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Kooperation von Jugendhilfe und Schule: Ein Handbuch für die Praxis PDF

229 Pages·2001·4.705 MB·German
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Ulrich Deinet (Hrsg.) Kooperation von Jugendhilfe und Schule Ulrich Deinet (Hrsg.) Kooperation von Jugendhilfe und Schule Ein Handbuch für die Praxis Leske + Budrich, Opladen 2001 Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich. ISBN 978-3-8100-3126-6 ISBN 978-3-322-94935-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-94935-6 © 2001 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Leske + Budrich Inhalt Vorwort ................................................................................................................... 7 Ulrich Deinet Sozialräumliche Verbindung, Stolpersteine und Schnittmengen in der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe.......................................................... 9 Wolfgang Gemert Die Jugendhilfe - das Jugendamt als Partner der Schule ........................................ 23 Felder und Themen der Zusammenarbeit Edith Kesberg Betreuungsangebote für Kinder im Schulalter .... ............... ................. ............. ....... 35 Raingard Knauer Wohin entwickelt sich die betreute Grundschule? - Ein Anforderungsprofil ......... 49 Ulrich Deinet Betreuungsangebote für Jugendliche in der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule .. ........ ............ ... ... ..... .... ..................... ............ .... .................. ............. ...... 61 Hartmut Kreuznacht "Schwierige Schüler" - Zusammenarbeit zwischen Schulen und dem Jugendamt ................................................................................................................ 73 Achim Stopp Erziehungshilfe und Schule: Konkurrenz oder Kooperation ............. ................ ...... 87 Christoph Gilles Sport, Bewegung, Abenteuer: Traditionelles und aktuelles Feld der Kooperation ........... .............. ...... ................... ............... ........... ........................ ......... 95 Hans-Peter Schaefer Zusammenarbeit an der Schnittstelle zu Arbeits- und Ausbildungsmarkt ... ........... 103 6 Inhalt Renate Klees-Möller Mädchenarbeit und Kooperation, Erfahrungen und Ergebnisse aus einem Modellprojekt ... ....................................... ........ ................... ............................... ...... 113 Benedikt Sturzenhecker Kooperation Schule und Jugendarbeit zum Thema "Gewalt" ........ ......................... 123 Gerhard Engelking/Christoph Höfer Schulsozialarbeit - Pädagogische Schulentwicklung durch schulische und sozialpädagogische Praxis ....................................................................................... 139 Helmut Niemeier Interkulturelles Lernen in Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe ............... 155 Planungs- und Strukturebene Martin Treichel Das Schulprogramm als Instrument zur Entwicklung und Sicherung der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe ......................................................... 171 Helga Heukeroth Gemeinsame Fortbildungen zwischen Fachkräften der Jugendhilfe und LehrerinnenlLehrern ..................................................... ............................. ............. 179 Mario Szlapka Maßnahmen und Gremien der Jugendhilfeplanung als Hilfsmittel zur Zusammenarbeit? .......................................................... .......................................... 191 Ulrich Deinet Strukturen in der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule verstehen, verändern und entwickeln! ...................................................................................... 