eXamen.press eXamen.press ist eine Reihe, die Theorie und Praxis aus allen Bereichen der Informatik für dieHochschulausbildungvermittelt. Folkmar Bornemann Konkrete Analysis für Studierende der Informatik 123 Prof.Dr.FolkmarBornemann ZentrumMathematik-M3 TechnischeUniversitätMünchen 85747GarchingbeiMünchen ISBN978-3-540-70845-2 e-ISBN978-3-540-70854-4 DOI10.1007/978-3-540-70854-4 eXamen.pressISSN1614-5216 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothek verzeichnet diesePublikation inderDeutschenNationalbibliografie; detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. (cid:2)c 2008Springer-VerlagBerlinHeidelberg Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, desNachdrucks, desVortrags,derEntnahmevonAbbildungenundTabellen,derFunk- sendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Ver- vielfältigungdiesesWerkesodervonTeilendiesesWerkesistauchimEinzelfallnurindenGrenzender gesetzlichenBestimmungendesUrheberrechtsgesetzesderBundesrepublikDeutschlandvom9.Septem- ber1965inderjeweilsgeltendenFassungzulässig.Sieistgrundsätzlichvergütungspflichtig.Zuwider- handlungenunterliegendenStrafbestimmungendesUrheberrechtsgesetzes. DieWiedergabevonGebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.indiesemWerkbe- rechtigtauchohnebesondereKennzeichnungnichtzuderAnnahme,dasssolcheNamenimSinneder Warenzeichen-undMarkenschutz-Gesetzgebungalsfreizubetrachtenwärenunddahervonjedermann benutztwerdendürften. Einbandgestaltung:WMXDesignGmbH,Heidelberg GedrucktaufsäurefreiemPapier 987654321 springer.de (cid:105) (cid:105) “KonkreteAnalysis” — 2008/6/20 — 10:59 — page V — #1 (cid:105) (cid:105) Vorwort DieVorlesung„AnalysisfürInformatiker“wirdvondenBachelor-Studenten derTechnischen UniversitätMünchen als dritteMathematikvorlesungnach 1 den„DiskretenStrukturen“ undder„LinearenAlgebrafürInformatiker“ gehört. Diese unkonventionell späte Begegnung mit den Konzepten und TechnikenderAnalysisbringtneueHerausforderungenmitsich:Analytische Begriffe sind bereits in den beiden vorangehenden Vorlesungen verstreut aufgetreten (etwa der Körper der reellen Zahlen R, die Landau’sche O- Notation, einzelne Grenzwerte und unendliche Reihen), wenn auch eher „intuitiv“,ohne Vertiefung undEinübung; das gängige Lehrbuchmaterial sprichtprinzipiellStudienanfängeranundbehandeltvieleThemenabovo. Um dem Vorwissen auf der einen Seite und den (von mir antizipierten) BedürfnissenderZielgruppeaufderanderenSeiteRechnungzutragen,habe ichmichentschlossen,dieVorlesungneuzukonzipierenundgleichzeitig ein Lehrbuch auszuarbeiten, welches in jenen grundlegenden Dreiklang konkreteranalytischerWerkzeugeeinführt,mitdessenHilfesichkomplexe quantitativeZusammenhängevereinfachenundverstehenlassen: Abschätzung,Approximation,Asymptotik. Das Buch richtet sich zwar in erster Linie an Studierende der Informatik, sollteaberauchfürStudierendederMathematikundNaturwissenschaften alswillkommeneergänzendeodervertiefendeEinführungdienenkönnen. LeitprinzipienmeinerNeukonzeptionsind: 1. DieBetonungvonIdeenbildungundArgumentationshierarchien(von derGraphikzumBeweis). 2. Die Bevorzugung konkreter Aufgabenstellungen (wir wollen mit den WerkzeugenderAnalysisschließlichetwasInteressantes„ausrechnen“). 1 ImUmfangdesBuchesvonAngelikaSteger:DiskreteStrukturen1:Kombinatorik, Graphentheorie,Algebra,2.Auflage,Springer,Berlin,2007. (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) “KonkreteAnalysis” — 2008/6/20 — 10:59 — page VI — #2 (cid:105) (cid:105) VI 3. AusgewählteBeweisewenigerzurlogischenAbsicherungderErgebnisse, sondernvielmehrzurEinübunganalytischerBegriffeundTechniken. 