Kai-D. Bussmann . Reinhard Kreissl (Hrsg.) Kritische Kriminologie in der Diskussion Kai-D. Bussmann . Reinhard Kreissl (Hrsg.) Kritische Kritninologie in der Diskussion Theorien, Analysen, Positionen Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Kritische Kriminologie in der Diskussion: Theorien, Analysen, Positionen / Kai-D. Bussmann; Reinhard Kreissl (Hrsg.). - Opladen: Westdt. Ver!., 1996 ISBN 978-3-531-12740-8 ISBN 978-3-322-95639-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95639-2 NE: Bussmann, Kai-Detlef [Hrsg.] Alle Rechte vorbehalten © 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuläs sig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Gedruckt auf säurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12740-8 5 Übersicht Inhaltsverzeichnis .................................................................................................. 7 Vorwort ............................................................................................................... 13 Teilt Anschlußpunkte sozialwissenschaftlicher Theoriebildung in der Kriminologie 17 Reinhard Kreissl Was ist kritisch an der kritischen Kriminologie ................................................. 19 Susanne Karstedt Soziale Ungleichheit und Kriminalität -Zurück in die Zukunft? ........................ 45 Kai-D. Bussmann Kritische Kriminologie und Systemtheorie ........................................................ 73 Jens Christian Müller-Tuckfeld Strafrecht und die Produktion von Anerkennung .............................................. 123 Susanne Karstedt, Wemer Greve Die Vernunft des Verbrechens ......................................................................... 171 Heim Messmer Kriminalität als dekontextualisiertes Konzept .................................................. 211 Teil 2 Veränderte Gegenstände der Kriminologie 237 Woljgang Ludwig-Mayerhofer Informalisierung des Rechts als administrative Rationalisierung ..................... 239 Wo ljgang Deichsel Chancen und Risiken kritisch-kriminologischer Theoriepotentiale in einer sozialen Umbruchsituation ...................................................................... 263 Michael Lindenberg, Henning Schmidt-Semisch Profitorientierte Institutionen strafrechtlicher Sozialkontrolle .......................... 295 Hubert Beste Kontrollpolitik zwischen Privatisierung und staatlicher Herrschaftssicherung ....................................................................................... 311 Autoren dieses Bandes ...................................................................................... 333 7 Inhaltsverzeichnis Vorwort ............................................................................................................... 13 Teil 1 Anschlußpunkte sozialwissenschaftlicher Theoriebildung in der Kriminologie 17 Reinhard Kreissl Was ist kritisch an der kritischen Kriminologie .......................................... 19 Vorbemerkung .............................................................................................. 19 1 Einleitung .................................................................................................. 19 2 Die Ausgangssituation der traditionellen kritischen Kriminologie ............................................................................................. 22 3 Kontingenz und Disziplin -Die Kritik sozialer Kontrolle in der kritischen Kriminologie ............................................................................. 27 4 Jenseits der Kritik -Theoretische Perspektiven nach der Kritischen Kriminologie ............................................................................ 31 Susanne Karstedt Soziale Ungleichheit und Kriminalität -Zurück in die Zukunft? ................. 45 1 Soziologie in der Kriminologie -Verschlafen und paralysiert? .................. 45 2 Neue Perspektiven ..................................................................................... 50 2.1 Soziale Kontrolle - zwei Seiten einer Medaille .................................... 50 2.2 Arbeitslosigkeit und Kriminalität - Stimmt die Richtung? ................... 52 2.3 Crime, class and community -Die (Wieder-)Entdeckung des Kontextes ...................................................................................... 53 3 Neue Konturen .......................................................................................... 55 3.1 Lebenslagen, Lebensläufe, Lebensstil -Konturen der neuen Theorie sozialer Ungleichheit ................................................... 55 3.2 Abweichendes Verhalten und neue soziale Ungleichheit ..................... 57 4 Eine neue Ätiologie? .................................................................................. 65 Kai-D. Bussmann Kritische Kriminologie und Systemtheorie ................................................. 