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Kurt von Neergaard PDF

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ISBN 978-3-662-27041-7 ISBN 978-3-662-28520-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-28520-6 Nicht im Handel Sonderahdruck aus lahrgang 1, Heft 9110, 1948 Zeitschrift fur physikalische Therapie, Bader- und Klimaheilkunde Springer-Verlag Wien GmbH - Aile Rechtc vorbehalten t Kurt von Neergaard Am 7. November 1947 ist im Alter von 60 Jah Andeutungen noeh etwas crweitern. War es un ren K u r t von Nee r g a a r d, Professor fiir ter den exakten Naturwissensehaften die Physik physikalische Therapie, Balneologie und Klimato und physikalisehe Chemie, von der Nee r g a 3 r d therapie an der Universitat Ziirich und Direktor ,on Jugend an aufs starkste gefesselt war, so ge der Ziircher Universitats-Poliklinik fiir physika horte in der Biologic und Me.lizin sein Interesse lische Therapie, einelli schweren L"iden erlegen. von jeher dem Prohlem des 0 rganismus als un Wenn wir an dieser Stelle versuchen, sein Werk t"ilharer Ganzheit, den inncren Bezugsgeseten in den wichtigsten Ziigen zu umreiBen, so reeht dieser Ganzheit und dem schon friih gefiihlten fertigt sieh dies nieht nur als Dank derer, die ihm Vorrang der Funktion vor der Gestalt. Diese Dank sehulden; indem wir uns mit der geistigen Einstellung zeigt sich ebenso in seinen therapeu Gestalt des Verstorbenen befassen, reichen wir tischcn Arheiten wie in seinen Beitragen zur all hinaus iibers Personliche, denn in seinem Lebens· gemeinen und spezieJlen Pathologic; aueh seine werk spiegelt sich an maneher entscheidendcn ahalytischen Bearheitungen von Einzclproblemen Stelle der Entwicklungsgang der gegenwartigen sind nur dann richtig zu verstehen, wenn man Heilkunde, besonders aber der physikalisehcn sieh vergegenwartigt, daB sie immer im Hinblick Medizin. anf eine umfassendere Synthese unternommen Einem Wunsehe des Dahingegangenen ent wurden. sprechend soli nicht auf die Einzelheiten seines Schon in den ersten Stiicken des Werkes, £las auBeren Lebenslaufes eingegangen werden; moge wir nun kurz hetrachten wollen, klingen die Leit es geniigen, mit wenigen Worten einige Umstalllie motive deutlieh an. 1st die Dissertation noch phy anzudeuten, die fiir die Bildung seiner Person sil,alisch-technisehen Prohlemen gewidmet, so be liehkeit bedeutsam erscheinen. fassen sieh schon di(' ersten klinischen Arbeiten Ais Erbe einer Tradition, in der die Liebe zur mit Fragen der Klimatolherapic (Malariabchand Natur und der Drang zur Erforschung natiirliehen lung im Hoehgebirge) und der spcziellen physika Geschehens verankert war, hat Nee r g a a r d schon lisehen Medizin (Meehanotherapie, Elektronarko in seinen Jiinglingsjahren die Natur als Erlebnis und se). Mit der 1923 erschienenen Publikation iiher als Objckt des mensehliehen Geistes inteusiv erfah die Bedeutung dcr S('dimenl ierungsreaktion der ren. Die Berggipfel Graubiindens, seiner Wahlhei roten Blutkorperchen w\lrde di,'ses heute in Pra mat, haben ihn mit einer Liebe zur Hoehgebirgswelt xis und Klinik voJlig nnenthehrlieh gewordene erfiillt, die nie erlosehen ist, und die viel zu 'seiner Untersuehungsverfahren ill der Schweiz allgemein groBen Begeisterung fiir die sportliehe Leibes bekannt gemacht; in diesel' und den spateren Ar iibnng, ebenso aber auch zu seinem uncrmiidli beiten zur SR wurdc rlerWerl dieser Reaktion chen Interesse fiir die Hoehgebirgs-Klimatherapie fiir die klinische, unspezifische Diagnostik darge heigetragen hat. 