4. Der Einsatz von Computeralgebra-Systemen für rein kalkulatorische Aufgaben;dieDiskussionihrerStärken,SchwächenundGrenzen. 5. DaswiederholteAufgreifenvonBeispielenmitsukzessiveverfeinerten TechnikenundverändertenBlickwinkeln:„WiderdenMethodenzwang“. 6. Extrinsische Motivation mit Beispielen aus der Informatik (und nicht, wiesooft,ausdenNatur-,Ingenieur-undWirtschaftswissenschaften). StilundZielrichtungsindganzmaßgeblichdurch„ConcreteMathematics:A FoundationforComputerScience“vonRonaldGraham,DonaldKnuthund OrenPatashnik[GKP94]beeinflusst.ImgewissenSinnelässtsichmeinBuch daherals„analytischerBegleiter“zujenemgroßartigenWerkverstehen. Ichrategrundsätzlich,sichdenStoffauchauseinerzweiten,unabhän- 2 gigen Perspektive erklären zu lassen. Zur Vertiefung seien die Bücher [K0¨4a, K0¨4b] von Konrad Königsberger genannt, in denen sich auch all jeneResultatefinden,dieichhierohneBeweisundReferenzvortrage.Zur EinführungindasComputeralgebra-SystemMapleverweiseichauf[Hec03]. Weitere Literaturangaben werden im Laufe der Lektüre angegeben. Zum aktivenLernengehört–mankannleidernichtoftgenugdaraufhinweisen –ganzwesentlichdieregelmäßigeBearbeitungvonÜbungsaufgaben,wie siesichamEndeeinesjedenKapitelsfinden.DerMathematikerCarlRunge hatdazueinmalsinngemäßdasfolgendeschöneBildgeprägt:KeinMensch könnedasKlavierspielnurausdemBesuchvonKonzertenerlernen. Korrektur- und Verbesserungsvorschläge nehme ich sehr gerne per E- Mailentgegen.Ansonstenhoffeichnatürlich,dassdasExperimentmeiner Neukonzeption einer Analysisvorlesung für Studierende der Informatik schlussendlich„funktioniert“.VielSpaßbeiderLektüre. München,imJuni2008 FolkmarBornemann DiebegleitendeCDenthältdasBuchinFormeinesPDF-Dokumentsals HypertextmitfarbigenGraphikenzurBenutzungamBildschirm.Interne Verweise sind in blau gehalten, externe Verweise in rot. Letztere führen etwa auf Erläuterungen von Begriffen und Sachverhalten, die ich aus der SchuleunddenAnfängervorlesungenalsbekanntvoraussetze,sowieauf weiterführendesMaterialundbiographischeInformationen. 2 FürdieZielgruppederInformatikstudentensindfolgendeLehrbüchergedacht, dieichgernealsBegleitlektüreempfehle:MichaelOberguggenberger,Alexander Ostermann:AnalysisfürInformatiker,Springer,Berlin,2006;ChristianBlatter:Inge- nieuranalysis1&2,2.Auflage,Springer,Berlin,1996(kostenlosalsPDF-Dokumente erhältlich). (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) “KonkreteAnalysis” — 2008/6/20 — 10:59 — page VII — #3 (cid:105) (cid:105) Inhaltsverzeichnis Vorwort........................................................... V I Grundlagen .................................................. 1 1 ReelleZahlen............................................. 1 1.1 WarumAnalysisfürInformatiker?.................... 1 1.2 AxiomatischeCharakterisierungderreellenZahlen... 4 1.3 EinigenützlicheBezeichnungen..................... 6 1.4 RechenregelnfürSuprema.......................... 7 1.5 ArchimedizitätderreellenZahlen ................... 8 1.6 DichtheitderrationalenZahlen ..................... 8 1.7 Dezimalzahldarstellung ............................ 9 1.8 ÜberabzählbarkeitderreellenZahlen................ 11 1.9 AlgebraischeundtranszendenteZahlen ............. 12 1.10 BerechenbareZahlen ............................... 13 2 Ungleichungen:EinPrimer................................ 15 2.1 ElementareUngleichungen ......................... 