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Kontaktanzeigen im Wandel der Zeit: Eine Inhaltsanalyse PDF

287 Pages·1999·8.464 MB·German
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Viola Riemann Kontaktanzeigen im Wandel der Zeit Studien zur Kommunikationswissenschaft Band 43 Viola Riemann Kontaktanzeigen im Wandel der Zeit Eine Inhaltsanalyse Westdeutscher Verlag AIle Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, OpladenlWiesbaden, 1999 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation GmbH. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fur Vervielfaltigungen, Dbersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www.westdeutschervlg.de Hochste inhaltliche und technische Qualitat unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Bucher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Polyathylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Umschlaggestaltung: Christine Huth, Wiesbaden ISBN-13: 978-3-531-13390-4 e-ISBN-13: 978-3-322-89588-2 DOl: 10.1007/978-3-322-89588-2 Auch diese Arbeit wurde, wie unzahlige Dissertationen vor ihr, nicht ohne die Hilfe von zahlreichen Freunden, Verwandten und Bekannten erstellt. Ihnen allen mochte ich meinen Dank sagen. Allen voran danke ich meinen Eltern, denen ich diese Arbeit widme. Sie haben mich fmanziell unterstiitzt und mir freie Hand gelassen bei meinem Weg, darauf ver trauend, daB ich mein Ziel - frilher oder spater - erreichen wtirde. Meine Schwester hat mir mit ihrer Frohlichkeit und damit, daB sie immer fUr mich da war, sehr gehol fen. Meinem Doktorvater, Prof. Dr. Klaus Merten, danke ich fUr sein Engagement, sei nen Einsatz und den anregenden Impuls, den ich von ihm erhalten habe, urn diese Arbeit iiberhaupt zu scbreiben. So viele Freunde haben mich unterstiitzt, daB ich sie an dieser Stelle nicht alle nen nen kann. Namentlich danken mochte ich Dr. Klaus Wilmers [Loi], der immer daran geglaubt hat, daB ich es doch noch schaffe, und der mit seiner mitreiBenden und un ermiitlichen Tatkraft manches Mal Retter in ausweglos erscheinenden Situationen war. Auch Claudia Knoblauch war - vor allem in der Endphase - als kritischer und helfender Geist stets da, wenn ich sie brauchte. Geduldigen Riickhalt habe ich von Andreas Feyand erhalten. Vor aHem Friederike Uhr, aber auch allen anderen Comdats mochte ich fUr die freundliche und ermutigende Unterstiitzung danken. Inhalt 1 Einleitnng ......................................................................................................... 9 1.1 Ziel der Arbeit. ................. '" ....................................................................... 10 1.2 Aufbau der Arbeit ...................................................................................... 11 2 Wertewandel in Gesellschaft nnd Partnerwahl ............................................ 13 2.1 Wertewandel in Partnersuche und Partnerschaft ........................................ 14 2.1.1 Partnerwahl und Wertvorstellungen bis zum 20. Iahrhundert ................ 15 2.1.2 Partnerwahl und Wertvorstellungen im fiiihen Btirgertum ..................... 17 2.1.3 Partnerwahl und Wertvorstellungen im spiiten Burgertum ..................... 19 2.1.4 Partnerwahl und Wertvorstellungen hente .............................................. 21 2.2 Strukturen des Partnerwahlprozesses ......................................................... 26 2.2.1 Kriterien der Partnerwahl... ..................................................................... 28 2.2.2 Erwartenserwartung im PartnerwahlprozeB ............................................ 3 0 2.3 Partnerschaftsformen heute -Ehe, Partnerschaft, Single ........................... 32 2.4 Wertewandel in der Gesellschaft ............................................................... 35 3. Geschichte der Kontaktanzeige ..................................................................... 38 3.1 England ...................................................................................................... 39 3.2 Deutschland ............................................................................................... 40 3.3 Kontaktanzeigen heute ............................................................................... 