Konstruierbarkeit mit Origami im Vergleich zu Zirkel und Lineal mit Winkeldreiteilung UndTorsionspunktederOrdnung2n und2n·3aufelliptischenKurvenalsAnwendungder KonstruierbarkeitmitOrigami Bachelor-ThesisvonPatrickHolzer September2014 FachbereichMathematik ArbeitsgruppeAlgebra KonstruierbarkeitmitOrigamiimVergleichzuZirkelundLinealmitWinkeldreiteilung Und Torsionspunkte der Ordnung 2n und 2n·3 auf elliptischen Kurven als Anwendung der Konstru- ierbarkeitmitOrigami VorgelegteBachelor-ThesisvonPatrickHolzer 1.Gutachten:Prof.Dr.PhilippHabegger 2.Gutachten:M.Sc.StefanSchmid TagderEinreichung: Erklärung zur Bachelor-Thesis Hiermitversichereich,dievorliegendeBachelor-ThesisohneHilfeDritternurmitdenan- gegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt zu haben. Alle Stellen, die aus Quellen entnommenwurden,sindalssolchekenntlichgemacht.DieseArbeithatingleicheroder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen. Darmstadt, den 28. September 2014 (PatrickHolzer) I Danksagungen Einen besonderen Dank möchte ich meinem Betreuer Herrn Prof. Dr. Habegger aussprechen, der dieses wunderbareThemavorgeschlagenhatundmeinevorhandenenFragenausführlichbeantwortenkonnte. Vielen Dank für Ihre ausgiebige und wertvolle Unterstützung. DanebengiltmeinaußerordentlicherDankJohannaKlein,fürdietolleZeichnungdesOrigami-Schwans (Titelseite), das aufwendige Korrekturlesen und die Unterstützung bei der Erstellung dieser Arbeit. Auch meiner Lerngruppe bestehend aus Sabrina Pauli, Jan-Philipp Eisenbach und Florian Lang sowie meiner Schwester Katrin Holzer danke ich für das fleißige Korrekturlesen. Ohne euch alle wären mir sehr viele Fehler verborgen geblieben. NichtzuletztmöchteichmeinenElternfürdieganzeUnterstützungwährendmeinerStudienzeitdanken. II Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 1.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Motivation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Grundlagen 2 2.1 Notationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.2 Definitionen und Sätze über Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.3 Definitionen und Sätze über Körper. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.4 Die drei antiken Problemstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 3 KonstruierbarkeitmitZirkelundLineal 5 3.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.2 Konstruktionen mit Zirkel und Lineal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.3 Eigenschaften und Charakterisierung von (cid:90)(K) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3.4 Lösbarkeit der antiken Probleme mit Zirkel und Lineal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4 KonstruierbarkeitmitOrigami 14 4.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.2 Konstruktionen mit Origami . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.3 Eigenschaften und Charakterisierung von (cid:79)(K) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.4 Lösbarkeit der antiken Probleme mit Origami . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5 VergleichvonOrigamimitZirkelundLinealmitWinkeldreiteilung 25 5.1 Erweiterungen von Zirkel und Lineal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.2 Zirkel und Lineal mit Winkeldreiteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 6 ElliptischeKurven 29 6.