Patrick S. Föhl Kooperationen und Fusionen von öffentlichen Theatern Kulturmanagement und Kulturwissenschaft Herausgegeben von Armin Klein Patrick S. Föhl Kooperationen und Fusionen von öffentlichen Theatern Theoretische Grundlagen, empirische Untersuchungen und Gestaltungsempfehlungen Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Frank Engelhardt VS Verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-17646-8 Einführung des Herausgebers »(cid:2)Auf den Bre(cid:3) ern ers(cid:4) eint der gebildete Mens(cid:4) so gut persönli(cid:4) in seinem Glanz, als in den oberen Klassen; Geist und Körper müssen bei jeder Bemühung glei(cid:4) en S(cid:4) ri(cid:3) gehen, und i(cid:4) werde da so gut sein und s(cid:4) einen können, als irgend anders- wo(cid:2)« – mit diesen Worten verabs(cid:4) iedet si(cid:4) Goethes Wilhelm Meister von einer bürgerli(cid:4) en Existenz, die ihm im Deuts(cid:4) land des 1(cid:5). Jahrhunderts verwehrt, die ›(cid:2)ö(cid:6) entli(cid:4) e Person(cid:2)‹ zu sein, die zu sein er anstrebt. Anders als in England und Frank- rei(cid:4) seiner Zeit, blieben den Kindern des Bürgertums politis(cid:4) e und gesells(cid:4) a(cid:7) li(cid:4) e Karrieren in Parlament und Wirts(cid:4) a(cid:7) weitgehend verbaut – auf den Bre(cid:3) ern, die die Welt bedeuten sollten, spielte si(cid:4) (im doppelten Wortsinn) das ›(cid:2)bürgerli(cid:4) e Trauer- spiel(cid:2)‹ des ausgehenden 1(cid:5). Jahrhunderts ab. Das republikanis(cid:4) e ›(cid:2)tua res agitur(cid:2)‹ fand hierzulande ni(cid:4) t in Parlamenten und einer politis(cid:4) en Presse, sondern auf der Bühne sta(cid:3) . Nur vor dieser Funktion als Ersatzpolitik, die si(cid:4) als »(cid:2)moralis(cid:4) e Anstalt(cid:2)« (S(cid:4) iller) glaubt, weit über den Staat und die Gesells(cid:4) a(cid:7) erheben zu können, lässt si(cid:4) s(cid:4) lüssig erklären, warum den Deuts(cid:4) en gerade das Theater so lieb – und vor allem so teuer ist. Denn na(cid:4) wie vor vers(cid:4) lingen die rund 1(cid:8)(cid:9) ö(cid:6) entli(cid:4) en Theater in Deuts(cid:4) land den größten Anteil der jährli(cid:4) rund (cid:5) Milliarden Euro, seit zehn Jahren weitgehend stagnierenden ö(cid:6) entli(cid:4) en Kulturausgaben. Aber ni(cid:4) t nur aus (cid:10) nanziellen Grün- den steht die in der Welt einzigartige Theaterlands(cid:4) a(cid:7) in Deuts(cid:4) land seit Jahren vor großen Herausforderungen: demogra(cid:10) s(cid:4) e Verwerfungen, die Konkurrenz der neuen Medien, ein si(cid:4) wandelnder Kulturges(cid:4) ma(cid:11) gerade bei Jugendli(cid:4) en – all dies erfordert strategis(cid:4) e Neuorientierungen, die si(cid:4) mit einem simplen »(cid:2)Theater muss sein(cid:2)« ni(cid:4) t (cid:10) nden lassen. Zu diesen notwendigen Neuorientierungen zählen – neben einer sehr viel stärkeren Entfaltung des Betriebs(cid:4) arakters der Theater, einer größeren Besu(cid:4) erorientierung, einer Diversi(cid:10) zierung der Finanzierung – zweifelsohne stärkere Kooperationen der Theater: untereinander, aber vor allem au(cid:4) mit den vers(cid:4) iedenen gesells(cid:4) a(cid:7) li(cid:4) en Gruppen und Institutionen. Dabei sollte au(cid:4) der jahrzehntelang verpönte Gedanke der Fusion ni(cid:4) t ausgespart bleiben. Wie die vorliegende Arbeit von Patri(cid:11) S. Föhl zeigt, können Fusionen dann gelingen, wenn sie von den Theaters(cid:4) a(cid:6) enden selbst initiiert und gewollt werden, au(cid:4) künstleris(cid:4) -ästhetis(cid:4) e Zielstellungen