44787 Bochum ISBN 978-3-662-57368-6 ISBN 978-3-662-57369-3 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-57369-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliogra- fische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2009, 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheber- rechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetz- gebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Ver öffentlichung vollständig und korrekt sind. 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Mehr rungen im Kindes- und Jugendalter ähnlich häufig denn je ist sie die am besten abgesicherte Form von wie im Erwachsenenalter sind und zudem wichtige Psychotherapie, vom Kleinkindalter bis zum hohen Risikofaktoren für spätere Beeinträchtigungen der Erwachsenenalter stellt sie bei vielen Störungen psychischen Gesundheit darstellen. Gleichzeitig und Problemkonstellationen die Therapie der hat es auch hier in den letzten Jahren erfolgreiche Wahl. Die ständige Weiterentwicklung in Grundla- Weiterentwicklungen gegeben, wozu nicht zuletzt genforschung und klinischer Anwendung hat dazu der an Tempo gewinnende Ausbau der Klinischen geführt, dass die Verhaltenstherapie noch stärker Kinder- und Jugendpsychologie beigetragen hat. als in vergangenen Jahrzehnten in einer „eigenen Liga“ spielt. Diese Entwicklung vollzieht sich so- Besondere Aufmerksamkeit gilt erneut der praxis- wohl in der Breite wie auch in der Tiefe: Während relevanten Darstellung des konkreten therapeu- auf breiter Front immer neue Verfahren an die Seite tischen Vorgehens sowie der Verankerung der und manchmal auch an die Stelle der älteren Ver- Therapieverfahren in der klinischen Grundlagen- fahren treten, vertieft sich zugleich das Verständnis forschung. Darüber hinaus werden im vierten für Grundlagen, Mechanismen und Umfang der Band die notwendigen konkreten Werkzeuge (z. B. therapeutischen Wirkungen. Anschauungsmaterial, Fragebogen, Patienten- merkblätter) zu den in den ersten drei Bänden be- Mittlerweile zeigen Langzeitkatamnesen eine be- handelten Themen für den alltäglichen therapeu- sondere Nachhaltigkeit der Verhaltenstherapie. tischen Gebrauch in kompakter Form zur Verfü- Rund drei Viertel der Patienten verbessern sich gung gestellt. Um dem faszinierenden Gebiet der nach Abschluss der Therapie weiter, was im Ein- Verhaltenstherapie und ihrer Grundlagen gerecht klang mit einem auf Lernen, Gedächtnis und Kom- zu werden, geht die Neuauflage deutlich über eine petenzerwerb basierenden Therapiekonzept steht. bloße Aktualisierung hinaus. Ziel ist ein praxis- Das Schlagwort von der „Hilfe zur Selbsthilfe“ trifft relevantes Lehrbuch, das erfahrene Kolleginnen hier in sehr vielen Fällen zu. Auch wenn noch und Kollegen ebenso wie Anfänger mit Genuss Raum für Verbesserungen besteht, so heben sich und Gewinn lesen. die Langzeitergebnisse nach Ende der meist kurzen Behandlungen deutlich positiv von den langfristig j Ist der Begriff Verhaltenstherapie oft ungünstigen Wirkungen rein medikamentöser noch zeitgemäß? Therapien, aber auch von den spärlichen Befunden Bereits in den Vorworten zu den vorangegangenen zu anderen Formen der Psychotherapie ab. Auflagen hatten wir jeweils die Frage erörtert, ob der Begriff „Verhaltenstherapie“ wirklich die beste Einer kaum noch zu übersehenden Informations- Bezeichnung für die heutige breite, auf der wissen- flut stehen immer mehr Menschen gegenüber, die schaftlichen Psychologie fußende psychotherapeu- ein Verständnis der Verhaltenstherapie in Versor- tische Grundorientierung ist. Der Wunsch nach gung, Ausbildung und Forschung benötigen. Die- einer Überwindung des veralteten Schulendenkens ser Aufgabe hatte sich das Lehrbuch der Verhal- und der quasi-ekklesialen Organisation der Psycho- tenstherapie gestellt, das mit seiner ersten Auflage therapie ist aktueller denn je. Als genuin psycholo- 1996 zu einem Standardwerk wurde und bereits in gischer Heilkundeansatz kann die Verhaltens- den Jahren 2000 und 2009 umfangreiche Neuauf- therapie mit besonderem Recht die Bezeichnung lagen erfuhr. Umfragen bei Universitäten, Ausbil- „psychologische Therapie“ beanspruchen. Dieser