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Kultur und Wirtschaft: Perspektiven gemeinsamer Innovation PDF

365 Pages·1995·8.822 MB·German
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Thomas Heinze (Hrsg.) Kultur und Wirtschaft Thomas Heinze (Hrsg.) Kultur und Wirtschaft Perspektiven gemeinsamer Innovation Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Alle Rechte vorbehalten © 1995 Springer Fachmedien Wiesbaden Urspriinglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1995 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation. Das Werk einschlieBlich aHer seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulăssig und strafbar. Das gilt ins besondere fiir Vervielfăltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in e1ektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Biirkle, Darmstadt Gedruckt auf saurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12805-4 ISBN 978-3-322-95649-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95649-1 Inhalt Vorwort 7 Einfuhrung 10 Alois Hahn Identităt, Nation und das Problem der Fremdheit in soziologischer Sicht 21 1: Grundlagen, Konzepte und Perspektiven eines innovativen Kultur (Kunst-)Managements Thomas Heinze Kulturmanagement. Zum Selbstverstăndnis einer neuen Disziplin 60 Peter Bendixen Kulturmanagement zwischen kulturellem Eigensinn und ekono- mischem Status 87 Hans Peter Thurn Kultur im Spannungsfeld von Aufbau und Zersterung 111 Annemarie Gethmann-Siefert Kunstkenner und Banausen 123 Bernadette Collenberg Die Abseite des klassischen Ideals -Karikatur als Reflexionsform der Kunst um 1800 131 Roswitha Heinze-Prause Authentizităt als Massenbetrug. Strukturale Analyse des Bennetton "Friedensplakats" von Oliviero Toscani 155 Roswitha Heinze-Prause "Guernica": Hermeneutische Analyse 169 ArminKlein "Kultur fur alle -fur wen und wozu?" Neuere kultursoziologische Befunde 183 MaxFuchs Kulturpolitik als Politik des Kulturellen -Uberlegungen zur Theoriebildung 201 Albrecht Gaschel Modemisierung als Kulturpolitik 225 II: Kultur der Organisation -Organisation und Kultur Eckart Pankoke Kulturelles FOhren und organisationales Lemen. 'Grenzgănge' zwischen Intervention und Autonomie 244 Christian Drepper Kommunikative Kultur und Kommunikationsmanagement. Resonanz und Konsonanz in Untemehmungen 256 Kurt Eichler Betriebswirtschaftliche Strukturen in der Kulturverwaltung 270 Uwe Allmann Theater als Eigenbetrieb -Eine akonomische Beurteilung auf der Basis empirischer Datenerhebung 279 Wemer Heinrichs Privatisierung affentlicher Kulturbetriebe aus kulturpolitischer Sicht 296 III: Kulturwirtschaft RalfEbert, Friedrich Gnad, Klaus R. Kunzmann Kulturleben: Standortfaktor fur die Kultur- und Medienwirtschaft 310 Klaus R. Kunzmann Strategien zur Farderung regionaler Kulturwirtschaft 324 Friedrich Gnad Musikwirtschaft, ein Thema fur die Stadtentwicklung? 343 Autoren 361 6 Vorwort Die finanziellen Engpăsse der Kommunen zwingen die kulturellen Akteure und Organisatoren zur Auseinandersetzung mit managerialen Modellen privatwirt schaftlicher Unternehmen. Kulturmanagement als Organisation von Kultur kann als Strategie verstanden werden, mit der in der Kultur politisch SparmaBnah men begriindet und vollzogen werden. Modernes Management impliziert eine Steuerungsform, die, im Gegensatz zur Biirokratie, nicht im Medium von Macht, sondern im Medium von Geld, Zahlungen, bzw. Zahlen steuert. Ein fur traditionelle Kulturpolitik hochst befremdlicher Vorgang. 