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Kreativität, Kultur und Raum: Ein wirtschaftsgeographischer Beitrag am Beispiel des kulturellen Kreativitätsprozesses PDF

402 Pages·2014·5.412 MB·German
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RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft Herausgegeben von O. Kühne, Weihenstephan-Triesdorf, Deutschland S. Kinder, Tübingen, Deutschland O. Schnur, Tübingen, Deutschland Im Zuge des „spatial turns“ der Sozial- und Geisteswissenschaft en hat sich die Zahl der wissenschaft lichen Forschungen in diesem Bereich deutlich erhöht. Mit der Reihe „RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft “ wird Wissenschaft lerinnen und Wissenschaft lern ein Forum angeboten, innovative Ansätze der Anthropogeo- graphie und sozialwissenschaft lichen Raumforschung zu präsentieren. Die Reihe orientiert sich an grundsätzlichen Fragen des gesellschaft lichen Raumverständ- nisses. Dabei ist es das Ziel, unterschiedliche Th eorieansätze der anthropogeogra- phischen und sozialwissenschaft lichen Stadtund Regionalforschung zu integrieren. Räumliche Bezüge sollen dabei insbesondere auf mikro- und mesoskaliger Ebene liegen. Die Reihe umfasst theoretische sowie theoriegeleitete empirische Arbeiten. Dazu gehören Monographien und Sammelbände, aber auch Einführungen in Teil- aspekte der stadt- und regionalbezogenen geographischen und sozialwissenschaft - lichen Forschung. Ergänzend werden auch Tagungsbände und Qualifi kationsarbei- ten (Dissertationen, Habilitationsschrift en) publiziert. Herausgegeben von Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Prof. Dr. Sebastian Kinder, Universität Tübingen PD Dr. Olaf Schnur, Universität Tübingen Lech Suwala Kreativität, Kultur und Raum Ein wirtschaftsgeographischer Beitrag am Beispiel des kulturellen Kreativitätsprozesses Lech Suwala Humboldt-Universität zu Berlin Deutschland Dissertation Humboldt-Universität zu Berlin, 2012 ISBN 978-3-658-06580-5 ISBN 978-3-658-06581-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-06581-2 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de für meinen Vater Josef Suwala Vorwort Eine Monographie hat genauso wie ein ‚Pokalspiel’ seine eigenen Gesetze, bei de- nen das Resultat im Vornherein kaum zu prognostizieren ist. So verhält es sich im Übrigen auch mit der ‚Kreativität’, dem Hauptuntersuchungsgegenstand der vorlie- genden Arbeit. Die Idee zu dieser Untersuchung entwickelte sich sowohl aus meiner wissen- schaftlichen Tätigkeit an der Humboldt-Universität zu Berlin als auch bei einer privatwirtschaftlichen Politikberatung in Berlin. In beiden Fällen arbeitete ich eng an der Schnittstelle der Kreativitäts-, Innovations- und Entrepreneurshipforschung. Dabei wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen oder praxisorientier- ten Projekten bei denen ich mitwirkte – wie im Übrigen auch in der sonstigen Community – willkürlich und inflationär von kreativen/innovativen Menschen oder Entrepreneuren, kreativen Gemeinschaften, kreativen/innovativen Industrien oder gar kreativen/innovativen Städten gesprochen und Kreativität durch Kreativität beschrieben. Diese Umstände veranlassten mich schließlich, einen ganzheitlichen Ansatz zum Kreativitätsprozess zu entwickeln, und gleichzeitig die fragmentierten Forschungsstränge zu diesen Themen innerhalb der gegenwärtigen – durch vielsei- tige Einflüsse gekennzeichneten – Wirtschaftsgeographie im Hinblick auf kulturelle Kreativität zu systematisieren. Dass diese Arbeit schließlich einen guten Ausgang gefunden hat, ist vielen Per- sonen aus dem beruflichen und privaten Umfeld zu verdanken, die mir entweder in zahlreichen fachbezogenen