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Leben in der Stadt: Lebens- und Familienphasen in städtischen Räumen PDF

208 Pages·1990·5.733 MB·German
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Ulfert Herlyn, Leben in der Stadt Ulfert Herlyn Leben in der Stadt Lebens- und Familienphasen in städtischen Räumen + Leske Budrich, Opladen 1990 CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Herlyn, Vlfert: Leben in der Stadt: Lebens-und Familienphasen in städtischen Räumen! Vlfert Herlyn. - Opladen: Leske u. Budrich, 1990 ISBN 978-3-8100-0797-1 ISBN 978-3-322-95544-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95544-9 © 1990 by Leske + Budrich, Opladen Vorwort Schon vor einem Vierteljahrhundert vermutete A. Mitscherlich: "Wie weit diese ganz eigentümliche (städtische) Lebensluft bestimmend in die Biographie der Bür ger hineinwirkt, wissen wir keineswegs. Wahrscheinlich wirkt sie sehr tief' (1965, S.33). Auch bis heute ist die Bearbeitung dieser Frage durch die Maschen einer die räumliche Dimension vernachlässigenden Lebenslaufforschung auf der einen und einer die lebenszeitlichen Entwicklungen mißachtenden Stadt- und Regionalso ziologie hindurchgeschlüpft. Die im Zentrum lebensgeschichtlicher Rekonstruk tionen stehenden familialen und beruflichen Ereignisse und Entwicklungen haben lokale Verortungen übersehen lassen, denen im Alltag eine große Bedeutung zu gemessen wird. Deutlich wird das u.a. an der Tatsache, daß in den alltäglichen Le benslaufdarstellungen Ortsangaben der Geburt, einzelner Lebensphasen und schließlich des Todes selbstverständlich sind. Es scheint offensichtlich, daß mit der Nennung der Orte bzw. der regionalen Herkunft oder sogar des Ortswechsels etwas Spezifisches über die jeweilige Person ausgesagt werden soll. Es mag z.B. sein, daß man durch die Erwähnung einer Großstadt als Herkunfts-oder Wohnort auf die Weltoffenheit der Person hinweisen will, wie man zum anderen durch Erwähnung dörflicher Wohnstätten eine zurückgezogene, evtl. bescheidene Le bensweise charakterisieren möchte oder mit häufigem Ortswechsel möglicher weise eine kosmopolitische, vielleicht auch eine etwas unstete Lebensform verbin det, während die Nennung lebenslanger Bindung an eine Region auf ein mit Seß haftigkeit verbundenes Beharrungsvermögen hindeuten soll. In den sog. Stadtromanen wird in verblüffender Eindringlichkeit die verschie dene Lebensschicksale und persönliche Ereignisketten vermittelnde Rolle städti scher Realität beschrieben. So zieht V. Klotz aus einer literaturwissenschaftlichen Untersuchung von Stadtromanen das Fazit: "Sie (die Stadt, Verf.) liefert nicht nur die Inhalte, sie steuert auch die Richtungen und die Gangarten der verschiedenen Lebensläufe" (1969, S.324). Doch vermutlich nicht nur der Struktur der Gesamt stadt, sondern auch den Teilbereichen wie Stadtteilen, Straßenzügen und Woh nungen wird wahrscheinlich eine biographische Relevanz zukommen, da sie le- 5 diglich eine bestimmte Bandbreite an sozialen Lem- und Erfahrungsprozessen als Vorstrukturierung konkreter Lebenswege zulassen werden. Der vorliegende Band enthält