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 6.2 Grundlagen elliptischer Kurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 6.3 Konstruierbarkeit der Torsionspunkte der Ordnung 2n und 2n·3 mit Origami . . . . . . . . 30 III 1 Einleitung 1.1 Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit ist im Wesentlichen in drei Teile gegliedert: Nach einer kurzen Wiederholung al- gebraischerGrundlagenbefassenwirunsmitderKonstruierbarkeitmitZirkelundLineal.Dabeiarbeiten wirdiekanonischenResultateheraus,dieinzwischengutstudiertundweitläufigbekanntsind.Imzwei- ten und wichtigsten Abschnitt beschäftigen wir uns mit der Konstruierbarkeit mit Origami und geben viele zu Zirkel und Lineal ähnliche Resultate an. Es stellt sich heraus, dass die Menge der mit Origami konstruierbaren Zahlen die Menge der mit Zirkel und Lineal konstruierbaren Zahlen derart erweitert, dasswirzusätzlichkomplexedritteWurzelnkonstruierenkönnen.DiesmotiviertdieimAnschlussbear- beitete Frage, ob Konstruierbarkeit mit Origami äquivalent zur Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal mit Winkeldreiteilung ist. Im letzten Teil dieser Arbeit zeigen wir, dass alle Torsionspunkte der Ordnung 2 und 3 einer elliptischen Kurve, welche über dem Körper der Origami konstruierbaren Zahlen definiert ist, mit Origami konstruierbar sind. 1.2 Motivation Konstruktionen mit Zirkel und Lineal sind ein elementarer Bestandteil der Mathematik und haben eine weitreichende Vergangenheit. Die Theorie darüber ist heutzutage sehr gut erforscht, nicht zuletzt dank den modernen Mittel, die uns die Algebra bietet. Die Theorie der Konstruierbarkeit mit Origami ist da- gegen vergleichsweise jung - das jüngste Axiom der Origami Konstruierbarkeit stammt aus dem Jahre 2003undwurdevonKoshiroHatorientdeckt(alleAxiometauchtenbereitsineinerfrüherenArbeitvon Jacques Justin auf, sie wurden jedoch schlichtweg von vielen Mathematikern übersehen, siehe [Lan]). Eine nähere Untersuchung der Konstruierbarkeit mit Origami scheint daher interessant, da sich heraus- stellt,dassOrigamimehrKonstruktionenzulässtalsZirkelundLineal,mitwelchenmanletztendlichnur Quadratwurzeln konstruieren kann, d.h. man kann nur Gleichungen zweiten Grades X2+aX + b = 0 lösen. Mit Origami hingegen sind Gleichungen bis vierten Grades X4 +aX3 + bX2 +cX +d = 0 lös- bar, wodurch sich einige wichtige Unterschiede ergeben. So sind z.B. von den drei antiken Problem - das delische Problem, Winkeldreiteilung und die Quadratur des Kreises - die ersten beiden mit Origami lösbar, ganz im Gegensatz zur Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal, mit welcher keines der drei Pro- bleme im Allgemeinen lösbar ist. Dies alles wirft aber die Frage auf, um welche Konstruktionen Origami denn nun die Konstruktionen mit Zirkel und Lineal erweitert. Es wird sich herausstellen, dass lediglich die Konstruierbarkeit der komplexen dritten Wurzeln hinzu kommt. Komplexe dritte Wurzeln zu kon- struieren besteht dabei aus zwei Teilkonstruktionen: Die Winkeldreiteilung und die Konstruktion einer reellendrittenWurzel.EinHauptresultatdieserArbeitwirddeswegensein,zuzeigen,dassdasHinzufü- gen der Winkeldreiteilung