Körperschall I(örperschall Physikalische Grundlagen und Technische Anwendungen Von Dr.-Ing. L. Cremer und Dr. rer. nato M. Heckl o. Professor Müller BBN, GmbH Direktor des Instituts für Technische Schalltechnisches Beratungsbüro Akustik der Technischen München Universität Berlin Mit 195 Abbildungen Springer-Verlag Berlin IHeidelberg IN ew York 1967 Alle Rechte, insbesondere das der übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Bnch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) oder auf andere Art zu vervielfältigen © by Springer-Verlag, BerlinjHeidelberg 1967 Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1967 Library of Congress Catalog Card Number: 66-24838 ISBN 978-3-642-49629-5 ISBN 978-3-642-49922-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-49922-7 Die Wiedergabe von Gehrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. In diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der An nahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und lIfarkenschntz-Gesetz gelmng als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benntzt werden dürften. Titel Nr. 1355 Vorwort Vor mehr als 15 Jahren hatte der erstgenannte Verfasser, L. CRE MER, durch Vermittlung von Professor Dr. E. MEYER Gelegenheit, im Auftrage des Department of Scientific and Industrial Research, Lon don, eine "Propagation of structure-borne sound" betitelte Mono graphie [Sponsored Research (Germany) No. 1 (Series B)] über die Berechnung von Körperschallausbreitung in Fahrzeugen und Ge bäuden zu schreiben. Da diese nur in 60 Exemplaren vervielfältigte Monographie schnell vergriffen war und oft photokopiert wurde, entstand schon bald nach Erscheinen der Plan, sie - zunächst in deutscher Sprache - einem größeren Kreise zugänglich zu machen. Der Verfasser mußte sich dann dem Aufbau eines Lehrstuhls mit In stitut und anderen Aufgaben zuwenden, so daß er den Plan erst in den letzten Jahren wieder aufnehmen konnte. Da jedoch mittlerweile eine lange Zeit vergangen war, erschien es ratsam, das vorhandene Material beträchtlich zu erweitern und insbesondere Fragen der Meß technik und der Anwendung auf neuere Aufgaben der Lärmbekämp fung miteinzubeziehen. Er trat daher an den ,ehemaligen Oberingenieur seines Institutes, Dr. M. HECKL, mit der Bitte heran, sich mit ihm in die zu leistende Arbeit zu teilen. d. h. konkret in die Kapitel über I. Wandler, n. Wellenarten, In. Dämpfung, IV. Impedanzen, V. Dämmung, und VI. Abstrahlung. Wenn dabei die Kapitel I, n und V von L. CREMER, und die Ka pitel IH, IV und VI von M. HECKL geschrieben wurden, so fühlen sich doch beide Verfasser für das ganze Buch verantwortlich und hoffen, daß es ihnen durch Rückverweisungen, Vermeidung von Wieder holungen und möglichste Angleichung in der Darstellung gelungen ist, ein einheitliches Ganzes zu schaffen. VI Vorwort Beiden ging es mehr um ein Lehrbuch, das durch gründliche Be handlung einfacherer Probleme den Leser befähigt, neuartige Aufgaben selbst zu lösen, als um ein Handbuch, das alles bis zur Manuskript abgabe Erschienene zu erfassen sucht. Soweit es notwendig erschien, wurde auf die bestehende Literatur hingewiesen, Vollständigkeit in den Literaturangaben jedoch nicht angestrebt. Um den Umfang in Grenzen zu halten, mußte auch