Dipl.-Kfm. Gerhard Pel z e I Kontenrahmen als Mittel der Betriebssteuerung Kontenorganisation und Datenstrome der betrieblichen Abrechnung Im Friihjahr 1971 hat der Bundes verband der Deutschen Industrie einen neuen Kontenrahmen (IKR) der Offentlichkeit vorgelegt, der den seit dem Jahre 1951 maBgeblichen Kontenrahmen (GKR) abHisen solI. Wenngleich diesem neuen Konten rahmen ein vollig anderes Gliede rungsprinzip zugrunde liegt als dem GKR, so ist er doch nicht ohne den bisherigen Kontenrahmen denkbar. Es erscheint deshalb (auch unter dem Aspekt, daB der alte Kontenrahmen noch fur Jahre in der Praxis ver wendet werden wird) angebracht, beide Kontenrahmensysteme zu durchleuchten und einander gegen uberzustellen. Die Beschaftigung mit den Kontenrahmen kann aber nicht ohne die engen Zusammenhange mit dem Rechnungswesen (Finanzbuch haltung, Kosten- und Leistungsrech nung, EDV-Abrechnung, Gesamt kosten- und Umsatzkostenverfahren, Datenstrome zwischen Finanz- und Betriebsbuchhaltung, Ubergang von kontenmaBiger zur tabellarischen Abrechnung, Einkreis-, Zweikreis system) geschehen. Gerade unter Be riicksichtigung dieser Aspekte gelingt es dem Verfasser, sowohl dem Prak tiker bei der Einrichtung und sinn voIlen Gestaltung von K 0 n ten - p I a n e n Zweifelsfragen klaren zu helfen und dem Anfanger fundamen tale Grundlagen des Rechnungs wesens, die sonst in den Lehrbuchern nicht zu finden sind, zu vermitteln. Das Buch ist reich an praktischen Beispielen (Fallteil mit Buchhaltungs und Betriebsabrechnungsfallen) und Schaubildern. Neben der fachlichen Fundierung zeichnet sich dieses Werk durch seine padagogische Darstel lungsweise aus, so daB es als unter richtsbegleitendes Textbuch sehr ge eignet ist. Betrlebswirtschaftllcher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden Gerhard Pelzel Kontenrechnen Berichtigung S. 74: Der Saldo auf der Habenseite des Kontos "Klasse 5" muB lauten: K 0 s te nun te r dec k u n g. S. 230: Die Fortsetzung der FuBnote 152 lautet: ... tengruppe 75 bis 78 "Sonstige Aufwendungen" auszuweisen. S. 345-347: Der vollstandige Tabellenkopf lautet: "Finanzbuchhaltung und Kosten- und Leistungsrechnung nach dem GKR." Dipl.- Kfm. Gerhard Pelzel Kontenrahmen als Mittel der Betriebssteuerung Kontenorganisation und Datenstrome der betrieblichen Abrechnung Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler . Wiesbaden ISBN-13:978-3-409-110 11-2 e-ISBN- 13:978-3-322-83721-9 DOl: 10.1007/978-3-322-83721-9 Copyright by Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden 1975 Vorwort 1m Friihjahr 1971 hat der Bundesverband der Deutschen Industrie einen neuen Kontenrahmen (IKR) der Offentlichkeit vorgelegt, der den seit dem Jahre 1951 maBgeblichen Gemeinschaftskontenrahmen (GKR) ablOsen soil. Da die Betriebe nicht verpflichtet sind, den neuen Kontenrahmen einzufiihren, ist damit zu rech nen, daB der bisherige Kontenrahmen noch fur Jahre hinaus in der Praxis An wendung finden wird, zumal die damit verbundenen Umstellungsarbeiten mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden sind. Auch wird man vielfach nicht bereit sein, auf liebgewordene Gewohnheiten zu verzichten. Andererseits wird es in fortschrittlichen Betrieben verschiedentlich zu einer Einfiihrung des IKR kommen, so daB man in der Praxis beide Kontenrahmentypen antreffen wird. Unsicherheit und Zweifelsfragen werden die Folge dieser Entwick1ung sein. Der Nachwuchs wird sich notwendigerweise mit beiden Kontenrahmen typen auseinander setzen miissen. Dieses Buch hat sich deshalb zur Haupt aufgabe gemacht, eine