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Krieg als Medienereignis: Grundlagen und Perspektiven der Krisenkommunikation PDF

276 Pages·1993·6.629 MB·German
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Martin Löffelholz (Hrsg.) Krieg als Medienereignis Martin Löffelholz (Hrsg.) Krieg als Medienereignis Grundlagen und Perspektiven der Krisenkommunikation Westdeutscher Verlag Alle Rechte vorbehalten © 1993 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlags gruppe Bertelsmann International. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge schützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheber rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzun gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Umschlagbild: Klaus Staeck, Zielscheibe Mattscheibe, 1971, © VG Bild-Kunst, Bonn 1993 Redaktion: Markus Kriener Satz: Dieter J ansen Gedruckt auf säurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12332-5 ISBN 978-3-322-99646-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-99646-6 Inhalt Vorwort .................................................................................... 9 1 Einführung Martin Löffelholz Krisenkommunikation Probleme, Konzepte, Perspektiven ................................................ 11 2 Grundlagen der Krisenkommunikation 2.1 Thomas Dominikowski 'Massen'medien und 'Massen'krieg Historische Annäherungen an eine unfriedliche Symbiose ............... 33 2.2 Martin Löffelholz Beschleunigung, Fiktionalisierung, Entertainisierung Krisen (in) der "Informationsgesellschaft" ...................................... .49 2.3 Siegfried Weischenberg Zwischen Zensur und Verantwortung Wie Journalisten (Kriege) konstruieren ......................................... 65 2.4 Georg Ruhrmann Ist Aktualität noch aktuell? Journalistische Selektivität und ihre Folgen .................................... 81 6 Inhalt 2.5 Monika Pater Die militarisierte Männlichkeit Geschlechterverhältnisse - Medien - Krieg ..................................... 97 2.6 Studiengruppe InterKom Tyrannen, Aggressoren, Psychopathen Deutsche Tageszeitungen und ihre Feindbilder ............................ 109 2.7 Alexander Gärke Den Medien vertrauen? Glaubwürdigkeitskonzepte in der Krise ........................................ 127 3 Der Golfkrieg - Reflexionen einer (Medien-}Krise 3.1 Interview mit Jay Tuck "Die wichtigste Story des Jahres" Ziele eines Kriegsberichterstatters ............................................. 145 3.2 Interview nit Klaus Bednarz "Ohne Zensur hätte der Krieg drei Tage gedauert" Medien als friedensstiftende Ersatz-Politiker? ............................... 149 3.3 Interview mit Armin Halle "Den Gegner irreführen, wo man kann" Über Militärzensur und ]ournalistenideologie ............................... 153 3.4 Interview mit Klaus Bresser "Schieres Bauerntheater" Wie Medien instrumentalisiert werden ....................................... 161 Inhalt 7 3.5 Interview mit Alice Schwarzer "Früher als die Zensur beginnt die Schere im Kopf' Kriegsberichterstattung als 'Männerbündelei' .............................. 165 3.6 Interview mit Nikolaus Brender "Wir haben unseren eigenen Krieg ausgefochten" Realität und Fiktionalität im Fernsehen ....................................... 171 4 Zukunftskrisen: Alternativen und Perspektiven 4.1 Richard C. Vincent / /ohan Galtung Krisenkommunikation morgen Zehn Vorschläge für eine andere Kriegsberichterstattung .............. 177 4.2 Klaus-Dieter Altmeppen Helden in Cyberspace Journalismus im elektronischen Krieg .........................................2 11 4.3 Armin Scholl / Christian Bobbenkamp Gibt es einen Dritten Weg? Alternative Medien und das Konzept "Gegenöffentlichkeit" ........... 