verfolgen und langfristig-strategis(cid:4) ausgeri(cid:4) tet sind. Problematis(cid:4) waren und sind sie vor allem dann, wenn sie bloß der s(cid:4) ieren Not gehor(cid:4) end von einer si(cid:4) in Sparzwän- gen be(cid:10) ndenden Politik verordnet werden. Gerade unter dem Aspekt sinkender Besu(cid:4) erzahlen und dementspre(cid:4) end ge- ringerer Auslastungen lohnt es si(cid:4) , verstärkt über Kooperationen na(cid:4) zudenken. Es ist do(cid:4) ein o(cid:6) ensi(cid:4) tli(cid:4) er Widersinn: ausgere(cid:4) net die Sparten, die na(cid:4) der Statistik des Deuts(cid:4) en Bühnenvereins seit Jahren einen starken Publikumszuwa(cid:4) s VI Einführung des Herausgebers zu verzei(cid:4) nen haben, das Kinder- und Jugendtheater sowie das Tanztheater, wer- den am ehesten (weil am problemlosesten) ges(cid:4) lossen. Muss wirkli(cid:4) jede Bühne mögli(cid:4) st alles selbst ma(cid:4) en(cid:2)? Dass es sehr viel intelligentere Modelle gibt, das zeigt die vorliegende Arbeit. Patri(cid:11) S. Föhl hat überzeugend jene Faktoren herausgearbeitet, die bea(cid:4) tet werden müssen, um Kooperationen und Fusionen mögli(cid:4) st erfolgrei(cid:4) zu gestalten. Sie zu bea(cid:4) ten wird notwendig sein, um die na(cid:4) wie vor beneidenswerte Theaterlands(cid:4) a(cid:7) in Deuts(cid:4) land au(cid:4) in Zukun(cid:7) zu erhalten und strategis(cid:4) zu entwi(cid:11) eln. E(cid:3) lingen, im August (cid:12)(cid:9)1(cid:9) Armin Klein Vorwort Die beiden Themenkomplexe ›(cid:2)Kooperationen(cid:2)‹ und ›(cid:2)Fusionen(cid:2)‹ haben in den ver- gangenen Jahren erneut einen zunehmend wi(cid:4) tigen Platz in den breit geführten Diskussionen zu den Reformbemühungen von ö(cid:6) entli(cid:4) en Theatern eingenommen. Die interorganisationale Zusammenarbeit stellt für eine wa(cid:4) sende Zahl ö(cid:6) entli- (cid:4) er Theater – und/oder deren Träger – angesi(cid:4) ts der gesamtgesells(cid:4) a(cid:7) li(cid:4) en Ver- änderungen, die auf den ö(cid:6) entli(cid:4) en Theaterbetrieb einwirken, den dynamis(cid:4) en und si(cid:4) immer komplexer gestaltenden Bedingungen der kommunalen und der Länderhaushalte, eine Handlungsoption dar, um auf diese gegenwärtig virulenten Herausforderungen gezielt und zukun(cid:7) sorientiert zu reagieren. Die anhaltenden Diskussionen in Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Me(cid:11) lenburg-Vorpommern sind hierfür nur ein Zeugnis. Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit(cid:13) war es daher, diese Maßnahmen erstma- lig theoretis(cid:4) und empiris(cid:4) zu untersu(cid:4) en, um Aussagen über deren tatsä(cid:4) li(cid:4) e Dur(cid:4) führung, ihre spezi(cid:10) s(cid:4) en und hö(cid:4) st komplexen Ein(cid:14) ussfaktoren und An- forderungen zu gewinnen. Glei(cid:4) falls sollten erste Eins(cid:4) ätzungen zu den Erfolgen und Rü(cid:11) s(cid:4) lägen erarbeitet werden. Damit ist ein wi(cid:4) tiger S(cid:4) ri(cid:3) getan und die horizontale Zusammenarbeit im ö(cid:6) entli(cid:4) en Theaterberei(cid:4) kann in ihrer Vielfalt und Bandbreite erstmals ausführli(cid:4) er abgebildet werden. Es bleibt allerdings ein erster, kleiner S(cid:4) ri(cid:3) , denn Zusammenarbeit, als kulturmanageriales und au(cid:4) kul- turpolitis(cid:4) es Quers(cid:4) ni(cid:3) sthema verstanden, weist no(cid:4) viele ›(cid:2)weiße(cid:2)‹ Fle(cid:11) en auf. Mit der vorliegenden Dissertation ist somit au(cid:4) ein wenig die Ho(cid:6) nung verbunden, auf