zur Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal nicht reicht, um alle mit Origami konstruierbaren Zahlen zu erhalten. Am Ende dieser Arbeit wollen wir die Theorie der Konstruierbarkeit mit Origami an einem Beispiel an- wenden, indem wir zeigen, dass die 2- und 3- Torsionspunkte auf elliptischen Kurven (welche über dem Körper der Origami konstruierbaren Zahlen definiert sind) mit Origami konstruierbar sind. Elliptische Kurven spielen eine bedeutende Rolle in der modernen Kryptographie, dies motiviert die Verknüpfung dieser beiden Gebiete. 1 2 Grundlagen In diesem Kapitel werden grundlegende Sätze und Definitionen der Algebra wiederholt und zusammen- gefasst, die wir in dieser Arbeit benötigen werden. Dies ist jedoch eher als eine Zusammenfassung und weniger als eine Einführung zu verstehen, d.h. wir werden keine Beweise angeben, sondern verweisen zum Studium auf Standardwerke wie beispielsweise [Bos09], [KM13] oder [JS06]. Anschließend wer- dendiedreiantikenProblemevorgestellt,derenLösbarkeitmitZirkelundLinealoderOrigamiwirspäter untersuchen wollen. 2.1 Notationen Mit(cid:78)={1,2,3,...}bezeichnenwirdieMengedernatürlichenZahlenbeginnendbei1,wollenwir0mit einschließen,soschreibenwir(cid:78) .DieMengeallerreellenZahlenechtgrößer0bezeichnenwirmit(cid:82) . 0 >0 Für die Teilmengenbeziehung werden wir immer “⊆” schreiben, wollen wir Gleichheit ausschließen, so benutzenwirdieNotation“(cid:40)”.IndenAbbildungennotierenwir bzw. fürgegebenebzw.konstruierte Punkte. Als Gerade bezeichnen wir eine Teilmenge von (cid:67) der Form g = {z ∈ (cid:67)|a+ t ·(b−a),t ∈ (cid:82)}, wobeia,b∈(cid:67)mita(cid:54)= bist.AnalogdazuisteinKreisumadurch bdefiniertdurchk={z ∈(cid:67)| |z−a|= |b−a|}. Als “x-Achse” bzw. “y-Achse” bezeichnen wir (cid:82) bzw. i·(cid:82)={i·r ∈(cid:67)|r ∈(cid:82)}. Geraden werden wirmanchmalaucheinfachdurchihredefinierendeGleichunginderForm g(t)=a+t·(b−a)angeben. 2.2 DefinitionenundSätzeüberGruppen WirübernehmendieüblicheNotationfürGruppen,z.B.bezeichnet[G :H]denIndexeinerUntergruppe H ⊆G in G, weiter schreiben wir H (cid:197)G, falls H ein Normalteiler von G ist. Satz 2.2.1. Sei p ∈ (cid:78) eine Primzahl und G eine p-Gruppe der Ordnung pk für ein k ∈ (cid:78) . Dann ist G 0 auflösbar, d.h. es existiert eine aufsteigende Kette von Untergruppen {1}=G ⊆G ⊆···⊆G =G 0 1 k mit [G :G ]= p und G (cid:197)G für j =0,...,k−1. j+1 j j j+1 FolgendesResultatverschärftdenvorigenSatz,eswurdedurchW.Burnsideerstmalsbewiesenundträgt daher auch dessen Namen, für einen Beweis siehe [Bur04]. Satz 2.2.2 (Burnside). Seien p,q ∈ (cid:78) Primzahlen und G eine Gruppe der Ordnung pαqβ mit α,β ∈ (cid:78) . 0 Dann ist G auflösbar, d.h. es existiert eine aufsteigende Kette von Untergruppen {1}=G ⊆G ⊆···⊆G =G 0 1 k mit [G :G ]∈{p,q} und G (cid:197)G für j =0,...,k−1 j+1 j j j+1 2.3 DefinitionenundSätzeüberKörper Auch hier übernehmen wir die übliche Notation für Körper, beispielsweise bezeichnen wir mit [L : K] den Grad der Körpererweiterung L/K. Die Charakteristik eines Körpers L bezeichnen wir mit char(L). Ein K-Homomorphismus zwischen zwei Körpererweiterungen L /K und L /K ist ein (Körper-) Homo- 1 2 morphismus ϕ : L → L mit ϕ| = id . Für eine Galoiserweiterung L/K bezeichnet Gal(L/K) die 1 2 K K zugehörige Galoisgruppe. 