73 1 Massenmedien und Medienwirkungsforschung ......................................... 73 1.1 Warum Medienwirkungsforschung? ................................................... 73 1.2 Stand der Medienwirkungsforschung .................................................. 75 1.3 Das Strafrecht und die Vorstellung vom Menschen als Trivialmaschine ................................................................................... 79 8 2 Die Theorie des Strafrechts als Kommunikationsmedium .......................... 83 2.1 Modelle der positiven Generalprävention als Lösung? ........................ 83 2.2 Theorie des Rechts als Kommunikationsmedium ................................ 87 2.3 Konstruktion von Wirklichkeit durch Recht ........................................ 90 3 Die Konstruktion von Gerechtigkeit durch Recht ...................................... 97 3.1 Proceduraljustice Forschung .............................................................. 97 3.2 Recht als Referenzsystem .................................................................. 101 4 Einige Konsequenzen für eine systemtheoretische kriminologische Forschung ..................................................................... 103 4.1 Strafbedürfnis, Akzeptanz und kriminologische Forschung ............... 103 4.2 Die Bedeutung der Häufigkeit des Strafens und der Strafhöhe ........................................................................................... 107 4.3 Generalprävention, Kriminalitätsursachen und Evolution ................. 111 Jens Christian Müller-Tuckjeld Strafrecht und die Produktion von Anerkennung ...................................... 123 1 Eine kleine Geschichte neuerer Straftheorien. Von der Vergeltung zur Integration und (damit?) zurück ...................................... 124 2 Wie ist soziale Ordnung möglich. Oder: Soziologie als Integrationswissenschaft .......................................................................... 132 2.1 'Soziale Kontrolle' - Chronik eines angekündigten Todes ................. 133 2.2 Vom Sozialdarwinismus zur Begründung demokratischer Gesellschaft. Eine kurze Begriffsgeschichte ..................................... 135 3 Von Vorzügen und Nachteilen der Theorie sozialer Kontrolle ................. 136 4 Konsens und Konflikt oder Zwang und Anerkennung? Falsche Fragen und der Versuch einer richtigen Antwort .................................... 140 4.1 Recht als Kommunikation ................................................................. 142 4.2 Das Subjekt als Ort der 'Einnistung normativer Ordnung' ............... 147 4.3 Vielfältigkeit und Hegemonie. Zur strukturellen Notwendigkeit von Null-Institutionen ............................................... 151 4.4 Präzisierungen ................................................................................... 154 5 Konsequenzen für eine kritische Kriminologie ........................................ 159 5.1 Positive Generalprävention als Bumerang? ....................................... 160 5.2 Strafrecht und die 'moralische Verfassung der Gesellschaft' ..................................................................................... 162 5.3 Theoriepolitische und kriminalpolitische Schlußfolgerungen ............................................................................ 163 9 Susanne Karstedt, Werner Greve Die Venumft des Verbrechens ................................................................ 171 1 Die Entdeckung des vernünftigen Täters ................................................. 171 2 Die Rational-Choice-Perspektive in der Kriminologie ............................. 174 2.1 Das Ensemble der Choice-Theorien .................................................. 174 2.2 Theorie der Abschreckung ................................................................ 175 2.3 Der ökonomische Ansatz ................................................................... 176 2.4 Rational-Choice und der "vernünftig überlegende" Täter .................. 178 2.5 Kriminelle Gelegenheiten und Routine-Aktivitäten ........................... 179 2.6 Kontrolltheorie als allgemeine Kriminalitätstheorie .......................... 181 3 Kosten und Nutzen von Rational-Choice-Ansätzen: Begriffiiche Schwierigkeiten und theoretische Konsequenzen ................ 182 3.1 Der praktische Syllogismus: Begriffiiche Hürden, analytische Wahrheiten und empirische Fragen ................................ 182 3.2 Die Rationalität menschlicher Handlungen: Heuristik oder Hypothese? ........................................................................................ 184 3.3 Ergänzungen und Qualifizierungen des Theoriekerns: Das Ende der Sparsamkeit ........................................................................ 186 4 Rational, irrational, banal-Zur Kritik des RC-Paradigmas in der Kriminologie ..................................................................................... 