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Körper-Bilder in der Frühen Neuzeit: Kunst-, medizin- und mediengeschichtliche Perspektiven PDF

368 Pages·2021·36.298 MB·German
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Körper-Bilder in der Frühen Neuzeit Kunst-, medizin- und mediengeschichtliche Perspektiven Schriften des Historischen Kollegs Herausgegeben von Hartmut Leppin Kolloquien 107 Körper-Bilder in der Frühen Neuzeit Kunst-, medizin- und mediengeschichtliche Perspektiven Herausgegeben von Michael Stolberg Schriften des Historischen Kollegs herausgegeben von Hartmut Leppin in Verbindung mit Florian Albert, Birgit Emich, Thomas O. Höllmann, Susanne Lepsius, Bernhard Löffler, Diana Mishkova, Frank Rexroth, Willibald Steinmetz und Gerrit Walther Das Historische Kolleg fördert im Bereich der historisch orientierten Wissenschaften Gelehrte, die sich durch herausragende Leistungen in Forschung und Lehre ausgewiesen haben. Es vergibt zu diesem Zweck jährlich bis zu drei Senior Fellowships und bis zu drei Junior Fellowships sowie alle drei Jahre den „Preis des Historischen Kollegs“. Die Senior Fellowships, deren Verleihung zugleich eine Auszeichnung für die bisherigen L eistungen darstellt, sollen den berufenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern während eines Kolleg- jahres die Möglichkeit bieten, frei von anderen Verpflichtungen eine größere Arbeit abzuschließen. Professor Dr. Dr. Michael Stolberg (Würzburg) war – zusammen mit Professor Dr. Gabriele Lingel- bach (Kiel), Dr. Heinrich Hartmann (Basel), Dr. Mathias Franc Kluge (Augsburg) und Dr. Ariane Leendertz (Köln) – Fellow des Historischen Kollegs im Kollegjahr 2018/2019. Den Obliegenheiten der Fellows gemäß hat Michael Stolberg aus seinem Arbeitsbereich ein Kolloquium zum Thema „Bildliche Darstellungen gesunder und kranker Körper in der Frühen Neuzeit (1450–1750)/Visual Representations of Healthy and Diseased Bodies in the Early Modern Period (1450–1750)“ vom 28.–30. März 2019 im Historischen Kolleg gehalten. Die Ergebnisse des Kolloquiums werden in diesem Band veröffentlicht. Das Historische Kolleg wird seit dem Kollegjahr 2000/2001 – im Sinne einer Public-private-Partner- ship – in seiner Grundausstattung vom Freistaat Bayern finanziert, die Mittel für die Stipendien ka- men bislang unter anderem von der Fritz Thyssen Stiftung, dem Stiftungsfonds Deutsche Bank, der Gerda Henkel Stiftung, der C.H.Beck Stiftung und dem Stifterverband für die Deutsche Wissen- schaft. Träger des Historischen Kollegs, das vom Stiftungsfonds Deutsche Bank und vom Stifterver- band errichtet und zunächst allein finanziert wurde, ist die „Stiftung zur Förderung der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des Historischen Kollegs“. Michael Stolberg wurde im Kollegjahr 2018/2019 von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert. www.historischeskolleg.de Kaulbachstraße 15, D-80539 München Tel.:+49 (0) 89 2866 380 Fax:+49 (0) 89 2866 3863 Email: [email protected] ISBN 978-3-11-073479-9 ISBN (PDF) 978-3-11-073184-2 ISBN (Epub) 978-3-11-073190-3 Library of Congress Control Number: 2021936409 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar. © 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Die Bildnachweise zu den Abbildungen in den Beiträgen befinden sich jeweils in der Bildunter- schrift. Sollten trotz sorgfältiger Recherche nach den Rechteinhabern berechtigte Ansprüche beste- hen, wenden Sie sich bitte unmittelbar an den Autor/die Autorin des jeweiligen Beitrages. Umschlagbild: Albrecht Dürer, Der Sündenfall, Kupferstich (1504); Quelle: https://commons. wikimedia.org/wiki/File:Albrecht_D%C3%BCrer_-_The_Fall_of_Man_(Adam_and_Eve)_-_ Google_Art_Project.jpg. Satz: Typodata GmbH, Paffenhofen/Ilm Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com Inhalt Verzeichnis der Abkürzungen ....................................... VII Michael Stolberg: Einleitung ........................................ 