KURZES LEHRBUCH DER PHARMAZEUTISCI-IEN CHEMIE AUCH ZUM GEBRAUCH FüR MEDIZINER VON PROFESSOR DR. K. BODENDORF DIREKTOR DES PHARMAZEUTISCH·CHEMISCHEN INSTITUTS DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE KARLSRUHE FüNFTE VERBESSERTE AUFLAGE SPRINGER-VERLAG BERLIN / GOTTINGEN / HEIDELBERG 1958 ISBN 978-3-642-53348-8 ISBN 978-3-642-53388-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-53388-4 ALLE RECRTE. INSBESONDERE DAS DER 1)BERSETZUNG IN l'REMDE SPRACREN, VORBERALTEN ORNE AUSDR1)CKLICHE GENEHMIGUNG DES VERLAGES 1ST EB AUCH NICHT GESTATTET, DIESES BUCH ODER TEILE DARAUS AUF PROTOMECHANISOHEM WEGE (PHOTOKOPIE. MIKROKOPIE) ZU VERVIELFALTIGEN COPYRIGHT 1989, 1949, AND 1954 BY SPRINGER-VERLAG OHG IN BERLIN I G!lTTINGEN I HEIDELBERG ® BY SPRINGER-VERLAG OHG IN BERLIN I G!lTTINGEN I HEIDELBERG 1958 Softcover reprint of the hardcover 5th edition 1958 DIE WIEDERGARE VON GEBRAUORSNAMEN, HANDELSNAMEN, W ARENBEZEICRNUNGEN UBW. IN DIESEK BUCRE BERECRTIGT AUOH OHNE BESONDERE KENNZEICHNUNG NICHT ZU DER ANNAHME, DASS SOLCRE NAMEN 1M SINNE DER WARENZEIOHEN- UND MARKENSOHUTZ-GESETZGEBUNG ALS FREI ZU BETRACHTEN WAREN UND DAHER VON JEDERMANN BENUTZT WERDEN D1lBFTEN Vorwort zur fünften Auflage Die neuen Ergebnisse der {:hemischen Forsohung, insbesondere auf dem Gebiete der Arzneimittel, haben eine weitgehende überarbeitung der Neuauflage erforder lich gemacht. Wenn es auch nicht Aufgabe dieses Buches sein kann, alle bekann ten Arzneimittel zu behandeln, so sind doch solche, die sich in den letzten Jahren in der Therapie bewährt haben, weitgehend berücksichtigt worden, ohne daß Vollständigkeit angestrebt werden konnte. Mein Anliegen ist es auch weiterhin, die allgemeinen Grundlagen so weitgehend zu vermitteln, daß auch neu hinzu kommende Stoffe systematisoh eingeordnet werden und chemisches Verständnis finden können. Dem Springer-Verlag habe ich wiederum für sein freundliches Entgegen kommen zu danken. Karlsruhe, im Januar 1958 K. Bodendorf Vorwort zur vierten Auflage Für die vorliegende vierte Auflage wurde das Buch einer gründlichen Über arbeitung unterzogen. Dabei ergab sich im Anorganischen Teil die Notwendigkeit einiger Ergänzungen und der Berücksichtigung neuerer Nomenklatur. Im Orga nischen Teil verlangten die Einführung neuer Arzneimittel und die rasch fortschrei tenden chemischen Erkenntnisse zahlreiche Ergänzungen. Neu aufgenommen wurden Antihistaminica, erweitert die Kapitel Alkaloide, Antibiotica, Sulfon amide. Der Versuchung, auch andere Heilmittel, wie etwa Tuberkulosemittel, zu einer Gruppe zusammenzufassen, habe ich widerstanden, da dies ja Aufgabe der Ph~rmakologie ist. Ich bin vielmehr auch weiterhin bemüht geblieben, alle neuen Stoffe möglichst sinnvoll nach chemischen Gesichtspunkten einzuordnen. So glaube ich, daß das Buch seinen Charakter bewahrt hat, und hoffe, daß auch die neue Auflage eine freundliche Aufnahme finden möge. Dem Springer-Verlag danke ich für freundliches Entgegenkommen, Kollegen und Lesern für Hinweise und Anregungen, meinem Mitarbeiter Herrn GERHARD PFEIFFER für sorgfältiges Lesen der Korrekturen. Karlsruhe, September 1953 K. Bodendorf Inhaltsverzeichnis Seite Erster Teil. Allgemeine Einführung 1 Zweiter Teil. Spezieller Teil .................................................... 18 1. Anorganischer Teil ...................................................... 18 1. Wasserstoff, Hydrogenium: H = 1,0080 .................................... 18 2. Sauerstoff, Oxygenium: 0= 16,000 ....................................... 21 3. Oxydation und Reduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 23 4. Allgemeine Eigenschaften von Gasen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . .. .. . .. 24 5. Wasser. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 27 6. Der Lösungszustand ..................................................... 