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Körperzentrierte Psychotherapie im Dialog: Grundlagen, Anwendungen, Integration Der IKP-Ansatz von Yvonne Maurer PDF

383 Pages·2010·5.68 MB·German
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Preview Körperzentrierte Psychotherapie im Dialog: Grundlagen, Anwendungen, Integration Der IKP-Ansatz von Yvonne Maurer

Alfred Künzler Claudia Böttcher Romana Hartmann Marie-Helen Nussbaum (Hrsg.) Körperzentrierte Psychotherapie im Dialog Grundlagen, Anwendungen, Integration Der IKP-Ansatz von Yvonne Maurer Alfred Künzler Claudia Böttcher Romana Hartmann Marie-Helen Nussbaum (Hrsg.) Körperzentrierte Psychotherapie im Dialog Grundlagen, Anwendungen, Integration Der IKP-Ansatz von Yvonne Maurer Mit 50 Abbildungen und 13 Tabellen 123 Künzler, Alfred, Dr. phil. Rossfeldstr. 32, 3004 Bern, Schweiz E-Mail: [email protected] Böttcher, Claudia, Dr. med. Psychiatrische Dienste Graubünden, Postfach 200, 7408 Cazis, Schweiz E-Mail: [email protected] Hartmann, Romana, lic. phil. Chappelihof 22, 8863 Buttikon, Schweiz E-mail: [email protected] Nussbaum, Marie-Helen, Dipl.-Psych. Friedbergstr. 13, 6004 Luzern, Schweiz E-Mail: [email protected] ISBN 978-3-642-01059-0 Springer Medizin Verlag Heidelberg Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfil- mung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätz- lich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Springer Medizin Verlag springer.de © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetz- gebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Planung: Monika Radecki Projektmanagement: Michael Barton Lektorat: Angela Wirsig-Wolf, Wolfenbüttel Layout und Umschlaggestaltung: deblik Berlin Fotonachweis Umschlag- und Kapiteleingangsseiten: links: Leonardo Guglielmo, Schlieren; rechts: © imagesource.com Satz: Fotosatz-Service Köhler GmbH – Reinhold Schöberl, Würzburg SPIN: 12526970 Gedruckt auf säurefreiem Papier 2126 – 5 4 3 2 1 0 V Geleitwort I Ich bin begeistert, dass die Nachfolgegeneration der Körperzentrierten Psychotherapie IKP meinen Impuls, ein weiteres Buch zum ganzheitlichen IKP-Ansatz zu verfassen, aufgenommen und ins Werk umgesetzt hat. Anders zwar, als ich dachte, aber genau dies gehört zum gelingen- den Generationenwechsel. Dem federführenden Herausgeber Alfred Künzler gehört mein ganz spezieller, herzlicher und großer Dank für das wertvolle, breit abgestützte und inspirierende IKP-Handbuch, das zugleich zu einem wegweisenden Gemeinschaftswerk wurde. Seit René Descartes strengem »Dualismus«, hier Geist, dort Körper (17. Jahrhundert), John Lockes und David Humes Empirismus, ferner Immanuel Kants aufklärerischen Anstößen (18. Jahrhundert) wurde rationales Verhalten in der Wissenschaft dominant. Emotionales und im Zusammenhang damit Körperliches wurde tendenziell abgewertet. Dieser Trend setzte sich zunächst auch in der Psychotherapie des beginnenden 20. Jahrhunderts durch. Rationales wurde zum kollektiven wissenschaftlichen »Glaubenssystem«. Mein Glück war, Anfang der 70er Jahre selber von Turnen, Sport und Medizin her zu kommen und die Bedeutung des Emotionalen im Zusammenhang mit Körperlichem – z. B. dem vegetativen Nervensystem – für psychotherapeutische Belange zu erkennen. Ich fasste den Mut, den Körper, nicht nur den philosophisch gedachten und verbal umkreisten »Leib«, in die Psychotherapie und Beratung zu integrieren. Mit dem Fortschritt der Neurowissenschaften in den letzten 2 Jahrzehnten wurde der spezifische Einbezug des Körpers in das psychotherapeu- tische Setting theoretisch weiter begründbar. Auch von der (heil)pädagogischen Seite her legen die neusten Erkenntnisse im multisen- soriellen Lernen nahe, Kinästhetisch-Taktiles und damit den Körper einzubeziehen. Da Psycho- therapie als