dungsinstituten und klinischen Einrichtungen be- Begriff ist genauer, umfassender und zukunftswei- legen, dass es nahezu flächendeckend in Lehre und sender als die historisch ausgerichtete Bezeichnung Psychotherapieausbildung eingesetzt wird und „Verhaltenstherapie“, deren Grundlagen und Ver- auch in der klinischen Praxis weit verbreitet ist. fahren schon lange über Behaviorismus bzw. „Ver- Über 20 Jahre nach seinem ersten Erscheinen ist haltenspsychologie“ hinausgehen. Andererseits hat nun eine neue Auflage angebracht. Diese soll si- sich Verhaltenstherapie als Begriff eingebürgert, ist cherstellen, dass die Verhaltenstherapie umfassend quasi ein „Markenbegriff“ geworden, unter dem und auf dem neuesten Wissensstand dargestellt sich viele Menschen etwas vorstellen können. Der wird. Dabei werden erneut Grundlagen, For- Begriff und die ihm innewohnende Tradition sollte schung, Praxis und Rahmenbedingungen über die daher nicht leichtfertig aufgegeben werden. VI Vorwort zur zweiten Auflage Für die Neuauflage haben wir uns daher dafür ent- jedoch Umfang, Preis oder Fachsprache nicht ab- schieden, den historisch etablierten Markenbegriff schrecken, spricht auch nichts gegen die Lektüre der Verhaltenstherapie im Titel unseres Lehrbu- eines Lehr buches. Sollte eine Behandlung ange- ches beizubehalten. Dieser wird nun im Untertitel bracht sein, wird es in der Regel aber sinnvoll sein, mit der Bezeichnung „psychologische Therapie“ die schrift lichen Informationen noch einmal präzisiert. Diese sollte jedoch nicht berufspolitisch persönlich mit Therapeut oder Therapeutin zu be- missverstanden werden: Ebenso wie „pharmako- sprechen. logische Therapie“ bedeutet, dass die Behandlung mittels pharma kologischer Methoden erfolgt und j Aufbau und Gestaltung des Lehrbuches nicht etwa, dass sie Pharmakologen vorbe halten Das Lehrbuch besteht aus den folgenden vier, sei, bezeichnet „psychologische Therapie“ die Art einander ergänzenden Bänden: der Behandlungsmethoden, nicht die Berufsgrup- 4 Band 1: Grundlagen, Diagnostik, Verfahren pe der Behandelnden. Auch eine genauere Fest- und Rahmenbedingungen psychologischer legung einer bestimmten Ausrichtung (z. B. „kog- Therapie, nitive Ver haltenstherapie“) erscheint uns für ein 4 Band 2: Psychologische Therapie bei Indika- umfassendes Lehrbuch wenig sinnvoll. Verhaltens- tionen im Erwachsenenalter, therapeutische und kognitive Verfahren sind eben- 4 Band 3: Psychologische Therapie bei Indika- so wie neuere, sog. „Dritte-Welle“-Verfahren Teile tionen im Kindes- und Jugendalter, einer gemeinsamen Grundströmung, deren wich- 4 Band 4: Therapiematerialien (störungsspezi- tigste gemeinsame Klammer die Fundierung in fische und störungsübergreifende Therapie- der empirischen Psychologie ist. Allerdings muss materialien zu allen relevanten Themen- die Auffassung von Verhaltenstherapie, die dem bereichen der ersten drei Bände). Lehrbuch zugrunde liegt, explizit kenntlich ge- macht werden. Dies geschieht ausführlich im ein- Da die Verhaltenstherapie von keinem Einzelnen leitenden Kapitel von Band 1 („Hintergründe und mehr im Detail überblickt werden kann, wurde Entwicklung“). eine Vielzahl von Experten als Autoren gewonnen. Die der großen Autorenzahl innewohnende Viel- j An wen wendet sich das Lehrbuch? falt kann eine Stärke, aber auch ein Problem dar- Das Lehrbuch wendet sich vor allem an Studenten, stellen. Durch Vorgabe gemeinsamer Richtlinien Ausbildungskandidaten, Praktiker und Forscher und intensive Bearbeitung haben Herausgeber und aus den Bereichen Klinische Psychologie, Klinische Verlag versucht zu erreichen, dass sich vor allem Kinder- und Jugendpsychologie, Kinder- und Ju- die positiven Seiten der Vielfalt auswirken. Die gendpsychiatrie und -psychotherapie, Psychia trie zentralen Elemente der unterschiedlichen Gliede- und Psychotherapie sowie deren Nachbardiszipli- rungen für Grundlagen, Methoden, Diagnostik nen. Darüber hinaus sollen auch Interessenten aus und Störungskapitel sind im folgenden Überblick Gesundheits- und Erziehungswesen, Kostenträger, dargestellt. Da jede Regel schädlich werden kann, Verwaltung und Politik angesprochen werden. Die