199 Sandra Kreis Regelungen und rechtliche Rahmenbedingungen zur Kooperationen zwischen Schule und Jugendhilfe in den Bundesländern - Materialsammlung ...................... 211 Glossar ................. ................................................................................................ .... 227 Autorenverzeichnis .................................................................................................. 241 Vorwort Gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere der Wandel der Familie als Sozialisa tionsinstanz und die veränderte Rolle von Frauen in Familie und Gesellschaft haben zu neuen Anforderungen an das Schulsystem und die Jugendhilfe geführt, die mit den tra ditionellen (getrennten), institutionellen Mustern nicht mehr zu beantworten sind. Die typische deutsche Halbtagsschule mit ihrem bildungsorientierten Fachdidaktiken sieht sich zunehmendem inneren Druck und äußerer Erwartung gegenüber, soziale Probleme selbst lösen zu müssen, die traditionell anderen gesellschaftlichen Bereichen wie der Familie und der Jugendhilfe zugeordnet wurden. Zunehmende Gewalt an Schulen und die von vielen Eltern benötigte ganztägige Betreuung ihrer Kinder sind die beiden Her ausforderungen, soziale Probleme, mit denen sich das Schulsystem auseinandersetzen muss, bei gleichzeitigem Abbau von Ressourcen. Die Jugendhilfe sieht sich ebenfalls in der Situation, auf neue Bedarfe nicht durch den Aufbau neuer Subsysteme reagieren zu können sondern vorhandene Bereiche mit neuen Harausforderungen und Aufgaben zu betrauen: Kindertagesstätten und Horte müssen sich etwa mit den Erwartungen nach mehr Flexibilität und bedarfsgerechteren Angeboten auseinandersetzen. Der Kostendruck im Bereich der Fremdunterbringung lässt Jugendämter nach teilstationären und mobilen Formen der Hilfen zur Erziehung suchen. Einrichtungen der offenen Jugendarbeit müssen mit neuen Angeboten zur Ganztagsbetreuung auf den gestiegenen Bedarf reagieren. Auch die notwendige Kooperation innerhalb der beiden Systeme muss in Jugend hilfe und Schule erst noch entwickelt werden: so existieren in der Jugendhilfe traditio nelle Grenzen und Abgrenzungen, z.B. zwischen Jugendhilfe, Tagesstätten und den Hilfen zur Erziehung, die nur schwer abgebaut werden können. Die Segmentierung des Schulsystems in die einzelnen Schulformen macht es ebenfalls schwer, übergreifende Konzepte zu entwickeln. Dass Jugendhilfe und Schule als historisch völlig unterschiedlich gewachsene päda gogische Institutionen aufgrund dieser Situation stärker zusammenarbeiten sollen, wird vielfach postuliert, aber in der Praxis gibt es große Probleme bei der Kooperation zweier Systeme, die unterschiedlich legitimiert und strukturiert sind (Strukturdifferenzen), deren Professionelle ein stark divergierendes berufliches Selbstverständnis haben, und deren pädagogische Praxis auf unterschiedlichen fachwissenschaftlichen Paradigmen aufbaut. 8 Vorwort In der Praxis hat sich in den letzten Jahren aufgrund unterschiedlicher Problem und Bedarfslagen und der örtlichen Bedingungen ein sehr breites Spektrum verschie dener Kooperationsformen entwickelt. Vielfach bauen erfolgreiche Projekte der Zu sammenarbeit aber einzig auf dem Engagement einzelner Lehrer und Sozialpädagogen auf und sind deshalb wenig konstant. Die heterogene Vielfalt gemeinsamer Themen und Projekte ist Ausdruck einer kaum zu steuernden Konzeptionierung der jeweiligen Angebote auf die konkreten Rahmenbedingungen und die Bedarfe vor Ort. Diese Vielfalt ist aber auch diffus und unübersichtlich; vorhandene Erfahrungen werden kaum transportiert, Kooperationser fahrung