2 Lemma 2.3.1. Jede endliche Körpererweiterung L/K ist algebraisch. Satz 2.3.2. Falls char(K)=0, so ist jede algebraische Körpererweiterung L/K separabel. Definition/Satz 2.3.3 ([KM13, Satz 24.13]). Sei L/K einealgebraischeKörpererweiterung,dannist L/K genau dann normal, wenn jedes irreduzible Polynom aus K[X], welches eine Nullstelle in L besitzt, über L in Linearfaktoren zerfällt. Satz 2.3.4. Sei L/K eine Körpererweiterung, und α∈ L algebraisch über K. Dann gilt K(α)=K[α]. Satz2.3.5. Seien L/M und M/K Körpererweiterungen,dannsind L/M und M/K genaudannalgebraische Körpererweiterungen, wenn L/K algebraisch ist. Satz 2.3.6 (Irreduzibilitätskriterium von Eisenstein). Sei R ein faktorieller Ring (mit Eins) mit Quotien- tenkörperQ =Quot(R) und P(X)=(cid:80)n a Xi ∈R[X]\R. Gilt p (cid:45) a , p|a für i =0,...,n−1 und p2 (cid:45) a i=0 i n i 0 für ein Primelement p∈R, dann ist P(X) irreduzibel inQ[X]. Satz 2.3.7. Sei L/K eine Körpererweiterung und a ∈ L algebraisch über K. Dann gilt [K(a) : K] = grad(m ), wobei m das Minimalpolynom von a über K bezeichnet. a,K a,K Für den nächsten Satz verweisen wir explizit auf [Bos09, Kap. 3.5, Satz 7]. Satz 2.3.8 (Normale Hülle). Sei L/K eine algebraische Körpererweiterung. Dann gilt: i) Es existiert eine algebraische Körpererweiterung M/L mit der Eigenschaft, dass M/K normal ist. ii) Sei M/L eine algebraische Körpererweiterung, so dass M/K normal ist, und sei weiter G :={σ: L → M|σ ist K-Homomorphismus}. Dann ist mit L(cid:48) := K({σ(L)|σ∈ G}) auch L(cid:48)/L eine algebraischeKörpererweiterung,sodass L(cid:48)/K normalist(L(cid:48)wirdauchalsnormaleHülle bezeichnet). Satz 2.3.9. Sei L/K eineGaloiserweiterungund G :=Gal(L/K)diezugehörigeGaloisgruppesowie H ⊆G eineUntergruppevon G.Dannist LH ={z ∈ L|σ(z)=z für alle σ∈H}einZwischenkörpervon L/K und es gilt [G :H]=[LH :K]. Satz 2.3.10. Sei ξ eine primitive n-te Einheitswurzel, dann gilt: n [(cid:81)(ξ ):(cid:81)]=ϕ(n), n wobei ϕ :(cid:78)→(cid:78) die Eulersche Phi-Funktion bezeichnet. Der folgende Satz liefert uns eine Formel der Nullstellen eines allgemeinen Polynoms dritten Grades, siehe [KM13, Satz 31.8]. Satz 2.3.11 (Cardanosche Formel). Sei P(X) ∈ (cid:67)[X] mit P(X) = X3 + t X2 + t X + t gegeben. Die 1 2 3 Nullstellen von P(X) sind gegeben durch t t t v =− 1 +a(cid:48)+b(cid:48), v =− 1 +ε2a(cid:48)+εb(cid:48), v =− 1 +εa(cid:48)+ε2b(cid:48), 1 2 3 3 3 3 dabei bezeichnet (cid:118) (cid:118) a(cid:48) = (cid:116)3 −q + (cid:112)1 (cid:198)−D , b(cid:48) = (cid:116)3 −q − (cid:112)1 (cid:198)−D Q Q 2 6 3 2 6 3 mit D =−27t3−4t3+t2t2−4t3t +18t t t ,q= t − 1t t + 2 t3 undε=e2πi/3.DiedritteWurzel Q 3 2 1 2 1 3 1 2 3 3 3 1 2 27 1 (cid:48) (cid:48) a kann dabei beliebig gewählt werden, während b folgende Gleichung erfüllen muss: 1 3a(cid:48)b(cid:48) = t2−t 3 1 2 3 2.4 DiedreiantikenProblemstellungen Die folgenden drei Problemstellungen werden wir in späteren Kapiteln auf Lösbarkeit mit Zirkel und Lineal bzw. Origami untersuchen. Die einzelnen Probleme lassen sich dabei immer auf die Konstruier- barkeit einzelner Zahlen zurückführen, indem man die Zeichenebene mit (cid:67) identifiziert und 0,1 als gegebene Startpunkte voraussetzt. Die antiken Probleme 2.4.1. (1) Das