Veränderungslernen aufgefasst werden kann, ist auch in psychotherapeutischen und beraterischen Bemühungen der Körper als Ressource einzubeziehen. Multisensorielles Wahrnehmen und Lernen wird im IKP-Ansatz schon länger mit dem Akronym VAKO benannt: eine Abkürzung für die Sinneskanäle visuell, akustisch, kinästhetisch/taktil und olfaktorisch. Die geschätzte Leserschaft sei darauf aufmerksam gemacht, dass mit »embodied learning«, »somatic learning« oder »körperlichem Lernen«, ein altbewährtes Prinzip der (Heil-)Pädagogik für die Psychotherapie zur Anwendung kommt – und dies in einer Zeit wachsender Kommu- nikations- und Cyberspace-Technologie, in der unser Körper entbehrlich zu werden scheint. Dem vorliegenden handbuchartigen Werk verleiht dies Bedeutung bis hin zum Wohl im Alltag eines jeden Menschen. Auch in diesem Sinne wünsche ich dem Buch viel Erfolg und große Wirkung! Yvonne Maurer, Gründerin und Gesamtleiterin Institut für Körperzentrierte Psychotherapie IKP, Mitbegründerin European Association of Body Psychotherapy (EABP) VII Geleitwort II: Zur Situation der Körperpsychotherapie in den deutschsprachigen Ländern Deutschland Die Körperpsychotherapie (KPT) und ihre Geschichte in Deutschland sind eng verknüpft mit dem Werk von Wilhelm Reich, der von 1930 bis 1933 in Berlin arbeitete. Eine andere Quelle stellt die Bewegungs- und Atemlehre von Elsa Gindler aus der deutschen Gymnastik- bewegung dar. Bis zur 68er Studentenbewegung spielten Reich und die KPT jedoch keine nennenswerte Rolle. Über Amerika, wohin Reich 1939 emigriert war, kam die KPT zurück nach Deutschland. Ab den 70er Jahren gewannen vor allem die neoreichianischen Methoden (Lowen, Boyesen, Pierrakos), die Biosynthese (Boadella) und in den 80er Jahren die Integrative Therapie (Petzold), die Analytische Körperpsychotherapie (Moser u. a.) und Hakomi (Kurtz) an Bedeutung. Im stationären Bereich fanden vor allem die Konzentrative Bewegungstherapie (Stolze), die Funk- tionelle Entspannung (Fuchs) und die tiefenpsychologisch fundierte Tanztherapie als körper- orientierte Methoden Verbreitung. 1999 gab es mit der Verabschiedung des Psychotherapeutengesetzes (PsychThG) einen wichtigen Einschnitt in die ambulante Psychotherapie. Einerseits stellt es einen Fortschritt dar, da Psychologische Psychotherapeuten den Fachärzten gleichgestellt wurden und mit den Kran- kenkassen eigenständig abrechnen können. Andererseits wurde die Verfahrensvielfalt auf 3 Richtlinienverfahren – Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Verhaltenstherapie – eingeschränkt. Trotz dieser restriktiven Bedingungen hat die Bedeutung der KPT in Deutschland in den letzten 10 Jahren deutlich zugenommen. In vielen Bereichen der stationären Psychotherapie ist sie fester Bestandteil eines in der Regel verfahrens- und methodenintegrativen Behandlungs- konzeptes. Es gibt sogar eine Reihe von Kliniken, die eine besondere körperpsychotherapeu- tische Ausrichtung haben. In der ambulanten Praxis kann KPT auf der Basis der Heilpraktik- erlaubnis für Psychotherapie praktiziert und privat abgerechnet werden. Der Körper und der gesamte Bereich der nonverbalen Kommunikation gewinnen aber auch in der Richtlinienpsy- chotherapie eine immer größere Bedeutung. An einer Reihe von deutschen Universitäten ist die KPT in Lehre und Forschung vertreten. Obwohl die empirische Forschung zur KPT kaum mit Drittmitteln gefördert wird, liegt heute eine Reihe anerkannter Evaluationsstudien vor, die die Wirksamkeit von KPT deutlich belegen. In einer Bibliografie zur KPT wurden bereits 2002 weit über 1000 deutschsprachige Titel auf- geführt. Die DGK unterstützt eine weitere randomisiert-kontrollierte Studie 2009. Sie hat seit ihrer Gründung 1994 mittlerweile 3 große wissenschaftliche Kongresse und 7 Fachtagungen durchgeführt, der