29 7. Die elektrolytische Dissoziation ........................................... 32 8. Ionenreaktionen .................. '. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 35 9. Wasserstoffperoxyd, Hydrogenium peroxydatum: H202 • • • • • ••• • • • • • • • • • • • • • •• 37 10. Ozon: 03 •.....••••••••••..••••.....•••...•.••••••.••••••••••.••••..•... 41 11. Schwefel, Selen, Tellur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 42 12. Schwefel, Sulfur: S = 32,066 ............................................. 42 13. Das Massenwirkungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 14. Schwefelchloride ........................................................ 51 15. Sauerstoffverbindungen des Schwefels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 16. Schwefligsäure- und Schwefelsäurechlorid ................... _ . . . . . . . . . . . . . .. 58 17. Selen: Se = 78,96 ....................................................... 59 18. Tellur: Te = 127,61 ..................................................... 59 19. Die Halogene ........................................................... 60 a) Fluor: F = 19,00 ..................................................... 61 b) Chlor: Cl = 35,457 .................................................... 62 oe) Chlorwasserstoff: HCl ............................................... 64 ß) Sauerstoffverbindungen des Chlors .................................... 65 c) Brom, Bromum: Br = 79,916 ........................................... 67 oe) Bromwasserstoff HBr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 68 ß) Sauerstoffverbindungen des Broms ........ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 69 d) Jod, Jodum: J = 126,92 ............................................... 69 e) Verbindungen der Halogene untereinander ............................... 71 20. Die Elemente der V. Gruppe des periodischen Systems: Stickstoff, Phosphor, Arsen, Antimon, Wismut ................................................. 71 a) Stickstoff, Nitrogenium: N = 14,008 .................................... 72 b) Phosphor, Phosphorus: P = 30,98 . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . .. 80 c) Arsen, Arsenium: As = 74,91 .......................................... , 86 d) Antimon, Stibium: Sb = 121,76 ........................................ 90 e) Wismut, Bismutum: Bi = 209,00 ....................................... 92 21. Die Elemente der IV. Gruppe des periodischen Systems: Kohlenstoff, Silicium, Ger. manium, Zinn, Blei ...................................................... 94 a) Kohlenstoff, Carboneum: C = 12,01 ..................................... 95 b) Silicium: Si = 28,06 ................................................... 102 c) Germanium: Ge = 72,60 ............................................... 105 d) Metalle .............................................................. 106 e) Zinn, Stannum: Su = 118,70 ........................................... 109 f) Blei, Plumbum: Pb = 207,21 .... , ...... , ..... , ........................ 110 Inhaltsverzeichnis v 22. Die Elemente der 111. Gruppe des periodischen Systems: Bor, Aluminium, Gal. Seite lium, Indium, Thallium .................................................. 114 0.) Bor: B = 10,82 ....................................................•.. 114 b) Aluminium: Al = 26,97 ..........••.••.••.......•..........•........... 116 c) Gallium: Ga = 69,72, Indium: In = 114,76, Thallium: Tl = 204,39 ......... 120 23. Die Elemente der 11. Gruppe des periodischen Systems: Beryllium, Magnesium, Calcium, Strontium, Barium, Radium .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 120 0.) Beryllium: Be = 9,013 ................................................. 121 b) Magnesium: Mg = 24,32 ............................................... 121 c) Calcium: Ca = 40,08 .................................................. 