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Konsum der Werbung: Zur Produktion und Rezeption von Sinn in der kommerziellen Kultur PDF

202 Pages·2004·3.74 MB·German
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Kai-Uwe Hellmann· Dominik Schrage (Hrsg.) Konsum der werbung Konsumsoziologie und Massenkultur Herausgegeben von Kai-Uwe Hellmann Dominik Schrage In der Reihe "Konsumsoziologie und Massenkultur" erscheinen Sammelbande und Mono grafien, die sich dem in der deutschen Soziologie bislang vernachlassigten Forschungs gebiet der Konsumsoziologie wid men. Der Akzent liegt auf Beitragen, die den Bereich der Konsumsoziologie mit Blick auf gesellschafts- und kulturtheoretische Fragestellungen erschlieBen und den modernen Konsum als Herausforderung fUr die soziologische Theo riebildung begreifen. Das Konzept der Massenkultur verweist vor allem auf die gesellschaftsdiagnostische Komponente konsumsoziologischer Forschung. "Massenkultur" kann als die ubergreifen de Kultur der gegenwartigen GeSelischaft verstanden werden, die kulturelle Gehalte und Bedeutungen auf vielfaltige Art und Weise fUr die Gesamtheit der Bevblkerung verfugbar macht. Massenkultur leistet die wichtigste Orientierung in der modernen, durch Techni sierung, Okonomisierung, Asthetisierung und Demokratisierung gepragten Wirklichkeit, indem sie all jene wahrnehmungs-und Handlungsmuster bereitstellt, die in ihrer Gesamt heit fUr jeden Einzelnen ein Universum von Selbstverstandlichkeiten ausmachen. Deren Geltung ist dabei keine primar normative, sondern abhangig von der am Markt, in den Medien und durch den Konsum manifestierten Akzeptanz eines Massenpublikums. Durch die verbindung von Konsumsoziologie und Massenkultur kbnnen die in den einzel nen Beitragen erforschten Konsumphanomene auf die Frage nach der gesellschaftlichen Funktion des Konsums in modernen Gesellschaften bezogen werden. Kai-Uwe Hellmann Dominik Schrage (Hrsg.) Konsum der werbung Zur Produktion und Rezeption von Sinn in der kommerziellen Kultur VS VERLAG FOR SOZIALWISSENSCHAFTEN + VS VERLAG FOR SOZIALWIS5ENSCHAFTEN VS Verlag fOr Sozialwissenschaften Entstanden mit Beginn des Jahres 2004 aus den beiden Hausern Leske+Budrich und Westdeutscher Verlag. Die breite Basis fOr sozialwissenschaftliches Publizieren Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Ober <http://dnb.ddb.de> abrufbar. 1. Auflage September 2004 Aile Rechte vorbehalten © VS verlag fOr Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2004 Der VS verlag fOr Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fOr Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. Umschlaggestaltung: KOnkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13:978-3-81 00-4203-3 e-ISBN-13:978-3-322-81 027-4 001: 10.1007/978-3-322-81027-4 Inhalt Kai-Uwe Hellmann/Dominik Schrage Vorwort .................................................................................................... 7 1. Konsumsoziologie nach der Kulturkritik 11 Dominik Schrage Auf der Schwelle zur Konsumsoziologie Aspekte der Konsumkritik in den fiinfziger lahren - ein Prolog ............. 13 Kai-Uwe Hellmann Werbung und Konsum: Was ist die Henne, was ist das Ei? Konzeptionelle Uberlegungen zu einem zirkularen Verhaltnis 33 2. Herkiinfte der Konsumkultur ......... ....................... ...... ..... ..... ........ 