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Lebensphase hohes Alter: Verletzlichkeit und Reife PDF

505 Pages·2017·4.26 MB·German
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Andreas Kruse Lebensphase hohes Alter Verletzlichkeit und Reife Lebensphase hohes Alter: Verletzlichkeit und Reife Über den Autor Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse ist Professor für Gerontologie und Direktor des Instituts für Geronto- logie der Universität Heidelberg. Er hat Psychologie, Philosophie und Musik studiert. Andreas Kruse ist seit 2003 Vorsitzender der Altenberichtskommissio- nen der Bundesregierung, seit 2014 Vorsitzender der Österreichischen Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen und seit 2016 Stellvertretender Vorsit- zender des Deutschen Ethikrates. Er war Vorsitzen- der der Kommission „Altern“ des Rates der EKD und Mitglied der Synode der EKD. Zudem war er Mitglied der vom Generalsekretär der Vereinten Nationen berufenen Expertenkommission zur Erstel- lung des Weltaltenplans der Vereinten Nationen. Seine Forschung umfasst Entwicklungspotenziale und Kompetenz im hohen Alter, Rehabilitation und Palliativversorgung älterer Menschen, Altersbilder im internationalen Vergleich, Fragen der Menschen- würde und des guten Lebens im Alter. Er erhielt zahlreiche internationale und nationale Auszeichnun- gen. Für seine Forschung und politische Beratungstä- tigkeit wurde er im Jahre 2008 von Bundespräsident Prof. Köhler persönlich mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Im Jahre 2011 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Osna- brück verliehen. Andreas Kruse Lebensphase hohes Alter: Verletzlichkeit und Reife Andreas Kruse FB Gerontologie, Universität Heidelberg Heidelberg, Deutschland ISBN 978-3-662-50414-7 ISBN 978-3-662-50415-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-50415-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail- lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung: Marion Krämer Einbandabbildung: Rembrandt van Rijn (1666–1669), Die Heimkehr des verlorenen Sohnes, Eremitage Sankt Petersburg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer-Verlag GmbH Deutschland Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany Vorwort Die vorliegende Schrift verfolgt das Ziel, das hohe Alter aus zwei Perspek- tiven zu betrachten: einer Verletzlichkeits- und einer Reife- oder Potenzi- alperspektive. Sie versteht sich als Versuch, diese beiden Perspektiven zu integrieren. Zum einen gehe ich davon aus, dass die erhöhte Verletzlichkeit in einzelnen Bereichen der Person die Entwicklung und Verwirklichung von Potenzialen nicht ausschließt; in der Alternsforschung lassen sich viele empi- rische Belege für das gleichzeitige Auftreten von Verletzlichkeit (im körperli- chen Bereich) und Reife (im seelischen und geistigen Bereich) finden. Zum anderen können sich in der inneren Auseinandersetzung mit Verletzlich- keit Reifeschritte vollziehen, das heißt, es kann in solchen gesundheitlichen Grenzsituationen durchaus eine Potenzialverwirklichung beobachtet werden. Allerdings darf die innere Auseinandersetzung mit Verletzlichkeit nicht losge- löst von biografischen Entwicklungen, auch nicht losgelöst von den objektiv gegebenen Lebensbedingungen betrachtet werden. Dabei ist zu bedenken: die biografische Entwicklung (wie zum Beispiel erlittene seelische Traumata) wie auch die objektiven Lebensbedingungen können die Verletzlichkeit des Menschen im Alter noch einmal erhöhen. Bei der Analyse von Reifeprozes- sen (oder Potenzialen) im hohen Alter erweist sich ebenfalls der biografi- sche Zugang wie auch der Zugang über die objektiven Lebensbedingungen als notwendig. Genauso wichtig ist aber ein weiterer Aspekt: die Potenzial- entwicklung bei oder trotz erhöhter Verletzlichkeit ist im Kern nur möglich, wenn alte Menschen in Sorgebeziehungen stehen, wobei es mir hier keines- falls allein um die empfangene Sorge geht, sondern auch und primär um die gegebene