Orientierungshilfe im Hinblick auf diese Entwick1ung zu geben. Die Beschaftigung mit dem Kontenrahmen kann aber nicht in der Darlegung der formalen Grundkonzeption ihr Bewenden haben. Es mussen vielmehr formelle Gliederungsgesichtspunkte mit materie1len, abrechnungstechnischen und organi satorischen Fragen des Rechnungswesens verquickt werden. Dabei ist es uner HiBlich, die tieferen Zusammenhange zum Rechnungswesen und die sich in ihm abwickelnden Datenstrome aufzuzeigen. Erst auf Grund derartiger Perspektiven wird der Praktiker eher in die Lage versetzt, Zweife1sfragen zu Iosen und betriebsindividuelle Kontenplane auszuarbeiten, die nicht den Ver einheitlichungsbemiihungen in bezug auf das Rechnungswesen zuwiderlaufen. Der Verfasser Inhalt 1. Tell: Der Gemeinsdlaftskontenrahmen (GKR) A. Allgemeiner Oberblick • . 11 B. Inhalt der Korttenklassen • 21 I. Die BUanz- und Abgrenzungskonten 21 1. Klasse 0: Anlageverm6gen'und langfristiges Kapital 21 2. Klasse 1: Finanzumlaufvermogen und kurzfriStige Verbindlichkeiten . 26 3. Klasse 2: Neutrale Aufwendungen und Enrage 28 4. Klasse 3: Stoffbestand und Waren • 46 II. Erfolgs- und Absch1uJ3konten • . 49 1. Klasse 4: Kostenanen. . . . 49 2. Klasse 5 u. 6: Kostenstellen 68 3. Klasse 7: Kostentrager- und Fabrikatebestandskonten 70 a) Gestaltung bei Abrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren 79 b) Gestaltung bei Abrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren 84 4. Klasse 8: Umsatzkosten-, Erlos- und Enragskonten 86 a) Abrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren 87 b) Abrechnung nach dem Gesamtkostenverfabren 95 5. Klasse 9: Absch1uJ3konten. • . • 105 C. Die fundamentalen Gliederungspril1zipien 110 I. Das ProzeBgliederungsprinzip 110 II. Das AbschluJ3gliederungsprinzip 113 1. Das Absch1uJ3gliederungsprinzip fiir Bestandskonten 113 2. Das AbschluJ3gliederungsprinzip fUr Erfolgskonten 120 D. Ausblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • 121 2. TeiI: Der neue Industrlekontenrahmen (IKR) A. Allgemeiner Oberblick . . • . . . • • . 125 B. Der Aufbau des Industriekontenrahmens 128 I. Die Grundkonzeption 128 II. Vorziige des Aufbaus des neuen Kontenschemas 129 III. Mangel des neuen Kontenrahmens . . 130 C. Die Kontenklassen der Finanzbuchfiihrung 134 I. Der Bilanzbereich (Klasse 0 bis 4) . . • 135 1. Aktive Bestandskonten ••......••.••••. 13'5 a) Klasse 0: Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte 136 b) Klasse 1: Finanzanlagen- und Geldkonten •.. • . 153 c) Klasse 2: Vorrlite, Forderungen und aktive Rechnungsabgrenzung 156 2. Die passiven Bestandskonten • . . . . • • • . . . . . • . . •. 176 a) Klasse 3: Eigenkapital, Wertberichtigungen und Riickstellungen. 176 b) Klasse 4: VerbindUchkeiten und passive Rechnungsabgrenzung 197 3. Der Erfolgskontenbereich (Klasse 5 bis 7) . . . . . 204 a) Klasse 5: Ertrage ...•.....•••••.•.•.•. 213 b) Klasse 6: Material- und PersonalaUfwendungen, Abschreibungen und Wertberichtigungsaufwand. 228 c) Klasse 7: Zinsen, Steuem und sonstige Aufwendungen 241 4. Klasse 8: Er6ffnungs- und AbschluBkonten • . 246 D. Die K?ntenklassen der Betriebsbuchfiihrung(Klasse 9) 249 I. Grundlegende Betrachtung • . . • • . • . • . . . 249 II. Der Aufbau der Klasse 9 • . • • • • • . • • • • • 250 III. Die Datenstr6me zwischen Finanz- und Betriebsbuchfiihrung 255 IV. Von der Abgrenzungsrechnung zum Gesamtergebnis . 260 1. Buchhalterische Methode .•... 260 2. Tabellarische Kostenstellenrechnung . . 264 3. V6llige tabellarische LOsung . . • . . . 