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Kultur — Medien — Macht: Cultural Studies und Medienanalyse PDF

451 Pages·2008·3.602 MB·German
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Andreas Hepp · Rainer Winter (Hrsg.) Kultur – Medien – Macht Medien – Kultur – Kommunikation Herausgegeben von Andreas Hepp,Friedrich Krotz und Waldemar Vogelgesang Kulturen sind heute nicht mehr jenseits von Medien vorstellbar:Ob wir an unsere eigene Kultur oder ,fremde’ Kulturen denken,diese sind umfassend mit Prozessen der Medienkom- munikation durchdrungen.Doch welchem Wandel sind Kulturen damit ausgesetzt? In wel- cher Beziehung stehen verschiedene Medien wie Film,Fernsehen,das Internet oder die Mobilkommunikation zu unterschiedlichen kulturellen Formen? Wie verändert sich Alltag unter dem Einfluss einer zunehmend globalisierten Medienkommunikation? Welche Medien- kompetenzen sind notwendig,um sich in Gesellschaften zurecht zu finden,die von Medien durchdrungen sind?Es sind solche auf medialen und kulturellen Wandel und damit ver- bundene Herausforderungen und Konflikte bezogene Fragen,mit denen sich die Bände der Reihe „Medien – Kultur – Kommunikation“ auseinander setzen.Dieses Themenfeld über- schreitet dabei die Grenzen verschiedener sozial- und kulturwissenschaftlicher Disziplinen wie der Kommunikations- und Medienwissenschaft,der Soziologie,der Politikwissenschaft, der Anthropologie und der Sprach- und Literaturwissenschaften.Die verschiedenen Bände der Reihe zielen darauf,ausgehend von unterschiedlichen theoretischen und empirischen Zugängen,das komplexe Interdependenzverhältnis von Medien,Kultur und Kommunikation in einer breiten sozialwissenschaftlichen Perspektive zu fassen.Dabei soll die Reihe sowohl aktuelle Forschungen als auch Überblicksdarstellungen in diesem Bereich zugänglich machen. Andreas Hepp · Rainer Winter (Hrsg.) Kultur – Medien – Macht Cultural Studies und Medienanalyse 4. Auflage Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 1.Auflage 1997 2.,überarbeitete und erweiterte Auflage August 1999 3.,überarbeitete und erweiterte Auflage Januar 2006 4.Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH,Wiesbaden 2008 Lektorat:Barbara Emig-Roller VS Verlag für Sozialwissenschaften ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung:MercedesDruck,Berlin Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-16277-5 Inhalt Andreas Hepp & Rainer Winter Cultural Studies in der Gegenwart 9 1. Theorien, Begriffe und Perspektiven der Cultural Studies Lawrence Grossberg Der Cross Road Blues der Cultural Studies 23 John Fiske Populäre Texte, Sprache und Alltagskultur 41 Ien Ang Radikaler Kontextualismus und Ethnografie in der Rezeptionsforschung 61 Rainer Winter Reflexivität, Interpretation und Ethnografie: Zur kritischen Methodologie von Cultural Studies 81 Udo Göttlich Kultureller Materialismus und Cultural Studies: Aspekte der Kultur- und Medientheorie von Raymond Williams 93 Karl H. Hörning & Julia Reuter Doing Material Culture: Soziale Praxis als Ausgangspunkt einer „realistischen“ Kulturanalyse 109 Friedrich Krotz Gesellschaftliches Subjekt und kommunikative Identität: Zum Menschenbild von Cultural Studies und Symbolischem Interaktionismus 125 Brigitte Hipfl Inszenierungen des Begehrens: Zur Rolle der Fantasien im Umgang mit Medien 139 6 Inhalt Andreas Hepp Konnektiviät, Netzwerk und Fluss: Perspektiven einer an den Cultural Studies orientierten Medien- und Kommunikationsforschung 155 2. Zur Rezeption der Cultural Studies im deutschsprachigen Raum Lothar Mikos Cultural Studies im deutschsprachigen Raum 177 Eggo Müller & Hans J. Wulff Aktiv ist gut, interaktiv noch besser: Anmerkungen zu einigen offenen Fragen der Cultural Studies 