Gabler Edition Wissenschaft Thomas Poppensieker Kreditportfoliosteuerung mit Sekundärmarktinstrumenten Thomas Poppensieker Kreditportfoliosteuerung mit Sekundarmarktinstrumenten GABLER EDITION WISSENSCHAFT Thomas Poppensieker Kreditportfoliosteuerung mit Sekundarmarktinstrumenten Mit einem Geleitwort von Praf. Dr. Thomas Hartmann-Wendels Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Ober <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Universitat Kiiln, 2002 ISBN 978-3-8244-7716-6 ISBN 978-3-322-89807-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-89807-4 1. Auflage Oktober 2002 Aile Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 2002 Urspriing1ich erschienen bei Deutscher Universitiits-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2002. lektorat: Brigitte Siegel/Nicole Schweitzer www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der eng en Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fOr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besandere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass salche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrlten. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf saurefreiem und chlarfrei gebleichtem Papier v Geleitwort Seit der zweiten Halfte der 90er Jahre haben Banken verstarkt damit begonnen, anstatt wie bis her Kredite zu vergeben und bis zum Ende ihrer Laufzeit zu halten, diese aktiv zu managen. Mit dem Kreditsekundarmarkt konnte die Entstehung eines neuen Kapitalmarktsegments beob achtet werden, an dem Banken ihre auf dem Kreditprimarmarkt an Kunden vergebenen Kre dit(risiken) handeln. Zum Kreditsekundarmarkt werden dabei traditionelle Strukturen (Syndi zierungen) ebenso wie neuere Instrumente (Kreditderivate) sowie hybride Neuentwicklungen (synthetische Verbriefungen) gezahlt. Wahrend sich die Praxis der Bankensteuerung bereits sehr intensiv urn eine Beriicksichtigung der Moglichkeiten dieser neuen Instrumente bemiiht -nicht zuletzt verursacht durch steigende Kreditrisiken -fehlt es ihr an einer theoretischen Fundierung, die eine integrative Betrachtung der unterschiedlichen Einsatzmoglichkeiten der Sekundarmarktinstrumente ermoglicht. Hier wartet die Banktheorie bislang ohne entscheidende Antworten auf, da es insbesondere an einer allgemeinen theoretischen Begriindung fur die Risikoaversion der Banken fehlt. Diesen MiBstand adressiert die vorliegende Arbeit, indem zunachst die Strukturen des Kredit sekundarmarktes sehr detailliert untersucht und vor dem Hintergrund ihrer Einsetzbarkeit unter Kreditportfoliosteuerungsaspekten verglichen werden. Erst nachdem die altemativen Steue rungsmotive erarbeitet worden sind, wird nach Moglichkeiten der Integration dieser Motive in die Aussagen der Kapitalmarkttheorie als theoretischem Grundgebaude der modemen Banken steuerung gesucht. Dabei gelingt ein entscheidender Schritt, indem erstmalig unter allgemeinen Annahmen die Risikoaversion von Banken in Gegenwart eines Kapitalmarktgleichgewichts er klart werden kann. Auf dieser Basis ist es schlieBlich moglich, die wesentlichen Motive fur Se kundarmarktinstrumente, die Risikodiversifkation sowie die regulatorische Arbitrage, in einem einheitlichen Modellrahmen zu erklaren. Der Autor beschrankt sich an dieser Stelle jedoch nicht auf eine modelltheoretisch explikative Analyse des Kreditsekundarmarktes, sondem untersucht dariiber hinaus Implikationen fur die Steuerungspraxis der Banken. Hierbei gelingt es ihm, Erweiterungsmoglichkeiten der heute primar in der Kreditportofoliosteuerung der Banken eingesetzten Risikomangement- und Sha reholder-value-Konzepte aufzuzeigen. Wesentliches Problem verbleibt dabei allerdings, daB es sich ausschlieBlich urn eine Steuerungsheuristik handelt, da die wesentlichen EinfluBfaktoren auf die Risikoaversion der Banken bislang nicht quantifizierbar sind. VI Die vorliegende Arbeit stellt eine sehr umfassende und detaillierte Analyse der Instrumente des Kreditsekundlirmarktes, ihrer Motive und Steuerungsmoglichkeiten dar. Es ist zu wiinschen, daJ3 sie die ihr angemessene Aufmerksamkeit unter Banktheoretikem wie Praktikem findet. Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels VII Vorwort Jede Theorie muj3 zwar auJA bstraktionen Juj3en. Doch kann die Art dieser Abstraktion Ilicht in einem Vakuum bestimmt werden. Sie muj3 vielmehr den wesentlichen Ziigen des Wirtschajisprozesses, wie er sich aus der ErJahrung ergibt, angemessen sein. (Nicholas Kaldor) Die Idee zu der vorliegenden Arbeit ist aus meiner Tiitigkeit bei der Firma McKinsey & Com pany, der ich seit 1996 angehore, im Bereich des Risikomanagements hervorgegangen. In die ser Zeit nahme ich an einem intemen Projekt tei!, in dem die Auswirkungen der Entstehung von Kreditderivaten und Kreditverbriefungen als Teil des Kreditsekundiirmarktes untersucht wur den. Aus rein praktischer Sicht erschienen die Entstehungsgriinde fur einen Kreditsekundiir markt klar und eindeutig: Banken konnen iiber einen solehen Markt insbesondere ihre Kreditri siken diversifizieren und durch geschickte Slrukturierung ihre regulatorische Eigenkapitalaus las tung verbessem. Es wurde aber damals bereits deutlich, dal3 der fundamentale Zusammenhang mit einer Share holder-value-Steuerung als oberstem Untemehmensziel nicht vollstiindig erklarbar war, weir diese allgemein unter der Annahme vollkommener Kapitalmarkte operationalisiert wird, in der Kapitalmarkttransaktionen nicht wertschopfend sein konnen. Da in der Praxis die genannten Motive fur Sekundiirmarkttransaktionen aber einen soleh stark en Anklang gefunden hatten, nahm ich dies zum Anlal3, nach einem Weg der Vereinbarkeit zwischen der klassischen Kapi talmarkttheorie und der Bankenpraxis zu suchen. Das Ergebnis halten Sie in Ihren Hiinden. Die vergangenen drei Jahre waren dabei fur mich nicht immer einfach, z.T. schien mir die Auf gabe in der mir selbst gesetzten Zeit nicht zu bewaltigen. Ich mochte mich an dieser Stelle bei all denjenigen bedanken, die mich aufmeinem Weg unterstiitzt haben: An erster Stelle danke ich meiner Frau Caroline, die meine Hohen und Tiefen aus nachster Nii he erlebt und deren Geduld und dauerhafte Unterstiitzung einen unschatzbaren Beitrag fur mei ne Arbeit geleistet haben. Des weiteren wiire diese Arbeit nicht mogJich gewesen ohne Dr. Ar no Gerken, meinen Freund und Mentor bei McKinsey, der es verstand, mich dauerhaft fur das Thema zu begeistem und mir mit seinem immensen Wissen im Bereich des Risikomanage ments immer fur Diskussionen zur Verftigung stand. Besonderer Dank gilt auch Herm Profes sor Hartmann-Wendels fur die Annahme der Arbeit als Dissertation und die Unterstiitzung im Rahmen vieler Diskussionen. Schliel3lich danke ich meinen Eltem, deren Fiirsorge und Hilfe meinen gesamten Lebensweg begleitet haben. Thomas Poppensieker IX Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. XV Abkiirzungsverzeichnis .......................................................................................................... XVII Symbolverzeichnis .................................................................................................................. XXI TeiJ I: Einleitung .................................................................................................................. 1 I. Einfiihrung und Zielsetzungen ............................................................................................. 1 2. Wissenschaftstheoretische Einordnung ................................................................................ 4 3. Aufbau der Arbeit ................................................................................................................ 5 TeiJ II: Bedeutung des Kreditsekundarmarktes rur die Kreditportfoliosteuerung ......................................................................................... 7 I. Dimensionen der Kreditportfoliosteuerung ......................................................................... 7 1.1. Refinanzierung ............................................................................................................ 8 1.2. Risikosteuerung ........................................................................................................ 10 1.2.1. Kreditrisiko ................................................................................................... 10 1.2.2. Zinsanderungsrisiko ...................................................................................... 14 1.2.3. Prepayment-Risiko ....................................................................................... 16 1.3. Regulatorische Anforderungen ................................................................................. 22 1.3.1. Staatliche Regulierung des Bankensystems .................................................. 22 1.3.2. Aktuelle Fassung der Eigenkapitalvorschriften im KWG ............................ 24 1.3.3. Bewertung der aktuellen Eigenkapitalvorschriften ...................................... 26 1.3.4. Vorschlage des Basler Bankenausschusses zur Anpassung der Eigenkapitalvorschriften yom Juni 1999 und Januar 2001 (Basel II) .......... 28 1.4. Zusammenfassung .................................................................................................... 30 2. Wirkungsanalyse von Kreditsekundarmarktinstrumenten ................................................. 33 2.1. Kredithandel und -syndizierung ............................................................................... 34 2.1.1. Marktabgrenzung und Marktstruktur ............................................................ 34 2.1.2. Marktentwicklung ......................................................................................... 37 2.1.3. Finanzierungs-und Risikowirkung ............................................................... 38 2.1.4. Regulatorische Eigenkapitalanforderungen .................................................. 