123 d) Strontium: Sr = 87,63 .. . . . . . .. .. . . .. .. .. . . . .. . . . . . . . . . .. . . . . . . .. . . . ... 128 e) Barium: Ba = 137,36 . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . .. 129 f) Radium: Ra = 226,05 ................................................. 130 g) Radioaktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 131 24. Die Elemente der I. Gruppedes periodischen Systems: Lithium, Natrium, Kalium, Rubidium, Caesium .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 137 0.) Lithium: Li = 6,940 ................................................... 138 b) Natrium: Na = 22,997 ................................................. 138 c) Kalium: K = 39,096 .................................................. 144 d) Rubidium: Rb = 85,48 und Caesium: Cs = 132,91 ........................ 148 e) Ammoniumverbindungen ............................................... 148 25. Die Elemente der I. Untergruppe des peri~dischen Systems: Kupfer, Silber, Gold.. 151 0.) Kupfer, Cuprum: Cu "'" 63,54 ......................• , ................... 151 b) Silber, Argentum: Ag = 107,88 .......................................... 155 c) Gold, Aurum: Au = 197,2 ............................................. 159 26. Die Elemente der 11. Untergruppe des periodischen Systems: Zink, Cadmium, Quecksilber ............................................................. 160 0.) Zink, Zincum: Zn = 65,38 ..... :........................................ 160 b) Cadmium: Cd = 112,4~ •............................................... 162 c) Quecksilber, Hydrargyrum: Hg = 200,61 ................................ 163 27. Die Elemente der 111. Untergruppe des periodischen Systems: Die Seltenen Erden 168 28. Die Elemente der IV. Untergruppe des periodischen Systems: Titan, Zirkonium, Hafnium, Thorium ...................................................... 168 .a) Titan: Ti = 47,90 ..................................................... 168 b) Zirkonium: Zr = 91,22 .................................. , ............. 169 c) Hafnium: Hf = 178,6 .................................... : ............. 169 d) Thorium: Th = 232,12 ................................................. 169 29. Die Elemente der V. Untergruppe des periodischen Systems: Vanadin: V = 50,95, Niob: Nb = 92,91, Tantal: Ta = 180,88, Protaktinium: Pa = 231 ... , ......... 169 30. Die Elemente der VI. Untergruppe des periodischen Systems: Chrom, Molybdän, Wolfram, Uran ............................................... ". . . . . . . . . .. 170 a) Chrom, Chromium: Cr= 52,01 ......................................... 170 b) Molybdän: Mo = 95,95 .........•...................................... 174 c) Wolfram: W = 183,92 ................................................. 174 d) Uran: U = 238,07 ........................................." . ........... 175 31. Die Elemente der VII. Untergruppe des periodischen Systems: Mangan, Rhenium 175 32. Die Elemente der VIII. Untergruppe des periodischen Systems: Eisen, Kobalt, Nickel; Ruthenium, Rhodium, Palladium; Osmium, Iridium, Platin ............ 178 a) Eisen, Ferrum: Fe = 55,84 ............................................. 179 b) Kobalt, Cobaltum: Co = 58,94 .......................................... 185 c) Nickel, Niccolum: Ni = 58,69 .•........................................ 186 d) Die Elemente der Platingruppe: Ruthenium: Ru = 101,7, Rhodium: Rh = 102,91, Palladium: Pd = 106,7, Osmium: Os = 190,2, Iridium: Ir = 193,1, Platin: Pt = 195,23 ..........•.................................... " 188 33. Die Edelgase: Helium: He = 4,003, Neon: Ne =20,183, Argon: Ar = 39,944, Krypton: Kr = 83,7, Xenon: X = 131,3, Radon (Radiumemanation): Rn = 222 189 11. Organischer Teil. Zusammensetzung und Aufbau organisoher Verbin. dungen .................................................................. 190 A. Aliphatische Verbindungen ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 194 VI Inhaltsverzeichnis Seite 1. Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • • • . • • . • . . . . . . . . • . . • • • . . . . .. 194 a) Gesättigte Kohlenwasserstoffe, Grenzkohlenwasserstoffe, Paraffine ...•... 194 b) Ungesättigte Kohlenwasserstoffe ...................................•. 204 01:) Olefine ...•..•......•••...•...••.........................•.... " 204 ß) Mehrfach ungesättigte Kohlenwasserstoffe .......................... 208 y) Acetylenkohlenwasserstoffe ....................................... 212 2. Halogenderivate der Kohlenwasserstoffe ................................ 213 a) Einfach substituierte Halogenverbindungen .................•......... 214 b) Halogenderivate mit mehreren Halogenatomen am gleichen Kohlenstoffatom 217 3. Alkohole . . . . . . . . . • • . . . . • • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 220 a) Gesättigte einwertige Alkohole ...................................... 222 b) Mehrwertige Alkohole ...... '" ..." . . , ............................... 234 c) Ungesättigte Alkohole ........................................ , ..... 235 4. Äther ............................................................... 237 5. Alkyl-Schwefel-Verbindungen ......................................... 240 6. Nitro- und Aminoverbindungen ......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 242 7. Phosphor-, Arsen-und Antimonverbindungen ........................... 248 8. Aldehyde und Ketone ................................................ 249 a) Mono- und Dialdehyde ............................................. 249 01:) Halogenierte Aldehyde ...... ". . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . .. 256 ß) Hydroxyaldehyde .......................................•......• 257 b) Ketone .....•..................................................... 258 01:) Halogenketone ........ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 262 ß) Hydroxyketone ................................................. 262 9. Carbonsäuren und funktionelle Derivate ................................ 263 a) Säurenitrile .....•..•.....••................. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 263 b) Darstellung von Carbonsäuren ....................................... 264 c) Dicarbonsäuren ..•................................................ 268 d) Ungesättigte Carbonsäuren .....•................................... 270 e) Säurehalogenide ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 272 f) Säureamide ...................................................... , 273 10. Säureanhydride . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 281 11. Ester . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 282 12. Substituierte Carbonsäuren ............................................ 291 13. Eiweißstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 304 14. Kohlenhydrate ...................................................... 309 a) Monosaccharide ................................................... 310 b) Glykoside ........................................................ 317 c) Zuckerähnliche Polysaccharide: Disaccharide .......................... 319 d) Zuckerunähnliche Polysaccharide .................................... 322 e) Kunstseide ....................................................... 324 B. Carbocyclische Verbindungen ., . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 325 I. AlicycliBche Verbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 325 1. Allgemeines. CycIopentan-, CycIohexanderivate ....................... 325 2. ?:,erpene und Campher ............................................. 328 3. Atherische Öle ........... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 333 4. Steringruppe ....................•................................ 