delische Problem: Ist es möglich, aus einem gegeben(cid:112)en Würfel einen Würfel mit doppeltem Volumen zu konstruieren? (Äquivalent dazu ist die Frage, ob 3 2 konstruierbar ist). (2) Winkeldreiteilung: Ist es möglich, aus zwei nicht parallelen Geraden eine dritte Gerade zu konstru- ieren, die den Winkel der anderen beiden dreiteilt? (Analog zur Frage, ob aus 0,1,eiϕ auch eiϕ/3 konstruierbar ist). (3) Die Quadratur des Kreises: Lässt sich aus einem(cid:112)gegebenen Kreis ein flächengleiches Quadrat kon- struieren? (Äquivalent zur Konstruierbarkeit von π). Bemerkung 2.4.2. • Die Äquivalenz in (1) folgt daraus, dass die Seitenlänge s eines Würfels mit doppeltem Volumen des Einheitswürfels (Seitenlänge 1) die Bedingung s3 =2·13 =2 erfüllt. • DieÄquivalenzin(2)istoffensichtlich,wennmanmitdenRegelnderKonstruierbarkeitmitZirkelund Lineal oder Origami vertraut ist. Dies folgt in den nächsten Kapiteln. • Der Kr(cid:112)eis mit Radius 1 hat den Flächeninhalt π, ein flächengleiches Quadrat hat demnach die Seiten- länge π. Dies begründet die Äquivalenz in (3). Die Quadratur des Kreises ist mit Sicherheit das bekannteste Problem dieser drei Problemstellungen, daher gab es schon oft vermeintliche “Lösungen”, wie die Quadratur des Kreises alleine mit Zirkel und Lineal gelingen kann. Wir werden jedoch später zeigen, dass dies unmöglich ist. Sogar in der Umgangs- sprache hat sich inzwischen die “Quadratur des Kreises” als Redewendung für ein unlösbares Problem eingebürgert (für eine kurze geschichtliche Einordnung siehe [Mey92]). 4 3 Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal 3.1 Überblick In diesem Kapitel wird es darum gehen, Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal in einen exakten ma- thematischenRahmenzufassen,sodasswirmitMittelnderAlgebraundinsbesonderederGaloistheorie klären können, welche der antiken Probleme mit Zirkel und Lineal lösbar sind und welche nicht. Dabei halten wir uns ungefähr an die Vorgehensweise aus [KM13]. Unsere Zeichenebene werden wir dabei mit den komplexen Zahlen (cid:67) identifizieren, als gegebene Startpunkte wählen wir {0,1}. Weiter werden wir elementare geometrische Sätze wie beispielsweise den Strahlensatz benutzen, die wir als bekannt voraussetzen. 3.2 KonstruktionenmitZirkelundLineal Definition (nach [KM13, 22.1.1]). Sei K ⊆ (cid:67) mit 0,1 ∈ K gegeben. Die Menge K ⊆ (cid:67) der in n ∈ (cid:78) n 0 Schritten aus K mit Zirkel und Lineal konstruierbaren Zahlen ist wie folgt rekursiv definiert: (cid:168) K, falls n=0 K := n K ∪S (K )∪S (K )∪S (K ), sonst n−1 g,g n−1 g,k n−1 k,k n−1 Dabei bezeichnet • S (K ) die Menge aller Schnittpunkte g,g n−1 zweier nicht paralleler Geraden, die jeweils durchmindestenszweiverschiedenePunkte aus K verlaufen. n−1 • S (K ) die Menge aller Schnittpunkte g,k n−1 vonGeradenmitKreisen,wobeidieGeraden durchmindestenszweiverschiedenePunkte aus K verlaufen und die Mittelpunkte so- n−1 wie ein weiter Punkt auf den Kreisen eben- falls in K liegen müssen. n−1 • S (K ) die Menge aller Schnittpunkte k,k n−1 zweier verschiedener Kreise, deren Mittel- punkt sowie ein weiterer Punkt auf jedem Kreis in K liegen. n−1 Abbildung3.1:MöglicheKonstruktionen 5
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