keine Darstellung einer empirischen Untersu chung zum Thema, inwiefern Menschen in verschiedenen Lebens- und Familien phasen mit ihrer räumlichen Umwelt verbunden sind. Es handelt sich vielmehr um den Versuch, vorliegende sozialwissenschaftliehe Materialien unter der Fragestel lung zusammenzustellen und zu diskutieren, inwieweit die städtische Umwelt die Lebenslagen und -chancen in verschiedenen Alters- und Familienphasen beein flußt. Der Text ist hervorgegangen aus einem Studienbrief für den Fachbereich So zialwissenschaften an der FernUniversität Hagen, der vor einem Jahr unter dem Titel "Lebenslauf, Stadt- und Wohnungsstruktur" eingesetzt wurde. Mit dem Stu dienbrief sollte erreicht werden, daß die Bedeutsamkeit der alltäglichen Wohnum welt und der Stadt, in der man lebt, für die eigene Lebensführung erkannt wird und in den verschiedenen Lebensaltersstufen und Lebensphasen die unterschiedli chen Chancen zur Bewältigung der räumlichen Probleme deutlich werden. Der Initiator und Betreuer des Studienbriefes war Lothar Bertels, mit dem ich kürzlich den Band "Lebenslauf und Raumerfahrung" (1989) herausgegeben habe. Ihm möchte ich für diese Kooperation und die vielen Anregungen vielmals dan ken. Meiner Frau, Ingrid Herlyn, danke ich für kritische Diskussionen und die Durchsicht von Teilen des Manuskriptes. Frau Angelika Henke danke ich für die Mithilfe bei der Literaturbeschaffung. Nicht zuletzt gebührt Frau Regine Schaper ein großer Dank für die maschinenschriftliche Erfassung des gesamten Textes und Frau Sabine Räbiger für seine computergestützte Verarbeitung und Formatierung. Oktober 1989 U. Herlyn 6 Inhalt Seite 1. Problemstellung und grundlegende Begriffe 11 1.1 Individualisierung und Kontinuität 11 1.2 Zur Bedeutung der räumlichen Umwelt 15 1.3 Familienzyklus und Wohnen 17 1.4 Aufbau und Gliederung des Buches 23 Teil I 2. Wohnung und Wohnumwelt bei Familien in der Expansions- phase 27 2.1 Charakteristik der expandierenden Familie 27 2.2 Räumliche Mobilität 30 2.3 Chancen auf dem Wohnungsmarkt 36 2.4 Zusammenfassung 39 3. Wohnung und Wohnumwelt bei Familien in der Konsolidie- rungsphase 41 3.1 Charakteristik der konsolidierten Familie 41 3.2 Umzüge: Die erzwun~ne Immobilität der Mieter und der ver- spätete Weg ins Eigen eim 42 3.3 Zusammenleben von Generationen in der Stadt 47 3.4 Der lokale Lebenszusammenhang der konsolidierten Familie 53 3.5 Zusammenfassung 61 4. Wohnung und Wohnumwelt bei Familien in der Schrumpfungs- phase 63 4.1 Charakteristik der schrumpfenden Familien 63 4.2 Immobilität und Wohnweise 66 4.3 Die schrumpfende Familie im Generationszusammenhang 72 4.4 Rückzug aus dem öffentlichen Leben der Stadt 77 4.5 Zusammenfassung 78 5. Wohnung und Wohnumwelt bei Neuen Haushaltstypen 81 5.1 Charakteristik der Neuen Haushaltstypen 81 5.2 Probleme der Wohnungsnahme 84 5.3 Wohnstandorte der Neuen Haushaltstypen 88 5.4 Kommunikation anstatt Isolation 91 5.5 Zusammenfassung 93 7 Teil 11 Seite 6. Die Wohnung als Ort der An-und Enteignung 95 6.1 Vorbemerkungen 95 6.2 Zur Familiengerechtigkeit der Wohnung 97 6.3 Neue Haushaltstypen: Lebensform ohne Wohnform 105 