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Kultur und Religion der Germanen PDF

872 Pages·1997·61.107 MB·German
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WILHELM GRÖNBECH KULTUR UND RELIGION DER GERMANEN Einbandgestaltung: Jutta Schneider, Frankfurt Umschlagabbildung: Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin Herausgegeben von Otto Höfler. Ins Deutsche übertragen von Ellen Hoffmeyer unter Zu­ grundelegung der dänischen Originalausgabe >Vor Folkært i 01dtiden<, Kopenhagen 1909/12, und der erweiterten englischen Bearbeitung >The Culture of the Teutons<, 1931. Mit dem Vor­ wort zur 5., unveränderten Auflage 1954 von Otto Höfler. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Grønbech, Vilhelm P.: Kultur und Religion der Germanen / Wilhelm Grönbech. [Hrsg, von Otto Höfler. Ins Dt. übertr. von Ellen Hoffmeyer. Mit dem Vorw. zur 5., unveränd. Aufl. 1954 von Otto Höfler]. - 12., unveränd. Aufl. - Darmstadt: Primus Verl., 1997 Einheitssacht.: Vor folkært i oldtiden (dt. ) ISBN 3-89678-033-6 Lizenzausgabe 1997 für den Primus Verlag, Darmstadt Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. 12., unveränderte Auflage 1997 © 1961 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier Printed in Germany ISBN 3-89678-033-6 Vorwort Wilhelm Grönbechs Darstellung der frühgermanischen Kultur und ihrer religiösen Grundlagen gehört zu den Werken der Wissenschaft, denen eine stetig wadisende Wirkung beschieden war. Die vier Bände der dänischen Urfassung, „Vor Folkeæt i Old­ tiden“, waren schon 1909-1912 erschienen, eine erweiterte eng­ lische Auflage kam 1931 heraus, die erste deutsche Ausgabe 1937. Ihr folgten rasch drei weitere. Als Grönbech am 21. April 1948 als Fünfundsiebzigjähriger starb, war er nicht nur in seiner dänischen Heimat, die ihm eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen gewährte, als Historiker von fast unerhörter Spannweite anerkannt. Sein Ge­ samtwerk, dessen Verdeutschung nun Hans Heinrich Schaeder in Angriff genommen hat, reicht von einer Darstellung der alt­ indischen Kultur seit den Upanishaden über die griechische Reli­ gions- und Geistesgeschichte, über Arbeiten zum Frühchristentum und zur mittelalterlichen Mystik bis in die Gegenwart, zur Dich­ tung und Glaubensgeschichte des letzten Jahrhunderts. Erst im Zusammenhang dieses Lebenswerkes läßt Grönbechs Germanenbild seinen vollen Sinngehalt erkennen. Denn er hat verwandte Fragen, wie er sie an unsere Frühgeschichte stellt, auch an jene Epochen des Abend- und Morgenlands gerichtet. Er hat als Religionshistoriker gefragt, wie religiöse Erfahrun­ gen und numinose Mächte in die Wirklichkeit der Geschichte hin­ eingewirkt haben. Und er glaubte zu erkennen, daß sie es waren, denen die ursprünglichen Ordnungsformen der Kultur entstam­ men. Dies hat er, in jahrzehntelanger Stoffdurchdringung, am germanischen, am indischen und am griechischen Altertum sichtbar gemacht. Es ist fest ausgeformten alten Kulturen eigen, daß ein System von anerkannten Wertungen über dem einzelnen steht und daß auch starke und selbständige Charaktere sich in einem unverbrüch­ lichen Gefüge von Normen und Gesetzen bewegen, die keineswegs als Willkürsatzungen gelten. 