43 3.4 Alternative Kontaktsuche ........................................................................... 45 4. Strnktnr von Kontaktanzeigen ...................................................................... 47 4.1 Inhaltliche Strukturmerkmale einer Kontaktanzeige ................................ .48 4.2 Differenzierung der formalen Strukturmerkmale ...................................... 51 4.3 Differenzierung der inhaltlichen Strukturmerkmale .................................. 53 4.4 Erwartenserwartung in Kontaktanzeigen ................................................... 60 5. Fnnktion nnd Intention der Kontaktanzeige ................................................ 64 6. Informelle nnd Offentliche Kommnnikation in Kontaktanzeigen .............. 66 6.1 Intimitiit nnd Offentlichkeit in Kontaktanzeigen ....................................... 67 6.2 "Marktcharakter" der Kontaktanzeige ....................................................... 69 6.3 Antagonismus zwischen "Marktcharakter" und Intimitat .......................... 70 8 InhaIt 6.4 Obertreibung und "Ulgen" in Kontaktanzeigen ......................................... 72 Exkurs: Analysemoglichkeiten von Kontaktanzeigen ..................................... 74 7. Die Kontaktanzeige in der Literatur. ............................................................ 79 7.1 Synoptische Darstellung ............................................................................ 79 7.2 Zusatnmenfassung ..................................................................................... 126 8. Hypothesen zur empirischen Untersuchung ................................................ 132 8.1 Hypothesen zu Kontaktanzeigen und zu ihrer Akzeptanz ......................... 132 8.2 Hypothesen zu den Werten in Kontaktanzeigen ........................................ 135 8.3 Hypothesen zur Erwartenserwartung in Kontaktanzeigen ......................... 140 9. Verfahren in der Inhaltsanalyse .................................................................... 143 9.2 Auswahl von Untersuchungsgegenstand und -zeitraum ............................ 145 9.3 Das Kategoriensystem ............................................................................... 145 9.4 Reliabilitat und Validitat der Ergebnisse ................................................... 146 10. Untersuchungsdesign .................................................................................... 148 10.1 Stichprobenauswahl ................................................................................. 148 10.2 Stichprobenziehung ................................................................................. 150 10.3 Infonnationseinheiten .............................................................................. 150 lOA Instrumentenentwicklung ......................................................................... 151 10.5 Datenauswertung ..................................................................................... 152 11. Auswertung der Inhaltsanalyse -Ergebnisse ............................................. 153 11.1 Ergebnisse -Kontaktanzeigen und ihre Akzeptanz ................................. 153 11.2 Ergebnisse -Werte in Kontaktanzeigen ................................................... 164 11.3 Ergebnisse -Erwartenserwartung in Kontaktanzeigen ............................ 188 12. Fazit ............................................................................................................... 220 13. Literatur ........................................................................................................ 224 14. Anhang .......................................................................................................... 233 14.1 Codesheet ................................................................................................. 233 14.2 Kommentar zum Codesheet ..................................................................... 236 14.3 Tabellen / Variablen nach Jahren ............................................................. 240 14.4 Tabellen / Variablen nach Geschlecht ..................................................... 