6.4 Anpassungsfähigkeit der Wohnung durch Flexibilität 108 6.5 Zusammenfassung 113 7. Die städtische Straße als sozialer Kristallisationspunkt 115 7.1 Vorbemerkungen 115 7.2 Sozialisation und Kommunikation auf städtischen Straßen 117 7.2.1 Soziale Funktionen der Straßen für Kinder und Jugendliche 118 7.2.2 Soziale Funktionen der Straße für Erwachsene 123 7.3 Straßen im gesellschaftlichen Wandel 124 7.3.1 Die Kaiser-Wilhelm-Straße in Braunschweig 125 7.3.2 Die Admiralstraße in Berlin-Kreuzberg 130 7.4 Zusammenfassung 135 8. Das innenstadtnahe Altbauquartier als lokaler Lebens- zusammenhang 137 8.1 Zur sozialen Zusammensetzung der Quartiersbevölkerung 137 8.2 Lebenslage und Lebenschancen im Altbauquartier 139 8.3 Die Sanierung: Vertreibung aus der eigenen Lebensgeschichte 150 8.4 Zusammenfassung 153 9. Die Neubausiedlung als Station in der Wohnkarriere 155 9.1 Einführende Bemerkungen 155 9.2 Die Massenumzüge in die Neubausiedlungen 156 9.3 Die angespannte Lebensweise in den neuen Großsiedlungen 163 9.4 Die aktuelle sozial-räumliche Umschichtung 167 9.5 Zusammenfassung 171 10. Stadt als Heimat 173 10.1 Die Stadt in ihrer sozial-räumlichen Struktur 174 10.2 Die Stadt in ihrem kulturellen Substrat 178 10.3 Zum Prozeß des Heimischwerdens 181 10.4 Zusammenfassung 191 11. Resümee 193 Li tera turverzeichnis 201 8 Verzeichnis der Abbildungen Seite Abb.1: Phasen des Lebenszyklus der Familie 18 Abb.2: Lebensformen und Lebensphasen 20 Abb.3: Wohnbedarf, Familieneinkommen und Lebenszyklus 28 Abb.4: Altersspezifische Migrationsraten nach Geburtsjahr 31 Abb.5: Bewohnte Wohneinheiten in Wohngebäuden nach der Fläche, Besitzverhältnis und Kinderzahl19 2 45 Abb.6: Familienzyklisch bedingte Belastungsschwankungen im Familienhaushalt 48 Abb.7: Intergenerative Kombination der familialen Belastungs- schwankungen 49 Abb.8: Standortqualität einer Wohnung 55 Abb.9: Auswahl von Verbotsschildern für Kinder 58 Abb.l0: Wohnungsversorgung nach dem Alter des Haushalts- vorstandes in öffentlich geförderten Wohnungen 67 Abb.11: Ei§entümer-und Mieterhaushalte nach Altersklassen im Jahr 19 2 69 Abb.12: Intergenerative Kombination von Familienzyklen 73 Abb.13: Grundriß einer Wohnungen-Wohnung 76 Abb.14: Persönliche Wohnsituation nach Altersy,rufpen Vergleich der Jugendstudien 1964 und 98 85 Abb.15: Gewünschte und vorhandene Wohnform von Studenten 86 Abb.16: Anteile der Einpersonenhaushalte an allen Privathaushalten in Hamburg nach Stadtteilen 89 Abb.17: Kind sein nach DIN 18011 100 Abb.18: Familiengerechter Wohnungsgrundriß 104 Abb. 19: Familienzyklus und Wohnungsgrundriß 109 Abb.20: Funktionsneutrale und funktionsbetonte Raumzuordnung 110 Abb.21: Belebte Straße mit Kindern 119 Abb.22: Lageplan der Kaiser-Wilhelm-Straße 126 Abb.23: Die Kaiser-Wilhelm-Straße in Braunschweig a) Blicke in die Kaiser-Wilhelm-Straße von Osten (1913) 127 b) Kommerzialisierung der Straße 129 Abb.24: Lageplan der Admiralstraße in Kreuzberg (1902) 131 9 Seite Abb.25: Die Admiralstraße im Wandel a) Die Admiralstraße in den 20er Jahren 133 b) Abriß und Beginn der Neubauten 133 Abb.26: Hinterhof im Berliner Norden (1917) 141 Abb.27: Typisches Neubaugebiet der 60er Jahre 157 Abb.28: Alterswellen und ihre Verschiebungen in der Gropiusstadt Berlin 165 Abb.29: Erster Preis des Jugend-Photowettbewerbs zum Thema "Heimat" 185 Abb.30: Entwicklung des Heimatgefühls in Wolfsburg 188 Verzeichnis der Tabellen Seite Tab. 1: Familienstatistische Angaben (1950-1984) 19 Tab. 2: Wohnstandortgeschichte der Familie Z., Stuttgart 34 Tab. 3: Lebenszyklus und Chancen auf dem Wohnungsmarkt, Untersuchung von 1982 37 Tab. 4: In hochverdichteten Regionen umgezogene Haushalte mit 4 oder mehr Personen 44 Tab. 5: Besuchskontakte mit nahen Verwandten nach Lebensphasen 50 Tab. 6: Beziehungen zu Verwandten im lokalen Bereich 52 Tab. 7: Zeitereignisse und Altersphasen der älteren deutschen Bevölkerung nach Jahrgangsgruppen 64 Tab. 8: Wanderungsmotivstruktur 1977/78 nach Altersgruppen 68 Tab. 9: Wichtigste Freizeitaufenthalte der Kinder außerhalb der Wohnung, nach Alter 120 Tab. 10: Art der Budgetkorrekturen als Folge der Umsetzung 160 Tab. 11: Einstellun~ zu Wolfsburg nach verschiedenen demograp ischen Merkmalen (1960) 186 10 1. Problemstellung und grundlegende Begriffe In den letzten Jahrzehnten wurden in den Sozialwissenschaften viele empirische Untersuchungen über das soziale Leben in Städten durchgeführt. Diese Materia lien fordern angesichts der Tatsache, daß die soziologische Erforschung des le benslaufs die lokalen wie regionalen Faktoren weitgehend ausgeblendet hat (vgl. zu den Ursachen Herlyn 1989), zur Durchsicht auf hinsichtlich der Frage, ob und inwieweit die jeweilige Organisation von Wohnung und Stadt die Lebenschancen in den einzelnen Lebens- und Familienphasen einengt oder erweitert. Lebenschan cen stellen sich vor dem Hintergrund eines sozialstrukturellen Wandels in der gegenwärtigen Diskussion dar als Verfügung und Wahrnehmung von Handlungs spielräumen sowie Individualisierung des Lebensstils und Lebenslaufs. Im folgen den wird daher zunächst der gesellschaftliche Individualisierungsschub themati siert, nachfolgend werden grundlegende Annahmen zur Bedeutung der räumli chen Umwelt für soziales Verhalten gemacht und im dritten Abschnitt wird die Kategorie des Familienzyklus im Zusammenhang mit Wohnproblemen entwickelt. Schließlich wird die Gliederung des Buches kurz erläutert. 1.1 Individualisierung und Kontinuität Zur Kennzeichnung der Gegenwartsgesellschaft wird zunehmend der Begriff der Individualisierung bzw. Pluralisierung der Lebensformen herangezogen. Die Individualisierung der Lebensformen ist aber kein grundsätzlich "neues" Phäno men, das seit 15 bis 20 Jahren zunehmend die gesellschaftliche Realität kennzeich net. "Neu" ist an der Individualisierung heute der "Modus der Vergesellschaftung" (Beck 1986, S.205). Die mit der Entstehung der modernen Gesellschaft verbundene Auflösung ständischer Ordnung löste insofern schon einen Individualisierungs schub aus, als sie besonders für die männnlichen Gesellschaftsmitglieder eine Freisetzung aus gemeinschaftlichen Bindungen und Versorgungsbezügen im Fa milienverbund und im Heimatort bedeutete. 11

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