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Kontroverse Praktiken einer öffentlichen Kontroverse: Schließungen von Aushandlungsräumen in der Agro-Gentechnik-Debatte in Polen PDF

357 Pages·2017·1.86 MB·German
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Jędrzej Sulmowski Kontroverse Praktiken einer öffentlichen Kontroverse Schließungen von Aushandlungsräumen in der Agro-Gentechnik-Debatte in Polen Kontroverse Praktiken einer öffentlichen Kontroverse Jędrzej Sulmowski Kontroverse Praktiken einer öffentlichen Kontroverse Schließungen von Aushandlungsräumen in der Agro-Gentechnik-Debatte in Polen Jędrzej Sulmowski Oldenburg, Deutschland Zugl.: Lüneburg, Leuphana Universität, Dissertation, 2016 ISBN 978-3-658-18148-2 ISBN 978-3-658-18149-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-18149-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Vorwort Die vorliegende Arbeit ist eine leicht modifizierte Fassung einer Disser- tation, die unter dem Titel „Kontroverse Praktiken – Praktiken einer Kontroverse. Schließung von Aushandlungsräumen in der öffentlichen Debatte zur Agro-Gentechnik in Polen“ an der Leuphana Universität Lüneburg eingereicht und im Juni 2016 verteidigt wurde. Für die Unterstützung an der Erstellung dieser Publikation möchte ich mich herzlich bei folgenden Personen bedanken: bei Annemarie Burandt, Beate Friedrich, Daniela Gottschlich, Tanja Mölders, Anna Szumelda für die konstruktive und freundschaftliche Begleitung während des Forschungsprojekts „PoNa – Politiken der Naturgestaltung“, im Rahmen dessen diese Arbeit entstanden ist. Bei Daniela Gottschlich bedanke ich mich für die Lektüre zahlreicher Entwürfe und Ausschnitte dieser Arbeit und für die kritischen wie ermutigenden Rückmeldungen. Sabine Hofmeister, meiner Erstgutachterin, danke ich für die geduldige und freundliche Betreuung und für ihren kritischen und genauen Blick in der Auseinandersetzung mit verschiedenen Versionen der vorliegenden Arbeit. Stefan Böschen, meinem Zweigutachter, danke ich für die Bereit- schaft, sich auf dieses Dissertationsprojekt einzulassen und für die stets produktiven und weiterführenden Kommentare. Einen ganz besonderen Dank richte ich an die Personen, die an dieser Forschungsarbeit zwar nicht direkt beteiligt waren, die es aber geduldet haben, dass diese Arbeit einen Teil auch ihres Alltags ausmachte. Ohne die Unterstützung von Friederike, Janka und Marian sowie von meinen Eltern, Ela und Bogdan, wäre die Fertigstellung dieses Projekts nicht möglich – allerliebsten Dank! Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung............................................................................................11 1.1 Problemstellung, Ziel und Forschungsfragen...................................11 1.2 Normative Entscheidungen zur Rolle als Forscher und Autor – (Re)Konstruktion der Forschungssituation.......................................21 1.2.1 Die Situiertheit dieser Forschungsarbeit...................................21 1.2.2 Meine Situierung in der Agro-Gentechnik-Kontroverse............25 1.3 Aufbau der Arbeit............................................................................26 2 Agro-Gentechnik als Thema sozialwissenschaftlicher Forschung..29 3 Technologiekontroversen als Diskurse, Praktiken, Netzwerke – sozialtheoretische Annahmen............................................................45 3.1 Die Akteur-Netzwerk-Theorie.........................................................49 3.1.1 Verknüpfung als basales Merkmal des Sozialen........................52 3.1.2 Handlung als Verknüpfung heterogener Entitäten.....................60 3.1.3 Verknüpfung als Überwindung der Makro-Mikro- Dichotomie der Sozialwissenschaften........................................77 3.1.4 Sprache als Gegenstand der Untersuchung und die Akteur- Netzwerk-Theorie......................................................................84 3.2 Anknüpfungspunkte - wie kann die Akteur-Netzwerk-Theorie ergänzt werden?...............................................................................93 3.2.1 Inkompatibilität 1: Die Gesellschaftsmetaphern.......................93 3.2.2 Inkompatibilität 2: Subjekttheorie...........................................108 3.3 Zwischenfazit................................................................................ 