15 2.2 Cauchy–Schwarz’scheUngleichung ................. 16 2.3 EuklidischeNorm.................................. 17 Aufgaben ..................................................... 19 II Grenzwerte ................................................... 21 3 Folgen ................................................... 21 3.1 KonvergenzvonFolgen............................. 21 3.2 BeschränktheitkonvergenterFolgen ................. 23 3.3 Stetigkeit:RechnenmitGrenzwerten ................ 23 3.4 MonotoneFolgen .................................. 25 3.5 BeschränkteFolgen................................. 29 3.6 Exponentialfunktion................................ 32 3.7 AllgemeineAM-GM-Ungleichung................... 35 (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) “KonkreteAnalysis” — 2008/6/20 — 10:59 — page VIII — #4 (cid:105) (cid:105) VIII Inhaltsverzeichnis 3.8 HarmonischeZahlen ............................... 36 4 Reihen ................................................... 39 4.1 KonvergenzvonReihen ............................ 39 4.2 Vergleichskriterien ................................. 40 4.3 AlternierendeReihen............................... 42 4.4 Konvergenzbeschleunigung......................... 44 4.5 Umordnung ....................................... 45 5 KonsequenzenderStetigkeit .............................. 48 5.1 Zwischenwertsatz .................................. 48 5.2 ExistenzvonMaximumundMinimum .............. 50 5.3 Anwendung:FundamentalsatzderAlgebra .......... 51 Aufgaben ..................................................... 54 III Differentiation................................................ 57 6 DieAbleitungeinerFunktion.............................. 57 6.1 BegriffderAbleitung ............................... 57 6.2 KalkülderAbleitungsregeln ........................ 61 6.3 HöhereAbleitungenundderSatzvonSchwarz ...... 65 6.4 DifferentiationvonReihen .......................... 67 6.5 TrigonometrischeFunktionen ....................... 69 7 AnwendungenderAbleitung.............................. 73 7.1 KurvendiskussionundMittelwertsatz ............... 73 7.2 BerechnungvonGrenzwerten....................... 78 7.3 KonvexitätunddieJensen’scheUngleichung......... 81 Aufgaben ..................................................... 85 IV Integration ................................................... 87 8 DasIntegraleinerFunktion ............................... 87 8.1 BegriffdesbestimmtenIntegrals .................... 87 8.2 StammfunktionenundderHauptsatz................ 92 8.3 ComputergestütztesymbolischeIntegration.......... 95 8.4 VertauschungvonIntegrationundGrenzwerten......103 9 AnwendungendesIntegrals...............................108 9.1 Ungleichungen.....................................108 9.2 AbschätzungenvonSummenundReihen............109 9.3 ProduktdarstellungderSinusfunktion ...............113 Aufgaben .....................................................117 V Potenzreihen ................................................. 121 10 EntwicklungvonFunktioneninPotenzreihen .............. 121 10.1 DieTaylor’scheFormel ............................. 