47 Joachim Fischer Warenwerbung und Warentest oder Poetismus und Rationalismus Komplementare Sozialmechanismen in der bUrgerlichen Massenkultur .. 49 Markus Stauff Der Konsum der Zuschauer Zur televisuellen Umwertung von Wahrnehmungen und Bedeutungen ... 63 3. Produktkommunikation und Konsumrahmung 81 Rainer Gries Die Konsumenten und die Werbung Kulturgeschichtliche Aspekte einer interaktiven Kommunikation .......... 83 Hartmut Ludtke Lebensstile als Rahmen von Konsum Eine generalisierte Form des demonstrativen Verbrauchs ....................... lO3 6 Inhalt 4. Kreativitat zwischen Kunst und Werbung ................................... 125 Gerhard Panzer Kulturkonsum: Zur Okonomik kultureller Bedeutungen ......................... 127 Cornelia Koppetsch Die Werbebranche im Wandel Zur Neujustierung von Okonomie und Kultur im neuen Kapitalismus ... 147 5. Oko-Werbung und nachhaltiger Konsum .................................... 163 Gitte Katz (Oko-)Werbung und Rezipient: Wer offnet endlich die sieben Siegel? ... 165 Walter Sehrer Konsum und Nachhaltigkeit Zur Kommunikation der Integrationsfigur "Nachhaltigkeit" ................... 183 Nachwort ................................................................................................. 203 Autorenangaben ....................................................................................... 207 Kai-Uwe Hellmann/Dominik Schrage Vorwort "Ich bin doch nicht blOd!" Nattirlich nicht - wer ware schon so blM, dies von sich nicht zu behaupten? Insofern weiB sich diese Aussage immer auf der richtigen Seite, kaum einer wird ihr widersprechen, und deshalb ist diese Aussage auch hochgradig anschluBfahig: Sie operiert mit einem Anspruch, dem sich keiner zu entziehen wagt. Denn wer anders denkt, ist blOd! "Ich bin doch nicht bIM!" ist der langjahrige Slogan von Mediamarkt, der eine ebenso merkwiirdige Bekanntheit erlangt hat wie der neue Slogan von Saturn "Geiz ist geil" und der nach einem ahnlichen Schema funktio niert. Slogans dieser Art besitzen eine eigentiimliche AppeHstruktur, die mit Befindlichkeiten der Verbraucher spielt, denen sie nur schwer widerstehen konnen. Vordergriindig wird an die Rationalitat der Verbraucher appelliert: "Sei nicht blM, kauf' bei Mediamarkt, denn dort ist es billiger als anderswo - ohne Qualitatsverluste!" Topmarken zu Tiefstpreisen, was will man mehr. Unterschwellig geht es hingegen urn offensive EinfluBnahme: Man spricht bestimmte Motivlagen an, wie Eitelkeit, Sparsarnkeit, Souveranitat im Ein kaufsverhalten, urn dadurch Aufmerksarnkeit, Interesse, Kaufwunsch und -be reitschaft zu wecken, ganz nach der AIDA-Formal (attention-interest-desire action). Dabei scheint der enorme Erfolg von Mediamarkt und Saturn dieser Werbestrategie Recht zu geben. Und doch ist ungewiB, inwieweit sich der Absatzerfolg dieser Supermarkte vor aHem dieser Werbestrategie verdankt. Denn die Verbraucher sind wirklich nicht bIM:! Sie informieren sich, wagen ab und kaufen schlieBlich dort ein, wo es ihnen am giinstigsten erscheint. Hierzu bedienen sie sich einer Vielzahl von InformationsqueHen, nicht nur der Werbung, sondern auch den Auswertungen der Stiftung Warentest und vor aHem Empfehlungen von Freunden und der Farnilie. Sie besuchen mehre re Markte, strengen Preisvergleiche an, warten auf Sonderangebote und ent scheiden sich am Ende vieHeicht sogar fUr ein Produkt, das iiberhaupt nicht Vgl. Fiske 