Kongress 2007 zog über 600 Teilnehmer an. Abschließend kann also gesagt werden: Die Körperpsychotherapie ist in Deutschland auf einem guten Weg, und sicherlich wird auch dieses vorzügliche Buch zu ihrer weiteren wissen- schaftlichen Verankerung und ihrer Verbreitung beitragen. Manfred Thielen, Vorsitzender Deutsche Gesellschaft für Körperpsychotherapie (DGK) VIII Geleitwort II: Zur Situation der Körperpsychotherapie in den deutschsprachigen Ländern Österreich Die Körperpsychotherapie (KPT) zählt eigentlich, nach der Psychoanalyse, zu den ältesten Psychotherapie-Richtungen. Und dennoch hat sie jahrzehntelang in Österreich ein Schatten- dasein gefristet. Ihre Anfänge nahm die KPT in Wien, als Ferenczi und Fenichel versuchten, das körperliche Agieren und den körperlichen Ausdruck in die Psychoanalyse mit einzubeziehen. Dem jungen Wiener Psychoanalytiker Wilhelm Reich fiel die Verkörperung der Widerstände in der Analyse in muskulären Verspannungen auf. Diese Verknüpfung von Seele und Körper hat Reich im Laufe der Jahre weiter ausgearbeitet und somit gilt er als der Gründervater der KPT. Nach dem Weggang Reichs aus Wien und unter der Herrschaft des Nationalsozialismus kehrten auch auf dem Gebiet der Psychotherapie Grabesruhe und geistiger Stillstand ein. In den 68er Jahren, mit der Studentenbewegung, mit dem Wunsch vieler nach Sprengen der Enge der Gesellschaft und Überwindung der rigiden Sexualmoral, wurde Wilhelm Reich plötzlich sehr modern. Aus den Selbsterfahrungsgruppen, deren Trainer meist aus den USA und Großbritannien kamen, er- wuchsen Ausbildungen in den verschiedensten körperpsychotherapeutischen Richtungen. Am häufigsten finden wir in Österreich die Bioenergetische Analyse (Lowen), Biodyna- mische Psychologie (Boyesen) und die Konzentrative Bewegungstherapie (Stolze), des Weiteren Radix (Kelly), Hakomi (Kurtz), Biosynthese (Boadella) und Emotionale Integration (Bolen). Das österreichische Psychotherapiegesetz 1990 regelte die Berufsausübung und -ausbildung in der Psychotherapie, und von den KPT-Methoden hatte nur die »Konzentrative Bewegungs- therapie« die Kraft und Ausdauer, die Anerkennung als Ausbildungseinrichtung durchzusetzen. Viele der Körperpsychotherapeuten konnten die persönliche Anerkennung als Psychotherapeut erreichen und somit weiter arbeiten, Ausbildungen in körperpsychotherapeutischen Methoden waren aber nicht mehr erlaubt (außer in Konzentrativer Bewegungstherapie), und damit sank die KPT zunehmend in die Bedeutungslosigkeit. Seit einigen Jahren hat sich das geändert, und wir verzeichnen ein gesteigertes Interesse an der KPT; seit kurzem scheint der Zugang zum oder über den Körper in den verschiedensten Psychotherapie-Richtungen, aber auch in Soziologie und Philosophie unverzichtbar, und es gibt auch in Österreich viele Symposien und Kongresse zu diesem Thema. Diese Beachtung ver- dankt die KPT den Ergebnissen der Säuglingsforschung und den Resultaten der Neurobiologie, die die Erfahrungen der KPT bestätigen, dass Körper und Seele untrennbar verbunden sind und sich miteinander entwickeln. Davon berichtet dieses Buch. Mit seinem wissenschaftlichen Ansatz und seinen Wirksam- keitsnachweisen stellt es eine wichtige Unterstützung der aktuellen Bestrebungen in Österreich um Anerkennung einer integrativen Körperpsychotherapie als Ausbildungsmethode dar. Elfriede Kastenberger, Vorsitzende Austrian Association for Bodypsychotherapy (AABP) Schweiz Der Schweizerische Körperpsychotherapieverband besteht seit 1992. Er war der erste Landes- verband des bereits 1987 gegründeten Europäischen Körperpsychotherapieverbandes EABP. Das Ziel war und ist, Körperpsychotherapeuten und Körperpsychotherapieschulen der Schweiz unter einem gemeinsamen Dach zu organisieren, um deren Interessen wie Anerkennung auf verschiedenen