187 4.1 Rationalität, Eigennutz, Moral: Probleme kriminologischer RC-Theorien ..................................................................................... 188 4.2 Der vernünftig überlegende Täter und sein kriminalpolitischer Nutzen ................................................................ 191 5 Eine handlungstheoretische Prespektive in der Kriminologie: Vorschläge und offene Fragen ................................................................. 194 5.1 Individuelle Bedingungen und Konsequenzen abweichenden Verhaltens .................................................................. 194 5.2 Situationen, Institutionen und nichtintendierte Folgen: RC- Theorie und soziale Kontrolle ........................................................... 198 6 Kritische Kriminologie und Rational-Choice ........................................... 200 Heinz Messmer Kriminalität als dekontextualisiertes Konzept .......................................... 211 1 Diskrepante Wirklichkeiten, fragwürdige Realitäten ............................... 211 2 Analysen (jugend-)gerichtlicher Pragmatik ............................................. 215 3 Dimensionen der Wirklichkeit im Aushandlungsprozeß .......................... 220 3.1 Aushandlungsebenen: Wie wird Abweichung kategorisiert? ..................................................................................... 221 3.2 Zugtypen: Wie sind die Einflußmöglichkeiten auf Definitionen verteilt? ......................................................................... 224 4 Vom Sinn der Dekontextualisierung ........................................................ 227 10 Teil 2 Veränderte Gegenstände der Kriminologie 237 Wolfgang Ludwig-Mayerhofer Informalisienmg des Rechts als administrative Rationalisienmg .............. 239 1 Prolog ...................................................................................................... 239 2 Zur 'Infonnalisierung' des Rechts ........................................................... 240 3 Erklärungsversuche ................................................................................. 242 3.1 Paradigma I: Infonnalisierung als (negative) Verrechtlichung im Wohlfahrtsstaat ................................................. 242 3.2 Paradigma Ir: Infonnalisierung als Prozeduralisierung (Relationierung, Reflexivwerden) des Rechts im 'entzauberten' Staat ......................................................................... 247 4 Abschied von der Steuerungsidee: Korporatismus als Leitkonzept .............................................................................................. 250 5 Kriminalpolitischer Ausblick ................................................................... 257 Wolfgang Deichsel Chancen und Risiken kritisch-kriminologischer Theoriepotentiale in einer sozialen Umbruchsituation .......................................................... 263 1 Positionsbestimmung kritischer Kriminologie, die aus dem Osten kommt ........................................................................................... 263 2 DDR-Unrecht -Menschheitsverbrechen und die Grenzen des Kriminalitätskonzepts .............................................................................. 264 3 Implementation und Inanspruchnahme des Strafrechts in den östlichen Bundesländern .......................................................................... 270 3.1 Implementation des Strafrechts als Transplantat, oder: Kann sich ein Gesellschaftssystem beim Übernehmen fremder Rechtsstrukturen nicht auch selbst übernehmen? ................. 270 3.2 Ingebrauchnahme und Inanspruchnahme des Strafrechts Konjunkturschub fur das Strafrecht aus den neuen Bundesländern? ................................................................................. 273 4 Gesellschaftlicher Umbruch in Ostdeutschland: Kriminologie als sprachlose Disziplin oder kriminologischer Aufbruch? ...................... 278 4.1 Uberprüfung der Erklärungskraft und Verwendungslogik kritischer Kriminologie ..................................................................... 278 4.2 Weiterentwicklung kritisch-kriminologischen Theoriepotentials ............................................................................... 280 4.3 Die Notwendigkeit einer "systemischen Kriminologie" .................... 284 11 Michael Lindenberg, Henning Schmidt-Semisch Profitorientierte Institutionen strafrechtlicher Sozialkontrolle ................... 295 1 Einleitung ................................................................................................ 295 2 Die präventive Wende: Von "Non-Profit" zu "For-Profit" ...................... 297 3 Dienstleistung und (soziale) Kontrolle ..................................................... 299 4 Von der Sicherheit der Moral zur "Moral" der Sicherheit ....................... 