wenn sie zu dogmatisch ausgelegt wird, konnten einzelnen Kapitel sollen möglichst auch ohne Be- die Autoren aber im Einzelfall von diesen Vorga- zug auf den Rest des Buches verständlich sein, ben abweichen. was natürlich manchmal an Grenzen stößt. Band 3 bietet in jedem Kapitel weiterführende Literatur- Aufbau der Grundlagenkapitel empfehlungen und am Ende ein detailliertes Sach- 1. Einleitung wort- und Autorenregister. Ein ausführliches 2. Darstellung der Grundlagen 3. Ausblick Glossar und ein praktischer Anhang (mit Informa- 4. Zitierte und weiterführende Literatur tionen z. B. zu Fachgesellschaften und Fachzeit- schriften) findet sich in Band 2; Band 4 mit seinen Aufbau der Verfahrenskapitel Therapiematerialien soll darüber hinaus die Nutz- 1. Theoretische Grundlagen 2. Praktische Voraussetzungen und Diagnostik barkeit des Lehrbuches erhöhen. 3. Darstellung des Verfahrens 4. Anwendungsbereiche und mögliche Grenzen Das Lehrbuch wurde nicht in erster Linie für Pa- ( Indikationen und Kontraindikationen) tienten und ihre Angehörigen geschrieben. Bücher 5. Empirie: Wirkmechanismen und Effektivität reichen als Therapie meist nicht aus, sie können 6. Zitierte und weiterführende Literatur aber sehr wohl über Therapie informieren. Solche Aufbau der Diagnostikkapitel Informationen können nützliche Entscheidungs- 1. Hintergrundwissen grundlagen sein. Für den knappen Überblick ste- 2. Praktische Hinweise für den Einsatz 3. Grenzen und typische Probleme hen im deutschsprachigen Raum mehrere populär- 4. Zitierte und weiterführende Literatur wissenschaftliche Bücher zur Verfügung. Wenn VII Vorwort zur zweiten Auflage de sprachen demnach für die Verwendung von Aufbau der Störungskapitel „Patient“ anstelle von „Klient“: 1. Darstellung der Störung 2. Modelle zu Ätiologie und Verlauf 4 Die tatsächliche Bedeutung des Begriffes 3. Diagnostik „Klient“ widerspricht der erklärten Absicht 4. Therapeutisches Vorgehen seiner Einführung. 5. Fallbeispiel 4 Eine bloße terminologische Verschleierung 6. Empirische Belege des teilweise realen „Machtgefälles“ zwischen 7. Zitierte und weiterführende Literatur Behandelnden und Behandelten ist wenig sinnvoll. Der beachtliche Umfang des vierbändigen Lehr- 4 Der Begriff „Patient“ beschreibt adäquat das buches geht sowohl auf die große Differenziertheit Leiden hilfesuchender Menschen. der Verhaltenstherapie als auch auf den Wunsch zurück, die Beiträge hinreichend konkret für die j Danksagungen praktische Umsetzung zu gestalten. Auch wenn Ein Projekt wie das vorliegende Lehrbuch erfordert dies manchmal schwerer als erwartet war, hoffen umfangreiche Unterstützung, die wir anerkennen wir doch, dass wir uns unserem Anspruch ange- und für die wir uns bedanken möchten. Bereits die nähert haben. vorangegangenen Auflagen hätten ohne die kom- petente, geduldige und freundliche Unterstützung Zwei Bemerkungen zur Terminologie: unserer Dresdner und Basler Mitarbeiterinnen und Kolleginnen nicht realisiert werden können. In 1 Es gibt verschiedene Wege, das Problem unan- die Neuauflage fließen viele wichtige Erkenntnisse gemessener geschlechtsspezifischer Begrifflichkei- und Hinweise aus Besprechungen und Supervisio- ten anzugehen. Am wenigsten geeignet erscheinen nen mit unseren Bochumer Mitarbeiterinnen und uns Doppelnennungen, Schrägstrichlösungen oder Mitarbeitern ein, denen wir dafür ausdrücklich das große „I“. Sofern die Geschlechtszugehörigkeit danken. In besonderem Umfang hat das Lehrbuch keine spezielle Rolle spielt, werden im vorliegen- von der engagierten und tatkräftigen Mitarbeit den Lehrbuch Begriffe wie Patient oder Therapeut durch Helen Vollrath, Anna Lutz, Olga Remeniuk, grundsätzlich geschlechtsneutral verwandt, betref- Celine Bahr, Sophie Rupprecht und Amelie fen also stets beide Geschlechter. Abweichungen Niemeyer profitiert. Sehr herzlich möchten wir uns von dieser Regel werden explizit vermerkt. auch bei den Autoren der Kapitel bedanken, die manchmal viel Geduld aufbrachten (wegen An- 2 Dem in der Medizin etablierten Patientenbe- passungen an das Gesamtkonzept, langwierigen griff wurde im Zuge der Kritik am „medizinischen Überarbeitungen oder