Ebenen und Verbreitung der Theorie und Methodik wirkungsvoll zu unterstüt- zen und Körperpsychotherapie als Psychotherapiemethode zu etablieren. Zwei gut besuchte Kongresse brachten uns diesem Ziel näher. Kontakte zu den eidgenössischen Behörden entstan- den. Heute sind verschiedene Körperpsychotherapieschulen von den Schweizer Psychothera- IX Geleitwort II: Zur Situation der Körperpsychotherapie in den deutschsprachigen Ländern pieverbänden anerkannt und die Kantone vergeben für diese Ausbildungsgänge die Praxisbe- willigung für Psychotherapie. Wir warten in der Schweiz zurzeit noch auf ein bundesweites Psychologieberufegesetz (PsyG), das gerade auch im körperpsychotherapeutischen Bereich der Bevölkerung mehr Klarheit bringen wird, welche Angebote auf einer fundierten Ausbildung beruhen. Die Körperpsychotherapie in der Schweiz hat eine lange Tradition und hat sich entwickelt und verändert. Sie vertritt die These, dass nachhaltige Veränderungen im Erleben und Ver- halten nicht nur über das therapeutische Gespräch erfolgen, sondern schneller oder sogar unabdingbar unter direktem Einbezug des Körpers. Die klinische Erfahrung und die heutige neuropsychologische und neurobiologische Forschung bestätigen diese Annahme. Verschie- dene Schulen der Körperpsychotherapie in der Schweiz haben eigene oder gemeinsame For- schungsprojekte initiiert und gute Resultate erzielt. Es freut mich außerordentlich, dass erneut ein qualitativ hoch stehendes Buch zur Körper- psychotherapie den Weg auf den Markt findet. Es ist zu hoffen, dass das breite Wissen, das die mehr von der Gestalttherapie oder der Psychoanalyse herkommenden Körperpsychotherapie- schulen der Schweiz in ihrer Vielfalt und Tradition erarbeitet haben, auch von anderen Psycho- therapieansätzen künftig vermehrt einbezogen wird. Ich wünsche dem vorliegenden Buch viel Erfolg und den Lesern viel Freude. Jürg Thomet, Präsident Schweizerischer Verband für Körperpsychotherapie (CH-EABP) XI Vorwort Das Gebiet der Körperpsychotherapie ist ein enorm vielfältiges. Zusätzlich haben sich auch praktisch alle nicht genuin körperbezogenen Psychotherapieschulen für solche Verfahren zu interessieren begonnen – und dies nicht einfach einem Trend folgend, sondern Ergebnissen der modernen Neuroforschung. Diese stellt nämlich den Einbezug des Körpers in gesprächsbasierte Therapie zunehmend nicht nur als sinnvoll, sondern geradezu als ein Muss dar, wenn Effizienz der Therapie als Kriterium gilt. Kein Wunder also, dass die Idee zu diesem Buch beim Springer- Verlag auf offene Türen traf. Das Buch fußt auf dem Ansatz der Körperzentrierten Psychotherapie (KZPT) von Yvonne Maurer, geht aber weit darüber hinaus. Die KZPT wird zwar skizziert, in ihren Ingredienzen ebenso wie in der Anwendung. Diese Skizzen erheben aber einen weiteren Geltungsanspruch, indem sie vielerorts allgemein für körperorientierte respektive den Körper einbeziehende Psychotherapie stehen. Dieser Band will denn auch aufzeigen, warum (und wann) körper- orientierte Verfahren sinnvoll sind und wie eine Integration in verbale Psychotherapie aus- sehen kann. Die Sektionen I und III des vorliegenden Buches beziehen sich eng auf die KZPT. Inhaltlich wie auch aufgrund der Herkunft der Autoren könnten die Beiträge dieser Sektionen als »Innen- ansichten« körperzentrierter Psychotherapie bezeichnet werden. Die Sektionen II und IV weiten den Fokus auf benachbarte Zugänge bzw. andere den Körper einbeziehende Psycho- therapieansätze aus. Sie könnten in diesem Sinne als integrierende oder »Außenansichten« auf KZPT bezeichnet werden. Sektion I stellt wichtige therapeutische Wurzeln und grundsätzliche Aspekte der KZPT dar, allerdings mit Gültigkeit für weitere körperpsychotherapeutische Verfahren. Sektion II öffnet den Blick über den engeren