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Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 2: Psychologische Therapie bei Indikationen im Erwachsenenalter PDF

665 Pages·2018·24.88 MB·German
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Preview Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 2: Psychologische Therapie bei Indikationen im Erwachsenenalter

Jürgen Margraf · Silvia Schneider Hrsg. Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 2 Psychologische Therapie bei Indikationen im Erwachsenenalter 4. Aufl age Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 2 Jürgen Margraf Silvia Schneider (Hrsg.) Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 2 Psychologische Therapie bei Indikationen im Erwachsenenalter 4., vollständig überabeitete und aktualisierte Auflage Mit 85 Abbildungen 123 Herausgeber Jürgen Margraf Ruhr-Universität Bochum, Klinische Psychologie/Psychotherapie, Bochum, Germany Silvia Schneider Ruhr-Universität Bochum, Klinische Kinder- und Jugendpsychologie, Bochum, Germany ISBN 978-3-662-54908-7 978-3-662-54909-4 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-54909-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografi- sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 1996, 2000, 2009, 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheber- rechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Ver arbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetz- gebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber über- nehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Umschlaggestaltung: deblik Berlin Fotonachweis Umschlag: © malija / istockphoto.com Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany V Vorwort zur vierten Auflage j Neue Entwicklungen – neue Auflagen gungen über die gesamte Lebensspanne behandelt. Verhaltenstherapie ist die Erfolgsgeschichte auf dem Epidemiologie und Risikoforschung zeigen, dass psy­ Gebiet der psychischen Gesundheit. Mehr denn je chische Störungen im Kindes­ und Jugendalter ähn­ ist sie die am besten abgesicherte Form von Psycho­ lich häufig wie im Erwachsenenalter sind und zudem therapie, vom Kleinkindalter bis zum hohen Erwach­ wichtige Risikofaktoren für spätere Beeinträchtigun­ senenalter stellt sie bei vielen Störungen und Pro­ gen der psychischen Gesundheit darstellen. Gleichzei­ blemkonstellationen die Therapie der Wahl dar. Die tig hat es auch hier in den letzten Jahren erfolg reiche ständige Weiterentwicklung in Grundlagenforschung Weiterentwicklungen gegeben, wozu nicht zuletzt der und klinischer Anwendung hat dazu geführt, dass die an Tempo gewinnende Ausbau der Klinischen Kinder­ Verhaltenstherapie noch stärker als in vergangenen und Jugendpsychologie beigetragen hat. Jahrzehnten in einer »eigenen Liga« spielt. Diese Ent­ wicklung vollzieht sich sowohl in der Breite als auch Besondere Aufmerksamkeit gilt erneut der praxis­ in der Tiefe: Während auf breiter Front immer neue relevanten Darstellung des konkreten therapeutischen Verfahren an die Seite und manchmal auch an die Vorgehens sowie der Verankerung der Therapiever­ Stelle der älteren Verfahren treten, vertieft sich zu­ fahren in der klinischen Grundlagenforschung. Da­ gleich das Verständnis für Grundlagen, Mechanismen rüber hinaus werden im vierten Band die notwendigen und Umfang der therapeutischen Wirkungen. konkreten Werkzeuge (z. B. Anschauungsmaterial, Fragebogen, Patientenmerkblätter) zu den in den Mittlerweile zeigen Langzeitkatamnesen eine be­ ersten drei Bänden behandelten Themen für den all­ sondere Nachhaltigkeit der Verhaltenstherapie. Rund täglichen therapeutischen Gebrauch in kompakter drei Viertel der Patienten verbessern sich nach Form zur Verfügung gestellt. Um dem faszinierenden Abschluss der Therapie weiter, was im Einklang mit Gebiet der Verhaltenstherapie und ihrer Grundlagen einem auf Lernen, Gedächtnis und Kompetenzerwerb gerecht zu werden, geht die Neuauflage deutlich über basierenden Therapiekonzept steht. Das