116 4 Schließung von Aushandlungsräumen – Verortung der Problematisierung............................................................................121 4.1 Schritte der Reflexion über normative Orientierungen..................121 4.2 Gegenstand der Problematisierung – Schließung von Aus- handlungsräumen in öffentlichen Technologiekontroversen..........125 4.2.1 Schließung durch (Risiko-)Framing........................................132 4.2.2 Schließung durch epistemische Marginalisierung...................137 4.2.3 Schließung durch De-Thematisierung von Verhandelbarkeit..145 4.3 Maßstab der Problematisierung – das agonistische Modell materieller Demokratie..................................................................156 4.3.1 Politik- und Demokratieverständnisse in Science and Technology Studies nach Mark Brown....................................158 4.3.2 Demokratieverständnisse in Science and Technology Studies nach Darin Durant....................................................................172 4.3.3 Das agonistische Modell materieller Demokratie....................183 4.4 Zwischenfazit................................................................................188 5 Wahl der Analysemethoden und Rekonstruktion des Vorgehens......................................................................................... 191 5.1 Das empirische Material................................................................192 5.1.1 Die Veranstaltungen................................................................192 5.1.2 Die Interviews.........................................................................194 5.2 Die Textanalysen: das integrative Basisverfahren als Grundgerüst...................................................................................195 5.2.1 Erster (explorierender) Analysegang: Agency-, Positioning- und Metaphernanalyse.........................................199 5.2.2 Zweiter (explorierender) Analysegang: materiell-semiotische Agencyanalyse......................................200 5.2.3 Dritter Analysegang: Legitimierung durch epistemische Positionierung.....................................................201 5.2.4 Vierter Analysegang: Legitimierung in Praktiken der Bewertung..........................................................................204 5.3 Zwischenfazit................................................................................205 6 Ergebnisse der empirischen Analyse der Agro-Gentechnik- Kontroverse in Polen........................................................................209 6.1 Der institutionelle und historische Rahmen der untersuchten Debatten....................................................................209 6.2 Epistemische Positionierung..........................................................216 6.3 Praktiken der Schließung von Aushandlungsräumen.....................233 6.3.1 Schließung durch epistemische Marginalisierung...................236 6.3.2 Schließung anhand der Verweise auf Interessenkonflikte........283 6.3.3 Schließung durch De-Thematisierung von Verhandelbarkeit..295 6.4 Zusammenfassung der Ergebnisse.................................................302 7 Schlussbetrachtung..........................................................................309 7.1 Fazit: Die Normen und die Optionalität der Debatte sichtbar machen............................................................................309 7.2 Ausblick.........................................................................................321 7.3 Reflexion des Forschungs- und Schreibprozesses.........................323 8 Literatur........................................................................................... 331 1 Einleitung 1.1 Problemstellung, Ziel und Forschungsfragen Mein Erkenntnisinteresse im Rahmen der vorliegenden Arbeit ist maßgeblich durch Irritationen motiviert, die ich als Teilnehmer und Beobachter der öffentlichen Debatte über Agro-Gentechnik in Polen erlebte. Ich verfolgte diese Debatte in Jahren 2009-2014 über die Teil- nahme an öffentlichen Veranstaltungen sowie durch Zeitungsartikel, Fernsehsendungen und Online-Diskussionsforen. Beispielhaft beschreibe ich zwei solcher Irritationsmomente: Irritation 1 Ich lese einen Artikel in einer bekannten polnischen Tageszeitung. Der Autor antwortet darin auf Kritik einer Wissenschaftlerin, die wiederum seinen vorher erschienenen Text betrifft. An einer Stelle fällt der Satz: „Sie, Frau Professor, als Vertreter der Wissenschaft sollten doch wissen, dass wissenschaftliche Tatsachen nicht in einem Plebiszit festgelegt werden. Und die Tatsachen sind die, dass genetisch modifizierte Pflanzen unbedenklich sind.“ (Wawrzyński 2010; Übers. JS) „Wissenschaftliche Tatsachen“ und „Plebiszite“ werden hier als Gegen- sätze dargestellt. Ein Plebiszit, also eine Abstimmung, ist für gewöhnlich ein Instrument, durch das die Mehrheitsstimmung einer Gruppe zu einer Frage oder einer Entscheidung ermittelt werden kann. Hier kommen individuelle Präferenzen in aggregierter Form zum Ausdruck. Als das Gegenteil hiervon werden im Zitat „wissenschaftliche Tatsachen“ genannt, die wiederum von dem Willen oder den Handlungen der Gesell- schaft nicht abzuhängen scheinen. Diese Gegenüberstellung legt nahe, dass Tatsachen etwas Unumstößliches seien und gegen jegliche Entscheidbarkeit immun. Bevor ich diesen Artikel las, hatte ich viele andere Artikel von zahlreichen Autor_innen gelesen, in denen die Unbe- © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 J. Sulmowski, Kontroverse Praktiken einer öffentlichen Kontroverse, DOI 10.1007/978-3-658-18149-9_1 12 1 Einleitung denklichkeit von genetisch veränderten Organismen (GVOs1) keines- wegs als so sicher galt. Dass der Journalist die kontroverse Debatte über Agro-Gentechnik mit Verweis auf indiskutable (wissenschaftliche) Tatsa- chen befrieden will, die durchaus zur Diskussion stehen und diskutiert werden, ruft in mir eine Irritation hervor. Irritation 2 Vor der Kanzlei des polnischen Ministerpräsidenten findet eine Demons- tration statt. Einige der Demonstrant_innen stehen versammelt um eine Riesentrommel von einem Durchmesser von etwa zehn Metern und schlagen sie gemeinsam an. Hinter ihnen ist ein Transparent gespannt, auf dem „Stop uprawom GMO“ („Stop dem Anbau von GMO“) steht. Einige Hundert Meter entfernt sitze ich mit Teilnehmer_innen einer Tagung zum Thema Chancen und Risiken der Agro-Gentechnik im Säulensaal des polnischen Parlaments und höre den folgenden Satz: „Wo kommen wir denn hin? Wir kommen zu einer absurden Situation, irgendeiner Dichotomie, wo mit … wo sich Fiktion mit Fakten vermischt, wo wissenschaftlichen Argumenten … dokumentierten (…) Zeitungs- wissen, Zeitungswissen gegenübergestellt wird, häufig gefärbt mit so extremen negativen Emotionen.“ (TiS 2012: 04:15:51-04:16:18)2 Auch in dieser Aussage wird eine Gegenüberstellung vorgenommen, und zwar zwischen „Fakten“ und „Fiktion“. Zu der ersten Kategorie gehören „wissenschaftliche dokumentierte Argumente“, zu der letzteren wiederum das „Zeitungswissen“. Dabei, wie später noch deutlicher wird, verknüpft der Sprechende mit dem Wort „Zeitungswissen“ die Agro- Gentechnik-Gegner_innen. Sie werden damit auf eine bestimmte Art und Weise abgewertet. In der Äußerung wird impliziert, dass sie über falsches oder nicht ausreichendes Wissen verfügen und sich zudem von 1 In dieser Arbeit verwende ich die Abkürzung GVO als Singular und GVOs als Plural, wenn ich selbst von gentechnisch veränderten Organismen spreche. In den von mir untersuchten Debatten in polnischer Sprache wird zumeist die englischsprachige Abkürzung „GMO“ verwendet, die in der Regel sowohl für „genetisch modifizierte Organismen“ wie „genetisch modifizierter Organismus“ steht. Diese Eigenheit der Debatte in Polen möchte ich nicht unsichtbar machen. 2 Die Quellenangabe zeigt den Zeitabschnitt an, in dem die zitierte Aussage in der online zugänglichen audiovisuellen Aufzeichnung der Tagung zu finden ist (s. Literaturver- zeichnis).

Description:
Jędrzej Sulmowski betrachtet in seiner Arbeit die Kontroverse um die Agro-Gentechnik in Polen als einen Streit um den epistemischen Status der Beteiligten. Insbesondere zeigt er, wie mit diesem Streit Einschränkungen von Aushandlungsmöglichkeiten einhergehen. Dabei macht die Analyse der in den un
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