psychotherapeutischen Rahmen hinaus. Hier wird die körper- orientierte Methode in angrenzenden Fachgebieten wie der Neurobiologie oder Embodied Cognition fundiert. Die Autoren zeigen aus ihrem jeweiligen Blickwinkel den Gewinn und die Angemessenheit einer körperorientierten Vorgehensweise in der Psychotherapie auf. Sektion III veranschaulicht körperzentriertes Vorgehen in unterschiedlichen Settings und mit verschie- denen Populationen. Als Dozenten, Ausbildner und Praktiker in KZPT teilen diese in spezifi- schen Settings tätigen Autoren wertvolles Erfahrungswissen mit. Im Sektion IV schließlich stellen Exponenten aus verschiedenen psychotherapeutischen Richtungen ihre Perspektive auf körperbezogenes Handeln dar. Insgesamt möchte das Buch interessierten Lesern Argumente für die Nützlichkeit und Angemessenheit einer körperorientierten Vorgehensweise in der Psychotherapie an die Hand geben. Argumente, die sich stützen auf die moderne Neurowissenschaft und angrenzende Ge- biete, traditionelle psychotherapeutische Verfahren sowie ausgedehnte Praxiserfahrung mit körperzentrierter Psychotherapie und anderen integrativen Ansätzen. Damit ist ein weiteres Ziel dieses Buches angesprochen. Die viel zu lange verteidigten Gräben zwischen den vielen (manche zählen mehr als 400) Psychotherapieschulen sollen weiter überwunden werden. Dabei geht es nicht um eine Vereinheitlichung, selbst wenn der neue Herausgeber des renommierten Handbook of Psychotherapy and Behavior Change, Michael Lambert, mittlerweile ganze 5% Varianz am Therapieergebnis auf die Methode zurückführt (persönliche Mitteilung, 9.9.2008). Es geht darum, voneinander zu lernen, Nützliches zu kom- binieren, in einem (amerikanisch-wertneutral verstandenen) eklektischen Sinn. Ein schönes solches Beispiel (»systematic treatment selection«) durfte ich vor einigen Jahren bei Larry Beut- XII Vorwort ler in Kalifornien kennen lernen. Auch die empirische Forschung betreffend »unspezifischer Wirkfaktoren« hat noch lange nicht ausgedient. Sie hat z. B. erst gerade begonnen, den mög- licherweise wichtigen Einfluss der Passung von Therapiemethode und Therapeut einerseits sowie Patient und Therapeut andererseits auf das Therapieergebnis zu untersuchen. Hier liegt möglicherweise noch viel Optimierungsspielraum für körperorientierte respektive integrative wie auch für reine Mainstreamverfahren. Dass Letztere immer seltener werden, weil sie immer häufiger körperorientierte Interventionen einflechten, verweist auf ein integratives Potenzial körperorientierter Interventionen (vgl. Sektion IV dieses Bandes). Ein drittes Anliegen dieses Buches wird bereits in den Geleitworten thematisiert: der adä- quate Einsatz körperorientierter Interventionen. Ihre Effizienz wird von keiner Richtung mehr angezweifelt – im Gegenteil, mehr und mehr werden sie übernommen. Jedoch, wie Manfred Thielen im Geleitwort bemerkt und Leslie Greenberg, einer der international führenden Psy- chotherapieforscher, in einem Workshop ausdrückte: »It is about politics and power – not sci- ence«. Also sollten wir noch mehr Politiker und andere Machthaber vom Potenzial körperori- entierter Psychotherapie überzeugen. Herzlichen Dank sagen möchte ich: 4 Monika Radecki, Michael Barton und Svenja Wahl vom Springer-Verlag für konstruktive Gespräche und Begleitung dieses Projektes, 4 Hilarion Petzold für die Anregung zum Buchtitel und kritische Kommentare, 4 Thomas Ingold für wertvolle Hinweise aus geschäftsleitender Sicht eines Ausbildungs- institutes, 4 den Praktikern unter den Autoren, dass sie ihr wertvolles Erfahrungswissen in Worte kleideten und in diesem Buch allgemein verfügbar machen, 4 den wissenschaftlich tätigen Autoren, dass sie dieses Buch bereichern durch die Darstellung wissenschaftlicher Grundlagen körperorientierter