1m Unterschied zu dem von Max Weber typisierten Biirokraten unterscheidet sich der Manager dadurch, daB er - auf der Basis von Zahlungen und Zahlen - seine Umwelt beobachtet, wăhrend der Biirokrat sich seiner Umwelt gegeniiber professionell "blind" verhălt. Der Manager geht mit Zahlungen und Zahlen rational um: 1m Gegensatz zum Biirokraten nicht zentralistisch und auf Machtballung ausge richtet, sondern auf die Struktur des Marktes, mit dessen vielen auf Zahlungs fahigkeit hin verantwortlichen Akteuren. Der Umgang mit Zahlen beinhaltet potentiell eine "neue" Sensibilităt und Wahrnehmung fur kulturelle Mărkte, d.h. fur kulturelle Nachfragen, Bedarfe und Bediirfnisse. Kultur wird nach diesem Verstăndnis nicht als "monolithischer Palast" verstanden, sondern als Gefuge von Projekten und "Zelten", die beweglich konstruiert sind. So geht es der Strategie des "Lean-Managements" nicht darum, Kultur zu "verdiinnen" , sondern beweglicher zu gestalten. Die Beweglichkeit von Dezentralisierung und offener Vernetzung kultureller "Eigenbetriebe" belegen ~eispiele aus der Praxis (z.B. Dortmund, Bielefeld u.a.). Skeptiker werden einwenden: Geht nicht bei der Reduktion der Kulturpolitik auf ein Zahlenwerk - bei aller Chance zur wirtschaftlichen Rationalisierung - das verloren, was Kulturpolitik als politisch zu bestimmende Gesellschaftspolitik eigentlich leisten will, nămlich kulturelle Aktivierung? 1st der "Eigenbetrieb" bereits die Garantie fur Selbststeuerung? 1m Gegensatz zur Wirtschaft geht es bei Kultur nicht um eine Steuerung iiber Geld und Macht, sondern eine Steuerung im Medium von Sinn. Kultur ist die Moglichkeit, Sinn zu kommunizieren. Vermutlich sind die z.Zt. diskutierten "neuen" Steuerungsformen, die als Umsetzung der Programmpunkte wie "Autonomie und Flexibilităt von Subsystemen", "Verflachung von Hierarchien", "Etablierung eines kommunikativen Fiihrungsstils", "Delegation von Macht" verstanden werden, weniger deshalb erforderlich, weil das "Geld" knapp, son- dem weil die Sinndimension unserer Gesellschaft problematisch geworden ist. Die "hohen" Werte der Reprăsentativkultur sind offensichtlich obsolet gewor den und haben sich fragil verfluchtigt. In einer solchen Landschaft wird die Aufgabe von Kulturpolitik zunehmend anspruchsvoller: Eine plurale und komplexe Kultur ist nicht als Răderwerk sondem als Netzwerk zu organisieren. Im Netzwerk sind unterschiedliche kulturelle Autonomien Iose miteinander verkoppelt. Der Netzwerkbegriff beinhaltet nach innen den Anspruch einer intelligenten und lemfahigen Organisation, nach auBen den burgemahen Bezug zu Adressaten und kulturellen Eigenaktivităten im soziokulturellen Feld. Der Umgang mit Netzwerken und Lemprozessen fordert von der Kulturpolitik die Făhigkeit zur Intervention in autonome Systeme, ohne deren Autonomie zu zerstOren. Gleichzeitig -und dies betriffi den Inhalt von Kulturpolitik - sind die Selbstverstăndlichkeiten der "groBen" Korporationen in Frage zu stellen und normative Qualitătskriterien einzufuhren hinsichtlich dessen, was gef6rdert werden kann und solI. Tatsache ist, daB im Gegensatz zu den 70er und 80er Jahren der ăsthetische Diskurs wieder Gegenstand von Kulturpolitik werden muB -zumal Kunst als ein zentrales Medium von Kulturpolitik zu verstehen ist. Ein normativer und qualitătsorientierter Kulturbegriff, der integrative Funktion hat, wird als Orientierungsrahmen fur Kulturpolitik von einem kul turwissenschaftlich fundierten Kulturmanagement visionăr zu entwickeln sein. Praktische Kulturpolitik wird sich an einem partialen, auf konkrete Ziele und damit verbundene Projekte und Aktionen konzipierten Kulturbegriff orientieren mussen. Problematisch wird der ăsthetische Diskurs in der Kulturpolitik dann, wenn Qualitătskriterien fur "gute Kunst", im Gegensatz zu "keiner Kunst" definiert werden. Unbestritten ist, daB es innerhalb der Kunstwissenschaft keine Mog lichkeit gibt zu definieren, was Kunst ist. Jeder Gegenstand kann Kunst sein und wird es -wie wir wissen - durch den