2001: "lch glaube ... nicht, dass ,die Leute' ,Kulturtrottel' sind; sie sind keine passive, hilflose Masse, der es an kritischem Urteilsvermogen fehle und die so mit in okonomischer, kultureller und politi scher Hinsicht den Industriebaronen ausge liefert ware." (111) 8 Kai-Uwe Hellmann/Dominik Schrage beworben wurde, aber genau zu dem paBt, von dem sie inzwischen sagen, daB sie es schon immer haben wollten. Das Verhaltnis von Werbung und Konsum laBt sich heutzutage in keine monokausale Struktur mehr pressen. Auf der einen Seite versucht die Wer bung, EinfluB zu nehmen auf das Kaufverhalten der Verbraucher, auf der an deren Seite wissen die Verbraucher langst, was die Werbung von ihnen will, ohne daB sieh deswegen noch Proteste regen. "Alles was man immer schon vermutet hatte: Hier wird es plOtzlich Wahrheit. Die Werbung sucht zu mani pulieren, sie arbeitet unaufrichtig und setzt voraus, daB das vorausgesetzt wird." (Luhmann 1996: 85) Inzwischen sind wir sogar dahin gelangt, daB Werbung nicht nur fUr den Konsum sorgt, sondern selbst konsumiert wird: Slogans gehen in die Alltagssprache tiber, Werbespots werden pramiert und wandern in die Kinos, Werbung wird zu Kunst erklart und die Kreativitat der Werbung wird tiber ihre Wirksarnkeit gestellt. Der Konsum der Werbung hat Formen angenommen, die mit der ursprlinglichen Funktion von Werbung nieht mehr viel zu tun haben. Hervorzuheben ist hierbei besonders die Produktion und Rezeption von Sinn, und dies auf beiden Seiten. Denn nicht nur die Werbung ist permanent mit der Herstellung von Sinn fUr kommerzielle Zwecke befaBt, sondern auch die Konsumenten lassen sich als Sinnproduzenten beobachten, je nachdem mittels welcher Ziele und Wege sie ein Konsumgut zunachst in Besitz und dann in Gebrauch nehmen. Sieher bedienen sie sich dabei auch jener Erwar tungen, Bedeutungen und Botschaften, die ihnen von der Werbung frei Haus geliefert werden. Doch geschieht dies nicht durch schlichte Ubernahme, vielmehr werden derartige Sinnpartikel auf spezifische Weise angeeignet und verandert, so daB sich am Ende sogar die Werbung daftir interessiert und die Marktforschung auf die Fahrte der Verbraucher ansetzt, wodurch sich der Kreis schlieBt. Der vorliegende Band hat sich zum Ziel gesetzt, dieser Wechselwirkung zwischen Werbung und Konsum, zwischen Herstellern und Verbrauchern auf die Spur zu kommen. Ausgangspunkt war eine Tagung der AG Konsumso ziologie in Kooperation mit der Sektion Kultursoziologie, die Ende Mlirz 2003 in Dresden zu dem Thema "Kultur, Konsum, Soziologie" stattfand. Die Veroffentlichung der Vortrage stand unter dem Vorzeichen, daB sie alle auf eine Konzeption bezogen sind, die genau diese Wechselwirkung zwischen Werbung und Konsum zum Gegenstand hatte. Ais Metapher fUr diese Wech selwirkung wurde der Kreislauf gewahlt. Zum Teil wurden neue Autoren ak quiriert, urn einen kompletten Durchlauf dieses Kreismodells zu erreichen - dieses Ziel konnte, urn es vorwegzunehmen, im Ergebnis nicht vollstandig er reicht werden. Trotzdem sind wir der Meinung, daB die Beitrage dieses Ban des der Intention gerecht werden, das Verhaltnis von Konsum und Werbung als Wechselwirkung zu beschreiben, und damit einen AnstoB ftir die konsum soziologische Debatte geben konnen. Der vorliegende Band begrlindet darliber hinaus eine eigene Buchreihe, die von der AG Konsumsoziologie in