gehen nicht in Strukturen über. Strukturelle Differenzen und systemische Abgrenzungen machen es schwer, Hemmnisse und Fördernisse für Kooperation klar zu bestimmen und diese sind deshalb auch nicht steuerbar sondern ergeben sich eher zufällig vor Ort. Die grundsätzliche Fragen lauten deshalb: Wie kann die Kooperation zwischen Ju gendhilfe und Schule über Modelle hinaus auf den Weg gebracht werden, welche Rahmenbedingungen, Strukturen müssen geschaffen, verändert, welche Anstöße und Anreize gegeben werden. Besonders wichtig für das Gelingen der Zusammenarbeit dieser beiden sehr unter schiedlichen Partner ist es, die oft vorhandene Schieflage in der Zusammenarbeit zu verhindern und zu einem gleichberechtigtem Verhältnis zu kommen, dass durch "Ge ben und Nehmen" gekennzeichnet ist, denn einseitige Instrumentalisierungen führen nicht zu einer langfristigen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Trotz vorhande ner gesetzlicher Bestimmungen, die Jugendhilfe und Schule (in einigen Bundeslän dern) zur Kooperation verpflichten, ist diese letztlich nicht erzwingbar. Um die Gefahren von Instrumentalisierung und Schieflage zu überwinden, müssen die unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen von Jugendhilfe und Schule kon struktiv zusammengebracht und gemeinsame Aufgaben so bearbeitet werden, dass bei de Bereiche ihre Profile einbringen und im Sinne der Aufgabenstellung ein Synergieef fekt entsteht. Die AutorInnen dieses Buches kommen deshalb aus beiden Bereichen. In allen Beiträgen wird großer Wert auf die Verständlichkeit der Jugendhilfe und ihrer Struktu ren aus schulischer Sicht gelegt. Zahlreiche Beiträge gehen explizit von schulischen Themen aus, um an diesen Kooperationsmöglichkeiten zu beschreiben. Das Buch richtet sich an die Praktiker in der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule sowie an die Menschen in beiden Bereichen, die Rahmenbedingungen für eine bessere Zusammenarbeit entwickeln können, z.B. Schulleitung, Schulaufsicht oder Leitungskräfte in Jugendämtern. Es soll helfen, Schnittmengen für gemeinsame Projek te und Aufgaben zu finden, auf der Grundlage eigenständiger Profile und gemeinsamer Aufgaben. Ulrich Deinet Ulrich Deinet Sozialräumliche Verbindung, Stolpersteine und Schnittmengen in der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe Ausgehend von einem gelungenen Beispiel der Zusammenarbeit zwischen einer Hauptschule und einer Jugendeinrichtung wird im zweiten Kapitel die Jugendhilfe als System im Vergleich zur Schule kurz skizziert. Unklare Strukturen führen oft zu "Stol persteinen" und Schieflagen in der Zusammenarbeit, die im dritten Teil vorgestellt werden. Abschließend geht es um Argumente für eine gleichwertige Zusammenarbeit zwischen Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe auf der Grundlage gemeinsamer Aufgaben und eigenständiger Profile. 1. Die sozialräumliche Verbindung von Schule und Jugendhilfe 1.1. Ein gelungenes Beispiel der Zusammenarbeit einer Hauptschule mit einer Jugendeinrichtung in Gelsenkirchen. Helmut Niemeier leitet eine Hauptschule mit einem sehr hohen Anteil türkischer Kin der und Jugendlicher und steht vor dem Problem der Betreuung ihrer Schüler über Mittag. Anstoß, sich an das benachbarte ev. Jugendhaus zu wenden, ist für ihn folgendes Problem: Türkische Mädchen bleiben mittags auf dem Schulhof und gehen nicht nach Hause, sondern warten dort bis zum Beginn des Nachmittagsunterrichts. Herr Niemei er fragt deshalb beim direkt benachbarten evangelischen Jugendhaus an, ob die Schu le die dortigen Räume für eine" Über-Mittag-Betreuung" nutzen könne. Seit fünf Jahren besuchen nun jeden Tag zwischen 30 und 70 Schüler