entspre(cid:4) ende Desiderate aufmerksam zu ma(cid:4) en und weitere Fors(cid:4) ungen anzuregen. Mit der Abfassung dieses Vorwortes wird ein mehrjähriges und herausforderndes Projekt abges(cid:4) lossen. I(cid:4) wäre allerdings kaum in die erlei(cid:4) ternde und erfreuli(cid:4) e Situation gekommen, diese sowohl abs(cid:4) ließenden wie einleitenden Zeilen zu verfas- sen, ohne die stete Unterstützung, die mir von vielen Seiten entgegengebra(cid:4) t wurde. An erster Stelle danke i(cid:4) Herrn Prof. Dr. Armin Klein, der mir diese Dissertation am Institut für Kulturmanagement der PH Ludwigsburg ermögli(cid:4) te, und der mi(cid:4) während des gesamten Erstellungsprozesses fundiert und konstruktiv beraten und unterstützt hat. Herrn Prof. Dr. Bernd Günter (Heinri(cid:4) -Heine-Universität Düssel- dorf) habe i(cid:4) dafür zu danken, dass er das Zweitguta(cid:4) ten übernommen hat und mir außerdem eine Vielzahl berei(cid:4) ernder sowie kritis(cid:4) er Hinweise vermi(cid:3) elte. (cid:13) Bei der vorliegenden Arbeit handelt es si(cid:4) um die überarbeitete und lei(cid:4) t gekürzte Fassung der Dissertation Kooperationen und Fusionen von ö(cid:2) entli(cid:3) en Theatern von Patri(cid:11) S. Föhl, die am Institut für Kulturmanagement der PH Ludwigsburg entstanden ist und im Sommer (cid:12)(cid:9)1(cid:9) abge- s(cid:4) lossen wurde. VIII Vorwort Darüber hinaus bin i(cid:4) meinem Vater, Herrn Dr. Thomas Föhl, zu tiefstem Dank verp(cid:14) i(cid:4) tet, der die Arbeit von Anbeginn engagiert begleitete und keine Mühen s(cid:4) eute, Kapitel für Kapitel kritis(cid:4) gegenzulesen. Frau Prof. Ellen Lissek-S(cid:4) ütz und Herrn Dr. Patri(cid:11) Glogner mö(cid:4) te i(cid:4) herzli(cid:4) für das Gegenlesen einzelner Kapitel danken. Frau Nora Wegner habe i(cid:4) Dank für die hilfrei(cid:4) en Tipps bei der Auswertung des s(cid:4) ri(cid:7) li(cid:4) en Fragebogens abzusta(cid:3) en. Meiner Mu(cid:3) er, Frau Silvia Föhl, habe i(cid:4) ganz besonders für die akribis(cid:4) e Abs(cid:4) lusskorrektur der vorliegenden Dissertation zu danken. Großer Dank gebührt s(cid:4) ließli(cid:4) meiner Lebensgefährtin Joy und meinem Sohn Ilya, die gerade in den letzten Monaten des Jahres (cid:12)(cid:9)(cid:9)(cid:15), der abs(cid:4) ließend ›(cid:2)heißen(cid:2)‹ S(cid:4) reibphase, die meisten Entbehrungen erfahren mussten und auf deren Unterstüt- zung i(cid:4) immer zählen konnte. Meine Eltern, Silvia und Thomas Föhl, haben mir eine akademis(cid:4) e Ausbildung ermögli(cid:4) t und mi(cid:4) auf meinem bisherigen Lebensweg tatkrä(cid:7) ig unterstützt. I(cid:4) bin ihnen dafür aus tiefstem Herzen dankbar und widme ihnen deshalb die vorlie- gende Arbeit. Berlin, im September (cid:12)(cid:9)1(cid:9) Patri(cid:11) S. Föhl Inhalt Einführung des Herausgebers(cid:16) ........................................................................................(cid:16)V Vorwort(cid:16) ............................................................................................................................(cid:16)VII Tabellenverzei(cid:4) nis(cid:16) ........................................................................................................(cid:16)XV Abbildungsverzei(cid:4) nis(cid:16) ..............................................................................................(cid:16)XVIII 1 Konzeptionelle Grundlagen(cid:16) (cid:13).(cid:13) Einführung in die Problemstellung und Relevanz der Thematik(cid:16) ........................