Sorge: die Sorge für andere Menschen und um andere Menschen ist eine bedeutende Grundlage für die Verwirklichung von Potenzialen im V VI Vorwort hohen Alter. – Das vorliegende Buch ist nicht Ausdruck eines negativen oder eines positiven Altersbildes. Ich halte Begriffe wie jene des negativen oder positiven Altersbildes nicht für zielführend: was ist schon ein negatives, was ist schon ein positives Altersbild? Wo finden wir die „Norm“, die eigent- lich gegeben sein müsste, wenn man die Begriffe „negatives“ und „positives Altersbild“ verwendet? Nein, der Ausgangspunkt meiner Argumentation ist ein anderer: nämlich die Erkenntnis, dass im hohen Alter, mithin im Laufe des neunten Lebensjahrzehnts, die Verletzlichkeit des Menschen erkenn- bar zunimmt, wobei Verletzlichkeit nicht mit Gebrechlichkeit gleichzuset- zen ist, sondern vielmehr eine erhöhte Anfälligkeit für Erkrankungen und funktionelle Einbußen beschreibt. Diese Verletzlichkeit stellt nicht nur das Individuum selbst, sondern auch dessen sozialen Nahraum, schließlich auch unsere Gesellschaft und Kultur sowie die verschiedenen politischen Ebenen vor große Anforderungen – zu denen Prävention, Therapie, Rehabilitation und rehabilitative Pflege bzw. Palliation genauso gehören wie soziale Siche- rung und soziale Teilhabe. Bei einer Betrachtung der Conditio humana, bei einer Betrachtung des hohen Alters darf die erhöhte Verletzlichkeit nicht ausgeklammert, nicht abgeschattet werden. Dies wäre ein großer anthropo- logischer und fachlicher, aber auch ethischer Fehler; und alte Menschen wür- den eine derartige Gerontologie nicht ernst nehmen. Aber begehen wir auch nicht den Fehler, bei erhöhter Verletzlichkeit seelisch-geistige Entwicklungs- prozesse (Reifeprozesse) auszuschließen. Das Potenzial zu dieser Entwicklung ist bei vielen alten Menschen erkennbar – die Frage lautet eben, inwieweit dieses Potenzial im konkreten Fall verwirklicht werden kann. Es sind Gele- genheitsstrukturen notwendig, die diese Potenzialverwirklichung ermögli- chen oder begünstigen. Teilhabe ist eine sehr wichtige Komponente solcher Gelegenheitsstrukturen, die auch auf die Notwendigkeit des Abbaus von sozialer Ungleichheit hinweist. Bildungseinrichtungen sowie medizinische, pflegerische und soziale Versorgungseinrichtungen bilden eine weitere wich- tige Komponente. Schließlich sind noch einmal die Sorgestrukturen – und zwar das Prinzip der Gegenseitigkeit in diesen Sorgestrukturen – zu nennen, die ich als eine besonders wichtige Komponente interpretiere. Die Integra- tion der Verletzlichkeits- und Reifeperspektive ist ohne die Einbindung in derartige Sorgestrukturen im Kern nicht denkbar. Das vorliegende Buch möchte als ein wissenschaftlich fundiertes Sach- buch verstanden und genutzt werden. Es nimmt Bezug auf Erkenntnisse aus verschiedenen gerontologischen Disziplinen. Damit versucht es der multidis- ziplinären Orientierung der Gerontologie, das heißt dem Zusammenwirken verschiedener Disziplinen in Theorie, Empirie und Praxis zu entsprechen. Die zitierte Literatur möge nur als eine Auswahl aus der reichen Literatur Vorwort VII verstanden werden, die in den verschiedenen Disziplinen zu Fragen des Alterns und Alters veröffentlicht wurde. Ich habe mich nicht auf die für die verschiedenen disziplinären Altersdiskurse repräsentative Literatur konzent- riert, sondern nur jene Literatur aufgegriffen, die mir für meine Argumenta- tion als unmittelbar relevant erschien. Meine Kolleginnen und Kollegen wie auch die Leserinnen und Leser mögen es mir nachsehen, wenn bestimmte Literaturangaben fehlen. Da sich das Buch als ein Sachbuch versteht, sollte auch nicht eine zu große Anzahl von Literaturverweisen erfolgen. Es war mir besonders wichtig, meine Überlegungen sowie deren theore- tische und empirische Fundamente in einer allgemein verständlichen Form vorzustellen. Es würde mich sehr freuen, wenn die Leserinnen und Leser zu dem Urteil gelangen würden, dass mir dies gelungen ist. Denn mir liegt daran, mit