335 5. Hochgliedrige Ringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 342 11. Aromatische Verbindungen . . . . . .. .. .. . . . . . . . . . . . . .. .. . . . . . . . . . . . . . . . .. 342 1. Aromatische Kohlenwasserstoffe .................................... 347 a) Benzol und Homologe ........................................... 347 b) Kondensierte Ringsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 350 2. Aromatische Halogenderivate ....................................... 351 a) Kernsubstituierte Halogenderivate ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 351 b) Aromatische Verbindungen mit Halogen in der Seitenkette ........... 353 3. Sulfonsäuren .......... .............................•.•.......... 354 Inhaltsverzeichnis VI1 Seite 4. Phenole und Phenoläther ......................................... " 355 a) Einwertige Benzolderivate ....................................... 355 b) Mehrwertige Benzoldcrivate ................................... '" 358 c) Phenole mit kondensierten Ringen ................................ 361 5. Nitroverbindungen ................................................ 363 6. Amine ......................................................... " 365 7. Sulfonamide .................................................... " 369 8. Diazoniumsalze und Azoverbindungen ............................... 374 9. Phosphor-, Arsen- und Antimonverbindungen ....................... " 378 10. Aldehyde und Ketone ............................................. 380 a) Aldehyde ...................................................... 380 b) Ketone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 383 11. Carbonsäuren ..................................................... 384 a} Monocarbonsäuren .............. , ............................. " 384 b) Mehrbasische Carbonsäuren ...................................... 385 c} Substituierte Carbonsäuren ...................................... 387 d) Ungesättigte Carbonsäuren ..................................... " 393 12. Pyrone .......................................................... 395 C. Heterocyclische Verbindungen ............................................ 398 1. Verbindungen mit Sauerstoff als Heteroatom ............................. 399 2. Verbindungen mit Schwefel als Heteroatom .............................. 399 3. Verbindungen mit Stickstoff als Heteroatom ............................. 400 a} Fünfgliedrige Ringe mit Stickstoff als Heteroatom ...................... 400 b) Sechsgliedrige Ringe mit Stickstoff als Heteroatom ..................... 408 c} Purine und Nucleinsäuren ...............••.......................... 414 d) Alkaloide und verwandte Stoffe ...................................... 419 D. Vitamine, Fermente, Hormone ............................................ 439 1. Vitamine ............................................................ 440 a) Vitamin A (Axerophthol) ............................................ 443 b} Vitamin-B-Gruppe .................................................. 444 c} Vitamin C (Ascorbinsäure) ........................................... 449 d} Vitamin D (Calciferol) .................................... " ......... 451 e} Vitamin E (Tocopherol) ............................................. 452 f} Vitamin K (Phyllochinon) ........................................... 453 2. Fermente (Enzyme) ................................................... 454 3. Hormone ............................................................ 457 a} Nebenniere ........................................................ 458 b) Bauchspeicheldrüse ................................................. 459 c) Schilddrüse .......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 460 d} Nebenschilddrüse, Epithelkörperchen .... " ............................ 461 e) Hypophyse ........................................................ 461 f) Vorderlappenhormone ........ , ................ , .................... , 461 g} Mittellappenhormone (Intermedin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 462 h) Hinterlappenhormon ............................... , ........ " ...... 462 i} Keimdrüsen ....•................................. '.' ................ 463 E. Antibiotica ............................................................ 464 Namen. und Sachverzeichnis ................................................... 472 Erster Teil Allgemeine Einführung I. Chemie ist die lrissenschaft von der Zusammensetzung und dem Aufbau der Materie. Die Methoden, die dieser Forschung dienen, können yerschiedener Art sein. Ein Stoff, dessen chemische Natur ergründet werden soll, kann durch geeig neten Abbau so weit zerlegt werden, daß man schließlich zu Stoffen kommt, die durch einfache chemische Operationen nicht weiter zerlegt werden können. Diese Stoffe betrachtet man vom chemischen Standpunkt aus als die Baustoffe der Ma, terie. Man bezeichnet sie als chemische Grundstoffe oder Elemente. Das chemische Baumaterial der gesamten Materie sind die Elemente. Sie lassen sich durch einfache chemische Operationen nicht in noch einfachere Grundstoffe zerlegen. Das Teilgebiet der Chemie, das sich mit der Ergründung der elementaren Zu sammensetzung der M1Lterie beschäftigt, ist die analytische Chemie. Eine andere Methode zur Erforschung der Ba,uprinzipien der Materie besteht darin, daß man aus bereits erforschten, verhältnismäßig einfachen Stoffen neue, kompliziertere aufbllut. Durch Analyse der neugebildeten Stoffe lassen sich die bei solchen Neubildungen ",-altenden Gesetzmäßigkeiten enthüllen. Das Teilgebiet der Chemie, das sich mit der künstlichen Neubildung von Stoffen befaßt, ist die synthetische Chemie. Ihre Aufgabe besteht in der Herstellung von neuen Stoffen oder in der künstlichen Herstellung von natürlich yorkommenden Stoffen und in der Aufklärung der in der Materie waltenden Aufbauprinzipien. Die Zusammenfassung der in den chemischen Beziehungen waltenden Gesetz mäßigkeiten geschieht in der theoretischen Chemie. Da zur Definition dieser Gesetz mäßigkeiten yielfach physikalische Begriffe herangezogen werden, und da die den Aufbau bewirkenden Kräfte rein physikalischer Natur sind, wird das Gebiet der theoretischen Chemie besser zur physikalischen Chemie erweitert. Dieses Grenz gebiet zwischen Chemie und Physik kann bei anderer, betont physikalischer Be trachtungsweise auch als chemische Physik bezeichnet werden. Außer den genannten Teilgebieten der Chemie ist noch die technologische Chemie zu nennen, deren Aufgabe es ist, die Erfahrungen des chemischen Laboratoriums in geeigneter ~Weise in den Fabrikationsbetrieb zu übertragen. Die Biochemie stellt diejenigen Stoffe und Vorgänge in den Vordergrund ihrer Untersuchungen, die für den Ablauf von Lebensvorgängen wichtig sind. Die pharmazeutische Chemie ist die Chemie der Heilmittel. Unter Heilmittel ver steht man Stoffe, die unter bestimmten Bedingungen einen krankhaften Zustand des menschlichen oder tierischen Organismus zu beseitigen oder zu mildern geeignet sind. Ein Stoff, der unter bestimmten Voraussetzungen, z.B. bei Verabreichung einer ganz bestimmten Menge, ein Heilmittel ist, kann in anderen Fällen, etwa bei Verabreichung von Mengen, die weit unter der therapeutischen Dosis liegen, in different, oder unter Umständen, z.B. in hohen Dosen, ein Gift sein. Es läßt sich demnach keine deutliche Abgrenzung treffen zwischen Stoffen, die Heilmittel sind, und solchen, die es nicht sind. Eine solche Grenze würde auch dauernd dadurch ver schoben werden, daß mit neuenHeilmethoden auch neue Heilmittel eingeführt werden. 1 Bodeudorf, Pharmazeutische Chemie, 5. Auft. 2 Allgemeine Einführung Die pharmazeutische Chemie in weiterem Sinne ist ein Gebiet, das auf den Grundlagen der allgemeinen Chemie mit allen ihren Teilgebieten ihr Hauptgewicht auf die Kenntnis und Erforschung derjenigen Stoffe und Vorgänge legt, die zu der Heilkunde in Beziehung stehen. 