auf die Einbeziehung an sich wichtiger Gebilde, wie z. B. der Schalen oder der anisotropen Platten, verzichtet werden. Die Verfasser möchten den Herren Dr. G. BOERGER, M. HUBERT, U. KURzE, H. LAzARus, H. A. MÜLLER, J. NUTSCH, Dr. L. SClJREIBER und Frau ANNA HECKL für Ihre Mithilfe beim Korrekturlesen, sowie allen sonst an der Abfassung von Text und Zeichnungen Beteiligten herzlich danken. Ihr besonderer Dank gilt dem Verlag für die vorzügliche Aus stattung des Buches, für Druck und Bildwiedergabe, und für die Sorg falt und Geduld, mit der er ihren vielfältigen Wünschen nachgekom men ist. Berlin und München, im Oktober 1966 L. Cremer M. Heckl Inhaltsverzeichnis Benutzte Formelzeichen XI I. Definition, Messung und meßbare Erzeugung von Körper- schall. 1 1. Definition 1 2. Mechanische Methoden und Betrachtungen 2 3. Steuernde Körperschall-Aufnehmer 23 4. Die elektromechanischen Wandler für Aufnahme- und Sendung von Luftschall . . . . . . . . . . . . . . . . 30 a) Ihre Verwendung zur Körperschallmessung . 30 b) Der elektrodynamische Wandler .. 34 c) Der elektrostatische Wandler. . 44 d) Der elektromagnetische Wandler . 52 e) Der piezo-elektrische Wandler 56 5. Die elektromechanischen Wandler für Aufnahme und Sendung von Körperschall . . . . . . 59 a) Körperschall-Aufnehmer . . . . . .. . . . . 59 b) Körperschall-Sender. . . . . . . . . . . . . 66 11. Übersicht über die verschiedenen Wellenarten 72 1. Longitudinale Wellen. . . . . . . . . . . . . . 72 a) Die reine longitudinale Welle . . . . . . . . . 72 b) Die quasi-longitudinalen Wellen in Stäben und Platten 78 2. Transversal-Wellen. . . . . . 84 a) Die ebene Transversalwelle . 84 b) Torsionswellen . . 87 3. Biegewellen . . . . . . . . 92 a) Die reine Biegewelle . . . 92 b) Die korrigierte Biegewelle 106 4. Die Wellenbewegungen auf Stäben endlicher :Länge 112 a) Longitudinale Eigenschwingungen. 113 b) Biege-Eigenschwingungen . . . . . . 118 5. Die allgemeinen Feldgleichungen 127 6. Das Wellenfeld an einer freien Oberfläche. 134 a) Reflexion ebener Wellen . . . . . . . 134 "') Einige einfache Spezialfälle 134 ß) Einführung von Geschwindigkeitspotential und Stromfunktioll 135 VIII Inhaltsverzeichnis y) Die Gleichheit der Spurgeschwindigkeiten . . . . . . . . . 137 15) Berechnung der Reflexionsfaktoren lind der Reflexionsgrade 141 b) Oberflächenwellen. . . . . . . . . . . . . . 145 (1:) Erzwungene Oberflächenwellen. . . . . . . 145 ß) Die freie Oberflächenwelle (RAYLEIGH-Welle) . 148 7. Die freien Plattenwellen . . . . . . . . . . . . 150 a) Randbedingungen und Lösungsformen . . . . . 150 b) Wellen, deren Verschiebungen nur parallel zur Oberfläche sind. 153 c) Wellen, deren Verschiebungen auch senkrecht zur Oberfläche sind 156 IU. Dämpfung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 1. Dämpfungsmechanismen und ihre Darstellungsweise 165 2. Der komplexe Elastizitätsmodul. . . . . . . 169 3. Resonanzschwingungen von gedämpften Stäben ] 74 a) Quasilongitudinal- und Torsionswellen 175 b) Biegewellen ...... . . 181 4. Messung des komplexen Moduls . . . . 186 a) Messungen an kleinen Proben. . . . 187 (1:) Bestimmung des Spannungs-Dehnungsdiagramms. 187 ß) Bestimmung des mechanischen Widerstandes 189 y) Bestimmung des Ausschwingvorganges . . . . . 