Schlagwort eine bloße Aktualisierung hinaus. Ziel ist ein praxis­ von der »Hilfe zur Selbsthilfe« trifft hier in sehr vielen relevantes Lehrbuch, das erfahrene Kolleginnen und Fällen zu. Auch wenn noch Raum für Verbesserungen Kollegen ebenso wie Anfänger mit Genuss und Ge­ besteht, so heben sich die Langzeitergebnisse nach winn lesen. Ende der meist kurzen Behandlungen deutlich positiv von den langfristig oft ungünstigen Wirkungen rein j Ist der Begriff Verhaltenstherapie medikamentöser Therapien, aber auch von den spär­ noch zeitgemäß? lichen Befunden zu anderen Formen der Psycho­ Bereits in den Vorworten zu den vorangegangenen therapie ab. Auflagen hatten wir jeweils die Frage erörtert, ob der Begriff »Verhaltenstherapie« wirklich die beste Be­ Einer kaum noch zu übersehenden Informationsflut zeichnung für die heutige breite, auf der wissenschaft­ stehen immer mehr Menschen gegenüber, die ein Ver­ lichen Psychologie fußende psychotherapeu tische ständnis der Verhaltenstherapie in Versorgung, Aus­ Grundorientierung ist. Der Wunsch nach einer Über­ bildung und Forschung benötigen. Dieser Auf gabe windung des veralteten Schulendenkens und der quasi­ hatte sich das Lehrbuch der Verhaltenstherapie ge­ ekklesialen Organisation der Psychotherapie ist aktu­ stellt, das mit seiner ersten Auflage 1996 zu einem eller denn je. Als genuin psychologischer Heilkunde­ Standardwerk wurde und bereits in den Jahren 2000 ansatz kann die Verhaltenstherapie mit besonderem und 2009 umfangreiche Neuauflagen erfuhr. Um­ Recht die Bezeichnung »psychologische The rapie« fragen bei Universitäten, Ausbildungsinstituten und beanspruchen. Dieser Begriff ist genauer, umfassender klinischen Einrichtungen belegen, dass es nahezu und zukunftsweisender als die historisch ausgerichtete flächendeckend in Lehre und Psychotherapieaus­ Bezeichnung »Verhaltenstherapie«, deren Grundlagen bildung eingesetzt wird und auch in der klinischen und Verfahren schon lange über Behaviorismus bzw. Praxis weit verbreitet ist. Über 20 Jahre nach seinem »Verhaltenspsychologie« hinausgehen. Andererseits ersten Erscheinen ist nun eine neue, inzwischen v ierte hat sich Verhaltenstherapie als Begriff eingebürgert, ist Auflage angebracht. Diese soll sicherstellen, dass die quasi ein »Markenbegriff« geworden, unter dem sich Verhaltenstherapie umfassend und auf dem neuesten viele Menschen etwas vorstellen können. Der Begriff Wissensstand dargestellt wird. Dabei werden erneut und die ihm innewohn ende Tradition sollten daher Grundlagen, Forschung, Praxis und Rahmenbedin­ nicht leichtfertig aufgeg eben werden. VI Vorwort zur vierten Auflage Für die Neuauflage haben wir uns daher dafür ent­ j Aufbau und Gestaltung des Lehrbuches schieden, den historisch etablierten Markenbegriff Das Lehrbuch besteht aus den folgenden vier, einan­ »Lehrbuch der Verhaltenstherapie« beizubehalten. der ergänzenden Bänden: Dieser wird nun im Untertitel mit der Bezeichnung 4 Band 1: Grundlagen, Diagnostik, Verfahren und »psychologische Therapie« präzisiert. Diese sollte Rahmenbedingungen psychologischer Therapie, jedoch nicht berufspolitisch missverstanden werden: 4 Band 2: Psychologische Therapie bei Indika­ Ebenso wie »pharmakologische Therapie« bedeutet, tionen im Erwachsenenalter, dass die Behandlung mittels pharmakologischer 4 Band 3: Psychologische Therapie bei Indika­ Methoden erfolgt und nicht etwa, dass sie Pharma­ tionen im Kindes­ und Jugendalter, kologen vorbehalten sei, bezeichnet »psychologische 4 Band 4: Therapiematerialien (störungsspe zifische Therapie« die Art der Behandlungsmethoden, nicht und störungsübergreifende Therapiematerialien die Berufsgruppe der Behandelnden. Auch eine ge­ zu allen relevanten Themenbereichen der ersten nauere Festlegung einer bestimmten Ausrichtung drei Bände). (z. B. »kognitive Verhaltenstherapie«) erscheint uns für ein umfassendes Lehrbuch wenig sinnvoll. Ver­ Da die Verhaltenstherapie von keinem Einzelnen haltenstherapeutische und kognitive Verfahren sind mehr im