das Jugend haus; sie können dort essen, ihre Hausaufgaben machen sowie die Räume und Spiel möglichkeiten des Jugendhauses nutzen. Zunächst übernahmen zwei hauptamtliche Mitarbeiter der Schulsozialarbeit (angestellt beim Schulträger) die Organisation des Mittagessens, die Hausaufgabenbetreuung und die Aufsicht im Jugendhaus. Nach dem Auslaufen der ABM-Stellen schien das Projekt einzugehen, doch es wurde weiterge führt, weil beide Seiten viel davon haben. Das Jugendhaus wollte das Projekt aufgrund des Erfolges fortsetzen und eine hauptamtliche Mitarbeiterin des Jugendhauses übernahm die Leitung. 10 Ulrich Deinet Herr Niemeier sagte seine Unterstützung zu: Lehrer übernahmen die Durchfüh rung der Schulaufgabenbetreuung im Jugendhaus. Die Jugendlichen wurden stärker beteiligt: sie und nicht mehr die Hauptamtlichen organisieren den Cafeteria-Betrieb, Spieleverleih und Getränkeverkauf. Zeitlich liegt das Projekt zwischen dem Ende der sechsten Stunde und dem Beginn des Nachmittagsunterrichts bzw. der regulären Öff nungszeit des Jugendhauses. Aus der Durchführung einer" Über-Mittag-Betreuung" der Hauptschule in den Räumen der Jugendeinrichtung hat sich eine intensive Zusammenarbeit entwickelt, die sich positiv auf den Schul- und den Jugendhausalltag auswirkt. Schulische Arbeitsgemeinschaften, die im Jugendhaus von den Sozialpädagogen durchgeführt werden, gehören ebenso zum Alltag wie die Lehrer, die mittags regelmä ßig ins Jugendhaus kommen, um dort eine Schulaufgabenhilfe anzubieten (die Hälfte d. Kollegiums geht freiwillig). Für das Jugendhaus bedeutet diese Entwicklung, dass Jugendliche ins Haus kom men, die beispielsweise über die offenen Angebote nicht angesprochen werden konn ten, das Renommee im Stadtteil hat sich verbessert ebenso die Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen. Es gibt regelmäßige Besprechungen zwischen Lehrern und Sozialpädagogen sowie gemeinsame Projekte im Stadtteil oder z.B. eine Theater-AG, die als Schulveranstal tung im Jugendhaus durchgeführt und von dort aus geleitet wird. Nach fünf Jahren zieht Helmut Niemeier folgendes Resümee aus der Zusammenar beit mit dem Jugendhaus: "Am Beispiel Eppmannsweg wird weiter deutlich, dass alle Beteiligten aus der Kooperation von Schule und Jugendhaus persönlichen Gewinn schöpfen. Die Schüler/innen genießen freie Bewegungsräume, die ihnen sonst ver schlossen wären, und zwar als Nutzer und Gestalter. Sie haben dadurch das Gefühl, erwünscht zu sein und vor allem selbst entscheiden und sogar organisieren zu können, was sie tun: etwa ob sie sich nur unterhalten, spielen oder Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Das wirkt sich auf das gesamte Schulklima günstig aus. Für die Eltern wieder um ist über Mittag die Gewißheit gegeben, dass sich ihre Kinder (sofern sie teilneh men) an einem sicheren Aufenthaltsort befinden und sich dort sogar selbst versorgen können. Für Lehrer/innen schließlich ergeben sich unter entlasteten Bedingungen ver mehrte Kontakte zu den Schülern und damit zugleich umfassendere Eindrücke, die als sehr positiv für die eigene Befindlichkeit und Arbeit bezeichnet werden. Ebenso hat sich die Sichtweise der jeweils anderen Institution, der gegenüber z.T. erhebliche Vor behalte bestanden, verändert. Probleme werden dadurch verständlicher; persönliche Stärken und fachliche Kompetenzen lassen sich breiter nutzen; bestimmte Vorhaben können gemeinsam angegangen und getragen werden." (Niemeier, Helmut 1997, S. 275) In Gelsenkirchen gibt es eine Brücke zwischen Jugendarbeit und Schule: der Stadtteil mit seinen Themen und Problemen als Rahmenbedingung, mit dem sich Jugendhaus und Schule auseinandersetzen müssen. Außerdem