191 15) Bestimmung der Resonanzfrequenz und der Halbwertsbreite 193 b) Messungen an Stäben . . . . . . . 194 (1:) Bestimmung der Halbwertsbreiten 195 ß) Bestimmung der Abklingzeiten . 197 y) Bestimmung der Pegelabnahme 198 15) Sonstige Meßmethoden . . . . 200 c) Messungen an nicht stabförmigen Proben. 200 5. Meßergebnisse . 20] a) Metalle 201 b) Kunststoffe 208 c) Baustoffe 212 6. Dämpfung von geschichteten Platten. 212 a) Platten mit einfachen Belägen, die auf Dehnung beansprucht sind 213 b) Platten mit Mehrschichtbelägen . . • . . . . . . . . 216 (X) Biegesteife Grundplatte mit dünner Abdeckplatte . . 218 ß) Zwei gleichdicke Platten mit dünner Zwischenschicht 221 y) Beliebige Platten- und Stabkonstruktionen 224 c) Dämpfung durch Resonatoren 225 7. Dämpfung durch trockene Reibung 230 a) Reibung an Metallflächen 230 b) Dämpfung durch Sandschüttungen 232 IV. Impedanzen .•••..•• 234 1. Definition der Punktimpedanz 234 Inhaltsverzeichnis IX 2. Messung mechanischer Impedanzen ..... 235 a) Bestimmung von Kraft und Schnelle 235 b) Vergleich mit einem bekannten Widerstand. 238 c) Sonstige Meßmethoden ......... . 241 3. Eingangsimpedanzen von unendlich ausgedehnten Stäben und Platten 242 a) Anregung von Quasilongitudinalwellen in Stäben 242 b) Anregung von Biegewellen auf Stäben . . . . . . . . . 245 c) Die Biegewellengleichung der homogenen dünnen Platte . 251 d) Der Biegewelleneingangswiderstand der homogenen Platte 254 e) Anwendung von FOURIER-Transformationen zur Berechnung von Biegewellen auf Platten . . _ . . . . . . . . . . . 262 f) Der Biegewelleneingangswiderstand von dicken Platten 265 g) Momentenimpedanzen . . . . . . . _ . . . 269 h) Zusammenstellung der Impedanzformeln . . . 274 4. Punktförmige Anregung von endlichen Systemen 275 a) Allgemeine Eigenschaften. 276 b) Anwendungsbeispiel . . 28i c) Leistungsbetrachtungen 285 5. Spezielle Probleme. . . . 292 a) Trittschallerzeugung . . 292 b) Punktförmig angeregte, stark gekoppelte Systeme 297 V_ Dämmung von Körperschall 300 1. Material- und Querschnitt-Wechsel 300 a) Dämmung von Longitudinal-Wellen 301 b) Dämmung von Biegewellen . . _ . 304 2. Rechtwinklige Ecken und Verzweigungen 310 3. Elastische Zwischenlagen . _ . . _ . 327 a) Dämmung von Longitudinalwellen 328 b) Dämmung von Biegewellen . . _ . 333 4. Sperrrnassen .... _ _ _ . . _ . 343 a) Dämmung von Longitudinalwellen 343 b) Dämmung von Biegewellen . . . . 346 c) Kopplung von Longitudinal- und Biegewellen 360 5. Kettenleiter . . . . . . . . . . . . . . . . 363 a) Dämmung bzw. Übertragung longitudinaler Wellen 363 b) Biege-Kettenleiter ............. . 373 6. Probleme des schrägen Einfalls 381 a) Allgemeine Betrachtungen zur Bewertung schrägen Einfalls 381 b) Allgemeine Folgerungen aus den Randbedingungen 387 c) Zweidimensionale Erweiterung der rechtwinkligen Wandecke 393 d) Platte mit Spant . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 400 7. Dämmung zwischen parallelen Platten . . . . . . . . . .. 407 a) Kontinuierliche Kopplung durch elastische Zwischenschicht (Schwimmender Estrich) . 407 b) Punktweise Schallbrücken . . . . . . . . . . . . . .. 419 x Inhaltsverzeichnis VI. Abstrahlung von Körperschall . 431 1. Messung der abgestrahlten Leistung 431 2. Definition und Messung des Abstrahlgrades 434 3. Der Strahlungsverlustfaktor 437 4. Die Elementarstrahler 439 a) Der Kugelstrahler . 