'tellt und eine thcoretische Be!;riin'!ung gegehen, Schicksalhaft ist aher auch das in Davos er die aueh heute noeh in vieler Hinsleht giiltig ist. folgte Zusammentreffen des Jiinglings mit einem Kennzeiehnend fiir Nee r gar d s Denk- und Manne zu nennen, der ungewohnliehes Wissen Arbeitsweise ist in dies~n friih('n Publikationen auf dem Gebiete der damals stiirmiseh sich nicht nur die streng physikalisch.ehemisehe For entfaltenden Physik mit groBem praktiseh mulierung c1er Grundlagen, sondern die Siehtung technisehem Geschick verband, eine Fiigung, die des Problems in einem groBeren Rahmen allge fiir die Entwickh: ng einer bestimmten Denk· nnd mein-pathologischer Betrachtung: die hei der be Interessenriehtung entscheidende Impulse gah. sehleunigtcn SR wirksarnen Faktoren werden als So finden wir riirl<blickend schon am Beginne Ausdruck cincr Reaktion des aktiven Mesenchyms dieses Lebensweges die wesentlichen Grundziige auf toxiseh-cntziindlicbe Rcize aufgefaBt, und da gepragter Form, die sich langsam, gehcmmt zwar mit wird der SR ihr Plat ai, unspezifisches <lurch Schicksalsschlage, gefordert aher durch humoralpathologisehes Krankheitssyrnptom zuge den EinfluB hervorragender Geister wie A I b e r t wiesen. H e i m s, F r. von M ii II e r ~, R. S t a c h eli n s, Die folgcnden Arheiten iiher die physikalische E. B I 0 e h s und H. Zan g g e r s zu der'geistigen Chpmie von Silhersalzlosungen zcugen gleicher Gestalt entwickelte, die sich in einem naeh Urn weise fiir das auBerordentliehe theoretische Wi~­ fang und Gehalt 3uBergewohnliehen liierarisehen sen des Autors auf dies em exakt,naturwissen Wcrk ihr Denkmal gesett hat. sehaftliehen Gehiete, wie fiir s"in experimentelles Beim erst en Blick auf das Verzeichnis der Geschick; gelang es ihm doeh mit einer von ihm Einzelpublikationen und Biicher Nee r g a a r d s plegant rnodifizierten phy,ikalisc~-chemischen Bc. wird den Leser das Bediirfnis naeh einer Orien stinnnungsmethode die Loslichk.,it und Ionisation tierung ankommen, die erlauht, Dbersicht zu gc von Chlorsilher nachzuweisell un.! die quantita winnen und die entscheidenden Punkte hera us tive Bcstimmung der Silheriollenkonzcntrationen zuarbeiten. Deshalb miissen wir die einleitenden in der Losung zahlreicher therapentisch heniitter 130 V. R. Ott: Z. f. physik. 'l'he:raple Silberpraparate durchzufiihren. So wurde nicht Die Frage nacho den Grundlagen der therapeu· nur die "oligodynamische" Silberwirkung genauer tischen Wirkungen hat nie aufgehort, ihn zu be· erklart, sondern auch die ortliche Behandlung ge· schiiftigen; wohl befaBte er sich auch mit der wisser bakterieller Infektionen mit Silbersalzen technischen Seite der physikalischen Medizin, auf einen sicheren wissenschaftlichen Boden ge· aber hier war fiir cinen so guten Physiker zu stellt. Dbrigens wurde die damals iibliche Lokal· wenig Problematik der Fragestellung, und auBer. behandlung der Gonorrhoe auch durch Unter. dem erkannte er zu deutlich die auf diesem Ge. &uchungsergebnisse Nee r g a a r d s iiber die hiete der Heilkunde hesonders groBe Gefahr der Kolloid·Chemie von Quellsubstanzen, die zur Her· Dberschii\iung des nur Technischen, Nicht.iirzt. stellung der Partagonstabchen fiihrten, gefordert. lichen. So hat Nee r g a a r d nur wenige techni. So isoliert diese Arbeiten yom iibrigen, ins· sche Einzelfragen der physikalischen Medizin in besondere yom spateren Werke Nee r g a a r d s Publikationen dargestellt. Mehr lagen ihm die umfassenden, organisatorischen Aufgaben am zuniichst zu sein scheinen, so klar liegen die Zu· Herzen, und so beschiiftigte ihn von den