Hansruedi Zellweger Leadership by Soft Skills Hansruedi Zellweger Leadership by Soft Skills Checklisten fOr den FOhrungsalltag GABlER Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. 1 . Auflage 2004 Aile Rechte vorbehalten © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2004 Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 2004 Lektorat: Ulrike M. Vetter Der Gabler Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Nina Faber de.sign, Wiesbaden Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13: 978-3-322-82483-7 e-ISBN-13: 978-3-322-82482-0 001: 10.1007/978-3-322-82482-0 Vorwort Soft Skills sind in Mode. Wollen wir uns als Fiihrungspersonlichkeiten behaupten, mus sen wir diese Fiihigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit Mitarbeitenden und Ent scheidungen optimal einsetzen konnen. Hatten denn friiher die Fiihrungsaufgabe und die weichen Faktoren nichts miteinander zu tun? Genugte es, den Herausforderungen des Fiihrungsjobs alleine mit Logik, Vemunft und harten Faktoren zu begegnen? Nein, narurlich nicht - nun, wir integrierten damals vielleicht viel unbewusster die Soft Skills in unserem Alltag. Wer seine Mitarbeitenden nicht auch "menschlich" uberzeugen und begeistem konnte und kann, dem nutzten und nutzen auch heute die besten Fachkenntnisse nichts. Das vorliegende Praxishandbuch der Fuhrungshilfen ist gerade deshalb ein eigentlicher Dauerbrenner. Eine Urversion entstand schon in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Werkstatt meiner damaligen Firma ATW Adaptive Teachware, die ich zusammen mit meinem Partner Milan Kryka fUhrte. Aus der Dberzeugung heraus, dass wir keinesfalls sture Rezepte anbieten wollten, entwickelten wir ein flexibles und erprobtes Fuhrungsinstrument fUr einen "menschlicheren" Fiihrungsalltag. Unter dem Titel "Warum wurde dieses Handbuch erstellt?" stand im damaligen Vorwort zu lesen: "Ante, Ingenieure, Wissenschaftler und Handwerker aller Sparten halten sich an be wiihrte, schriftlichfestgehaltene oder erlernte Vorgehensweisen. Sie sind nur dann krea tiv, wenn die bekannten Vorgehensweisen versagen oder keine Losung ermoglichen. Warum sollten Fiihrungskriifte nicht die gleiche Arbeitstechnik anwenden? Zuerst pro bieren, ob die bekannten, von Millionen Fiihrungskriiften gesammelten, Erfahrungen in einer konkreten Situation angewendet werden konnen. Wenn ja, haben wir Zeit gespart und trotzdem die Situation gut gelOst. Wenn nein, miissen wir neue Wege gehen. " Dass praktische Fiihrungserfahrung durch nichts zu ersetzen ist, gilt auch heute noch. Warum sollte man dann nicht von den erprobten Vorgehensweisen anderer profitieren und sie fUr die Weiterentwicklung der eigenen Soft Skills zu Rate ziehen? Aus diesen Erkenntnissen heraus habe ich den praktischen "Oldtimer" neu herausgeputzt und er giinzt. Ich verspreche Ihnen: Der alte Wein in neuen Flaschen wird auch Ihnen hervor ragend munden. Nun wUnsche ich Ihnen vie1 Anspom, Erfolg und Genugtuung bei Ihrer Fuhrungsarbeit. HANSRUEDIZELLWEGER Inhaltsverzeichnis Vorwort .............................................................................................................................. .5 1. Einfiihrung ................................................................................................................... 9 1.1 Anglizismen .......................................................................................................... 9 1.2 Leadership und Management. ............................................................................... 9 1.3 Kempraktiken von Leadership ........................................................................... 11 1.4 Wer ist der ideale Leader? .................................................................................. 12 1.5 Soft Skills ........................................................................................................... 13 1.6 Schliissel zum Wissen ........................................................................................ 13 1.7 Handlungskompetenzmodell .............................................................................. 14 1.8 Fiihrungshilfen .................................................................................................... 15 1.8.1 Handlungskompetenz .............................................................................. 16 1.8.2 Sozialkompetenz ..................................................................................... 17 1.8.3 Personlichkeitskompetenz ....................................................................... 18 1.8.4 Methodenkompetenz ............................................................................... 18 2. Gebrauchsanweisung ................................................................................................ 21 2.1 Ziel des Handbuchs ............................................................................................ 21 2.2 Systematik .......................................................................................................... 22 2.3 Uberblick ............................................................................................................ 