439 b) Die unendliche Platte 441 5. Der ebene Strahler als Summe von Punktquellen 445 a) Einzelstrahler in gitterförmiger Anordnung . 447 b) Die Membran mit rotationssymmetrischer Schnelleverteilung 453 6. Die Abstrahlung von Biegewellen 457 a) Die Grenzfrequenz ..... 457 b) Biegewellen auf Platten endlicher Fläche 460 c) Abstrahlung des Biegewellennahfeldes am Erregungspunkt 468 d) Vergleich mit Messungen .............. . 472 7. Anregung von Platten durch Luftschallwellen (Luftschalldämmung) 475 ....... a) Anregung von Einfachwänden '. 475 b) Doppelwände mit Schallbrücken 479 8. Zusammenhang zwischen Abstrahlung und Anregung 482 a) Das Reziprozitätsprinzip . . . . . . . . . . 482 b) Anregung und Abstrahlung in einem Hallraum . 483 c) Einfluß der Strahlungsbelastung . . . . . . . . 486 d) Schalldämmung und Nebenwegübertragung oberhalb der Grenz- frequenz _ _ . . . . . . _ . . . . ., . . . . . . . 488 e) Zusammenhang zwischen Luft- und Trittschalldämmung 492 Sachverzeichnis .................... . 495 Benutzte Formelzeichen Allgemeine Bemerkungen: Bei der Wahl der Formelzeichen wurde grundsätzlich von den Empfehlungen des AEF, insbesondere von den Blättern DIN 1302, DIN 1304, DIN 1332 aus gegangen. Einige Abweichungen erschienen jedoch mit Rücksicht auf den speziellen Gegenstand unvermeidlich. So mußte für die Winkelgeschwindigkeit oder Win kelschnelle, um Verwechslungen mit der Kreisfrequenz co zu vermeiden, ein Aus wegzeichen eingeführt werden, als welches der dem deutschen Wort angepaßte Buchstabe w gewählt wurde. Da es bei Körperschallproblemen sehr häufig vorkommt, daß eine Größe einmal durch die Längeneinheit (Stab) und einmal durch die Flächeneinheit (Platte) zu dividieren ist, wurde zur Vermeidung der Einführung neuer Buch staben und damit sich ergebender Mehrdeutigkeiten das Prinzip angewandt, daß jeder Beistrich die Division durch die Längeneinheit bedeutet. Beispiel: Masse Masse m = Masse, m' = Länge Fläche' Dabei blieb andererseits die physikalische Verwandtschaft zwischen diesen Grö ßen erkennbar. Dieses Prinzip wurde insbesondere auf die verschiedenen Impedanz-Defi nitionen angewandt und somit auch dabei die Unterscheidung dimensionsver schiedener Größen durch Indizierung vermieden. Beispiel: z--SKc-hrnae ftl le' Z' = -K~rS~acf~ht/-nLe-äl=lne-g e- z" = SDchruneclkle Nun kommen beim Körperschall die physikalisch verwandten Quotienten aus Moment und Winkelschnelle, bzw. Moment je Längeneinheit und Winkelschnelle hinzu. Da der AEF das Setzen von Beistrichen vor den Buchstaben, das sich hier nahelegen würde, nicht empfiehlt, andererseits es unkonsequent gewesen wäre, hier die Indizierung einzuführen, zumal der Index M auch zur Verwechslung mit "mechanische Impedanz" hätte führen können, wurde für diese Momenten Impedanz ein eigener Buchstabe und zwar Weingeführt. Da die Beistriche die Division durch die Länge anzeigen sollen, konnten sie nicht zusätzlich zur Kennzeichnung von Real- und Imaginärteil herangezogen werden. Für diese wurden entweder die Vorsätze Re { } und Im { } verwendet, oder statt 'und" die Zeichen 1 und lL, die, da sie umgedrehte T und II darstellen, "etH und "ip" gesprochen werden. Beispiel: