Wenn ich einige Predigten und Andachten aus dem Konzentrationslager Dachau veröffentliche, so sollen auch sie bezeugen, daß in diesem Inferno der Lobpreis Gottes nicht verstummte. Den in Dachau inhaftierten Geistlichen war die Abhaltung sonntäglicher Gottesdienste gestattet. Es durften an diesen Gottesdiensten aber nur die in dem sogenannten Pfarrerblock untergebrachten und von den anderen Häftlingen isolierten Geistlichen teilnehmen. Die Gottesdienste wurden abwechselnd von den inhaftierten Pfarrern gehalten. Die Vorbereitung der Predigten fand unter denkbar schwierigen Verhältnissen statt, ohne Hilfsmittel, in engen, unruhigen Räumen, in denen mehr als hundert verhungerte, unterernährte und nervlich oft überreizte Menschen zusammengepreßt waren. Die Predigten bieten homiletisch und exegetisch gesehen nichts Neues und waren doch für uns Höhepunkte auf dem Wege.
Darüber hinaus habe ich selbst verbotenerweise andere KZ-Häftlinge zu kurzen Andachten gesammelt, meist Sonntag nachmittags oder Sonntag abends. Diese immer improvisierten Andachten fanden zu den verschiedensten Zeiten und an den verschiedensten Stellen statt, damit sie nicht von der SS und den ihr hörigen Häftlingen entdeckt wurden. Die Entdeckung hätte für alle Beteiligten schwerste Strafen zur Folge gehabt.