26 2.4 Fallbeispiel. ......................................................................................................... 27 2.4.1 Ausgangslage .......................................................................................... 27 2.4.2 Losungswege ........................................................................................... 27 3. Verzeichnis der Fiihrungshilfen ............................................................................. .35 Anerkennen und Kritisieren ........................................................................................ 37 Argumentieren ............................................................................................................. 41 Auftreten ..................................................................................................................... 44 Autoritat ...................................................................................................................... 48 Bediirfnisse .................................................................................................................. 52 Berichte schreiben ....................................................................................................... 56 Delegieren ................................................................................................................... 60 Einfiihlen ..................................................................................................................... 64 Entscheiden ................................................................................................................. 68 Fit bleiben .................................................................................................................... 72 Fragen ......................................................................................................................... 76 Gesprache fUhren ........................................................................................................ 79 Ideen finden ................................................................................................................. 83 Informieren .................................................................................................................. 87 Initiative fordem .......................................................................................................... 91 8 Inhalt Integrieren ................................................................................................................... 94 Kommunikation ........................................................................................................... 98 Konflikte 16sen .......................................................................................................... 102 Kontakte pflegen ....................................................................................................... 105 Kontrollieren ............................................................................................................. 108 Kooperieren ............................................................................................................... 111 Leistung erbringen .................................................................................................... 116 Lemen ....................................................................................................................... 120 Motivieren ................................................................................................................. 124 Organisieren .............................................................................................................. 128 Planen ....................................................................................................................... 131 Prasentieren ............................................................................................................... 135 Probleme 16sen .......................................................................................................... 139 Reden ......................................................................................................................... 143 Risiken eingehen ....................................................................................................... 146 Selbstanalyse ............................................................................................................. 149 Selbstmanagement. .................................................................................................... 153 Sitzungen leiten ......................................................................................................... 156 Untemehmerisch denken ........................................................................................... 160 Veranlassen ............................................................................................................... 163 Verantwortung tragen ................................................................................................ 