techni. sammenhange da zutage, wo aus den experimen· schen Problemen vor aHem die Ausgestaltung der tellen Forschungen die Konsequenzen fiir die A II gem e i nth era pie gezogen wurden. Die physikalischen Therapie im Spital. und Poliklinik. hetrieh; er hat lliesc Frage nicht nur in mehre. Deutung des Wirkungsmechanismus der paren. ren Veroffentlichungen, sondern auch als Bau. teralen Schwermetalltherapie wurde niimlich in experte in fruchtharer Weise hearbeitet. der Antithese Sterilisatio magna einerseits - un· spezifische Leistungssteigerung des aktiven Mesen· AuBerdem war er stets hestreht, den Wert chyms anderseits diskutiert, und es zeigte sich, neuer oder hisher ungenii\iter Verfahren der phy. sikalischen Medizin zu erprohen. So ist die Ein· daB eine unmittelbare Beeinflussung hakterieller fiihrung des finnischen Saunahades in der Schweiz Infektionen durch Einverleihung von Schwer· seiner Initiative und die experimentelle und kli· metallen kaum in Frage kam, daB also der thera· nische Erforschung dieses physikalisch.therapeu. peutische Riickgriff auf die immanente Heilkraft tischen Verfahrens durch den Berichterstatter der Natur auch bei Anwendung des chemischen seiner Anregung zu verdanken. Heilmittels unausweichliches Gebot blieb. Den groBten Teil seiner Kraft widmete er Ais AbschluB dieser ersten Hauptepoche fol· aher den klinischen Prohlemen, denen er sich gen mehrere klinisch.experimentelle Studien. gegeniihergestellt sah. unter denen besonders Untersuchungen iiber Lungenelastizitat, Stromungswiderstiinde in den Ve rag u t h hatte als hervorragender Ner· venarzt an seinem Institut zwar von jeher die Luftwegen und Pathogenese des Emphysems we· sentliche neue Ergehnisse, z. B. die Bedeutung Neurologie hesonders gepflegt, aber entspre· chend dem Wert der physikalischen Heilver· der Oberfliichenspannung der Alveolen fiir die fahren in der Rheumatherapie hatte er auch als Retraktionskraft der Lunge, erbrachten. einer der ersten Schweizer Kliniker seine Auf· In der groBen Reihe von Puhlikationen, die merksamkeit den chronis chen rheumatischen nun in der zweiten Hiilfte der zwanziger Jahre Krankheiten zugewandt. So war es gegeben, daB anhebt, 8piegelt sich der Dbergang Nee r g a a r d s Nee r g a a r d sich dem Gebiete des chronischen von der Basler medizinischen Klinik, wo er sich Rheumatismus zuwandte, einem Gehiete der Pa· unter R. S t a e h eli n habilitiert hatte, an das thologie, das ja noch zu Ende der zwanziger Ziircher Universitiits·Institut fiir physikalische Jahre von den klassischen Fiichern der Medizin Therapie. Dieses Institut, 1907 gemeinsam mit sehr vernachliissigt war. Mit groBter Energie einem Lehrstuhl fiir physikalische Heilmethoden suchte er zugleich ein eigenes Urteil iiher die ob· an der Universitat eingerichtet, war 1917 als jektiven Beohachtungen an der Ziircher Polio Poliklinik mit einer selhstiindigen klinischen Bet· klinik und die Dhersicht iiher den damaligen tenabteilung versehen worden und hatte seitdem Stand der Wissenschaft von den rheumatischen unter der Leitung von O. Ve rag u t h den ersten Krankheiten zu gewinnen. Rang in der schweizerischen physikalischen The· Manche seiner ersten rheumatologischen Ar. rapie eingenommen. heiten sind daher ganz hewllBt eklektischer Na· In diesem neuen Arbeitsfelde hatte sich Nee r • tur, Bestandsaufnahme, zuriickhaltende Sichtung; g a a r d zunachst mit dem Problem des Wirkungs. aher schon von Anfang an treten in diesen Arhei. mechanismus der physikalischen Heilverfahren ten selhstiindige und fiir die Denkrichtung des auseinanderzusetzen, und es war nur eine konse· Autors charakteristische Auffassungen zutage, so quente Fortentwiddung der Auffassungen, die die vorwiegend mit dem Befunde der hoch he· seine Forschungen zur Schwermetalltherapie ge· schleunigten SR hegriindete Auffassung der Poly. bracht hatten, wenn er den Kern der Wirkung arthritis chronica als Folge einer Dysfunktion des physikalischer Behandlungen in der Beeinflussung gesamten aktiven !