193 Elisabeth Klaus Verschränkungen: Zum Verhältnis von Cultural Studies und Gender Studies 201 Andreas Dörner Medienkultur und politische Öffentlichkeit: Perspektiven und Probleme der Cultural Studies aus politikwissenschaftlicher Sicht 219 Jannis Androutsopoulos Cultural Studies und Sprachwissenschaft 237 Ralf Hinz Cultural Studies und avancierter Musikjournalismus in Deutschland 255 3. Analysen der heutigen Medienkultur Rudi Renger Populärer Journalismus 269 Ursula Ganz-Blättler Die (Fernseh-)Fiktion als Gemeinschaftswerk(en) und kulturelle Teilhabe 285 Matthias Marschik Verdoppelte Identitäten: Medien- und Werbebotschaften als Konstrukteure von Authentizität 299 Inhalt 7 Mark Terkessidis Globale Kultur in Deutschland: Der lange Abschied von der Fremdheit 311 Siegfried Jäger Zwischen den Kulturen: Diskursanalytische Grenzgänge 327 Johanna Dorer Das Internet und die Genealogie des Kommunikationsdispositivs: Ein medientheoretischer Ansatz nach Foucault 353 Frank Wittmann Globalisierung, Gewalt und Identität im Diskurs der westafrikanischen Weltmusik 367 Klaus Neumann-Braun & Axel Schmidt Ethnografie von Jugendszenen am Beispiel einer Studie zur Welt der Gothics 383 Caroline Düvel Kommunikative Mobilität – mobile Lebensstile? Die Bedeutung der Handyaneignung von Jugendlichen für die Artikulation ihrer Lebensstile 399 Ute Bechdolf Verhandlungssache Geschlecht: Eine Fallstudie zur kulturellen Herstellung von Differenz bei der Rezeption von Musikvideos 425 Waldemar Vogelgesang Kulturelle und mediale Praxisformen Jugendlicher 439 Über die Autorinnen und Autoren 455 Index 461 Cultural Studies in der Gegenwart Andreas Hepp & Rainer Winter 1 Cultural Studies als transdisziplinäres Projekt kritischer Kulturanalyse Beim ersten Deutschen Soziologentag im Jahre 1910 forderte Max Weber am Bei- spiel der Presse, die Auswirkungen ‚objektiver‘ sozialer Formen auf die moderne Lebensführung und die subjektive Individualität zu untersuchen. Er begriff das Zeitungswesen als ein relevantes Forschungsthema, dessen Kulturbedeutung für das individuelle Leben zu erforschen sei. In seiner kulturwissenschaftlichen Konzeptua- lisierung machte Weber deutlich, dass Medienforschung als Kulturanalyse betrieben werden sollte, die sowohl Fragen des Kulturwandels als auch Fragen gesellschaftli- cehr Machtverhältnisse zu berücksichtigen habe. Allerdings dauerte es einige Jahr- zehnte, bis diese Einsicht wieder ins Zentrum wissenschaftlicher Forschung rückte. Seit den 1970er Jahren knüpfen die Cultural Studies an Max Webers Vorstellung an, die ‚subjektive‘ Bedeutung medialer Formen im Hinblick auf weitergehende kul- turelle Zusammenhänge und Machtfragen zu untersuchen. Nach der Entwicklung des Encoding/Decoding-Modells durch Stuart Hall, dem damaligen Direktor des Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) der University of Birmingham, entstanden eine Fülle empirischer Untersuchungen, in denen mittels ethnografischer Methoden die Rezeption und Aneignung von Medien – in erster Linie des Fernse- hens – in alltäglichen Kontexten erforscht wurde. Dabei wurde die teilnehmende Be- obachtung mit Interviews, Gruppendiskussionen und der textuellen bzw. semioti- schen Analyse von Medien sowie einer kritischen Machtanalytik verbunden. Seit diesen Anfängen haben die Cultural Studies einen internationalen „Boom“ (Morris 1990/2003) erlebt, in derem Zusammenhang auch das zunehmend breite Aufgreifen im deutschsprachigen Raum steht. Cultural Studies lassen sich sicherlich nicht (mehr) als ‚Ansatz der Birmingham School‘ definieren, auch wenn der CCCS bis heute als eine der wichtigen Gründungsinstitutionen der Cultural Studies gelten muss.1 Die so genannten „British Cultural Studies“ (Fiske 1987; Turner 