39 2.2. Kreditderivate .......................................................................................................... .40 2.2.1. Marktabgrenzung und Marktstruktur ........................................................... .40 2.2.2. Marktentwicklung ........................................................................................ .42 2.2.3. Finanzierungs-und Risikowirkung .............................................................. .43 2.2.3.1. Einzelkreditbezogene Credit Default Produkte ............................. .43 2.2.3.2. Einzelkreditbezogene Replication Produkte .................................. .45 2.2.3.3. Basket Produkte ............................................................................. .48 x 2.2.3.4. Index Produkte ............................................................................... .49 2.2.3.5. Credit Linked Notes ........................................................................ 5 I 2.2.4. Regulatorische Eigenkapitalanforderungen .................................................. 54 2.3. Kreditverbriefung ..................................................................................................... 59 2.3.1. Marktabgrenzung und -struktur ................................................................... 59 2.3.2. Marktentwicklung ......................................................................................... 62 2.3.3. Finanzierungs-und Risikowirkung ............................................................... 66 2.3.3.1. Asset-backed Bonds ....................................................................... 66 2.3.3.2. Recourse Asset-backed Securities .................................................. 67 2.3.3.3. True-sale Asset-backed Securities .................................................. 74 2.3.3.4. Synthetische Asset-backed Securities ............................................ 78 2.3.4. Regulatorische Eigenkapitalanforderungen .................................................. 80 2.4. Instrumentenvergleich .............................................................................................. 84 2.5. Abgrenzungsmoglichkeiten des Kreditsekundiirmarktes ......................................... 86 2.6. Zusammenfassung .................................................................................................... 88 3. Die Bedeutung des Kreditsekundiirmarkts fur die Kreditportfoliosteuerung der Banken ......................................................................................................................... 93 3. I. Bedeutung des Kreditsekundiirmarktes fur die Dimensionen der Kreditportfoliosteuerung .......................................................................................... 93 3.1.1. Refinanzierung .............................................................................................. 93 3. I .2. Risikosteuerung ............................................................................................ 93 3.1.2. I. Kreditrisiko ..................................................................................... 93 3.1.2.2. Zinsiinderungsrisiko ........................................................................ 94 3. I .2.3. Prepaymentrisiko ............................................................................ 95 3. I .3. Regulatorische Eigenkapitalanforderungen .................................................. 96 3.2. Bedeutung des Kreditsekundiirmarktes fur das Kreditgeschiift der Banken ............ 97 3.3. Zusammenfassung .................................................................................................. 101 TeillII: Erkliirungsansiitze fUr Sekundiirmarkttransaktionen im Rahmen der Kreditportfoliosteuerung von Banken ................................................................ 103 1. Irrelevanz von Sekundiirmarkttransaktionen bei vollkommenem Kapitalmarkt ............. I 04 I. I. Portfolioauswahlverhalten privater Anleger ........................................................... I 04 I. I. I. Risikopriiferenzen privater Anleger. ........................................................... I 05 I. I .2. Effiziente Portfolien .................................................................................... I 07 I. I .3. Individuelle Portfolioauswahl... .................................................................. I 09 1.2. Das Kapitalmarktgleichgewicht des Capital Asset Pricing Models (CAPM) ........ I I I 1.2.1. Annahmen ................................................................................................... 1 I I I .2.2. Anlegerverhalten ......................................................................................... I 12 1.2.3. Risikobewertung ......................................................................................... I 12 1.2.4. Bewertung von Finanztiteln ........................................................................ 115