166 Verhalten ................................................................................................................... 170 Verhandeln ................................................................................................................ 173 Ziele setzen ................................................................................................................ 176 4. Exkurs: Leadership und Motivation ..................................................................... 179 4.1 Einleitung .......................................................................................................... 179 4.2 Was ist Motivation? .......................................................................................... 179 4.3 Kennen Sie Herzberg? ...................................................................................... 180 4.3.1 Motivationsfaktoren .............................................................................. 181 4.3.2 Instandhaltungsfaktoren ........................................................................ 182 4.4 Situative Motivation ......................................................................................... 182 Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 185 Der Autor ....................................................................................................................... 187 1 Einfiihrung 1.1 Anglizismen Liebe Leserin, lieber Leser. Ich habe diesem Werk, dem Trend folgend, bewusst einen englischen Titel verpasst. Ich bin der Meinung, dass viele englische Worter, speziell im Bereich der Fiihrung kurz, schnell und umfassend viel besser das aussagen, was wir meinen. Fiir viele englische Ausdriicke gibt es eigentlich in der deutschen Sprache nur schwachere Synonyme. Anglizismen sind tiefenpsychologisch und soziologisch betrachtet Teil des modernen Lebensstils und zugleich Ausdruck der globalen Offuung nach auBen. Hier diirfte auch die Erklarung dafUr liegen, dass nicht nur die junge Generation Anglizismen "braucht", sondern auch die junggebliebene mittlere und altere Generation. Es zeigt sich, dass Ang lizismen in der heutigen Zeit einem quasi genuinen Bediirfnis der Menschen entspre chen. Es ist mir deshalb ein besonderes Anliegen, Ihnen mit dieser Einfiihrung eine Standort bestimmung im Hinblick auf die verwendeten Begriffe zu geben und zugleich aIle rele vanten Zusammenhange zu erklaren, die diesem Fachbuch zugrunde liegen. 1.2 Leadership und Management Jede Fiihrungsperson beeinflusst durch ihr Auftreten und ihr Verhalten die Mitarbeiten den. 1m angelsachsischen Raum nennt man das Leadership. Es ist eine bewusst personli che Entscheidung fUr einen ganz bestimmten Stil im Umgang mit sich selbst, den ande ren und mit der Fiihrungsaufgabe. Folgende Inhalte sind praktisch in allen Definitionen von Leadership vorhanden: o Erstens fiihren Leader nicht einfach durch Anweisung, sondern durch Oberzeugung, Motivation und Obertragung von Verantwortung. Sie erkennen Herausforderungen und erreichen Zustimmung zu ihrer Vision. o Zweitens entwickeln Leader nicht nur die Leistung Einzelner, sondern sie erzeugen eine umfassende Einbindung ihres ganzen Teams. Der Leadership-Experte Warren Bennis sagte: lO Einfiihrung "Leader wissen, was sie wollen, sie kommunizieren diese Absichten erfolgreich, befiihi gen andere und wissen, wann sie auf dem eingeschlagenen Weg bleiben sollen und wann nicht. " Ein echter Leader spricht die Bediirfnisse seiner Mitarbeitenden an. Er fOrdert sie im Bestreben nach mehr Selbstbestimmung und Verantwortung am Arbeitsplatz und dele giert deshalb Teile seiner Fuhrungsaufgaben. So erreicht er im Regelfall bei den Mitar beitenden eine h6here Arbeitszufriedenheit und eine hOhere Leistungsfahigkeit. Leadership ist auch dadurch gekennzeichnet, dass eine starke emotionale Bindung zwi schen der Fuhrungsperson und den Mitarbeitenden besteht. Die individuelle Wertschat zung in den zwischenmenschlichen Beziehungen hat dabei einen sehr hohen Stellenwert. Das bewegt die Mitarbeitenden zum Aufbrechen festgefahrener Denkmuster und fordert damit innovative Ideen. Leadership ist nicht gleichzusetzen mit Management. Da im Deutschen die notwendige Differenzierung nicht gegeben ist, sind in diesem Falle die englischen Begriffe hilfreich. Management bedeutet die Umsetzung von FUhrungsentscheidungen. Dafiir bedient es sich entsprechender Methoden und Mittel, setzt sie gezielt ein und uberpruft dann die Resultate. Das Management ist fUr die Abwicklung von Prozessen zustandig. Leadership dagegen hat die FUhrung von Untemehmen und Menschen im Blickfeld. "Leadership is the art of accomplishing more than the science of management says is possible. " (A Leadership Primer, General Colin Powell.) Wahrend Management mehr mit der Technik des FUhrens zu tun hat, zielt Leadership auf das Optimieren des eigenen Fuhrungsstils, bedeutet also in erster Linie Arbeit an sich selbst. Einfiihrung 11 1.3 Kempraktiken von Leadership Welches sind nun aber im Einzelnen die Qualitaten, die gutes Leadership auszeichnen? Kouzes und Posner, zwei