229 5 Bibliographie Krisenkommunikation ....................... 245 6 Tabellen und Abbildungen ........................................... 275 7 Über die Autorinnen und Autoren ............................ 276 Vorwort "Warum schreiben die Journalisten nichts über Liberia, sondern immer nur über Somalia, wo es doch hier kaum besser geht?", fragte der Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in Liberia kürzlich einen deutschen Journalisten. Seine Antwort: "Weil es keine ähnlich schockierenden Fernsehbilder sterbender Kinder aus Liberia gibt. Wahrscheinlich ist auch die Auf merksamkeit für Somalia nur vorübergehend, bis ein neues Modethema die Fernsehschirme erobert." Dieses Gespräch über die Aufmerksamkeitsregeln der Mediengesell schaft wird in ähnlicher Form wohl in allen Kriegen, die medial unsicht bar und damit "folgenlos" bleiben, geführt: von Menschen, für die ein Krieg, der keine Mode (im Fernsehen) macht, dennoch sichtbar und fol genreich bleibt. Auf der anderen Seite werden kritische Fragen nach der Kriegsordnung der Medien gerade auch durch Kriege provoziert, denen mediale Aufmerksamkeit in besonderer Weise zuteil wurde: vorn ersten "Pressekrieg" (Krim-Krieg 1853-1856) über den ersten "Wohnzimmer krieg" (Vietnam 1964-1973) bis zum ersten "Krieg in Echtzeit" (Golf Krieg 1991), bei dem der US-Verteidigungsminister den Vollzug seiner Befehle im heimischen Fernsehsender 'live' verfolgen konnte. In diesem Reader über die Grundlagen und Perspektiven der Krisen kommunikation geht es vor allem um Kriege, die von Medien beobachtet und damit beobachtbar gemacht werden. Implizit rücken damit freilich auch die unsichtbaren Kriege ins Blickfeld. Denn Thematisierung und Nichtthematisierung von Krisen, Konflikten und Kriegen beruhen glei chermaßen auf bestimmten Strukturen und Funktionen des publizistischen Systems, in dem Journalisten, Publikum und Public Relations die Karten immer wieder neu und dennoch nach bestimmten Regeln mischen. Die Idee, einen Reader über die Bedingungen, Formen und Folgen von Krisenkommunikation zu erstellen, entstand in einern diskursiven Prozeß, der während des zweiten Golf-Krieges begann und in verschiedenen Dis kussionen und Veranstaltungen fortgesetzt wurde. Nicht zuletzt der Ver lauf dieses Diskurses führte in Verbindung mit aktuellen Entwicklungen (wie dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien) dazu, daß der inhalt liche Fokus des Readers zunehmend grundsätzlichere Züge bekam: Gera de weil die Berichterstattung über den Golfkrieg eine Ausnahme dar stellt, rückten im Verlauf der konzeptionellen Arbeit jene Aspekte von Krisenkommunikation in den Vordergrund, die diesen Sonderfall (der in 10 Vorwort der Informationsgesellschaft auch zum Modell werden könnte) in histori schen und systematischen Bezügen verstehbar machen. Anders formuliert: Um das Medienereignis "Golfkrieg" zu verstehen, müssen wir uns auch für Vietnam, Jugoslawien, Somalia oder Liberia interessieren. An der Ideenfindung für diesen Reader beteiligten sich Studierende der Universität Münster, darunter die Mitarbeiterinnen der Studiengruppe "Internationale Kommunikation", die ich seit einigen Jahren am Institut für Publizistik betreue. Beteiligt waren darüber hinaus Journalistinnen und Journalisten, für die der zweite Golf-Krieg Anlaß zur Nachdenklich keit (auch in eigener Sache) war. Erwähnen möchte ich vor allem Frauke Hunfeld und Dirk Bathe, die für diesen Sammelband nicht nur die Inter views mit Berufskollegen führten, sondern auch engagiert an der Konzep tion mitarbeiteten. Daß