5 Woher diese Normensysteme stammen, ist eine Grundfrage der Geisteswissenschaft. Sind sie als „Konventionen“ zu verstehen, als freie Abmachungen, deshalb geschlossen, weil man sich Vorteil von ihnen versprach? Oder erwuchsen sie aus dumpfen Instinkten, den blinden, wenn auch noch so zweckmäßigen Trieben der Tierwelt analog? Die ältere Spekulation hat beide Thesen oftmals ver­ fochten. Grönbech sucht die Antwort als Historiker. Er hat zu ergründen gestrebt, was jene Menschen selber als die Normen ihrer Lebens­ führung anerkannt haben, welche Werte und Mächte ihre Sprache als die wesentlichen bezeichnete: wie also ihr Bewußtsein sich zu jenen Gesetzlichkeiten verhielt. Doch er hat nie verkannt, daß das reflektierende Bewußtsein nur einen Teil der Seele bildet und daß nicht alles, was den Völkern Wert, Gesetz und Norm ist, von jedermann bewußt be­ gründet und in Worten ausgesprochen werden kann. Aber es manifestiert sich in Wertung und Sitte, im praktischen Verhalten und in der Auswahl des Sehens und Aufnehmens, in Pathos und Abwehr, in Brauch, Tradition und heiliger Handlung. Grönbech hat beide Sphären, die sprachgewordene bewußte und die dunklere der wortarmen Lebensnormen, zusammengefaßt. Die erste Hälfte des vorliegenden Werkes hat die großen Leitideen der frühgermanischen Kultur — wie Friede, Ehre, „Hamingja“, Heil — zum Mittelpunkt, die zweite eine Reihe von Lebensformen, in denen sich jahrhundertelang wichtige Begehungen wie Namen- und Erbverleihung, Gabentausch, Kauf oder Tischgemeinschaft, Opfer und Fest vollzogen haben. Alle diese Gebilde, von jenen Menschen nicht als ihre eigene Erfindung angesehen, sondern als Soll-Gebot hingenommen, prüft er auf ihren geistigen Gehalt. Und mit einer unvergleichlichen Kunst des Einfühlens gelangt er, auch bei Formungen, die bisher nur Seltsamkeiten schienen, bis auf den Grund, wo der Mensch vom Heiligen getroffen wird. Er geht immer wieder vom Konkreten aus — vor allem von solchen Formen, die dem modernen Menschen unbegreiflich schei­ nen. Denn gerade in ihnen, wenn sie sich als typisch erweisen, stellt sich das Eigentümliche des entschwundenen Geistes am greif­ barsten dar. Er sucht das Fremdartige, Paradoxe an der Vergan­ genheit auf, um jenes verfälschende Nachfühlen zu verhindern, das aus der Geschichte nur das auf nimmt, was unseren eigenen 6 Denkgewohnheiten gemäß ist oder gemäß zu sein scheint, den Rest aber beiseite schiebt. Diese Versuchung, das Leben der Ver­ gangenheit in moderne Begriffe zu pressen, bannt Grönbech, indem er immer zuerst die schroffe Unzugänglichkeit der alten Formen beleuchtet, ehe er es unternimmt, nach ihrem Sinn und gestalten­ den Geist zu forschen. Dann führt er uns Schritt um Schritt ins Verstehen ein. Und es gelingt ihm immer wieder, Verhaltensweisen, Institutionen, Sprachprägungen, die bisher verschlossen waren, so von innen her zu erhellen, daß wir sie als konsequent und sinn­ voll verstehen. Darum hat er auch nie versucht, die Altertums­ kulturen zu verharmlosen oder zu beschönigen, sondern zeigt auch das Urtümliche, das uns überrascht und erschreckt. Vielleicht hat er gerade durch diese Strenge vermocht, uns das Lebendige der Vergangenheit nahezubringen. In die Mitte seines Germanenwerkes hat er die Zeugnisse der Isländersaga gestellt, die uns durch ihre Wirklichkeitsnähe mit dem nordischen Alltag so unmittelbar vertraut machen wie ihre gei­ stige Haltung uns scharfen Abstand gebietet. Um diesen Kern­ bezirk breitet er eine unermeßliche Fülle von anderen Belegen aus allen germanischen Ländern auf - Rechtsvorschriften und Brauch- tümer, Geschichtsereignisse und Wesensbilder der Dichtung, Kult­ formen und Mythensymbole, heimische Sprachzeugnisse und Spiegelungen altgermanischer Lebensgestalt in den Literaturen der Nachbarvölker, zumal der Antike. Er webt diese