\fesene.hyms, oder die zu Be· des aktiven Mesenchyms sah und sich daran ginn der dreiBiger Jahre revolutionar zu nennende machte, geeignete Untersuchungsverfahren, z. B. Empfehlung der Hochgehirgstherapie der chroni· die K auf f man n s c h e Kantharidinblasen· schen Polyarthritis. Als weiterer wichtiger Zug reaktion, zum Nachweis dieser Wirkungen heran· dieser Arheiten ist die Beriicksichtigung der zuziehen. neuen Ergehnisse der pathologischen Anatomie .1",.1. Heft 9/10 Kurt von Neergaard- t- ----- 131 ~~~==== ===~ des chronischen Rheumatismus zu nennen; Nee r . AuBere physikalisehe Faktoren fiihren zu einer g a a r d wurde dadurch zur Aufstdlung des Be· Storung cler Abwehrkrafte dcs Ml'krool'ganismns griffes des "Rheumatismus verus" gefiihrt und nnd wcrden so zu ciner entscheidenden Bedin sah sich veranlaBt, den symptomatischen Rheuma· gung del' Krankheitsentstehung, ohne claB man begriff immer entschiedener abzulehnen. von cineI' einfachen Kausalitat sprechen konnte; In der Mitte der dreiBiger Jahre werden dann ganz Analoges gilt auch fiir die Therapie einer neue Gedanken in die Diskussion getragen: cin· Krankheit, deren Erreger ein nul' bedingt patho. mal reiht Nee r g a a r d die von ihm bis dahin gener Mikroorganismus ist. nur unter Vorbehalten zum Rheumatismus ge· AuBerdem wird aber hier cinc Fiille soge· z<ihlte Arthronosis der Gruppe rler echt rheuma· nann tel' fnnktioneller Zustand .. , vor allem Kreis tischen Krankheiten ein mit dcr Begriindung, lanfstorungen, und .las Heer del' sogenannten daB auch klinisch eine entziindliche Komponente neurovegetativen Stornngen auf Grund eingeheu. im Krankheitsbild der A. def. anzunehmen sei der klinischer Betrachtung im zeitlichcn Langs. (mit den schon friiher von K lin g e festgestell. schnitt als Friihstaclien organischcl' Schaden ent ten Zusammenhangen der experimentellen Arthro. larvt nncl dem chronis chen Rhenmatismus im nosis mit der Arthritis hatte sich Nee r g a a r d weiteren Sinne, d. h. cler katarrhalischen Toxi nicht zufrieden gegeben). kose, zugerechnet. Diese Allffassung greift also AuBerdcm spricht cr nun, nachdem er schon weit iiber die Beschrcihung organpathologischer langer die fokale Streptokokkeninfektion vom Lokalisationen hinans unci erweist sich clurch die "echten Rheumatismus" abgegrenzt hatte, immer Betonung des Fnnktionellen fiir die physikalisehe deutlicher von den auWilIigf'n klinischen Zusam Therapie bcsondcrs fruchthar. Und es kann schon menhangen zwischen Katarrhen der oberen Luft· jetzt gesagt werden, daB die in cliesem Werk zu· wege und rhcumatischen Krankheiten. Die klini sammenfassencl clal'gestellten A nffassungen fiir sehe Beobac~,tung hat ihn schlieBlich zu del' tiber die Klinik und allgemeine Pathologic auch dann zeugung gefiihrt, daB der "echte" Rheumatismus ihren Wert hehalten, wenn die Zukunft die le~tcn nichts anderes als die chronische, generalisierte Beweise fiir die angenommene Virus-Spezifizitat Form der Katarrhinfektion in verschiedenen AI· der von Nee r g a a r d heschriebenen Zustandc lergiestadien sci; diese Theorie ist in der 1939 schul dig bleihen sollte: wi" er schon selbst