Lebenslanges Lernen Kurt W. Schönherr • Victor Tiberius (Hrsg.) Lebenslanges Lernen Wissen und Können als Wohlstandsfaktoren Herausgeber Kurt W. Schönherr (†) Victor Tiberius Weissach, Deutschland Potsdam, Deutschland ISBN 978-3-658-06343-6 ISBN 978-3-658-06344-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-06344-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Leben ist Lernen: Permanente Anpassung an neue Gegebenheiten, die Befriedigung von Neugier, das Verstehen- und Könnenwollen, die Bildung der eigenen Persönlichkeit um ihrer selbst willen. Insofern ist lebenslanges Lernen eine Notwendigkeit und damit eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Wir haben die Eigeninitiative in unserem stark institutionalisierten Bildungssystem, in dem das Lernen (müssen) von außen an uns herangetragen wird, nur verlernt. Erfreu- licherweise ist seit einigen Jahren zu erkennen, dass das Thema „Lebenslanges Lernen“ verstärkt in das gesellschaftliche Bewusstsein dringt und von mehr und mehr Menschen auch gelebt wird. Vor diesem Hintergrund ist das Anliegen des vorliegenden Buchprojekts, den Themenkomplex „Lebenslanges Lernen“ in seinen vielseitigen Facetten zu diskutieren. Das Thema ist in der Tat facettenreich. Es umfasst zahlreiche theore- tische Überlegungen und normative Werturteile, von denen wir im ersten Teil des vorliegenden Buchs natürlich nur einen Bruchteil diskutieren können. Lernen beginnt direkt nach der Geburt im Kreise von Familie, Freunden und Bekannten, verlagert sich in das institutionalisierte Schulsystem vom Kinder- garten bis womöglich zur Universität und wird inzidentell durch (auch mediale) Sozialisation flankiert. Fort- und Weiterbildungen oder zweckfrei: Bildung in den unterschiedlichsten Durchführungsformen schließt sich bis zum Tod an. Diese Perspektive nehmen wir im zweiten Teil des Buches ein. Der Band schließt mit ausgewählten Praxisbeispielen, die anhand von Pro- jekten oder Personen zeigen, wie lebenslanges Lernen umgesetzt werden kann und umgesetzt wird. 6 Vorwort Das Buchprojekt ist im Rahmen des Bündnisses für Lebenslanges Lernen des Landes Baden-Württemberg auf Initiative von Kurt W. Schönherr entstan- den, der die Fertigstellung leider selbst nicht mehr miterleben konnte. Professor Schönherr war nicht nur seit Ende der 1950er-Jahre führender Protagonist der Erwachsenenbildung, sondern auch selbst ein Paradebeispiel für lebenslanges Lernen. Als ehemaliger Student und langjähriger Weggefährte in verschiedenen gemeinsamen Projekten ehrt es mich, dass ich dieses Werk als Co-Herausgeber zum Abschluss bringen durfte. Mein Dank, und ich denke, ich spreche auch im Namen von Professor Schönherr, gilt den Autoren, die sich an diesem interessanten Projekt beteiligt haben, dem Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg, das dieses Buch überhaupt erst ermöglicht hat, und meinem langjährigen Lektor, Dr. Bernd Knappmann, nicht nur für das wie stets sehr gute Lektorat, sondern auch für die umfangreichen Koordinationsaufgaben, die das Projekt mit sich brachte. Den Leserinnen und Lesern wünsche ich interessante Einsichten und Erkenntnisse und viel Freude bei der Lektüre. Potsdam, im Mai 2014 Victor Tiberius Inhaltsverzeichnis Victor Tiberius Vorwort ................................................................................................................. 5 Rita Süssmuth Lebenslanges Lernen – Relevanz und Stellenwert ................................................................................... 11 I. Theoretische und normative Perspektiven Rolf Arnold & Matthias Rohs Von der Lernform zur Lebensform ..................................................................... 21 Paul Imhof & Reinhard Brock (†) Lernen, Wissen, Lehren ...................................................................................... 29 Michael Krämer Im eigenen Leben zu Hause – Von der notwendigen Unfunktionalität von Bildung .......................................... 37 Regina Sörgel Lebenslanges Lernen zwischen Profit und Verantwortung ................................ 51 Eberhard Ulich Arbeitsinduziertes Lernen ................................................................................... 65 II. Schulstufen und Lebensphasen Monika Auweter-Kurtz Lebenslanges Lernen in Naturwissenschaft und Technik ................................... 