von Byzanz bis Grönland verstreuten Reste eines entschwundenen Lebens zu einer neuen Einheit zusammen, wie nur ein Künstler es vermag. Doch will seine Synthese nicht unbefugt verallgemeinern. Ein solches Mißverstehen seiner Darstellungs­ weise würde ihm unrecht tun. Indem er irgendeinen historischen Einzelfall auf sein Typisches hin untersucht, werden plötzlich auch andere, räumlich und zeitlich oft weit entfernte Dokumente verwandten Charakters verständlich. Dies wird man vor allem im II. Teil bei der lichtvollen Deutung symbolisch-sakraler Ge­ meinschaftsformen bestätigt finden. Grönbech hat in diesem Werk allerdings darauf verzichtet, die zeitlichen Schichten des germanischen Altertums voneinander ab­ zulösen oder die stammliche Eigenart der einzelnen germanischen Völker zu charakterisieren, die schon damals in manchem bedeu­ tend hervortritt. Es kommt ihm hier vielmehr darauf an, die großen gemeinsamen Grundkräfte und ihre Ausformungen sicht­ 7 bar zu machen. Er leugnet damit keineswegs (dies muß vielleicht gesagt werden) die geschichtlichen Besonderheiten der einzelnen Jahrhunderte, Völker, Länder, die er in den Kreis seiner Arbeit zieht. So hat er durchaus nicht alle Charakterzüge der isländischen Sagawelt als gemeingermanisch ausgegeben. Die Kultur Islands unterscheidet sich nicht nur durch ihr unvergleichliches Schrifttum von den Schwestervölkern. Diese Insel, die nie einen gemeinsamen Krieg zu führen brauchte, hat u. a. keinen gemeinsamen Heeres­ verband besessen, und so waren hier die Sippen die obersten Kampfeinheiten, was sich in den Sagas allenthalben bekundet. Der Farbenreichtum von Grönbechs Vergangenheitsbild, die Anschaulichkeit, die er liebt, sollten nicht zu der Meinung ver­ führen, daß er ein vollständiges System der altgermanischen Kultur entwerfen wollte. Weder strebte er danach, sämtliche Ge­ schichtstatsachen einzufügen — so reich und wesentlich seine Quellenzeugnisse auch sind - noch hat er alle Eigenheiten oder auch nur alle charakteristischen dieser ein Jahrtausend erfüllenden Kulturform in eine geschlossene Einheit zusammenbinden wollen. So hat er die Besonderheiten der altgermanischen Staatlichkeit, die in jenem Zeitraum Reichsbildungen vom Schwarzen Meer bis Eng­ land, von Spanien und Frankreich bis Rußland hervorgebracht hat, nicht so eindringend beleuchtet wie das Wesen der Sippe, ob­ wohl jene Staatsgebilde gewiß mehr waren als bloße Summen von Familien. Auch der geistige Raum der tragischen Kunst, die die hohe Literatur von der Völkerwanderung bis zur Edda und zum Nibelungenlied prägt, ist hier nicht so nach allen Seiten hin durch­ messen wie die Ordnungen des bäuerlichen Daseins, seine Ideale, Symbole und Kulte. Es ist ein Sinnbild für die unbeirrbare wissenschaftliche Redlich­ keit des Forschers, daß er in seinem Buch nur das zur Darstellung gebracht hat, was sich ihm lebendig erschlossen hatte. Nie versucht er, Synthesen zu erzwingen, wo die Vielheit der Zeugnisse sich nicht zur höheren Einheit zusammenfügen will. Vor den Selbst­ täuschungen voreiligen Verknüpfens ist er streng auf der Hut. Gerade darum aber verdient er unser Vertrauen, wenn er Zu­ sammenhänge zu sehen glaubt, oftmals dort, wo noch niemand sie gesehen hatte. Immer wieder hat er zwischen scheinbar getrennten Gebieten Brücken geschlagen, zwischen Sitte und Recht, Mythos und Brauch, zwischen Dichtung und Alltag, Lebenspraxis und Geist. Man wird kaum finden, daß ihn seine wache und so oft 8

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