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Konjunktur: Stilisierte Fakten, Theorie, Prognose PDF

301 Pages·1994·10.12 MB·German
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Springer-Lebrhuch Gunther Tichy Konjunktur Stilisierte Fakten, Theorie, Prognose Zweite, v611ig neu bearbeitete Auflage Mit 30 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Prof. Dr. Gunther Tichy Karl-Franzens-Universitiit Graz Institut fUr Volkswirtschaftslehre und Volkswirtschaftspolitik SchubertstraBe 6a A-801O Graz ISBN 978-3-540-57437-8 ISBN 978-3-642-57944-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-57944-8 Dieses Werk ist urheberrechtIich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbe sondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, des Vortrags, der Entnahme·von Ab bildungen und Tabellen, der Funksendungen, der Mikroverfilmung oder der Verviel faltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfăltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelf&.l1 nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zuliissig. Sie ist grundsiitzlich vergiitungspf1ichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestim mungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1994 Urspriinglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York Tokyo 1994 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der An nahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetz gebung als frei zu betrachten wiiren und daher vonjedermann benutzt werden diirften. Bindearbeiten: G. SchiifTer GmbH u. Co. KG., Griinstadt 4217130-5432 1-Gedruckt auf siiurefreiem Papier Ich veroffentliche diesen Versuch nicht zur Belehrung von Miinnern mit schneller Fassungskraft und weitem Blick; solchen Meistern gegenuber bin ich selbst ein Schuler, und ich warne sie deshalb im voraus, daft sie Mer nicht mehr erwarten, als was ich aus meinen gro ben Gedanken gesponnen habe, was for Leute meiner Artpaftt. John Locke, 1670 Vorwort The causes of business cycles have not vanished. A tiger caged is not the same as a tiger loose in the streets, but neither is it a paper tiger. There are good reasons for not forgetting that important fact. S. Fabricant, 1970 Diese Arbeit ist eine vollstandige Neufassung des Buchcs "Konjunktur schwankungen - Theorie, Messung, Prognose" aus dem Jahre 1976. Ausgangs punkt des VorUiufers war die "Grofie Konjunktur-Dichotomie", der rur die dama lige Zeit typische Gegensatz zwischen veralteter Konjunkturtheorie einerseits, und innovativer, aber weitgehend theoriefemer Konjunkturanalyse und innovativer angewandter Konjunkturpolitik andererseits: Die empirische Konjunkturanalyse hatte in den sechziger Jahren eine Hille von Daten, Erfahrungen, Zusammenhan gen, Thesen und Analyseinstrumenten erarbeitet; aus dem Bedarf der Praxis ent wickelte sie unterschiedliche Definitionen von Konjunkturschwankungen - ein Problem, dem die neoklassische Theorie stets ausgewichen war - sowie MaBstabe rur Lange und Amplitude; man begann, Konjunkturmuster herauszuarbeiten, Konjunkturindikatoren zu isolieren und typische konjunkturelle Verhaltensweisen zu analysieren. Unter dem Zwang der aktuellen Ereignisse untersuchte man die Wirkungen stochastischer AnstOBe und schatzte die GroBenordnung wichtiger Funktionalbeziehungen, aus denen SchlllBfolgerungen tiber den Fortpflanzungs prozeB der Konjunktur gezogen werden konnten. Die Konjunkturpolitik experi mentierte in den sechziger Jahren recht erfolgreich und schuf durch ihre Ex perimente zwangslaufig umfangreiches Material, vor allem fk· Querschnittsver gleiche. Allen diesen keineswegs erfolglosen Bemtihungen der Konjunkturempirie und Konjunkturpolitik fehlte jedoch die solide Basis einer dazu passenden Kon junkturtheorie. Weder war der Untersuchungsgegenstand genau definiert - Was sind Konjunkturschwankungen? - noch gab es in der damals dominierenden neo klassischen Theorie Raum rur zyklische Anpassungen. Konjunkturanalyse wie Konjunkturpoliti~ muBten daher zwangslaufig mit selbstgestrickten ad hoc-Theo rien und -Instrumenten arbeiten, unsystematisch und oft bloB auf die jeweilige Situation passend. Der geistige Abstand zwischen Konjunkturtheorie einerseits, Konjunkturanalyse und angewandter Konjunkturpolitik andererseits war so groB, viii Vorwort daB es zu keiner Systematisierung der Erfahrungen