Psychotherapie oder eine integrierende Außensicht darauf, 4 meinen Mitherausgeberinnen, dass sie sich für dieses Projekt begeistern ließen, für die große Menge Zeit, die sie investiert haben und für die konstruktive und kreative Zusammenarbeit, 4 den Geleitwort Schreibenden für das Einbringen ihrer länderspezifischen Sichtweise und die guten Wünsche für das Buch, 4 schließlich meiner Frau Katrin Grendelmeier für ihr interessiertes Mitgehen bei der Realisie- rung dieses Projektes. Zum Umgang mit Geschlechtsformen gibt es wohl keine wirklich zufriedenstellende Lösung. Wir haben uns dafür entschieden, durchgehend die einfachere, d. h. zumeist die männliche Form zu verwenden. Wo nicht anders vermerkt, sind jeweils beide Geschlechter gemeint. Ich freue mich über dieses Werk, das über den viel beklagten Graben zwischen Wissenschaft und Praxis hinweg Beiträge von beiden Seiten vereint. Es baut auch eine Brücke zwischen Pio- nieren körperorientierter Methodik und Psychotherapieformen, die den Körper erst seit kurzem einbeziehen. Ich hoffe, dass das Buch vielen Lernenden, Lehrenden und Praktikern körper- orientierter Psychotherapie sowie daran Interessierten zur Orientierung wird. Alfred Künzler XIII Sektionsübersicht I Therapeutische Grundlagen III Ausgewählte Praxisfelder 1 Von der Psychotherapie zur Körper- 15 Depressive Störungen – ein übungs- zentrierten Psychotherapie . . . . . . . . . 3 bezogenes Therapieprogramm . . . . . . 179 2 Vom Gestaltansatz zu Körper- 16 Burnout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 zentrierter Psychotherapie . . . . . . . . . . 17 17 Traumatische Dissoziation – 3 Vom linearen Ansatz zur systemisch- Diagnostik und Therapie . . . . . . . . . . . 205 ganzheitlichen Körperzentrierten 18 Schizophrenie – Kombination von Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Körperzentrierter Psychotherapie 4 Idiolektisch-ganzheitliche Gesprächs- und Progressivem Therapeutischem führung in Körperzentrierter Spiegelbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 19 Borderline-Persönlichkeitsstörung – 5 Die spirituelle Lebensdimension als ein neues Therapiemodell . . . . . . . . . . 235 Ressource in der Körperzentrierten 20 Geistig und lernbehinderte Kinder Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 und Jugendliche . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 6 Achtsamkeit als Basis der Körper- 21 Psychoonkologie . . . . . . . . . . . . . . . . 261 zentrierten Psychotherapie . . . . . . . . . 67 22 Identität und Lebenseinstellungen . . . . 275 7 Körperzentrierte Erfahrungs- 23 Paare und Familien im Raum . . . . . . . . 291 übungen im Überblick . . . . . . . . . . . . . 77 8 Zum Wirksamkeitsnachweis Körper- zentrierter Psychotherapie . . . . . . . . . . 89 IV Integration 9 Überwiegen Risiken oder Vorteile bei Körperzentrierter Psychotherapie? . . . . 103 24 Ein psychoanalytischer Blick auf körperorientiertes Vorgehen . . . . . . . . 305 25 Verhaltenstherapie mit Leib und Seele . 321 II Biologische und verwandte 26 Allgemeine Wirkfaktoren und körper- Zugänge orientiertes Vorgehen . . . . . . . . . . . . . 335 27 Ich-strukturelles Arbeiten in der 10 Neurobiologie: umdenken, Gruppenpsychotherapie und umfühlen oder umhandeln? . . . . . . . . . 115 Körpererleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 11 Neurokörperpsychotherapie? . . . . . . . . 121 12 Psychobiologie: Die Interaktion zwischen Psyche und Soma . . . . . . . . . 137 Anhang 13 Leib und Körper als Orte von Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 Traumatisierungen . . . . . . . . . . . . . . . 151 Autoren- und Herausgeberportraits . . . . . . 371 14 Embodiment und Körperpsycho- therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . 375

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