Kontext, der hergestellt wird. Was kann das wirtschaftliche Management von den kulturellen Akteuren ler nen? Auch in wirtschaftlichen Untemehmen steigert sich die Komplexităt, werden Strukturen uberfuhrt in autonome "Zellen", wird Macht nicht - im burokratischen Sinne - auf eine Spitze zentriert, sondem dezentral als Potential zur Steigerung des Moglichen, als Verteilung von Verantwortung, als Einrău­ men von Eigensinn, wirksam. Untemehmen, die Engagement, Kreativităt, Emotionen, Solidarităt, Sensibilităt etc. ihrer Mitarbeiter ansprechen wollen, konnen dies nicht durch Macht und Geld erreichen, sondem durch kommuni kative VermittIung von Sinn, d.h. uber kulturelle Medien. Kultur kann somit - auf dem Hintergrund eines radikalen Pluralismus - Vorreiter fur privatwirt schaftliche Untemehmensfuhrung sein. Auch privatwirtschaftliche Untemehmen gestalten sich zunehmend komplexer, haben Netzwerke und Lemprozesse zu entwickeln. Entscheidend wird dabei sein, ob die Akteure der Untemehmens fuhrung uber kulturelle Kompetenzen verfugen bzw. offen sind gegenuber Personen, die kulturelle Kompetenzen und Sensibilităt vermitteln k6nnen und 8 von diesen sich beraten lassen. In dem Ma/3e, in dem in modemen Organisatio nen die Kompetenz des Managens zu ergănzen ist durch Kompetenzen der Moderation, der Proze/3begleitung, der Begleitung von Lem- und Vemet zungsprozessen, kann kulturelle Kompetenz auch in wirtschaftlichen Unter nehmen besonders gefordert sein. Eine abschlie/3ende Bemerkung sei erlaubt: Die Wirtschaft hat eine Ver pflichtung, Kultur zu ftirdem, weil sie heute -wie die hăfische Gesellschaft und Kultur von damals - den gesellschaftlichen Reichtum abschăpft und bilndelt. Aus diesem Uberflu/3 kann und mu/3 sie Kultur ftirdem im Bewu/3tsein, da/3 Kultur als Entwicklungspotential modemer Gesellschaften eine entscheidende Gră/3e ist. Eine Gesellschaft verflillt auch ăkonomisch, wenn das kulturelle Leben in seiner Dynamik retardiert. Thomas Heinze 9 Einmhrung Diese Buchpublikation ist im Kontext eines Symposions' entstanden. Im Teil I werden Beitrăge zum Themenkomplex "Kultur(Kunst-)Management,,2 aus kulturwissenschaftlicher Perspektive vorgestellt. Teil II widmet sich der ''Kultur der Organisation" bzw. "Organisation und Kultur" in Theorie und Praxis. Im Teil III wird schliel3lich das Thema ''Kulturwirtschajt'' in Forschung, Politik und Praxis behandelt. Als kultursoziologischer Bezugsrahmen und metatheoretische Orientierung ist der vorweg abgedruckte Beitrag von Alois Hahn "Identităt, Nation und das Problem der Fremdheit in soziologischer Sicht" zu verstehen. Alois Hahn vertritt die zentrale These3, daB in der Soziologie Deutschlands seit vielen Jahrzehnten das eigentliche Charakteristikum moderner Gesellschaften in weltweiter Arbeitsteilung gesehen wird. Nationale Identifikationen wiirden demgegenliber als Uberbleibsel vormoderner Kulturen erscheinen. Demgegenliber vertritt der Autor die These, daB nationalstaatliche Identifikationen eine spezifisch moderne Form der Solidaritătsbildung sind. Sie seien mit modernen Formen der Arbeitsteilung und der Anonymisierung moderner Sozialbeziehungen gleichzeitig und kompensativ entstanden. Ein Blick auf das vormoderne Europa k6nne leicht zeigen, daB libernationale Identitătsbildung und Kulturformen (Sprache, Religion, Herrschaft) dort eher die Regel als die Ausnahme waren. Thomas Heinze verfolgt im Teil I mit seinem Beitrag "Kulturmanagement. Zum Selbstverstăndnis einer neuen Disziplin" die Absicht, in die Theorie diskussion liber Kulturmanagement einen konstruktiven Vorschlag einzubrin gen, der der Reputation, d.h. der Professionalităt und Solidităt dieser noch ,jungen" Universitătsdisziplin in Lehre und Forschung dient. Der Diskurs liber