11. Um die Vielfältigkeit der natürlich vorkommenden und künstlich her gestellten Stoffe in übersichtlicher Weise nach chemischer Zusammengehörigkeit zu ordnen, bedarf es eines wohlbegründeten Systems. Es ist naheliegend, ein solches System auf den Gesetzmäßigkeiten und Aufbauprinzipien der Natur zu begründen. Wir werden sehen, daß es gerade die elementarsten Aufbauprinzipien der Natur sind, welche uns die Grundlagen für ein chemisches System liefern. Es wird also zuerst die Frage zu erörtern sein: Wie haben wir uns den Aufbau der Materie in all ihrer Vielfältigkeit zu erklären ~ Die analytische Chemie gibt zu dieser Frage eine verblüffende und zugleich verwirrende Auskunft, die die weitere Behandlung wesentlich vereinfacht: Die gesamte Materie ist aus nur etwa 90 ver schiedenen Grundstoffen (Elementen) zusammengesetzt. Verblüffend ist daran, daß die ungeheure Mannigfaltigkeit der natürlichen und synthetischen Substanzen sich auf so wenige Grundstoffe zurückführen läßt. Verwirrend erscheint der Ge danke, wie kompliziert die Aufbauprinzipien wohl sein mögen, damit aus einer so kleinen Zahl verschiedener Baustoffe soV ielfältiges hervorgehen kann. In der Tat sind die Aufbauprinzipien keineswegs einfacher Art, aber wiederum verblüffend ist dabei, daß sie auf ein einziges Grundprinzip zurückführbar sind: auf elektrische Kräfte. Alle natürlichen und synthetischen Substanzen lassen sich auf etwa 90 Grundstoffe und die Wirkung elektrischer Kräfte zurückführen. Über die Art und Wirkung dieser elektrischen Kräfte ist in der neueren Zeit viel diskutiert worden. Neueste Deutungen (durch die Quantenmechanik oder auch Wellenmechanik begründet) ruhen so stark auf Mathematischem, daß sie uns kein Bild, keine gedankliche Vorstellung mehr ermöglichen. So wichtig diese Er gebnisse für grundsätzliche Erkenntnisse und für manche speziellen Gebiete auch sein mögen, für die weitaus meisten chemischen Vorgänge kommt man mit ein fachen Vorstellungen und bildlichen Übertragungen aus. Wir wollen daher ver suchen, diese Ergebnisse unter Zuhilfenahme früherer und einfacherer Vorstel lungen auf die Ebene des Erfaßbaren zu projizieren und uns ein Anschauungsbild von dem Bau der Materie konstruieren. Wir werden zweckmäßig von den einfachsten Stoffen ausgehen, von den Ele menten. Wir sahen, daß sie sich durch gewöhnliche chemische Mittel nicht auf noch einfachere Stoffe zurückführen lassen. Wie aber ist nun eine solche elementare Materie in sich gegliedert. Aus zahlreichen physikalischen Eigenschaften der ver schiedenen Elementarmaterien müssen wir schließen, daß jede elementare Materie aus Bausteinen zusammengesetzt ist, die unter sich einheitlich und.gleichartig, für jedes Element aber verschieden und charakteristisch sind. Wenn wir geschmol zenes Blei (Blei ist ein Element) langsam erstarren lassen, so finden wir in der halb erstarrten Masse Gebilde (Krystalle) von ganz bestimmter und immer gleicher Form. Wenn wir den gleichen Versuch etwa mit geschmolzenem Zinn vornehmen, so erhalten wir wiederum Krystalle von ganz bestimmter und immer gleicher Form, die aber anders ist als die der Bleikrystalle. Dieses differenzierte Verhalten ist grund sätzlich auf die Verschiedenartigkeit der elementaren Bausteine zurückzuführen. Daß daneben auch aus gleichen Bausteinen verschiedenartiger Aufbau bewirkt werden kann, ist eine Ausnahmeerscheinung, die zuweilen dann zu beobachten ist, wenn die Bausteine sich unter verschiedenartigen äußeren Bedingungen aus dem ungeregelten Zustand der Schmelze zum regelmäßigen Bau der Krystalle anordnen. Die Bau steine der elementaren Materie bezeichnet man als Atome. Es sind also die Ele mente die Baustoffe der gesamten Materie, die Atome die Bausteine der Elemente. Allgemeine Einführung 3 Wie haben wir uns nun diese elementaren Bausteine, die