existieren Schnittmengen, gemeinsame Themen und Aufgaben von Jugendeinrichtung und Hauptschule. Beide Institutionen ha ben etwas von der Zusammenarbeit ohne ihre eigenständigen Profile zu verlieren. Die Lebenswelt der Kinder und JugendlicheI'!, der Stadtteil, die Gemeinde sind die Rahmenbedingungen für eine Öffnung in Schule und Jugendhilfe. Sozialräumliches Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe 11 Denken in der Schule und der Jugendarbeit bedeutet: Interesse an den Räumen und Or ten der Kinder, eine Orientierung an den sozialen Themen und Problemen des Stadt teils, Öffnung und Kooperation mit anderen Institutionen usw. Nur durch eine sozialräumliche Öffnung von Schule und Jugendarbeit kommt Ko operation wirklich zustande! (nicht alleine durch Eingriff von oben, auch nur bedingt durch Förderung von oben). Ganztagsangebote wie beispielsweise ein Schülercafe sind gute Medien für die Entwicklung einer langfristigen Zusammenarbeit. Obwohl Jugendarbeit und Schule unter hohem gesellschaftlichen Druck stehen, ih re Zusammenarbeit zu verstärken und insbesondere Ganztagsangebote zu entwickeln, zeigen die Erfahrungen aus Kooperationsprojekten, dass eine wirkliche Zusammen arbeit nur dann zustande kommt, wenn sich beide Bereiche öffnen, d.h. Kinder und Ju gendliche nicht nur institutionell als "Schüler" oder als "Klientel" betrachten. Der Anstoß für die Kooperation in unserem Beispiel kommt aus der Lebenswelt: für die türkischen Mädchen, die mittags nicht nach Hause gehen, ist die Schule zum Lebensort geworden, den sie ihrem familiären Raum gegenüber vorziehen, weil sie dort z.B. Rollenerwartungen ausgesetzt sind, denen sie nicht immer entsprechen wol len. Bei der Suche nach einem geeigneten Kooperationspartner stehen für die Haupt schule in Gelsenkirchen also nicht so sehr Unterrichtsprobleme im Vordergrund, son dern die soziale Situation der Schülerinnen und Schüler, die auf den Lebensort Schule immer stärker angewiesen sind: "Schule kann sich nicht mehr sozial abschotten und die Herstellung des Sozialen anderen überlassen der Familie, der Jugendhilfe ... denn sie ist unter der Hand zur sozialräumlichen Szenerie geworden" (Böhnisch 1994, S. 91). Die mit dieser Einsicht verbundene Öffnung von Schule in Richtung des Stadtteils und der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen lässt sich in vielen Beispielen bele gen. 1.2. Schule ist zum Lebensort geworden Erst wenn Schule aufgrund der sich verändernden gesellschaftlichen Hintergründe "be greift", dass die Herstellung des Sozialen über die reine Unterrichtsgestaltung zu ihren Aufgaben gehört und Lehrerinnen und Lehrer die Erfahrung machen, dass die Einmi schung in das Soziale langfristig zur Stabilisierung von Schule und dem "Unterricht halten" beiträgt, besteht eine Grundlage für eine Kooperation. Nur wenn Schule sich öffnet, ist sie in der Lage zu kooperieren. Bestätigt werden die skizzierten strukturellen Hintergründe und Entwicklungen durch die vielfachen Er fahrungen aus der Jugendarbeit, nur mit solchen Schulen kooperieren zu können, die schon eine sozialräumliche Öffnung als bewussten Prozess eingeleitet haben: "Erfolg versprechend sind Kooperationsprojekte nur dann, wenn es Schule gelingt, in einen stärkeren Austausch mit der sozialen Umwelt zu treten um einmal sich selbst mehr als Sozialraum zu verstehen und zum anderen außerschulische Sozialprozesse auch sozial mitsteuern zu können" (Böhnisch 1994, S. 91). Der sozialräumliche Bezug zwischen Schule und Jugendarbeit fällt in unserem Beispiel aus Gelsenkirchen leicht, weil es sich hier auch um einen sozial-geografischen Bezug handelt:

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