(cid:16)(cid:13) (cid:13).2 Stand der Fors(cid:4) ung zum Thema Zusammenarbeit und Relevanz der vers(cid:4) iedenen Fors(cid:4) ungsgebiete für diese Arbeit(cid:16) .........................................(cid:16)4 (cid:13).2.(cid:13) Zusammenarbeit im ö(cid:6) entli(cid:4) en Kulturbetrieb(cid:16) ........................................(cid:16)5 (cid:13).2.2 Zusammenarbeit im ö(cid:6) entli(cid:4) en Sektor(cid:16) .....................................................(cid:16)9 (cid:13).2.3 Zusammenarbeit in der Privatwirts(cid:4) a(cid:7) (cid:16) ..................................................(cid:16)(cid:13)(cid:13) (cid:13).3 Wissens(cid:4) a(cid:7) stheoretis(cid:4) e Grundpositionen(cid:16) ........................................................(cid:16)(cid:13)5 (cid:13).3.(cid:13) Kulturmanagement als Bezugslehre(cid:16) ..........................................................(cid:16)(cid:13)6 (cid:13).3.2 Realwissens(cid:4) a(cid:7) en als Bezugsrahmen(cid:16) ......................................................(cid:16)(cid:13)7 (cid:13).3.3 Theorienpluralismus(cid:16) ....................................................................................(cid:16)2(cid:13) (cid:13).3.4 Exkurs: Modelltheoretis(cid:4) e Erklärungsansätze von Zusammenarbeit in der Übersi(cid:4) t(cid:16) ......................................................(cid:16)23 (cid:13).4 Zielsetzung, methodis(cid:4) es Vorgehen und Au(cid:17) au der Arbeit(cid:16) ...........................(cid:16)25 (cid:13).4.(cid:13) Zielsetzung und Arbeitshypothese(cid:16) ............................................................(cid:16)25 (cid:13).4.2 Au(cid:17) au der Arbeit und Übersi(cid:4) t der methodis(cid:4) en Vorgehensweise(cid:16).............................................................................................(cid:16)27 2 Begri(cid:2) i(cid:3) e Grundlagen des Untersu(cid:3) ungsfeldes 2.(cid:13) Der ö(cid:6) entli(cid:4) e Theaterbetrieb: Begri(cid:18) i(cid:4) e Grundlagen(cid:16) ....................................(cid:16)3(cid:13) 2.(cid:13).(cid:13) Der Begri(cid:6) des ö(cid:6) entli(cid:4) en Theaters(cid:16) .........................................................(cid:16)3(cid:13) 2.(cid:13).2 Kurzbes(cid:4) reibung der ö(cid:6) entli(cid:4) en Theaterlands(cid:4) a(cid:7) in Deuts(cid:4) land(cid:16) ..............................................................................................(cid:16)32 2.(cid:13).2.(cid:13) Ausgewählte Daten zur Situation der ö(cid:6) entli(cid:4) en Theater(cid:16) ................................................................(cid:16)33 2.(cid:13).2.2 Trägers(cid:4) a(cid:7) sstrukturen und -kategorien von ö(cid:6) entli(cid:4) en Theatern(cid:16) .............................................................(cid:16)38 2.(cid:13).2.3 Re(cid:4) tsformen von ö(cid:6) entli(cid:4) en Theatern(cid:16) ....................................(cid:16)4(cid:13) 2.(cid:13).2.4 Sparten und Spielbetrieb von ö(cid:6) entli(cid:4) en Theatern(cid:16) ................(cid:16)43 2.(cid:13).2.5 Organisationsstrukturen und Theaterproduktion(cid:16) ....................(cid:16)46 2.(cid:13).2.6 Stakeholder von ö(cid:6) entli(cid:4) en Theatern(cid:16) .......................................(cid:16)5(cid:13) 2.(cid:13).2.7 Ziele von ö(cid:6) entli(cid:4) en Theatern(cid:16) ...................................................(cid:16)54