266 V. Geschlossene Betriebsabrechnung mit EDV 267 VI. Betriebserfolgsrechnung nach dem Direct-costing-Prinzip 277 Literaturverzeichnis . . ................•........... 283 Anhang I. - Fille und Erliuterungen zum GKR und IKR . . 289 Anhang II. GUederungischemata zur GKR, IKR, Aktienbilanz 343 1. Tell Der Gemeinschaftskontenrabmen (GKR) A. AlIgemeiner Oberblick Die Buchhaltung galt schon seit jeher als Grundlage der betrieblichen Analyse. Deshalb ergab sich stets die Notwendigkeit, das Zahlenwerk der Buchhaltung systematisch aufzubereiten und zu verdichten, urn einen Einblick in die Struk tur und in den Ablauf des Betriebsgeschehens zu erhalten. Je mehr Konten im Zuge einer zunehmenden verfeinerten Durchleuchtung der Abrechnungsvor gange eingerichtet wurden, urn so dringender wurde die Notwendigkeit, die Konten nach einem bestiIrmten System zu ordnen. Ein wesentliches Hilfsmittel fur diese Zielsetzung ist der Kontenrahmen (bzw. der betriebsindividuelle Kontenplan (s. Kasten 1), mit dem aile Konten der Buchhaltung leicht auffind bar und uberschaubar gestaltet werden sollen. Die 'Oberschaubarkeit wird vor allem durch das Verhaltnis von Sammel- und GTuppenkonten erreicht. So kann man zum Beispiel aus den Konten Kasse, Bank, Postscheck die Kontengruppe "Zahlungsmittel" als Grundlage fur die Liquiditiitsbeurteilung bilden. Um die Auffindbarkeit jedes Kontos zu sichern, erhalten die Konten ein Zahlensymbol. Die Kontengruppe erhaIt zuniichst eine einstellige Ziffer. So erhaIt zum Beispiel die Kontengruppe "Zahlungsmittel" eine 1. Alle Konten, die nun zur Konten gruppe "Zahlungsmittel" gehoren, erhalten die Kennziffer 1. Damit man weill, um welches Unterkonto es sich handelt, wird eine zweite Kennziffer beigefugt. So erhiilt zum Beispiel das Kassenkonto die Nr. 11, das Bankkonto die Num mer 12, das Postscheckkonto die Nummer 13. Aile weiteren Unterkonten erhal ten weitere Kennziffern. Die weitere Unterteilung kann zum Beispiel beim Bankkonto nach verschiedenen Kreditinstituten, bei dem die Unternehmung ein Konto hiilt, erfolgen: Deutsche Bank 121, Commerzbank 122, Volksbank 123, Dresdner Bank 124. Dieses Nummernsystem bezeichnet man als dekadische Klassifizierung, die auf den amerikanischen Bibliothekar Dewey im Jahre 1880 zuruckgeht1). Das Entscheidende an diesem System ist, daB es mit jeder Stelle einer Zahl die GTuppenteilung bzw. die Gruppenhierarchie (vom Einzelnen zum Gesamten, vom Gesamten zum Einzelnen) zum Ausdruck zu bringen vermag. Mit diesem System kann jede Kontenklasse (als das umfassendste Kontenmerkmal) in zehn 1) Gegen das Deweysche Dezlmalklassifikationssystem sind auch Einwlinde erhoben worden. So hat bereits Schmalenbach erkannt, daB die Zehnereintellung von vornherein einer horiZon talen Ausdehnung der Kontenklassen eine Grenze setzt. Das hat dazu gefUhrt, daB unterschied liche Kontentypen in die gleiche Klasse aufgenommen wurden, so daB einzelne Klassen (vor allem die Kosten- und Erlosklassen) eine 'Oberfilllung zeigten. Theoretisch kann man zwar in einer Klasse zahlreiche Kontenarten unterbringen, well das Dezimalklassifizierungssystem bel1e big viele Untergruppen zulliJ3t. Aber eine derartige Handhabung fUhrt dazu, daB der Kontenplan auJ3erordentlich untlbersichtlich und die Buchungsarbeit erschwert wird. Schmalenbach entschied sich dennoch fUr das Deweysche System, well er meinte, daB "fUr eine von praktischen BedUrf nissen beherrschte Kontensystematik ein mehr liuBerl1cher Gesichtspunkt den innerl1ch rele vanten Zusammenhlingen als Entscheidungsgrund vorzuziehen ist". (E. Schmalenbach, Konten rahmen, 5. Aufl. 1937, S.17.)