121 10.2 PotenzreihenimKomplexen ........................127 10.3 KalkülderPotenzreihen ............................129 (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) “KonkreteAnalysis” — 2008/6/20 — 10:59 — page IX — #5 (cid:105) (cid:105) Inhaltsverzeichnis IX 10.4 DieBernoulli’schenZahlen .........................132 11 ErzeugendeFunktionenvonZahlenfolgen..................136 11.1 Beispiel1:DasGeldwechselproblem.................136 11.2 Beispiel2:AlternierendePermutationen .............139 Aufgaben .....................................................143 VI Differentialgleichungen.......................................147 12 Anfangswertprobleme ....................................148 12.1 ErsteBeispiele:ZurückführungaufIntegrale .........148 12.2 ExistenzundEindeutigkeit ......................... 151 12.3 GleichungenhöhererOrdnung......................154 12.4 ComputergestützteLösung:numerisch/symbolisch ..158 13 AnwendungenvonDifferentialgleichungen.................162 13.1 Koeffizientenabschätzungfür„armeLeute“..........162 13.2 Funktionalgleichungen .............................166 Aufgaben .....................................................169 VII Asymptotik................................................... 171 14 ZweiasymptotischeTricks ................................172 14.1 Bootstrapping......................................172 14.2 TradingTails.......................................176 15 Euler–Maclaurin’scheSummenformel......................182 15.1 DerOperatorkalkülvonLagrange...................182 15.2 DieSummenformelmitRestglied ...................186 15.3 StrategienzurAnwendungderSummenformel ......188 15.4 HarmonischeZahlenunddieEuler’scheKonstante...189 15.5 DieStirling’scheFormel ............................192 Aufgaben .....................................................195 Literaturverzeichnis ...............................................197 Stichwortverzeichnis ..............................................199 (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105) “KonkreteAnalysis” — 2008/6/20 — 10:59 — page 1 — #7 (cid:105) (cid:105) I Grundlagen 1 Reelle Zahlen 1.1 WarumAnalysisfürInformatiker? DiedreigrundlegendenMathematikvorlesungeneinesInformatikstudien- gangs – Diskrete Strukturen, Lineare Algebra und Analysis – ließen sich einheitlicherwiefolgtbezeichnen:diskrete,lineareundkontinuierlicheStruk- turen.(Statt„diskret“könntemanauch„digital“,statt„kontinuierlich“dann entsprechend„analog“sagen.) NunliegtderEinwandnahe,dassdigitaleComputerdochnurmitdis- kreten,endlichenObjektenarbeitetenunddahereineBeschäftigungmitkon- tinuierlichenStrukturenfürdiemeistenInformatikereigentlichverzichtbar seindürfte.(EtlichePhysikersindderAnsicht,dassdasganzeUniversum diskret und endlich ist. Manche sprechen gar vom "‘rechnenden Raum"’. AlsomüsstederEinwandauchfürdieNatur-undIngenieurwissenschaften gelten...)WarumalsoAnalysisfürInformatiker? MeineeinfacheEntgegnunglautet:WeilAnalysisnebeneinemwertvol- lenTraininginAbstraktionundBegriffsbildungauchfürInformatikerein enormnützlichesWerkzeugdarstellt. „Diskret“kannnämlichsehrdicht(= fastkontinuierlich)sein,odersehenSieetwadieeinzelnenPixelvonausbe- lichtetenDigitalfotos?Und„endlich“kannsehrgroßsein.DerÜbergangins KontinuierlicheistschlichtwegeinsehrpraktischerSchritt,ummitsolchen Fällenbequemerumzugehen.IchwilldafürzweiBeispielegeben. Beispiel. In Abb. 1 sehen Sie, wie aus einem Digitalfoto überlagerter Text „herausgerechnet“wird.(DerFachausdruckfürsolchesHerausrechnenvon zerstörtenBildflächenlautet„ImageInpainting“.)EinbesondersschnellerAl- gorithmushierfürstammtganzfrischausmeinereigenenForschung[BM07] –undbenutztfortgeschritteneWerkzeugederAnalysis.DerArbeitsablauf wardabeiungefährfolgender: (cid:105) (cid:105) (cid:105) (cid:105)
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