Zusammenarbeit mit dem VS Verlag Vorwort 9 fUr Sozialwissenschaften ins Werk gesetzt wird. Die AG Konsumsoziologie flihrt jlihrlich eine Tagung an wechselnden Orten durch, mit jeweils anderen Themen. Wir hoffen, dadurch das in der deutschen Soziologie bislang ver nachlassigte Thema "Konsum" starker ins Gesprach zu bringen.2 Hierzu kann eine solche Buchreihe einen wichtigen Beitrag leisten. Kai-Uwe HellmannIDominik Schrage Literatur Fiske, John (2001), Die popuHire Okonomie, in: Rainer WinterlLothar Mikos (Hg.), Die Fabrikation des PopuHiren: der John Fiske-Reader, Bielefeld, S. 111-137. Luhmann, Niklas (1996), Die Realitat der Massenmedien, Opladen. Wiswede, Giinter (2000), Konsumsoziologie - Eine vergessene Disziplin, in: Doris Rosen kranzlNorbert F. Schneider (Hg.), Konsum. Soziologische, okonomische und psy chologische Perspektiven, Opladen, S. 23-72. 2 Zum Stand der deutschen Konsumsoziologie vgl. Wiswede 2000. 1. Konsumsoziologie nach der Kulturkritik Mit den kulturkritischen Thematisierungen des Konsums in den funfziger Jahren wird der Konsum zu einem zentralen Gegenstand von Gesellschafts diagnosen. Aktuelle konsumsoziologische Analysen sind nolens volens mit den von ihnen bewirkten Weichenstellungen konfrontiert, auch und gerade wenn andere Wege angestrebt werden. Die fur den vorliegenden Band zentrale Relativierung der starken Kausa litatsannahme beziiglich der Wirkung von Werbebotschaften auf die Konsu men ten wird in Dominik Schrages Rekonstruktion der zentralen Argumenta tionsstrange der Konsumkritik der fiinfziger Jahre vorbereitet. Es ist, so die These des Beitrags, die Entgegensetzung von Kultur und Konsum, die das kulturkritische Verstandnis eines passiv machenden, verdinglichenden oder vermassenden Konsums maBgeblich pragt und die Herausbildung der Kon sumgesellschaft in den funfziger Jahren als krisenhaften Vorgang erscheinen laBt. Bereits in David Riesmans Studie The Lonely Crowd hingegen werden exemplarisch entscheidende Differenzen zum normativen Kulturverstandnis der Kritischen Theorie wie auch der konservativen Konsumkritik deutlich, an we1che die Konsumsoziologie nach der Kulturkritik anschlieBt. Kai-Uwe Hellmann nimmt die Relativierung des produktivistischen Pa radigmas in der Soziologie zum Ausgangspunkt fur die Darstellung des Mo dells des modemen Massenkonsums, das der Konzeption des vorliegenden Bandes zugrunde liegt. Die gegeniiber dem Produktivismus und seiner Beto nung des "Grundnutzens" entscheidende Innovation der neueren Konsumso ziologie ist die Aufwertung der durch den Konsum getragenen Erwartungen, Bedeutungen und Botschaften, des "Zusatznutzens" also, dessen Produktion und Rezeption das von Hellmann vorgestellte Modell abbildet. Entgegen der sowohl die Konsumkritik als auch die okonomischen Ansatze der Konsum forschung pragenden Auffassung, das Verhaltnis von Werbung und Konsum sei als eines von Ursache und Wirkung zu beschreiben, betont Hellmann die seitens der Werbung wie des Konsums gleichermaBen stattfindenden, zirku-

Description:
Konsum beschränkt sich nicht bloß auf den Verbrauch von Gütern, sondern enthält auch eine symbolische Dimension: Die Erwartungen, Bedeutungen und Botschaften, die zwischen den Instanzen der Werbung und des Konsums zirkulieren. Dabei kommt der Werbung keineswegs, wie in älteren Ansätzen, aussch
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