Gesprächen und Diskussionen Ideen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge unterbreitet haben, oder durch die ich in mannigfaltiger Hinsicht eine mentale, soziale oder materielle Unterstützung erfahren habe. Allen voran möchte ich Prof. Dr. Elmar Kulke, meinem Doktorvater, danken, der sich sowohl auf die Umsetzung einer theoretischen Forschungsarbeit eingelassen hat als auch entscheidend durch die systematische Betreuung, die kritische Auseinanderset- zung und durch die materielle Unterstützung für Austauschaktivitäten mit anderen Wissenschaftlern oder für Konferenzreisen zum Erfolg dieses Vorhabens beigetra- gen hat. Dieser Dank gilt in besonderem Maße auch den beiden Betreuern und Gutachtern, Prof. Dr. Sebastian Kinder und Prof. Dr. Hans-Joachim Kujath für ihre schnelle Hilfe, ihre reichhaltigen Hinweise und schließlich für die Übernahme der Gutachten. Schließlich hatte ich das Vergnügen, mit Allen John Scott, dem 8 Vorwort Urheber des Ansatzes des kreativen Feldes zu sprechen und ihm die Fortschritte meiner Arbeit mehrmals vorzustellen. Insgesamt wurde die Konzeption sowie Teile dieser Arbeit im Rahmen des wirtschaftsgeographischen Colloquiums an der Humboldt-Universität sowie auf zahlreichen nationalen und internationalen Workshops und Konferenzen (2008 AK Industriegeographie in Eschwege, 2009 AAG in Las Vegas, RSA in Cardiff, ECE in Toronto; 2010 ERSA in Jönköping, 2011 bei einem wissenschaftlichen Austausch in Tokyo, SIEM in Berlin und GCEG Seoul) vorgestellt. Dabei hatte ich zudem die Möglichkeit mit zahlreichen führenden nationalen (Carsten Becker, ilse Helbrecht, Oliver Ibert, Bastian Lange, Ivo Mossig) und internationalen Wissenschaftlern (Nick Clifton, Richard Florida, Hiroshi Matsubara, Päivi Oinas, Dominic Power, Norma Rantisi, Kevin Stolarick) zu diesem Themenbereich ausführliche Gespräche zu führen. Einen besonderen Dank möchte ich auch den Professoren Ludwig El- lenberg und Rolf D. Schlunze für ihre fachliche und menschliche Beratung sowie Charles Vacher und Takashi Kasagami für ihre wissenschaftsstiftende Unterstüt- zung aussprechen. Darüber hinaus danke ich zahlreichen Fachkollegen: Sascha Brinkhoff, Peter Dannenberg, Peter Dirksmeier, Doreen Jacob, Juhl Jörgensen, Brian Hracs, Christian Hundt, Dieter Kogler, Friedemann Koll, Hogni Hansen, Atle Hauge, Suntje Schmidt, Josef Strasser und Karin Wessel für wertvolle Tipps und Jana Lahmer, Robert Kitzmann und Mattias Romberg für die administrative und redaktionelle Unterstützung. Janina Dobrusskin gebührt schließlich ein ganz beson- derer Dank für die gewissenhafte Unterstützung bei der Transformation der Arbeit in ein publizierfähiges Format. Schließlich gebührt ein großer Dank meiner Frau Thi Minh Vu und meiner Mutter Krystyna Suwala sowie dem Rest der Familie für das Verständnis, das Durchhaltevermögen und die bedingungslose Unterstützung. Freunden (Sven Goosmann, Michael Hacker, Benedict Leicht, Ralf Mädler, Oliver Michler, Franzis- ka & Johanna Schulze, Steffen Schmaler, Stefan & Thomas Siegemund, Tobias Grebing, Tobias Wiesel und Axel Willkomm) danke ich für das ‚Berliner Aus- gleichsprogramm’. Diese Arbeit ist meinem verstorbenen Vater Josef Suwala ge- widmet. Lech Suwala Zusammenfassung „Kreativität“ ist in aller Munde. Insbesondere im vergangenen Jahrzehnt hat sich ‚Kreativität’ in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu einem einflussreichen The- ma entwickelt. Es wird dabei sogar behauptet, dass Kreativität die strategische Res- source der Zukunft schlechthin für Wettbewerbsvorteile darstellt. In Industrielän- dern wird bereits gegenwärtig von dem Aufstieg einer ‚kreativen Klasse’ und einem regulativen Paradigmenwechsel