77 8 Inhaltsverzeichnis Sebastian Czaja Alles hat seine Zeit – Lebenslanges Lernen: Chance oder schulische Reparaturwerkstätte? ................ 91 Uwe Elsholz Akademische und berufliche Bildung – Überwindung der Trennung durch lebenslanges Lernen? .................................. 99 Markus Marquard Lernen im Alter – Aktives Altern selbst gestalten! ........................................................................ 113 Margret Ruep Bildungsgerechtigkeit und Gemeinschaftsschule ............................................. 127 Wendelgard Saßnick-Lotsch & Karlheinz Rebel Professionsbezogenes Wissen erweitern – Lebenslanges Lernen im Lehrerberuf ............................................................... 139 Marion v. Wartenberg Der Eintritt in die Arbeitswelt – So gelingt jungen Menschen der Übergang ...................................................... 151 Ulrich Zuber Der Arbeitsplatz der Zukunft – Entwicklungspfad für eine lern- und wandlungsfähige Institution ................... 171 III. Praxisbeispiele Roland Bauer, Kiriakoula Damoulakis & Norbert Lurz Bündnis für Lebenslanges Lernen in Baden-Württemberg – Experiment und Erfolgsgeschichte gleichermaßen ........................................... 205 Heike Brucksch-Vieth & Hermann Scheiring Sommerschulen in Baden-Württemberg – Individuelle Förderung durch motivierende Lernangebote in den Sommerferien . 217 Inhaltsverzeichnis 9 Rüdiger Frey Kultur und Bildung – Ein Modell für lebenslanges Lernen im ländlichen Raum ................................ 241 Sabine Kurtz Lehrerbildung in Baden-Württemberg – Status quo und Optimierungspotenziale ........................................................... 251 Wolfgang Neuser Lebenslanges Lernen in Leitungsverantwortung .............................................. 263 Andreas Weber & Ulrike Vogelmann „Neue Brücken bauen … zwischen Generationen, Kulturen und Institutionen“ – Ein Programm der Baden-Württemberg Stiftung ............................................. 271 Autoren und Herausgeber ................................................................................. 279 Lebenslanges Lernen – Relevanz und Stellenwert Rita Süssmuth „Kein Job hält ewig“ – dieser Satz könnte bald eine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft sein, von der ein Konzept des praktizierten lebenslangen Lernens nicht zu trennen sein wird. Die wachsende Bedeutung, die Bildung und Wissen in unserer Gesellschaft zukommt, die Wandelbarkeit und die Schnellig- keit, mit der Veränderungen in der Gesellschaft stattfinden, sowie die Notwendig- keit der Aktualisierung von praxisrelevanten Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben das Konzept des lebenslangen Lernens zum aktuellen bildungspolitischen und wissenschaftlichen Thema werden lassen. Dies ist Ausdruck eines gesell- schaftlich und politisch bedingten Wandels, der auf neuen Erkenntnissen und Erfahrungen gründet. 1970 hat der deutsche Bundesrat im „Strukturplan für das Bildungswesen“ den Begriff der Erwachsenenbildung durch ein neues Verständnis von Weiter- bildung ergänzt und diese als „Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bildungs- phase“ bestimmt. Zusätzlich wurde er als Teil des Bildungssystems in öffentli- cher Verantwortung definiert (Deutscher Bildungsrat 1970, S. 197). Die sich von einer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft entwickelnde Gesellschaft am Ende des 20. Jahrhunderts gab 1996 dem deutschen Erziehungswissenschaftler Günther Dohmen den Anlass, die Zukunftsfähigkeit Deutschlands an der Frage zu messen, „ob das Lernen in unserem Leben einen zentralen Stellenwert einnimmt, d. h. gelehrt, gelernt und praktiziert wird“ (BMBF 1996). Er forderte im „Europäischen Jahr des lebensbegleitenden Lernens 1996“ das lebenslange Lernen für alle und stellte es als „Leitlinie einer modernen Bildungspolitik“ dar. Das von Dohmen (1996) beschriebene Konzept des lebenslangen Lernens, das auf Selbstständigkeit und Kompetenzentwicklung basiert, steht heute noch im Zentrum der Debatten um Erwachsenen- und Weiterbildung. Diese Ausrich- tung betont vor allem die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und weniger das erfahrungsbasierte, soziale und emotionale Kompetenzen fördernde Lernen. Für diesen zweiten Aspekt steht der Begriff des „Lebenslangen Lernens“. Das K. W. Schönherr, V. Tiberius (Hrsg.), Lebenslanges Lernen, DOI 10.1007/978-3-658-06344-3_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014