und zu keinen empirischen Untersuchungen kam, geschweige denn zu deren Konfrontation mit der traditio nellen Konjunkturtheorie, und - daraus folgend - auch nicht zu Versuchen der Konstruktion einer neuen Konjunkturtheorie. DemgemiiB bemUhte ich mich 1976, die Erfahrungen der empirischen Kon junkturforschung aufzuarbeiten und zu systematisieren. Vieles davon ist heute selbstverst!lndlich geworden: die Messung der Konjunkturschwankungen an Trendabweichungen oder an der Kapazitiitsauslastung statt an Niveaus oder Wachstumsraten, ihre Erscheinungsform mit etwa vier-bis filnfjiibriger Dauer und einer Amplitude von drei bis sechs Prozentpunkten der gesamtwirtschaftlichen KapaziUltsauslastung, ihre Asymmetrie oder ihre Neigung zur Plateaubildung in der Hochkonjunktur: Vor allem aber galt es damals herauszuarbeiten, daB das Wesen der Konjunkturschwankungen weniger durch L!lnge, Amplitude und Form bestimmt wird als durch typische Konjunkturmuster, das also, was spater als stili sierte Fakten bezeichnet wurde; demgemiiB beschrieb ich 1976 die wichtigsten Einzelreihen und arbeitete ihre Konjunkturmuster heraus. 1m Gegensatz zur dominierenden Meinung der spaten sechziger und frlihen sieb ziger Jahre hielt ich auch damals Konjunkturschwankungen keineswegs fUr - inzwischen tlberwundene - Steuerungsfehler und vermutete, daB eine neue Welle theoretischer Beschiiftigung mit Konjunkturfragen bevorstOnde. Diese Prognose war richtig: Die in den siebziger und frlihen achtziger Jahren dominierenden Gleichgewichts- und Angebotstheorien sahen sich durch die faktisch nicht weg zuleugnenden Konjunkturschwankungen theoretisch herausgefordert, und die 01- krise und ihre Folgen machten Konjunkturschwankungen auch wirtschaftspoli tisch wieder Mchst interessant. Die groBe Zeit der Gleichgewichtskonjunktur theorien und der Angebotsschocks begann, deren formale Eleganz in einem auf reizenden Gegensatz zu der Unglaubwtirdigkeit ihrer Annahmen stand. Zwangs laufig forcierte die dem common-sense nicht leicht zugangliche main-stream Konjunkturerkliirung der siebziger Jahre die Suche nach altemativen Erkliirungs ansatzen, und das "Experiment" der Olkrise und neue 6konometrische Verfahren erm6glichten zugleich neue empirische Tests; eine Ftllle neuer Erkenntnisse wurde erarbeitet. Unter diesen Bedingungen war eine Neuauflage der inzwischen vergriffenen "Konjunkturschwankungen" nicht mehr zu rechtfertigen; das neue Material erfor derte eine v6llig neue Bearbeitung. Manches, was 1976 erarbeitet und breit argu mentiert werden muBte, insbesondere tiber das Wesen der Konjunkturschwankun gen, die MeBmethoden oder die Bedeutung der stilisierten Fakten, ist heute Stan dardwissen; andererseits muBte zusatzliches Material aufgenommen werden, wie etwa die neuen theoretischen Erkliirungsansatze und ihre Korrespondenz mit den stilisierten Fakten. Das erforderte eine neue Gliederung und eine Neufassung so gut wie aller Abschnitte. Der Grundgedanke, einen Oberblick tiber die Empirie der Konjunkturschwankungen zu geben und diese mit der modemen Konjunktur theorie zu konfrontieren, blieb allerdings erhalten. Es ist zu hoffen, daB sich die Neuauflage fUr Lehre und Praxis so ntitzlich erweist wie ihr Vorg!lnger. Vorwort ix Wie Ublich htitte auch dieses Buch nicht ohne die aktive und passive Mithilfe vieler geschrieben werden k6nnen. Dank gilt meiner Familie, die mich in dieser Zeit noch seltener ansprechen durfte als sonst, den Kollegen im Osterreichischen Institut fUr Wirtschaftsforschung fUr zahlreiche anregende Diskussionen, Peter Brandner, Wolfgang Franz, Franz Hahn, Hans Seidel, Karl Steininger, Ewald Walterskirchen und Gerhard Wohlfahrt fiir die Lektiire von Teilen des Manu skripts und wertvolle Anregungen und Verbesserungsvorschl!ige. DaB aus einem Korb voll Tonbandem und verkritzelten Entwtlrfen ein Buch wurde, ist die Lei stung von Alexandra Fidler und Anita Pauritsch; bei der Erstellung des Literatur verzeichnisses halfEvelyne Zessar. DaB trotz alldem Fehler blieben, ist natiirlich Versagen des Autors. Inhaltsverzeichnis 1. Die neue Konjunktur-Dichotomie .............................................................. 1 2. Die moderne "Wachstumsschwankung" und ihre empirische Erfassung ................................................................... 6 2.1 Probleme der Messung eines theoretisch unklaren Konzepts ...................... 