Detail überblickt werden kann, wurde eine ebenso wie neuere, sog. »Dritte­Welle«­Verfahren Vielzahl von Experten als Autoren gewonnen. Die der Teile einer gemeinsamen Grundströmung, deren großen Autorenzahl innewohnende Vielfalt kann eine wichtigste gemeinsame Klammer die Fundierung in Stärke, aber auch ein Problem darstellen. Durch Vor­ der empirischen Psychologie ist. Allerdings muss die gabe gemeinsamer Richtlinien und intensive Bearbei­ Auffassung von Verhaltenstherapie, die dem Lehrbuch tung haben Herausgeber und Verlag versucht zu er­ zugrunde liegt, explizit kenntlich gemacht werden. reichen, dass sich vor allem die positiven Seiten der Dies geschieht ausführlich im einleitenden Kapitel von Vielfalt auswirken. Die zentralen Elemente der unter­ Band 1 (»Hintergründe und Entwicklung«). schiedlichen Gliederungen für Methoden­, Störungs­, Diagnostik­ und Grundlagenkapitel sind im folgen­ j An wen wendet sich das Lehrbuch? den Überblick dargestellt. Da jede Regel schädlich Das Lehrbuch wendet sich vor allem an Studenten, werden kann, wenn sie zu dogmatisch ausgelegt wird, Ausbildungskandidaten, Praktiker und Forscher aus konnten die Autoren aber im Einzelfall von diesen den Bereichen Klinische Psychologie, Psychiatrie Vorgaben abweichen. und Psychotherapie sowie deren Nachbardisziplinen. Aufbau der Verfahrenskapitel Darüber hinaus sollen auch Interessenten aus Ge­ 1. Theoretische Grundlagen sundheits­ und Erziehungswesen, Kostenträgern, 2. Praktische Voraussetzungen und Diagnostik Verwaltung und Politik angesprochen werden. Die 3. Darstellung des Verfahrens einzelnen Kapitel sollen möglichst auch ohne Bezug 4. Anwendungsbereiche und mögliche Grenzen auf den Rest des Buches verständlich sein, was natür­ (Indikationen und Kontraindikationen) lich manchmal an Grenzen stößt. Weiterführende 5. Empirie: Wirkmechanismen und Effektivität Literaturempfehlungen, ein ausführliches Glossar, 6. Zitierte und weiterführende Literatur detaillierte Sachwort­ und Autorenregister und ein praktischer Anhang (mit Informationen z. B. zu Aufbau der Diagnostikkapitel Fachgesellschaften, Fachzeitschriften etc.) sowie der 1. Hintergrundwissen Band 4 mit seinen Therapiematerialien sollen die 2. Praktische Hinweise für den Einsatz Nutzbarkeit erhöhen. 3. Grenzen und typische Probleme 4. Zitierte und weiterführende Literatur Das Lehrbuch wurde nicht in erster Linie für Pa­ Aufbau der Störungskapitel tienten und ihre Angehörigen geschrieben. Bücher 1. Darstellung der Störung reichen als Therapie meist nicht aus, sie können aber 2. Modelle zu Ätiologie und Verlauf sehr wohl über Therapie informieren. Solche Infor­ 3. Diagnostik mationen können nützliche Entscheidungsgrund­ 4. Therapeutisches Vorgehen lagen sein. Für den knappen Überblick stehen im 5. Fallbeispiel deutschsprachigen Raum mehrere populärwissen­ 6. Empirische Belege schaftliche Bücher zur Verfügung. Wenn jedoch Um­ 7. Zitierte und weiterführende Literatur fang, Preis oder Fachsprache nicht abschrecken, spricht auch nichts gegen die Lektüre eines Lehr­ Aufbau der Grundlagenkapitel buches. Sollte eine Behandlung angebracht sein, wird 1. Einleitung es in der Regel aber sinnvoll sein, die schriftlichen 2. Darstellung der Grundlagen Informationen noch einmal persönlich mit Thera­ 3. Ausblick peut oder Therapeutin zu besprechen. 4. Zitierte und weiterführende Literatur VII Vorwort zur vierten Auflage Der beachtliche Umfang des vierbändigen Lehr­ j Danksagungen buches geht sowohl auf die große Differenziertheit Ein Projekt wie das vorliegende Lehrbuch erfordert der Verhaltenstherapie als auch auf den Wunsch umfangreiche Unterstützung, die wir anerkennen und zurück, die Beiträge hinreichend konkret für die für die wir uns bedanken möchten. Bereits die voran­ prak tische Umsetzung zu gestalten. Auch wenn dies gegangenen Auflagen hätten ohne die kom petente, manchmal schwerer als erwartet war, hoffen wir doch, geduldige und freundliche Unterstützung unserer dass wir uns unserem Anspruch angenähert haben. Dresdner