bekannte Leadership-Forscher, haben ein globales Leadership Konzept entwickelt. Das Modell konzentriert sich auf fiinf Kempraktiken des Leader ship, die lehrbar und lembar sind: D Das erste Merkmal des globalen Leadership bezeichnen Kouzes und Posner als Challenge the Process. Gute Fuhrungspersonen fordem Innovationen heraus. Sie stellen den Status quo in Frage und versuchen, ihre Organisation permanent zu verbessem. Die Bereitschaft zum Risiko und zum Experimentieren gehOrt somit un trennbar zum Anforderungsprofil heutiger Fiihrungspersonen. Da Experimente auch scheitem konnen, sollten Fehler durchaus als normale GroBe akzeptiert werden. AI lerdings nur unter der V oraussetzung, dass man aus ihnen lemt und sie als Chance zur Verbesserung aktiv nutzt. D Die zweite Kempraxis des Modells lautet Inspire a Shared Vision. Das heiBt: Visio nen zu haben ist wichtig, aber nicht genug. Es kommt entschieden darauf an, andere fUr diese Visionen zu begeistem. Gute FUhrungspersonen entwerfen ein ideales und einzigartiges Bild, wie ihr Untemehmen sein konnte. Sie gewinnen ihre Mitarbei tenden durch ruhige beharrliche Oberzeugung und durch die Ausstrahlung ihrer Per sonlichkeit. Motivation bedeutet nicht nur, andere fUr einen Kampf urn gemeinsame Ziele zu mobilisieren. Wichtig ist, dass die Mitarbeitenden fUr die Ziele kampfen wollen und die Ziele als eigene Motivation verstehen. D Das dritte Element heiBt Enable Others to Act. Fuhrungspersonen sollen anderen auch bewusst die Moglichkeit zum Handeln geben. Sie fordem aktiv die Zusam menarbeit und bauen begeisterte Teams auf. Sie unterstiitzen Selbstandigkeit und Selbstbewusstsein und konnen Aufgaben delegieren. Und sie fiihlen sich verant wortlich fUr eine Atmosphiire gegenseitigen Respekts und Vertrauens, die eine un verzichtbare Basis fUr erfolgreiche Kooperation sind. D Model the Way, den Weg aufzeigen und vorgeben, ist die vierte Kempraxis des Mo dells. Fiihrungspersonen etablieren gemeinsame Normen und Prinzipien, wie Ziele zu erreichen sind. Eine Organisation braucht verbindliche Regeln fUr das Verhalten gegenuber allen Bezugsgruppen. Und sie bedarf klarer Leistungsstandards, die am besten durch eigenes vorbildliches Verhalten vermittelt werden. Da die Kultur des Wandels und der Innovationen heutzutage immer komplexer wird, ist es wichtig, dass die Fiihrungsperson auch Zwischenziele vorgibt und kleine Erfolgserlebnisse ermoglicht. Denn groBe Ziele sind oft fern, oft von Ruckschlagen begleitet und kon nen sehr leicht frustrieren. Gute Fiihrungspersonen schrecken auch nicht davor zu ruck, unbequeme Wege in der eigenen Firma zu gehen. Sie beseitigen biirokratische Hindemisse und entwickeln ein Gespiir flir Stagnation. Tritt diese ein, sind sie ganz besonders gefragt, weil sie den Mitarbeitenden wieder die Richtung vorgeben mus sen. 12 Einfiihrung o Das fiinfte Element - Encourage the Heart - ist ein Beweis dafUr, dass den so ge nannten Soft Skills eine groBe Bedeutung zukommt. Der standige Zwang zu Veriin derungen bedingt emotionalen Stress, der keineswegs leicht zu bewiiltigen ist. Kommunikative Fiihigkeiten, Empathie und Fiirsorge gehOren zum unerliisslichen Riistzeug fUr Fiihrungspersonen. Es gilt, neben dem Vertrauen und einer guten Ar beitsatmosphare, Hoffnung und Entsch10ssenheit aufrechtzuerhalten. Das Mittel hierzu klingt zwar simpel, erfordert in der Praxis aber groBe Selbstdisziplin: Man sollte nie versiiurnen, die Leistungen und Beitriige der anderen deutlich anzuerken nen. Diese Haltung breitet sich im Idea1fall in der gesamten Organisation aus. Mit glieder von Teams haben das GefUhl, dass sie am Erfolg ihrer Anstrengungen fair betei1igt sind. Gute Fiihrungspersonen verstehen es, erreichte Ziele als gemeinsame Leistung iiberzeugend zu zelebrieren. Sie vermitteln den Menschen das Gefiihl, wahre HeIden zu sein. 1.4 Wer ist der ideale Leader? Wirtschaftsleader auf dem Prufstand: Eine Jury machte sich kiirzlich auf die Suche nach dem Manager der Zukunft. Was macht ihn nun aus, den starken Leader der Zukunft? Sieben Eigenschaften wurden dem idea1en Leader zugeordnet: 1. Humor: Ein absoluter Uberlebensfaktor. 2. Vielseitigkeit: In der heutigen komp1exen Welt brauchen wir Generalisten statt Spe zialisten. 3. Verantwortungsgefohl: Nicht nur gegeniiber den Geldgebem, sondem auch gegen iiber Kunden und Lieferanten. Und ohne soziale Verantwortung gegeniiber den Mit arbeitenden geht es heute iiberhaupt nicht mehr. 4. Soziale Kompetenz: Teamfahigkeit und Kommunikationsfahigkeit sind von einem hohen Stellenwert. 5. Emotionale Kompetenz: Gerade groBe Vorbilder zeichnen sich oft durch Beschei denheit aus und durch Respekt im Umgang mit Schwiicheren. 6. Time/Life-Balance: Wer nur lebt, urn zu arbeiten, wird abhangig und verliert seine Integritat. Auch Fiihrungspersonen miissen sich Zeit nehmen fUr Familie und Hob bys, sie sollten sich fUr Gesellschaft und Kultur interessieren. 7. Werte: Der Respekt vor der Natur ruckt in den Mittelpunkt. Moralisch-ethische Werte werden zur Basis des Erfolgs. Fazit: Ein spannendes BUd des neuen Leaders! Werden Sie selbst diesen AnsprUchen gerecht?