1 John Henderson: Die bildliche Darstellung der Franzosenkrankheit im frühneuzeitlichen Italien: Patienten, Krankheitsbild und Behandlung ....... 15 Valentina Živković: Pestbilder und Reaktionen auf die Seuche in Istrien: die Kirche des heiligen Rochus in Draguć ............................. 37 Christiane J. Hessler: Haut – das inszenierte „Hüllorgan“ in Marco d’Agrates Bartholomäus-Statue und Vesalius ..................... 55 Li-Chun Lee: Der un/geöffnete Körper. Darstellungen des Körperinneren in der europäischen und chinesischen Medizin .......................... 79 Alexander Pyrges: Frühneuzeitliche Verbildlichungen von Beleibtheit. Versuch einer körper- und kunsthistorischen Einordnung ................ 103 Stavros Vlachos: Die Krankheit des Bösen. Körperdeformitäten als negative Symbolik in Passionsszenen des Spätmittelalters und der Frühneuzeit ...... 127 Volker Hille: Überlegungen zu einer Schergenfigur im Zyklus der Apostelmartyrien am Westportal des Ulmer Münsters ................... 153 Jasmin Mersmann: Große Sänger. Zur Morphologie kastrierter Körper ..... 177 M A Katritzky: Generisches und spezifisches Anderssein: Shackshoone (1665–1680), Antonio Martinelli (1718–1740) und frühneuzeitliche Darstellungen von menschlichen Doppelfehlbildungen .................. 199 Brendan Röder: Visuelle Evidenz. Die Darstellung gebrechlicher Körper in kirchlichen Verfahren der Frühen Neuzeit ........................... 229 Thomas Fischbacher: Prinz und Patient. Fürstliche Leiden in frühneuzeitlichen Bildern ........................................... 245 Sebastian Pranghofer: Von den Milchgefäßen zum Lymphsystem. Verbildlichung, anatomisches Wissen und Autorität im langen 18. Jahrhundert .................................................... 265 VI Inhalt Domenico Bertoloni Meli: Die Darstellung der Textur bei Andreas Vesal und Govert Bidloo .................................... 301 Thomas Schnalke: Kranke Bilder. Zur Konzeption und Konstruktion medizinischer Illustrationen im Werk des Berliner Anatomen Johann Gottlieb Walter (1734–1818) .................................. 325 Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren .......................... 347 Personenregister .................................................. 351 Verzeichnis der Abkürzungen AHR American Historical Review ARD Annals of Rheumatic Diseases AVV, Congr. Conc. Archivio Apostolico Vaticano, Congregazione Concilio Bl. Blatt BMJ British Medical Journal BnF Bibliothèque nationale de France, Paris Bull Hist Med Bulletin of the History of Medicine cap. capitulum/Kapitel Cod. Codex EMR Emotion Review fl. floruit/wirkte fol. folio HAZU Hrvatska akademija znanosti i umjetnosti HLQ Huntington Library Quarterly IJAE Italian Journal of Anatomy and Embryology IMAJ Israel Medical Association Journal J. Anat. Journal of Anatomy J. Clin. Endocrinol. Metab. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism J. Eccles. Hist. The Journal of Ecclesiastical History JHMAS Journal of the History of Medicine and Allied Sciences JM The Journal of Musicology lib. liber/Buch MedGG Medizin, Gesellschaft und Geschichte. Jahrbuch des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung MVGN Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg MVGP Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams NLH New Literary History o. Pag. ohne Paginierung Proc. Am. Philos. Soc. Proceedings of the American Philosophical Society r recto/Vorderseite RECTR Restoration and Eighteenth Century Theatre Research https://doi.org/10.1515/9783110731842-203 VIII Verzeichnis der Abkürzungen RLaR Revue des langues romanes RQ Renaissance Quarterly SCJ The Sixteenth Century Journal TMR The Medieval Review v verso/Rückseite v. Vers WmM Würzburger Medizinhistorische Mitteilungen ZfK Zeitschrift für Kunstgeschichte ZMK Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung ZRG, GA Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung Michael Stolberg Einleitung Zahlreiche Abbildungen von gesunden und kranken, von wohlgestalteten und missgebildeten menschlichen Körpern sind aus der Frühen Neuzeit überliefert. Sie entstanden in sehr unterschiedlichen Kontexten, richteten sich an ein breites Spek­ trum von Rezipienten und erfüllten vielfältige Funktionen. Die weitaus größte Zahl von Körperdarstellungen finden wir in der bildenden Kunst. Menschen, bibli­ sche und historische Persönlichkeiten im Besonderen, waren seit jeher ihr wich­ tigster Gegenstand, gleich ob in Wandbildern und Gemälden, in Zeichnungen und Radierungen oder dreidimensional in Büsten und Standbildern. Im religiösen Kon­ text, an Kirchenwänden und auf Altären, dienten sie der religiösen Erbauung und – in Zeiten beschränkter Lesefertigkeiten – der Belehrung. Die körperliche Dar­ stellung des Jesuskinds und des Heilands etwa, bis hin zum deutlich sichtbaren Genital, vermittelte als Verweis auf die Menschwerdung schon als solche eine zen­ trale Glaubenswahrheit.1 Votivbilder dokumentierten die Dankbarkeit für die wun­ dersame Rettung von schwerem Unglück, Krankheit und Tod. In der Renaissance gewann die darstellende Kunst und mit ihr die Visualisierung des Körpers daneben im weltlichen Kontext stark an Bedeutung. Die „Wiederentdeckung“ der antiken Kunst, der Bildhauerei vor allem, machte selbst die Darstellung nackter Körper und das ästhetische und erotische Vergnügen daran ganz buchstäblich salonfähig, ja, zu einem Medium der höfischen und bürgerlichen Repräsentation.2 Seit dem ausgehenden Mittelalter strebten viele Künstler nach einer wirklich­ keitsnäheren, zumindest im weiteren Sinne realistischen Darstellung. An die Stelle generischer, idealisierter Körper traten damit vermehrt Körper mit individuellen Besonderheiten und Eigenheiten. Dabei ging es um mehr als nur das äußere Er­ scheinungsbild. Auch Emotionen und moralische Eigenschaften wurden damals verbreitet als körperliche Phänomene gedeutet.3 Die gezeigte körperliche Verfas­ sung, die Gesichtszüge, die Körpergröße, der Leibesumfang, ja, selbst die Farbe von Gesicht und Kopfhaar, gaben im Rahmen dieses stark somatisch geprägten Menschenbilds zugleich wesentliche Aufschlüsse über die Person und ihr Tempe­ 1 Leon Steinberg: The Sexuality of Christ in Renaissance Art and in Modern Oblivion. Chicago 1996. 2 Beispielhaft: Patricia Lee Rubin: Seen from behind. Perspectives on the Male Body and Renais­ sance Art. New Haven/London 2018. 3 Michael Stolberg: Emotions and the Body in Early Modern Medicine. In: EMR 11 (2019), S. 113–122. https://doi.org/10.1515/9783110731842­001 2 Abbildung 1: Caravaggio, Die Kreuzigung des Heiligen Andreas (1607), Ausschnitt, Cleveland Museum of Art. rament, ihren Charakter, ihre moralischen Qualitäten. Dementsprechend konnten Künstler beispielsweise auf Bildern der Kreuzigung Jesu durch hässliche oder groteske Gesichtszüge oder eine missgebildete Gestalt die moralische Verworfen­ heit der Schächer und anderer Feinde Jesu ins Bild setzen. Nicht zuletzt führte das künstlerische Bemühen um eine wirklichkeitsgetreue Darstellung zuweilen zu einer nie dagewesenen Präzision in der Wiedergabe von Krankheiten und Missbildungen. Bis ins Detail zeigten zahlreiche Künstler bei­ spielsweise die krankhaften Veränderungen beim Kropf.4 So scheinen auf Cara­ vaggios Kreuzigung des Heiligen Andreas (Abb. 1) die knotigen Aufwölbungen und die hervorstehenden Venen am Hals einer zu Andreas aufblickenden Frau (er galt als Schutzpatron der Halskranken) geradezu mit den Händen greifbar. Bilder und Skulpturen von Pestkranken, allen voran des heiligen Rochus, zeigen die ty­ pischen Pestbeulen, insbesondere im Leistenbereich. 4 Zahlreiche Beispiele in Franz Merke: History and Iconography of Endemic Goitre and Cretin­ ism. Bern 1984.

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