7 2.2 Der amerikanische Versuch: Reference Cycle und Diffusionsindex ........ 13 2.3 Der europllische Versuch: Trendabweichungen makro6konomischer Aggregate ...................................................................................................... 20 2.4 Der "theoretische" Versuch: Gesamtwirtschaftliche Kapazitlltsauslastung .................................................................................... 26 2.5 Die neue Herausforderung: Zeitreihenanalyse ........................................... 34 2.6 Die Alternative: Spezifische Konjunkturmuster (stylized facts) ............... 38 2.7 Ein vorlllufiges Ergebnis .............................................................................. 40 3. Die Form der Konjunkturschwankungen .............................................. .41 3.1 Die Wendepunkte: Alternative Konzepte .................................................. .42 3.2 Form, Llinge und Amplitude ........................................................................ 46 3.3 Gibt es lange Wellen? .................................................................................. 57 3.4 Die moderne "Wachstumsschwankung" und der traditionelle "Konjunkturzyklus" ..................................................................................... 62 4. Die typischen Konjunkturmuster ............................................................ 70 4.1 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage ............................................................... 73 4.2 Die einzelnen Nachfrageaggregate .............................................................. 81 4.3 Angebot, Produktivitat und Beschliftigung ................................................ 92 4.4 L6hne, Preise und Gewinne ....................................................................... 103 4.5 Plline, Auftrlige und Erwartungen ............................................................. 10 8 4.6 Monetlirer und finanzieller Bereich ........................................................... 110 S. Ein kurzer AbriB der Theorie der Konjunkturschwankungen ......... 117 5.1 Fortpflanzungsorientierte Konjunkturtheorien ........................................ 119 5.1.1 VerzOgerte Anpassung ............................................................................... 120 5.1.2 Auffilll-und Bestandseffekte .................................................................... 130 5.1.3 Entstehen von Disparitllten ........................................................................ 139 5.1.4 Erwartungsinduzierte Konjunkturtheorien ............................................... 143 5.2 AnstoBorientierte Konjunkturtheorien ...................................................... 144 5.2.1 Stochastische Konjunkturtheorien ............................................................ 145 5.2.2 Politische Zyklen ........................................................................................ 146 5.2.3 Gleichgewichts-Konjunkturtheorie ........................................................... 149 xii Inhaltsverzeichnis 6. Klinnen die Konjunkturmuster zur Diskriminierung zwischen den theoretischen ErkUirungsansatzen beitragen? ............ 154 6.1 Ideologiseh, theoretiseh und empiriseh relevante Konjunkturmuster ...................................................................................... 156 6.2 StUtzen die empirisehen Konjunkturmuster die gleiehgewiehtstheoretisehe Erkillrung der Konjunktur? .......................... 168 6.3 Konjunkturmuster der stoehastisehen und politisehen Anslitze ........................................................................................................ 178 6.4 Erkillrungsdefizite der fortpflanzungsorientierten Anslitze ..................... 179 6.5 Die Bedeutung untersehiedlieher AnsWBe ............................................... 184 6.6 Are Business Cycles all Alike? ................................................................. 192 7.' Die Konjunkturprognose ......................................................................... 196 7.1 Die Konjunkturprognose im Paradigmen-Wandel der Theorie .................................................................................................. 197 7.2 Der Bedarf an Prognosen und die neue Prognoseindustrie ...................... 20 1 8. Methoden der Konjunkturprognose ...................................................... 204 8.1 Die nieht-formale VGR-Prognose ............................................................. 206 8.2 Prognosen mit Okonometrisehen Strukturmodellen ................................. 210 8.3 Sonstige Okonometrisehe Prognosen ........................................................ 214 8.4 Prognosen mit Zeitreihenmodellen ........................................................... 216 8.5 Sonstige Prognosemethoden ...................................................................... 219 8.6 Gibt es die Prognosemethode? .................................................................. 223 8.7 Annex: Die Prognosemethode der OECD ................................................ 226 9. Die Treffsicherheit von Konjunkturprognosen ................................... 235 9.1 MaBe der Prognosegenauigkeit ................................................................. 238 9.2 Welche Methode prognostiziert am besten? ............................................. 242 9.3 Die Prognosegenauigkeit der publizierten Prognosen ............................. 248 9.4 Sind die Prognosen genilgend genau? ....................................................... 255 10. Ausblick ..................................................................................................... 260 Literatur. .................................................................................................................. 263 Namenverzeichnis ................................................................................................... 284 Sachverzeichnis ............................................................................................ ,. .......... 289 1. Die neue Konjunktur-Dichotomie It is probably fair to say, that a great deal more effort has gone into the job of con structing theoretical models than has gone into the job of testing the models against thefacts. D.J. Coppock, 1959 Kontinuierliches und storungsfreies Wachstum -ein alter Traum der Menschheit - ist offenbar nicht das Entwicklungsgesetz der Wirtschaft, weder der vorkapitali stischen, noch der kapitalistischen und wahrscheinlich auch nicht der postkapita listischen, sofeme es eine solche je geben wird. Man muB als Beweis dafllr nicht unbedingt die sieben fetten und die sieben mageren Jahren der Bibel bemOhen; soweit Zahlenangaben aus fiiiheren Zeiten uberliefert wurden oder rekonstruiert werden konnten, zeigen alle dasselbe Bild: eine mehr oder weniger regelm!il3ige Aufeinanderfolge von guten und schlechten Zeiten. Seit der Industrialisierung glaubt man darin markante Gesetzm!il3igkeiten erkennen zu k6nnen, die vor allem vor dem Zweiten Weltkrieg nach herrschender Meinung1 besonders deutlich aus geprligt waren: Auf die "Prosperitlit" folgte zwangslliufig die "Depression", auf die Grilnderzeit die Grilnderkrise, auf die "roaring twenties" die Weltwirtschaftskrise. In der Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Olkrise waren die Unterschiede zwischen Zeiten guter und Zeiten schlechter Konjunktur allerdings recht klein geworden; auf eine Wachstumsbeschleunigung folgte meist bloB eine Wachstumsverlangsamung, vielleicht eine "Flaute", bloB in seltenen Un glucksflillen eine Rezession. Seit der Olkrise sind zwar die Rezessionseinbrilche nicht nennenswert tiefer geworden, die Aufschwilnge reichen jedoch in der Regel nicht mehr aus, Vollbeschliftigung zu erreichen.2 Unter dem Gesichtspunkt der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt waren demgem!i13 Konjunkturschwankungen in den sechziger Jahren ziemlich irrelevant, stiegen in den spliten siebziger und frU- Die herrschende Meinung wurde von Romer (l986a; 1986b; 1986c) in Frage gestellt; siehe dazu Abschnitt 3.4. 2 Wieweit dahinter konjunkturelle Probleme stehen und wieweit strukturelle muB in die sem Rahmen offen bleiben.

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Im Bereich der Konjunkturforschung stehen einer F}lle neuer theoretischer Erkl{rungsans{tze, neuer statistischer und |konometrischer Methoden und neuer empirischer Erkenntnisse - wenn auch auf h|chstem Abstraktionsniveau -eine analytische Schw{che im Anwendungsbereich und ein {ngstlicher Attentismus
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