gesprochen, der einer Formationskrise entspricht und mit der Agrarkulturalisierung, Industrialisierung oder dem Übergang zu einer Dienstleistungsgesellschaft vergleichbar ist. Trotz dieses ‚Kreativitätshypes’ und einer Flut von Studien, Forschungsberich- ten und Veröffentlichungen, existiert eine Reihe gravierender Mängel beim wissen- schaftlichen Verständnis von Kreativität und insbesondere von kultureller Kreativi- tät, einer speziellen Form der Kreativität, die das Fundament der Kultur- und Krea- tivwirtschaft bildet. Vor diesem Hintergrund versucht die vorliegende Monographie einen Beitrag zu einem ganzheitlichen Verständnis des Kreativitätsprozesses am Beispiel der kulturellen Kreativität aus einer wirtschaftsgeographischen Perspektive zu leisten. Dabei wird auf der Basis einer Synthese, Transformation und Extrapolation von Erkenntnissen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen (vor allem der Geographie, der Wirtschaftswissenschaften, der Soziologie und der Psychologie), ein systemisches Modell des Kreativitätsprozesses an der Schnittstelle von Kreativi- tät, Kultur und Raum entwickelt. Die Untersuchung ermöglicht dadurch ein differenziertes und disziplinüber- greifendes Kreativitätsverständnis, einen detaillierten Blick auf den (kulturellen) Kreativitätsprozess sowie Einsichten zu wechselseitigen Wirkungsweisen von (kul- tureller) Kreativität und dem Raum, die im Rahmen einer umfangreichen Auseinan- dersetzung mit dem Wesen, der Entstehung, Bedeutungszuweisung der (kulturellen) Kreativität und dem Verhältnis von (kultureller) Kreativität und dem Raum erarbei- tet wurden. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass Kreativität zunächst nach unterschied- lichen Formen (kulturell, wissenschaftlich, technologisch, wirtschaftlich) differen- ziert werden kann. Dabei sind insbesondere im Rahmen des kulturellen Kreativi- tätsprozesses neben den wirtschaftlichen Aktivitäten auf kulturell kreativen Märkten sowohl soziale Beziehungen innerhalb kulturell kreativer Communities als auch das kognitive Auffassungsvermögen kulturell kreativer Individuen für eine wirtschafts- 10 Zusammenfassung geographische Betrachtung interessant geworden, weil sie selber Bestandteile der Wertschöpfungskette sind. Da der resultierende flexible und hybride Entstehungs- und Wertzuweisungs- prozess weder auf der betrieblichen (Unternehmen), der zwischenbetrieblichen (Netzwerk) noch auf der sozialen Ebene (Milieu) ausreichend koordiniert werden kann, empfiehlt sich für die Konzeptualisierung des kulturellen Kreativitätsprozes- ses der Feldbegriff. Innerhalb dieses Feldes übernimmt darüber hinaus der Raum in dreifacher Hinsicht eine strukturierende und/oder koordinierende Funktion: erstens durch Erfahrungsvorteile kreativer Individuen, die sich in der Perzeption von kultu- rellen Landschaften widerspiegeln; zweitens durch Nähevorteile, die mittels Interak- tionen in Communities soziale Orte schaffen und drittens durch Agglomerations- vorteile, die aus der Konzentration ökonomischer Aktivitäten an wirtschaftlichen Standorten herrühren. Diese räumlich bedingten Externalitäten können in besonderen räumlichen Konfigurationen (z.B. Städten) als sich überlappende lokalisierte Feldeffekte begrif- fen werden, die eine einzigartige Atmosphäre innerhalb von kulturell kreativen Feldern generieren können. Die Atmosphäre hat den Charakter eines öffentlichen Gutes und spannt dabei einen multiskaligen Potentialraum aus gegenseitigen Ein- flüssen von kulturellen Landschaften, gesellschaftlichen Orten und wirtschaftlichen Standorten auf, der kulturelle Kreativität begünstigen kann.

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