264 1 Einleitung Gesellschaftliches Zusammenleben und Gesellschaftsformen allgemein sind einem steten Wandel unterworfen. Er manifestiert sich in den Veranderungen der Sitten und Gebrauche des alltaglichen Lebens und laBt sich beobachten im Normen- und Wertesystem der Menschen. Soziale Geflechte bedingen, regeln und ordnen das menschliche Mit- und Nebeneinander. Die Wertvorstellungen einer Gesellschaft verandem sich mit ihren jeweiligen situationalen Randbedingungen. So lagen bau erlichen und handwerklichen Gesellschaften andere Normen zugrunde als der heuti gen hochtechnisierten Informationsgesellschaft; in Kriegszeiten gelten andere Werte als in wirtschaftlich prosperierenden, friedlichen lahrzehnten. Wertvorstellungen sind schicht- und geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Sie manifestieren sich vor allem und am deutlichsten in menschlichen Interaktionen. Ein zentrales Handeln aller menschlichen Gemeinschaften stellen Partnersuche und Partnerwahl dar. Anhand einer Beobachtung der ihnen zugrundeliegenden Nor men und Vorschriften lassen sich die in der jeweiligen Gesellschaft besonders wich tigen Werte ableiten. Die Partnersuche als eine Art von menschlicher Interaktion folgt verschiedenen Wegen zur Verwirklichung und Umsetzung ihrer Ziele. Medien, vor allem Massenmedien, haben heute einen immer grofieren Anteil am Zustande kommen menschlicher Kommunikation, mithin auch am Initiieren des Partnerwahl prozesses. In Printmedien, im Femsehen, im Radio und via Internet konnen Singles mittlerweile versuchen, ersehnte Kontakte zu knupfen. Kaum ein Medium verzichtet auf diesen Service, der uber seine eigentliche Funktion hinaus einen nicht zu unter schiitzenden Unterhaltungseffekt birgt. Nach wie vor sind - trotz der Konkurrenz durch neuere Massenmedien - Anzei gen zur Partnersuche in Zeitung und Zeitschrift das Mittel, das besonders haufig genutzt wird und viele Rezipienten erreicht. Anzeigen als Mittel, urn werbend auf Waren und Dienstleistungen hinzuweisen, gibt es in Zeitungen und Zeitschriften schon seit dem 17. lahrhundert. Zunachst wurden sie von Geschiiftsleuten genutzt, urn auf ihre Angebote und Leistungen auf merksam zu machen. Spater nutzten auch Privatleute diese Form der Werbung fur Waren und Dienstleistungen. Ende des 17. lahrhunderts kam erstmalig in England die Idee auf, auf diesem Wege nicht nur Guter zu vermitteln, sondem diese Form der Kommunikation dazu zu nutzen, selbst wieder Kommunikation in Gang zu brin gen: urn so eine ersehnte Partnerschaft bzw. Ehe zu initiieren. Auf diese Weise wurde erstmals ein Offentliches Medium fur die Partnerwahl genutzt. Der Umweg uber ein Kommunikationsmittel wurde dazu eingesetzt, urn direkte Kommunikation 10 1 Einleitung herzustellen: Damit war die Kontaktanzeige1 erfunden. Diese Form, Kommunika tion in die Wege zu leiten, hat sich nach anflinglichen Akzeptanzschwierigkeiten2 zu einer immer gebrauchlicheren Methode der Partnersuche entwickelt. Heute fmdet man in fast jeder Zeitung und Zeitschrift regelmiiBig Kontaktanzeigen. Kontaktanzeigen dienen vordringlich dem Erreichen eines Zieles: der Partnerfm dung. Dariiber hinaus kt>nnen sie zudem -wie in der Arbeit zu erlautem sein wird - als "Spiegel der Gesellschaft"3 genutzt werden. Sie beinhalten damit einen Erkennt nisgewinn, den sieh die Wissenschaft fUr die Untersuchung verschiedener Gesell schaftsformen, ihren Grundlagen und Wertvorstellungen zunutze macht. Diese wissenschaftliche Dimension ist dem Initiator selbst - dem Inserenten - vt>llig unbewuBt. Diese vollstiindige Trennung des Inserenten und seiner Anzeige von der spateren Auswertung macht die wissenschaftliche Aussage von Kontaktanzeigen wertvoll; denn der Inserent realisiert Oblicherweise wahrend des PublikationsprozeB' nieht, daB seine Anzeige wissenschaftlich betrachtet und ausgewertet werden kann. Die Inhalte von Kontaktanzeigen zeigen bei einer Analyse, betrachtet man sie Ober einen liingeren Zeitraum hinweg, welche Entwicklungen die Vorstellungen von Partnerschaft und welche Entwicklungen die Einschiitzung von bestimmten Werten, die in den Anzeigen genannt werden, nehmen. Kontaktanzeigen kt>nnen also als Spiegel von Wertvorstellungen und Beziehungs entwOrfen innerhalb der Gesellschaft verstanden werden. 