Atome, vorzustellen, und wodurch unterscheiden sich die Atome der verschiedenen Elemente vonein ander? Als Elemente haben wir Stoffe definiert, die sich durch einfache chemische Operationen nicht in noch einfachere Stoffe zerlegen lassen. Als Atome wollen wir Bausteine, also Gebilde bezeichnen, die sich durch einfache 'chemische oder physi kalische Operationen nicht in noch einfachere, also kleinere Teile aufteilen lassen. Ein Atom ist die Einheit, also die kleinste, nicht mehr teilbare Menge eines Elementes. Es ist logisch zunächst nicht zu verstehen, daß es irgendwo eine Mengeneinheit geben soll, die nicht wenigstens theoretisch noch weiter teilbar sein könnte. Wenn die vorher entwickelte Vorstellung, daß die Verschiedenartigkeit der Elemente auf eine Verschiedenartigkeit ihrer Bausteine (Atome) zurückzuführen ist, zu Recht besteht, dann muß eben diese Verschiedenartigkeit bereits in den Atom-en vor liegen und irgendwie in ihrer Struktur verankert sein. Diese innere Atomstruktur bedingt es, daß eine Teilung eines Atoms nicht ohne Zerstörung seiner Struktur und seiner durch diese bedingten Grundeigenschaften möglich ist. Ein Atom ist danach als ein Individuum zu betrachten, das nur als ganzes und ungeteiltes Gebilde gewisse "Funktionen" betätigt, deren Summe wir als seine charakteristischen und individuellen Eigenschaften bezeichnen. Dieser Vorstellung liegt bereits ein zunächst völlig ungeformtes Bild von dem Wesen der Atome zu grunde, nämlich, daß das Individuum "Atom" in sich wieder irgendwie differen ziert ist, und zwar so differenziert, daß durch einfache chemische Operationen eine Beeinflussung dieser inneren Differentiation nicht bewirkt werden kann. Wir kön nen zwar, wie wir später sehen werden, durch äußerst gewaltsame Angriffe mit energischen physikalischen Mitteln die innere Struktur eines Atoms sprengen. Da mit verändern sich aber auch alle seine Grundeigenschaften. Nach allem können wir also geradezu von einem inneren Aufbau der Atome sprechen. Das Bauprinzip der Atome ist aber von dem Prinzip des atomaren Auf baues der Materie völlig verschieden. Wir können ein Stück einer Elementar materie mit allereinfachsten physikalischen oder mechanischen Mitteln bis zu Atomen zerlegen, ohne daß die Eigenschaften sich ändern. Ein Atom dagegen ist durch einfache Mittel überhaupt nicht weiter zu zerlegen, und wenn man es durch besondere, energische physikalische Angriffe sprengt, sind seine Grundeigen schaften verändert. Wir haben vorher gesagt, daß beim Aufbau der Materie elektrische Kräfte wirk sam sind. Da man aber diese elektrischen Kräfte von der Materie nicht trennen kann, müssen sie bereits in den Bausteinen der Materie, den Atomen, verankert sein. Atome sind demnach Gebilde, in denen elektrische Kräfte fixiert sind, und zwar so, daß positive und negative Ladungen einander äquivalent sind, damit das Gebilde nach außen hin neutral bleibt. Über die Anordnung der Ladungen wissen wir aus dem Verhalten von Atomen verschiedenster Elemente beim Beschießen mit winzigen Geschossen (Protonen, Neutronen, Deuteronen, ce-Teilchen), daß die positiven Ladungen im Atomzentrum zusammengeballt sind. Entsprechende quan titative Untersuchungen gaben sogar Aufschluß über die relative Größe dieses positiven Atomzentrums, das man als Atomkern bezeichnet. Der Atomkern mit seinen positiven Ladungen ist zugleich auch Träger der Masse des Atoms. Er ist aber im Verhältnis zum gesamten Atom außerordentlich klein. Über den Feinbau des Atomkerns, der für die chemischen Eigenschaften der Atome und ihre che mischen Reaktionen nicht von wesentlicher Bedeutung ist, mag hier die Angabe genügen, daß er aus Protonen und Neutronen, von denen sich je 2 und 2 zu ce-Teil chen zusammenschließen, aufgebaut ist. Näheres wird bei den radioaktiven Ele-' menten auf S. 131 ausgeführt. 1·
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