diesem Buch einen größeren Kreis von Lese- rinnen und Lesern zu erreichen, also nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der fachlich und ethisch anspruchsvolle Umgang mit Fra- gen des hohen Alters ist in meinen Augen eine bedeutsame wissenschaftliche und praktische, aber auch kulturelle und politische Aufgabe. Die kollektiven Bilder des hohen Alters, die Art und Weise, wie in der Öffentlichkeit über das hohe Alter gesprochen wird und alte Menschen angesprochen (oder eben nicht angesprochen) werden, können nicht wirklich überzeugen. Wir müssen in einer anderen, sensibleren Art und Weise über die Verletzlichkeit im Alter sprechen und praxisnahe Konzepte entwickeln, damit einzelne Formen der Verletzlichkeit vermieden, verringert, überwunden oder kompensiert werden. Aber es wäre eben falsch, nur von der Verletzlichkeit zu sprechen: genauso bedeutsam sind die seelisch-geistigen Potenziale im hohen Alter und deren Beitrag zum Humanvermögen (nicht: Humankapital). Ich möchte mich zunächst bei meinem Kollegen Prof. Dr. Eric Schmitt für die intensive, inspirierende Diskussion des Gesamtmanuskripts bedan- ken, die ich als wirkliche Bereicherung empfunden habe. Das Buch hat von dieser Diskussion sehr profitiert. Ich bedanke mich bei Frau Dr. Gabriele Becker, Frau Jutta Mattern, M.A. und Herrn Prof. Dr. Matthias Bartelmann für deren motivierendes Gegenlesen. Schließlich bedanke ich mich beim Springer Spektrum Verlag, und hier vor allem bei der Cheflektorin Marion Krämer und der Projektmanagerin Sabine Bartels, für die immer kompe- tente und engagierte Begleitung bei der Drucklegung des Buches. Es ist eine wirkliche Freude, mit diesem Verlag zusammenzuarbeiten. Das Buch widme ich drei Personen. Zuerst meiner Frau Sylvia, mit der ich seit fast drei Jahrzehnten im kon- tinuierlichen Gespräch über fachliche und ethische Fragen des Alters ste- hen darf: als Direktorin mehrerer Wohnstifte hat sie mich – gemeinsam mit VIII Vorwort vielen Bewohnerinnen und Bewohnern – vieles über fachliche und ethische Fragen des Alters gelehrt. Die Gespräche mit ihr haben meine berufliche Identität in hohem Maße geprägt. Sodann widme ich dieses Buch meiner Mutter, die – selbst im zehnten Lebensjahrzehnt stehend – mir unmittelba- ren Einblick in die Auseinandersetzung mit Grenzsituationen des Lebens, aber auch in die schöpferischen Kräfte in diesen Situationen gab und gibt. Und schließlich widme ich dieses Buch meiner akademischen Lehrerin, Prof. Ursula Lehr, die überhaupt mein Interesse an der Gerontologie weckte, mich in dieses Fach einführte und mir immer wieder die Möglichkeit zum leben- digen, inspirierenden Austausch über zahlreiche Fragen der Gerontologie gab und gibt. Heidelberg, Deutschland Andreas Kruse im Herbst 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 1 Literatur 17 2 Was ist Alter(n)? 19 2.1 Altern und Alter 19 2.2 Gewinne und Verluste im Alter 21 2.3 „Außensicht“ und „Innensicht“ auf Gewinne und Verluste im Alter 24 2.4 Differenzierung zwischen dem dritten und vierten Lebensalter 29 2.5 Genetische Einflüsse auf die Lebenserwartung 32 2.6 Notwendige Differenzierung zwischen Alter und Krankheit 38 2.7 Ich-Integrität und Gerotranszendenz als psychische Entwicklungsgewinne des Alters 46 2.8 Generation, Kohorte und Altersschichtung 50 2.9 Altersbilder, Rollenerwartungen und Gestaltung des eigenen Alterns 57 Literatur 60 3 Potenziale des hohen Alters bei der Verarbeitung und Bewältigung von Verletzlichkeit: Introversion mit Introspektion, Offenheit, Sorge, Wissensweitergabe 65 3.1 Warum ist es sinnvoll, von einer Verbindung dieser vier Konstrukte auszugehen? 65 IX

Description:
Das Sachbuch betrachtet das hohe Alter aus zwei unterschiedlichen Perspektiven: der Verletzlichkeits- und der ​Reifeperspektive. Es untersucht wissenschaftlich fundiert, zugleich anschaulich und gut verständlich, welche seelisch-geistigen Entwicklungsprozesse im hohen Alter möglich sind, die fü
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