Kulturmanagement ist interdisziplinăr unter kulturwissenschaftlicher Focussie rung zu fuhren. Seine Besonderheit besteht darin, dal3 er multiperspektivisch Das Symposion "Kultur und Wirtschaft" wurde vom Hagener weiterbildenden Studium Kulturmanagement in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Dnna und finanzieller Dnterstiitzung des Kultusministeriums NRW vom 9. -11.3.1995 in Dnna durchgefiihrt. Diese Beitrăge sind unter Beteiligung der Referenten (Autoren) des Arbeitskreises "Theorie des Kulturmanagements" entstandcn. Fiir das Symposion sind von den Referenten Thesenpapiere vorgelegt worden. In zum Teil gekiirzter Form werden diese als Zusammenfassung der einzelnen Beitrăgc vom Herausgeber in diescr Einfiihrung verwendet. 10 dimensioniert ist: Die kulturelle Einstellung und das ăsthetische Denken sind Bezugspunkt und Orientierungsrahmen fur ein modernes, reflexives Kulturma nagement. Die methodische Operationalisierung dieses programmatischen Rahmens kann unter den Stichworten "Kulturwissenschaftliche Hermeneutik" (Heinze-PrauselHeinze 1995) und "Hermeneutik des Sehens" (Konersmann 1995) geleistet werden. Als empirisch-kultursoziologische Basis des Diskurses iiber Kulturpolitik und Kulturmanagement verweist der Autor auf Schulzes (1992) "Erlebnisgesellschaft". Das von Wolfgang Welsch (1995) vorgestellte Konzept der "Transkulturalităt" zeigt dem Kulturmanager und Kulturpolitiker schlief3lich als Perspektive die Vielfalt unterschiedlicher Lebensformen und Lebensstile moderner Gesellschaften sowie die Grenziiberschreitung von Nationalkulturen auf. Auch Peter Bendixen verfolgt in seinem Beitrag "Kulturmanagement zwischen kulturellem Eigensinn und ăkonomischem Status" eine kulturwissenschaftliche Betrachtungsweise. Der okonomische Status des Kulturmanagers ergibt sich - so der Autor - nicht daraus, daJ3 in der Praxis der Kulturarbeit materielle Res sourcen eingesetzt werden, die der professionellen Planung und Organisation einschlief3lich Controlling bediirfen, falls das Ressourcen-Potential eine nur im Einzelfall bestimmbare Schwelle an Komplexităt iiberschreitet. Die entschei dende Komponente von Managementhandeln ist die Funktion des Wegberei tens, die im Falle innovativen Strebens stets eine Form der Grenziiberschreitung darstellt. Dazu geMrt insbesondere auch die Tatsache, daB der praktizierende Manager nicht selbst das Neue kreiert, sondern dieses zu entdecken und zu verwerten weiB. Innovationen sind - so Bendixen - Durchsetzungen von Neuerungen, nicht deren Erschaffung. Anderenfalls miiBte nămlich der Kulturmanager zugleich schaffender Kiinstler sein. Das Rationalităts-Ideal der Okonomie, dem wissen schaftlichen Rationalităts-ldeal verwandt und mit diesem entsprechend koope rierend, kommt im industriellen Typus der Kreation von Neuem gegenstăndlich und konkret-kulturell zum Ausdruck. Das ist der eigent1iche Umbruch zwischen der alten Kaufmanns-Kultur und der modernen Industrie-Kultur. Industrie ist die Formation von Erwerbswirtschaft, die aus dem Handel dadurch hervorging, daB dieser (iiber die Stufen des Verlags, der Manufaktur und der Fabrik) nicht nur die Produktion von Waren, sondern auch deren Kreationen internalisierte. Was beiden aber gemeinsam geblieben ist, das ist die Orientierung auf den Markt; denn eine Innovation ist eine Kreation, die im gesellschaftlichen Umfeld durchgesetzt werden konnte. Und eben dafur die Vorarbeit zu leisten, ist die innovative Komponente im Management. Hans-Peter Thurn unterbreitet in seinem Beitrag "Kultur im Spannungsfeld von AuJbau und Zerstărung" grundlegende Ausfuhrungen dariiber, wie sich unsere Kultur und unser Kulturverstăndnis in Mitteleuropa historisch entwickelt 11

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