Zeitverzögerungen durch Modell“ vorgeworfen, er drücke ein Abhängig- die unvermeidbaren Nachzügler). Unsere Entschul- keitsverhältnis aus und entspreche nicht dem Ideal digung gilt denjenigen, die die Terminvorgaben des aufgeklärten, mündigen Partners in der thera- einhielten, unser zusätzlicher Dank denen, die peutischen Beziehung. Als Alternative wurde man- wegen Krankheiten oder anderer Unwägbarkeiten cherorts der Klientenbegriff vorgeschlagen, der frei kurzfristig „einsprangen“. Ihre Ausdauer ganz be- von den genannten Bedeutungen sein sollte. Auf- sonders unter Beweis gestellt hat Renate Scheddin, schlussreich ist hier die Wortgeschichte (vgl. Klu- die es sich nicht nehmen ließ, erneut das Projekt ge1). „Patient“ bedeutet wortwörtlich „Leidender“. beim Springer-Verlag zu be treuen. Unter der er- Im 16. Jahrhundert wurde der Begriff aus dem la- fahrenen Leitung von Renate Schulz und später teinischen „patiens“ (duldend, leidend) gebildet, Barbara Karg besorgten Stephanie Kaiser-Dauer um kranke oder pflegebedürftige Personen zu be- und Heidrun Schoeler das sachkundige, sorgfältige zeichnen. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde „Kli- und freundliche Lektorat. ent“ ebenfalls aus dem Latein entlehnt (von „cli- ens“, älter „cluens“). Die wörtliche Bedeutung die- Für die langjährige Unterstützung unserer For- ses Begriffes lautet „Höriger“ (abgeleitet vom altla- schung zur Verhaltenstherapie und ihren Grundla- teinischen Verb cluere: hören). Klienten waren gen danken wir der Deutschen Forschungsgemein- ursprünglich landlose und unselbständige Perso- schaft, dem Schweizerischen Nationalfonds, dem nen, die von einem Patron abhängig waren. Dieses Bundesministerium für Bildung und Forschung Abhängigkeitsverhältnis bedingte zwar gewisse und der Alexander von Humboldt-Stiftung. Wäh- Rechte (z. B. Rechtsschutz durch den Patron), vor rend unserer Marburger Zeit profitierten wir sehr allem aber eine Vielzahl von Pflichten. Drei Grün- von der aktiven, uneigennützigen Förderung durch unsere damalige Chefin Irmela Florin und vom 1 Kluge, F., & Seebold, E. (1989). Etymologisches Wörter- Austausch mit den dortigen Kollegen. Später bot buch der deutschen Sprache (22. Aufl.). Berlin: De Gruyter. uns die TU Dresden ein anregendes Umfeld, wobei VIII Vorwort zur zweiten Auflage der Aufbau der Klinischen Psychologie und Psy- chotherapie der Unterstützung durch die Univer- sitätsleitung viel verdankte. Der Aufbau eigener verhaltenstherapeutischer Ambulanzen in Mar- burg, Dresden und Basel, die Zusammenarbeit mit psychosomatischen, verhaltensmedizinischen und psychiatrischen Kliniken, der ständige Kontakt mit niedergelassenen Kollegen und die jahrelange Tä- tigkeit in der psychotherapeutischen Fort- und Weiterbildung gaben ebenfalls wesentliche Im- pulse, die ihren direkten Niederschlag in Konzep- tion und Autorenschaft des Lehrbuches fanden. Um den fruchtbaren Austausch fortzusetzen, möchten wir ausdrücklich darum bitten, Rückmel- dung oder Vorschläge an unsere im Innenumschlag angegebene Anschrift zu schicken. Seit 2010 konnten wir an der Ruhr-Universität Bochum unser Konzept eines Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit über die gesamte Lebensspanne realisieren. Zu- sammen mit der tatkräftigen, entscheidungs- starken und nachhaltigen Unterstützung des Rek- torates der Ruhr-Universität Bochum und der Alexander von Humboldt-Stiftung bot der von Dietmar Schulte in einer Pionierleistung modell- haft aufgebaute postgraduale Studiengang Psycho- therapie dafür ideale Voraussetzungen. Wir bedan- ken uns für die großartigen Möglichkeiten, die damit für unsere Arbeit bestehen. Alle zusammen haben wir den Patienten zu dan- ken, deren aktive Mitarbeit in der Verhaltensthera- pie besonders wichtig ist. Das Lehrbuch liegt uns sehr am Herzen. Die ersten Auflagen waren unse- ren Eltern und Pionieren der Verhaltenstherapie gewidmet, die für unsere persönliche Entwicklung wichtig und die in der Zwischenzeit verstorben wa- ren. Die neue Auflage widmen wir unseren Patien- ten. In Behandlungen und Forschungsprojekten leisten sie einen entscheidenden Beitrag für die stetige Entwicklung