1996) wur- den mehr und mehr zu einem Diskurs der internationalen Cultural Studies (vgl. bspw. García Canclini 2001). Vor diesem Hintergrund muss man sich die Frage stel- len, wie die Cultural Studies gegenwärtig zu fassen sind. Sicherlich ist diese Frage nicht leicht zu klären, wie auch anhand von verschiedenen Beträgen in dem vorlie- 10 Andreas Hepp & Rainer Winter genden Band deutlich wird – an dieser Stelle sei nur auf den Artikel von Lawrence Grossberg hingewiesen. Dennoch erscheint gerade im Hinblick auf das Betreiben von Cultural Studies im deutschsprachigen Raum eine solche Klärung hilfreich. Ausgehend von an anderer Stelle publizierten Überlegungen (vgl. Winter 2001; Hepp 2004a) möchten wir vorschlagen, die Cultural Studies nicht einfach mit der deutschsprachigen Kulturwissenschaft gleichzusetzen, die immer wieder darum be- müht ist, sich als ‚(Quasi)Disziplin‘ zu etablieren. Vielmehr erscheint es uns nach wie vor zielführend, Cultural Studies als ein transdisziplinäres Projekt der kriti- schen Kulturanalyse zu begreifen: Um die Cultural Studies zu erfassen ist es not- wendig, sich einerseits deren transdisziplinären Projektcharakter zu vergegenwärti- gen, andererseits deren kritischen Fokus auf Kulturanalyse. Beides ist gewisserma- ßen die Klammer der Auseinandersetzung mit Fragen von Kultur, Medien und Macht im Rahmen der Cultural Studies. Kennzeichnend für die Cultural Studies ist wie gesagt deren Transdisziplinari- tät. Wie Stuart Hall heraus gestrichen hat, haben die Cultural Studies aus seinem Blickwinkel „keinen simplen Ursprung“ (Hall 2000: 35), sondern sind ‚multipel‘ an- gelegt. Wie Stuart Hall in seinen Überlegungen zum „Vermächtnis der Cultural Stu- dies“ fortfährt: „Cultural Studies haben vielfältige Diskurse; sie haben eine Reihe unterschiedlicher Ge- schichten. Sie sind eine ganze Reihe von Bewegungen; sie haben ihre verschiedenen Kon- junkturen und wichtigen Momente in der Vergangenheit. Sie beinhalten verschiedene Arbeiten […].“ (Hall 2000: 35) Die Cultural Studies sind demnach als eine „diskursive Formation“ oder „Projekt“ (ebd.) zu fassen, das sich nicht auf ein bestimmtes Set an Theorien oder Methoden festlegen lässt. Hieraus kann aber nicht – wie Hall ebenfalls heraus streicht – gefol- gert werden, dass die Cultural Studies „alles sind, was die Leute machen, die es so nennen“ (Hall 2000: 36). Das Spezifikum von Cultural Studies seiner Argumentation nach ist, dass sie ein auf im weitesten Sinne zu verstehende ‚politische Fragen‘ orientiertes Projekt der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sind. Kulturelle Fra- gen sind immer politische Fragen. Im Bereich der Kultur werden Machtverhältnisse etabliert, legitimiert, aber auch in Frage gestellt. Ganz in diesem Sinne hat auch Chris Barker betont, dass man die „Cultural Stu- dies als einen theoretischen Zusammenhang betrachten kann, dessen Vertreter die Produktion theoretischer Erkenntnis als politische Praxis begreifen“ (Barker 2003: 181). Erkenntnis ist in diesem Sinne für die Cultural Studies nie neutral, sondern po- sitionsbestimmt und damit eingebettet in Fragen von Macht und gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Ausgehend von diesem Bezugspunkt bleiben die Cultural Stu- dies „kaleidoskopisch“ (ebd.), d.h. sie lassen sich nicht auf eine Disziplin festschrei- ben, sondern konkretisieren sich in verschiedenen wissenschaftlichen Kontexten auf unterschiedliche Weise (siehe dazu exemplarisch die Beiträge in Gilroy et al. 2000). Genau dieser Zusammenhang charakterisiert auch die Entwicklung von Cultural Studies im deutschsprachigen Raum: Sie sind hier gerade nicht Teil der sich ent- wickelnden deutschsprachigen Kulturwissenschaft geworden, die sich ausgehend