und Basler Mitarbeiterinnen und Kollegin­ nen nicht realisiert werden können. In die Neuauflage Zwei Bemerkungen zur Terminologie: fließen viele wichtige Erkenntnisse und Hinweise aus Besprechungen und Supervisionen mit unseren 1 Es gibt verschiedene Wege, das Problem unange­ Bochumer Mitarbeiterinnen und Mitarb eitern ein, de­ messener geschlechtsspezifischer Begrifflichkeiten nen wir dafür ausdrücklich danken. In besonderem anzugehen. Am wenigsten geeignet erscheinen uns Umfang hat das Lehrbuch von der e ngagierten und Doppelnennungen, Schrägstrichlösungen oder das tatkräftigen Mitarbeit durch Helen Vollrath, Anna große »I«. Sofern die Geschlechtszugehörigkeit keine Lutz, Olga Remeniuk und Amelie N iemeyer profitiert. spezielle Rolle spielt, werden im vorliegenden Lehr­ Sehr herzlich möchten wir uns auch bei den Autoren buch Begriffe wie Patient oder Therapeut grundsätz­ der Kapitel bedanken, die manchmal viel Geduld auf­ lich geschlechtsneutral verwendet, betreffen also stets brachten (wegen Anpassungen an das Gesamtkonzept, beide Geschlechter. Abweichungen von dieser Regel langwierigen Übera rbeitungen oder Zeitverzögerun­ werden explizit vermerkt. gen durch die unvermeidbaren Nachzügler). Unsere Entschuldigung gilt denjenigen, die die Terminvor­ 2 Dem in der Medizin etablierten Patientenbe­ gaben einhielten, unser zusätzlicher Dank denen, die griff wurde im Zuge der Kritik am »medizinischen wegen Krank heiten oder anderer Unwägbarkeiten Modell« vorgeworfen, er drücke ein Abhängigkeits­ kurzfristig »einsprangen«. Ihre Ausdauer ganz be­ verhältnis aus und entspreche nicht dem Ideal des sonders unter Beweis gestellt hat Renate Scheddin, aufgeklärten, mündigen Partners in der therapeuti­ die es sich nicht nehmen ließ, erneut das Projekt schen Beziehung. Als Alternative wurde mancherorts beim Springer­Verlag zu betreuen. Unter der erfah­ der Klientenbegriff vorgeschlagen, der frei von den renen Leitung von R enate Schulz besorgten Brigitte genannten Bedeutungen sein sollte. Aufschlussreich Dahmen­Roscher und A ngelika Koggenhorst­Heilig ist hier die Wortgeschichte (vgl. Kluge1). »Patient« das sachkundige, sorgfältige und freundliche Lektorat. bedeutet wortwörtlich »Leidender«. Im 16. Jahrhun­ dert wurde der Begriff aus dem lateinischen »patiens« Für die langjährige Unterstützung unserer Forschung (duldend, leidend) gebildet, um kranke oder pflege­ zur Verhaltenstherapie und ihren Grundlagen danken bedürftige Personen zu bezeichnen. Ungefähr zur glei­ wir der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem chen Zeit wurde »Klient« ebenfalls aus dem Latein Schweizerischen Nationalfonds, dem Bundesminis­ entlehnt (von »cliens«, älter: »cluens«). Die wörtliche terium für Bildung und Forschung und der Alexander Bedeutung dieses Begriffes lautet »Höriger« (abge­ von Humboldt­Stiftung. Während unserer Marburger leitet vom altlateinischen Verb cluere: hören). Klienten Zeit profitierten wir sehr von der aktiven, uneigen­ waren ursprünglich landlose und unselbstständige nützigen Förderung durch unsere damalige Chefin Personen, die von einem Patron abhängig waren. Irmela Florin und vom Austausch mit den dortigen Dieses Abhängigkeitsverhältnis bedingte zwar gewisse Kollegen. Später bot uns die TU Dresden ein anregen­ Rechte (z. B. Rechtsschutz durch den Patron), vor des Umfeld, wobei der Aufbau der Klinischen Psycho­ allem aber eine Vielzahl von Pflichten. Drei Gründe logie und Psychotherapie der Unterstützung durch sprachen demnach für die Verwendung von »Patient« die Universitätsleitung viel verdankte. Der Aufbau anstelle von »Klient«: eigener verhaltenstherapeutischer Ambulanzen in 4 Die tatsächliche Bedeutung des Begriffes Marburg, Dresden und Basel, die Zusammenarbeit » Klient« widerspricht der erklärten Absicht mit psychosomatischen, verhaltensmedizinischen seiner Einführung. und psychiatrischen Kliniken, der ständige Kontakt 4 Eine bloße terminologische Verschleierung mit niedergelassenen Kollegen und die jahrelange des