aus ersten Konzepten (in nahezu zweijähriger Ar beit) ein Sammelband wurde, der von den entsetzten, aber oft auch vorder gründigen Beobachtungen des Krieges zu Beobachtungen zweiter Ordnung führt, dafür habe ich besonders den Autorinnen und Autoren zu danken: Sie ertrugen mit großer Geduld und Kooperationsbereitschaft die Mühen einer solchen Produktion -und die Redigierwut des Herausgebers. Für konstruktive Anmerkungen zu ersten Versionen verschiedener Bei träge habe ich vor allem Armin Scholl zu danken, mit dem ich an der Universität Münster zusammenarbeite. Mein weiterer Dank gilt Siegfried Weischenberg, der frühzeitig mein Interesse für die internationale Kom munikation geweckt und mich vor fünf Jahren an die Universität geholt hat; Markus Kriener, der sehr engagiert und mit großer Sachkunde die Redaktion des Readers übernahm; Gaby Steffan für die schnelle Über setzung des Beitrages von Richard Vincent und Johan Galtung; Dieter Jan sen, der kompetent bei Layout und Texterfassung mitwirkte; sowie Chri stian Bobbenkamp für Korrekturen, Dieter Stürzebecher für Koordina tionen sowie Susanne Burow für ihre Geduld -und ihre Ungeduld. Die Entstehungsgeschichte dieses Buches wäre freilich unvollständig, blieben persönliche Kontexte unerwähnt, die in nicht unerheblicher Wei se meinen Blick auf Probleme der Krisenkommunikation gelenkt haben: die eindringlichen Erzählungen von Helga L., die den Zweiten Weltkrieg und seine katastrophalen Folgen fast fühlbar machten; das Schicksal von Heinrich L., der als Achtzehnjähriger in den Krieg befohlen wurde und 15 Jahre später aus sowjetischer Gefangenschaft zurückkehrte; und auch meine (journalistischen) Erfahrungen beim Ceylon Daily Mirror, die mich 1983 erstmals direkt (und keineswegs gewollt) mit Krieg konfrontierten: mit dem damals gerade erneut aufflammenden Burgerkrieg in Sri Lanka und seinen Folgen -auch den medialen. Münster, August 1993 M.L. 1 Einführung Martin Löffelholz Krisenkommunikation Probleme, Konzepte, Perspektiven Auch einen neuen Weltkrieg sage ich ohne Panik an. Karl-Heinz Köpcke ehern. Chefsprecher der "Tagesschau" 1. Krisen - Kriege - Kommunikationen Militärputsche, Staatsstreiche, Befreiungskämpfe, innere Unruhen, offe ne Grenzkonflikte, Bürgerkriege und kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Staaten sind Sonderfälle politischer Konflikte. Alle Konflikte haben - anders als die auf punktuelle "Ereignisse" konzentrierte Bericht erstattung der Medien suggerieren kann -eine (Vor-)Geschichte, die in der Regel als Krise bezeichnet wird. Krisen werden in Kriegen zugespitzt; kriegerische Auseinandersetzungen können (politologisch) als fortbeste hende Krisen verstanden werden, die eine hohe Gewaltintensität aufwei sen. Unter einer allgemeineren (soziologischen) Perspektive können Kri sen als (vermutete) Bedrohungen zentraler Werte eines Systems definiert werden, die Sicherheit -bis hin zur Gefährdung der Existenz -reduzieren, Zeitressourcen verknappen und Entscheidungsbedarf induzieren. Krisen sind unerwartete, thematisch nicht vorbereitete Bedrohungen nicht nur einzelner Werte, sondern des Systembestandes mit seinem eingelebten Anspruchsniveau. Sie stimulieren und sammeln Aufmerksamkeit dadurch, daß sie den Erfüllungsstand zahlreicher Werte diffus, unbestimmt und unter Zeitdruck gefährden. Darauf beruht ihr Integrationseffekt. (Luhmann 1979: 39) Unsicherheit, Entscheidungsdruck und Zeitknappheit sind soziale Phä nomene, die in kognitiven und kommunikativen Prozessen generiert, ver stärkt und reduziert werden. Die Genese, der Verlauf und die Lösung einer

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