von philologisch-literaturwissenschaftlichen Traditionen zunehmend als Universitäts- Cultural Studies in der Gegenwart 11 disziplin generiert (vgl. bspw. Böhme et al. 2000). Vielmehr konkretisiert sich das ‚Projekt‘ der Cultural Studies in verschiedenen disziplinären Zusammenhängen – von der Kommunikations- und Medienwissenschaft über die Soziologie und andere Sozialwissenschaften bis hin zur den Sprach- und Literaturwissenschaften (vgl. dazu auch die Beiträge in Göttlich et al. 2001 und in diesem Band). Dass Cultural Studies auch trotz aller Pluralität durch eine ‚Identität schaffende‘ Spezifik gekennzeichnet sind, verweist auf den zweiten angeführten Punkt, nämlich den ihrer kritischen Kulturanalyse. Cultural Studies verstehen sich als der Versuch des Betreibens einer kritisch fokussierten Kulturanalyse. Dies kann aber nicht damit gleichgesetzt werden, Arbeiten der Cultural Studies gingen in Bezug auf Medien- kommunikation davon aus, Menschen würden generell durch Medien ‚manipuliert‘, seien von den Ideologien einer ‚Bewusstseinsindustrie‘ gefangen. Das vielfach zi- tierte Encoding/Decoding-Modell von Stuart Hall und an dieses anschließende, ein- gangs bereits erwähnte Rezeptions- und Aneignungsstudien versuchen innerhalb der Cultural Studies in Abgrenzung zu solchen einfachen Manipulationsthesen zu zei- gen, dass die gerade in der deutschsprachigen Kritischen Theorie in Anschluss an die Kulturindustrietheorie von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer vorschnell kri- tisierten ‚populären Medien‘ auch Potenzial für eine produktive Lebensgestaltung bieten und damit Orte der Auseinandersetzung um Wirklichkeitsdefinitionen sind. Deswegen – und nicht wegen eines uni-direktionalen Manipulationsgehalts – sind ‚populäre Medien‘ ein relevanter Untersuchungsgegenstand für Cultural Studies. ‚Kritik‘ wird an dieser Stelle damit nicht als eine von einer direkten Wirkung ausge- hende ‚Manipulationskritik‘ greifbar, sondern ist vielmehr als eine ‚multiperspekti- vische Kritik‘ zu charakterisieren. Um zu konkretisieren, was wir an dieser Stelle meinen, bietet es sich an, Überle- gungen von Douglas Kellner (1995: 57f.) aufzugreifen. Kellner problematisiert an dem Ansatz der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, dass diese ein monolithi- sches Konzept von Ideologie hat, das letztlich davon ausgeht, Ideologien seien in sich widerspruchsfrei und begünstigten die ökonomischen Interessen der herrschen- den Macht. Verschiedenste Studien haben aber gezeigt, dass eine solche ökonomisti- sche Kritik zu kurz greift, da sich ‚Macht‘ in Bezug auf Medien auch in ganz ande- ren Zusammenhängen wie Gender, kulturelle Identität, Alter usw. artikuliert, ohne dass man diese mit den (ökonomischen) ‚Interessen‘ einer bestimmten Klasse gleich setzen könnte. Im Gegensatz dazu fordert Kellner eine multikulturelle Form von Kritik, die solchen verschiedensten Konkretisierungen von Machtverhältnissen ge- recht zu werden versucht. Diesbezüglich schreibt er: „Such ideology critique is multicultural, discerning a range of forms of oppression of people of different races, ethnicities, gender, and sexual preference and tracing the ways that ideolo- gical cultural forms and discourses perpetuate oppression.“ (Kellner 1995: 58) Wenn wir von ‚multiperspektivischer Kritik‘ sprechen, dann haben wir diesen Zu- sammenhang im Blick, um den es auch Douglas Kellner hier geht: Eine kritische Auseinandersetzung mit Fragen von Kultur, Medien und Macht greift sicherlich zu kurz, wenn sie in Bezug auf Medien nur ökonomische (Besitz)Verhältnisse fokus- siert bzw. ausgehend davon eine Kritik von in den Medien kommunizierten Ideolo-

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