der Psychotherapie. Wir wis- sen dieses Engagement sehr zu schätzen. Silvia Schneider und Jürgen Margraf Bochum, im August 2018 IX Inhaltsverzeichnis I Spezifische Grundlagen für die Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen 1 Entwicklungspsychologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Sabina Pauen, Eva Vonderlin 2 Entwicklungspsychopathologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Franz Petermann, Franziska Ulrich 3 Biologische Grundlagen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Kerstin Konrad 4 Klinische Bindungsforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Margarete Bolten 5 Klinisch-psychologische F amilienforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Meinrad Perrez, Guy Bodenmann 6 Gewalthaltige Medien und aggressives Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Claude Messner, Malte Friese 7 Klassifikation psychischer Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Silvia Schneider, Andrea Suppiger 8 Diagnostisches Vorgehen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Silvia Schneider, Carmen Adornetto 9 Entwicklungsdiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Priska Hagmann-von Arx, Giselle Reimann, Alexander Grob 10 Psychotherapieforschung mit Kindern und Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Michael W. Lippert, Silvia Schneider II Verfahren 11 Erstkontakt und Beziehungs gestaltung mit Kindern und Jugendlichen . . . . . . . . . . . 181 Michael Borg-Laufs 12 Psychoedukation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Franz Petermann, Ulrike de Vries 13 Operante Methoden .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Friedrich Linderkamp 14 Kognitive Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Gerhard W. Lauth, Katja Mackowiak 15 Online-Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Pavle Zagorscak, Christine Knaevelsrud 16 Entspannungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Ulrike Petermann, Hendrik Schomaker X Inhaltsverzeichnis 17 Elterntrainings zur Steigerung der Erziehungskompetenz .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Ann-Katrin Job, Kurt Hahlweg 18 Familienintervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Fritz Mattejat, Kurt Quaschner III Spezifische Störungen 19 Verhaltensauffälligkeiten im Säuglings- und Kleinkindalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 Dieter Wolke, Lukka Popp 20 Bindungsstörungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 Ute Ziegenhain, Melanie Steiner 21 Autismus-Spektrum-Störungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 Luise Poustka, Fritz Poustka, Inge Kamp-Becker 22 Intellektuelle B eeinträchtigungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 Germain Weber, Johannes Rojahn 23 Stottern (Redeflussstörung mit Beginn in der Kindheit) .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383 Johannes von Tiling 24 Enuresis und Enkopresis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 Alexander von Gontard, Pia Fuhrmann 25 Lese-, Rechtschreib- und Rechenstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413 Anne Wyschkon, Randi Ehlert 26 Aufmerksamkeitsstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 Peter F. Schlottke, Ute Strehl, Hanna Christiansen 27 Hyperkinetische Störungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 Manfred Döpfner 28 Störungen des Sozialverhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475 Christina Stadler 29 Trennungsangst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499 Silvia Schneider, Judith Blatter-Meunier 30 Spezifische Phobien .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 Silvia Schneider 31 Soziale Angststörungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 Nina Heinrichs 32 Prüfungsängste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569 Lydia Dachs 33 Generalisierte Angststörung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 587 Tina In-Albon 34 Selektiver Mutismus .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 607 Siebke Melfsen, Andreas Warnke, Susanne Walitza
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