teilweise realen »Machtgefälles« zwischen Tätigkeit in der psychotherapeutischen Fort­ und Behandelnden und Behandelten ist wenig Weiterbildung gaben ebenfalls wesentliche Impulse, sinnvoll. die ihren direkten Niederschlag in Konzeption und 4 Der Begriff »Patient« beschreibt adäquat Autorenschaft des Lehrbuches fanden. Um den das Leiden hilfesuchender Menschen. fruchtbaren Austausch fortzusetzen, möchten wir ausdrücklich darum bitten, Rückmeldung oder Vor­ 1 Kluge, F. & Seebold, E. (1989) Etymologisches Wörterbuch der schläge an unsere im Innenumschlag angegebene An­ deutschen Sprache (22. Aufl.). Berlin: De Gruyter. schrift zu schicken. VIII Vorwort zur vierten Auflage Seit 2010 konnten wir an der Ruhr­Universität Bochum unser Konzept eines Forschungs­ und Be­ handlungszentrums für psychische Gesundheit über die gesamte Lebensspanne realisieren. Zusammen mit der tatkräftigen, entscheidungsstarken und nach­ haltigen Unterstützung des Rektorates der Ruhr­ Universität Bochum und der Alexander von Hum­ boldt­Stiftung bot der von Dietmar Schulte in einer Pionierleistung modellhaft aufgebaute postgraduale Studiengang Psychotherapie dafür ideale Vorausset­ zungen. Wir bedanken uns für die großartigen Mög­ lichkeiten, die damit für unsere Arbeit bestehen. Alle zusammen haben wir den Patienten zu danken, deren aktive Mitarbeit in der Verhaltenstherapie besonders wichtig ist. Das Lehrbuch liegt uns sehr am Herzen. Die ersten Auflagen waren unseren Eltern und Pionieren der Verhaltenstherapie gewidmet, die für unsere persönliche Entwicklung wichtig waren und die in der Zwischenzeit verstorben sind. Die neue Auflage widmen wir unseren Patienten. In Behand­ lungen und Forschungsprojekten leisten sie einen entscheidenden Beitrag für die stetige Entwicklung der Psychotherapie. Wir wissen dieses Engagement sehr zu schätzen. Jürgen Margraf und Silvia Schneider Bochum im Juni 2017 IX Die Herausgeber Jürgen Margraf Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Ruhr-Universität Bochum. Silvia Schneider Professorin für Klinische Kinder- und Jugendlichenpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum. Gemeinsam leiten sie als Direktoren das Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) an der Ruhr-Universität Bochum. Inhaltsverzeichnis I Störungen des Erwachsenenalters 1 Panikstörung und Agoraphobie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Jürgen Margraf, Silvia Schneider 2 Spezifische Phobien .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 André Wannemüller 3 Soziale Phobie .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Thomas Fydrich 4 Zwangsstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Paul M. Salkovskis, Andrea Ertle, Joan Kirk 5 Generalisierte Angststörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Eni S. Becker 6 Posttraumatische Belastungsstörungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Tanja Michael, Roxanne Sopp, Andreas Maercker 7 Depression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Martin Hautzinger 8 Bipolare Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Thomas D. Meyer 9 Suizidalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Tobias Teismann 10 Schlaf-Wach-Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Ernst Hermann, Rebecca Hermann, Daniel Gassmann 11 Krankheitsangststörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 Paul M. Salkovskis, Andrea Ertle 12 Somatisierungsstörung und somatische Belastungsstörungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Winfried Rief 13 Chronischer Schmerz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Birgit Kröner-Herwig 14 Anorexia nervosa und Bulimia nervosa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Reinhold G. Laessle 15 Binge-Eating-Störung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 Andrea Wyssen, Simone Munsch 16 Adipositas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 Nadine Messerli-Bürgy, Simone Munsch

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