ge· erschienenen Monographic "Die Katarrh·Infek zeigt hat, laBt sieh seine Theorie miihelos auch tion als chronischc Allgemeinerkrallkung" um anf die Verhaltnisse bei ciner chroniseh-recicli fassend dargestelIt, hildet aber nicht deren einzi viel'enden nnspezifischen Infektion auclerer Art ges Hauptthema. Denn es wird hier del' von frii· transponieren. heren Klinikel'n mit Nachdruck vertretene, dann Bildet clie Monographic iiber die Katarrh.ln· abel' allgemein abgelchnte Begriff der "chroni. fektion clie groBangclegte Darstellung einer schen Grippe" auf Gruncl eingehcnder klinischer Krankheitsgruppe - chcn des chronischen Ka· Stndien wiecler aufgenommen; alsdann wird die tarrhinfektes, so wie ihn Nee r g a a r d auffaBte, praktische Identitat von Grippe. unci Katal'rh so becleutet sie zugleieh die erste nmfassencle virus postnliert unci die Thcorie vorgetragen, Konzeption einer Lehre vom Krankheitsgesche daB clie schon ]918 von Nee I' g a a r cI in nativen hen, die cler Autor schon im Untertitel clieses Blutpraparatcn bcohachteten lInd 19.12 erstmals Werkes mit clem Begriff "dynamisehe Reaktions· \'on ihm als mogliehes Inflnenzavirns angespro. pathologie" umriss"n hat. Gemeint ist damit, im chen en ultramikroskopischen Gehilde pleuropneu. ..\nschluB an dic Denkweise der modernen Physik monie-ahnliche Mikroorganismen seicn und mit und clie von ihl' gehieterisch gclehrte Verkniip. clem Erreger der Influenza gleichgese~t werclen fnng von Ranm und Zeit, die Einbeziehnng des konnten. Zeitverlaufs in die sonst nur statische Analyse tiber diese heute noeh nieht enclgiiltig zu he des pathologisehen Bernndes. In diesem Sinne nrteilenden Theorien hinausgehend wurde abcr in war es eines del' Hauptziele, die sieh der Autor dieser Monographic VOl' all em eine umfasscnde del' "Katarrh-Infektion" gese~t hatte, die Rolle Systematik cles Rheurnatismus gegehen, in del' die des Zeitfaktors, del' Umwelt und cler Vorge verschieclenen Stadien diesel' Kt'ankheit analog schichte des Organismus fiir clie Entstehung einer zur klassischell Stadieneinteilung del' Lues und scheinhar zusammenhangslosen Fiille von Krank zul' Red eke I' s c hen Lehl'e vom Stadienver· heiten aus einheitlichem-Geschehen ZlI zcigcn und lauf der Tubel'kulose als cyclisch reeidivierendc damit die vierdimensionale, dynamisehe Bctraeh· Stadien eines spezifischen AlIgr'mcininfektes, der tung auch in die Pathologie cinzufiihren. "katarrhalischen Toxikose", aufgefaBt werden. DcI' Ausgestaltung dieser Lehre hat Nee I' . Vl as nun diese Auffassnng zur charakteristischen g a a r d einen groBen Teil del' Arheitskraft sciner AuBcrung cles Nee r g a a r d s c hen Denkens le~ten Lebensjahre gewidmct. Danellen hat cr, iiher Pathogcncse und Thcrapic stempelt und ahgesehen von einzelnen klein!'rcn klinisehen Pu was sic auch wiederum in hesondcre Verbindung hlikationcn, aueh cine umfassende Dellksehrift zur physikalischen Therapie se~t. ist die kon zur wisscnschaftlichen und wirtschaftlichen Re· sequente Durchfiihrung der conclitionalen Bc organisation des schweizerischcn Knrortwesens trachtung des pathologischen Geschehens uml die uusgearbcitet, unendliche Miihc auf die Planull!