302 4.1 Sicherheitsbedürfnis .......................................................................... 304 4.2 Sicherheits arbeit ................................................................................ 305 4.3 Sicherheitsprodukt ............................................................................. 305 5 "We separate the inside world from the outside world" ........................... 305 Hubert Beste Kontrollpolitik zwischen Privatisierung und staatlicher Herrschaftssicherung ............................................................................. 311 1 Vorbemerkung: Probleme kriminologischer Theoriekonstruktion in Zeiten diffuser Kontrollpolitiken ......................... 311 2 Im Zentrum der Analyse kritischer Kriminologie: Staatlich organisierte Kontrollpolitik als umfassende Strategie gesellschaftlicher Herrschaftssicherung .................................................. 314 2.1 Populistische Politik und Entgrenzung staatlich organisierter Kontrolle ...................................................................... 316 2.2 Technologisches Präventivstrafrecht als Sicherheitsgarant ............... 317 3 Privatisierung öffentlicher Sicherheit ...................................................... 320 3.1 Abkehr vom Gewaltmonopol? ........................................................... 321 3.2 Sicherheit als ökonomische Ressource, Unsicherheit als Produktivkraft ................................................................................... 324 4 Kontrollszenarien: Von Strategien staatlicher Herrschaftssicherung zur Privatisierung und zurück ............................... 327 Autoren dieses Bandes ...................................................................................... 333 13 Vorwort Die Idee zu diesem Sammelband wurde 1992 auf einer Tagung des AJK zum Thema symbolisches Strafrecht in Bielefeld geboren. Auslöser für unsere Initia tive war ein in informellen Gesprächen immer wieder geäußertes, diffuses Unbe hagen am Zustand der Theoriediskussionen innerhalb der kritischen Kriminologie. Eine bleierne Selbstgenügsamkeit mit dem eigenen Diskurs ist sowohl im Lager der Labeling-Theoretiker als auch der ätiologischen Kriminologen zu beobachten. Beide Kontrahenten nehmen sich gegenseitig vielleicht wahr, aber weder sind in der ätiologischen Kriminologie die Forschungskonsequenzen aus dem Labeling Approach gezogen worden, noch vermögen kritische Kriminologen Kriminalität und die Instanzen sozialer Kontrolle auch noch anders als herr schafts- oder diskurstheoretisch einzuordnen. Die einzigen in der politisch-wis senschaftlichen Diskussion wahrgenommenen neuen Ideen der letzten Jahre - der sog. New und der Left Realism - bieten keine tragfähigen Anhaltspunkte für die weitere kriminologische Theoriebildung. Ihre im wesentlichen kriminalpolitischen Überlegungen bleiben theoretisch blaß und sind politisch problematisch. Theoriearbeit in der Kriminologie, die auch in der kriminapolitischen Debatte etwas bewirken kann, muß erst noch erbracht werden. Nachdem die konstuktivistische Wende in der Kriminologie mit dem Labeling eingeläutet worden ist, gibt es keinen Weg mehr zurück, aber es müssen nunmehr Anschlüsse für die weitere theoretische Entwicklung hergestellt werden. "Neue" Perspektiven im Diskurs der kritischen Kriminologie anzustreben, kann aber nicht heißen, einen Königsweg zwischen ihr und der ätiologischen Kriminologie zu suchen, sondern nur, aufbauende Weiterentwicklung zu betreiben. In welcher Richtung aber sollte eine solche Suche nach theoretischen Anschlußpunkten erfolgen? Wir haben hier keine fertige Lösung parat.Viele der Beiträge in diesem Band stellen daher mehr Fragen, als sie Antworten anbieten. Darin sehen wir jedoch keinen Nachteil. Theoretische und rechtspolitische Fragen an die kritische Kriminologie zu stellen, erscheint uns als notwendiger und legitimer erster Schritt. Nun gibt es verschiedene Strategien, einen solchen Theoriediskurs anzustoßen und zu institutionalisieren. Die wichtigste ist neben den regelmäßigen Tagungen sicherlich, eine Stabilisierung dieses Projekts durch eine Institutionalisierung im weitesten Sinne. Die Strategie des AJK, mit dem Kriminologischen Journal eine publizistische Plattform zu schaffen, ist zweifellos richtig gewesen. Dies scheint aber nicht mehr zu genügen. Wir haben uns daher entschlossen, zusätzlich einen Gesprächskreis, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die regelmäßig diskutiert. Wir sehen uns mit unserer Diskussion jedoch noch sehr am Anfang stehend. Gleichwohl wollen wir nach drei Jahren, in denen vier Diskussionsrunden in Bielefeld und Tübingen stattgefunden haben, die diskutierten Themen und Ideen einem breiteren Publikum zugänglich machen, so unfertig sie im einzelnen auch sein mögen. Wir hoffen durch solche publizistische Aktivitäten dem im soziolo-
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