1.1 Ziel der Arbeit Ziel der Arbeit ist die Betrachtung und Darstellung einiger Werte und Normen, die der bundesdeutschen Gesellschaft zugrundeliegen. Sie sollen untersucht werden anhand einer Inhaltsanalyse von Kontaktanzeigen. Der Umsetzung dieses Ziels solI eine Darstellung der Wertvorstellungen dienen, die die Partnerwahl in unserer Gesellschaft beeinflussen. Aus ihnen und den diesbe zOglichen Ergebnissen anderer wissenschaftlicher Untersuchungen zum Thema Kontaktanzeigen sollen Annahmen abgeleitet werden zur Entwieklung dieser gesell schaftlichen Werte im letzten lahrzehnt. Diese Hypothesen sollen anhand einer inhaltsanalytischen Auswertung von je 300 Kontaktanzeigen aus den lahren 1981, 1986, 1991 und 1994 Oberpriift werden. Ziel der Analyse soli es sein, auf kommunikationstheoretischer Basis diese Art von Anzeigen in ihrer Eigenschaft als "Spiegel der Gesellschaft" zu betrachten und zu Oberpriifen, welche Normen, Wertvorstellungen und Gesellschaftsbilder sieh in ihnen entdecken lassen. 1 Vgl. zur Definition der Kontaktanzeige Kapitel3. 2 Vgl. zu den Akzeptanzschwierigkeiten von Kontaktanzeigen Kapitel3.1. 3 Vg l. zu dieser Annahme Kapitel 7, das die synoptische Darstellung der Literatur enth!llt. 1.2 Autbau der Arbeit 11 1.2 Autbau der Arbeit In dieser Arbeit sollen zunachst die Bedingungen, unter denen Partnerwahl und Partnersuche in den letzten lahrhunderten bis heute stattgefunden haben, dargestellt werden (Kapitel 2). Diese geschichtliche Entwicklung hat die heutige Partnerwahl, ihre Form, ihre Struktur und ihre Kriterien, entscheidend mitgepragt. Daraus ergibt sich die Darstellung der Strukturen des Partnerwahlprozesses und der Partner schaftsformen, die in der heutigen Gesellschaft bestehen. Dieses zweite Kapitel abschlieBend werden die Werte und Normen noch einmal zusammenfassend darge stellt, die der Partnerwahl zugrundeliegen und dam it auch gesamtgesellschaftliche Vorstellungen mit beeinflussen. 1m dritten Kapitel wird die Entwicklung der Kontaktanzeige von ihren Anfangen bis heute exemplarisch nachgezeichnet. Dazu werden anhand von historischen Bei spielen die Einfiihrung dieser Inserate in Deutschland und England und die Reaktio nen darauf skizziert. Dem folgt eine kurze Darstellung der heutigen erweiterten Moglichkeiten der Mediennutzung zur Partnerfindung auch durch andere als die Nutzung von Printmedien. Dazu gehOrt die Kontaktsuche tiber Horfunk, Fernsehen oder per Internet genauso wie indirekt durch Medien initiierte Treffs auf Kontakt Parties und in Single-Vereinen. AnschlieBend (Kapitel 4) werden die formalen und inhaltlichen Strukturmerk male von Kontaktinseraten beschrieben. Hier wird die Frage beantwortet, was Kon taktanzeigen beinhalten und wie diese Inhalte geordnet und kategorisiert werden konnen. Diese Kategorisierung solI spater der wissenschaftlichen Auswertung zu grundegelegt werden. Zur Erstellung einer korrekten und sinnvollen Kategorisie rung wird beispielhaft auf die Vorgehensweise anderer Arbeiten zuriickgegriffen, diese kritisch verarbeitet und daraus eine eigene Ordnung aufgestellt. 1m darauffolgenden fUnften Kapitel werden die Funktion und die Zielsetzung einer Kontaktanzeige erlautert. Urn das Ziel der Kontaktaufnahme zu erreichen, mtissen die Inserenten einige Normen und Vorschriften, die hinsichtlich der "norma len" Partnerwahl bestehen, umgehen bzw. vernachlassigen. Die Diskrepanz zwischen den in Kapitel 2 beschriebenen gesellschaftlich vorge gebenen Partnerwahlstrukturen und den Funktionen einer Kontaktanzeige fUhrt zu einem Kommunikations-Paradox zwischen Intimitat und Offentlichkeit, das in Ka pitel 6 dargestellt wird. In einem Exkurs werden die verschiedenen Analysemoglich keiten, die sich aus den zuvor dargestellten Strukturen der Kontaktanzeige ergeben, erlautert. Eine Synopse aller deutschsprachigen und ausgewiihlter auslandischer Arbeiten zum Thema Kontaktanzeigen schlieBt den ersten (theoretischen) Teil der Arbeit ab (Kapitel 7). Diese Zusammenstellung enthalt die Darstellung der Analysemethoden und ihrer Ergebnisse, die abschlieBend in einer Zusammenfassung betrachtet wer den. Kapitel 8 leitet tiber zum empirischen Teil der Arbeit. Es enthalt die sich aus der Darstellung der Werte und Normen ergebenden Annahmen und Hypothesen beziig-

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