\' sorgfaltige Beriicksichtigung cle" Zeitfaktors. eiller neuen Universitatsklinik Hir physikalischc 132 V. R. 0 t t: Kurt von Neergaard t z. f. physik. Therapie Therapie und viel Kraft fiir die Mitarbeit an der spiel naturwissenschaftlich-medizinischer Gegen Neugestaltung des Eidgenossischen Kranken- und stande dargelegt, wie sehr er das gesamte wissen Unfall-Versicherungsgesetles aufgewaudt. Immer schaftliche Denken und das mit ihm verkniipfte starker traten schlieBlich die Belange der Sozial· praktische Handeln dureh die Ergebnisse der Na medizin in den Vordergrund seines Interesses" wo turwissenschaft, insbesondere der modernen er in der Bekampfung der Friihstadien ehroni. Physik, erschiittert sah, wie intensiv er aber auch scher Krankheiten, des chronis chen Rheumatis· an tlie Moglichkeit glaubte, nach dem kata mus und der mannigfaltigen Foigen der Zivilisa strophalen Umsturz der Werte zu einer sichererr tionsschaden des menschlichen OrganisDlus, eine Griindung der Biologie zu gelangen und dar auf noch ungeloste, groBe Aufgabe sah. ('in neues System der Heilkunde und der prak So entwickelte sich die Klinik und Poliklinik tisch en Medizin aufzubauen. fiir physikalische Therapie, die er 1940 als Nach· Es war ihm noch vergonnt, die kritische Dis folger V era gut h s iibernahm, mehr und mehr kussion iiber dieses Buch zu erlebcn. DaB die Zu zu einem zentralen Rheumaiustitut; statistisch stimlllung mehr aus der Ferne als aus seinem medizinisehe Untersuchungen, die er durch seinen eng('ren Wirkungskreise zu ihm drang, konnte Schiiler M. B r n e k dnrchfiihren lieB, fiihrten zu ihn an den Ideen, fiir die er kampfte, nicht irre Erkenntnissen iiber die sozialmedizinische Bedeu macheu, ging es ihm doch wie anderen intuitiven tung des Rheumatismus in der Schweiz, die zu Denkern und Forschern, den en es vielleicht nicht den wichtigsten Grundlagen fiir den geplanten gegeben ist, widerstandslos den Beifall der Mit Ausbau der Rheumabekiimpfung in dies em Lande welt zu erring en. zahlen. Das darf freilich nicht so verstanden werden, Aus dem Gefiihle der Verantwortlichkeit des als ware Nee r g a a r d in seinen le~ten Lebens Akademikers im Leben der Gemeinschaft hat jahren nur noch Theoretiker ohne Interess'e fiir Nee r g a a r d sieh wahrend des Krieges mit tlie lebendige Wirklichkeit gewesen; er hat sich seiner Abhandlung "Die Aufgabe des 20. Jahr ja sogar bewuBt dem Vorwurf ausgese~t, daB er hunderts" auch an die Allgemeinheit gewandt. sich in der "Dynamischen Reaktionspathologie" Ausgehend vom Umsturz des physikalischen aus den Hohen reiner Geistigkeit zu einer Disku8- Weltbildes unserer Zeit durch Atom physik und sion iiber Tagesfragen der, Gestaltung des arztli Relativitatstheorie hat er in dieser Schrift die chen Dienstes etc. herabgelassen habe. Denn es Uberwindung der mechanistischen Auffassuug in gehorte zu seinen tiefsten Dberzeugungen, daB der Biologie durch die Lehre von der organismi die reine Wissenschaft zwar ihre Rechtfertigung schen Ganzheit dargestellt. Aueh in der Ausein in sich selbst trage, aber le~ten Endes immer anderse~ung mit Fragen der Politik, Ethik und auch dem Wohl der menschlichen Gemeinsehaft Religion hat er ~ich z.. dieser biologischo:n Auf zn tlienen habe. fassung des Daseins hekanllt uud versucht, die Er hat aueh die furchtbare Damonie der mo inn ere Verwandtschaft dieser Lebensanschauung dernen Wissenschaft gesehen und schwer unter mit den Lehren des Christentums aufzuweisen. der Tragik unserer Zeit gelitten. Nie aber hat er Nieht lange vor seinem Tode hat er schlieB aufgehort, an einen neuen kulturellen Aufbau lich sein le~tes groBes Werk, die "Dynamisehe auf dem Fundament der IDodernen Naturwissen Reaktionspathologie", vollendet, das an anderer schaft zu glauben. Stelle dieser Zeitsehrift eine Besprechung erfah Priv.-Doz. Dr. Victor R. 0 t t. ren wird. Auch in diesem Werke hat er am Bei- Ziirich-Ragaz.

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