Oliver Mack Konfiguration und Koordination von Unternehmungsnetzwerken GABLER EDITION WISSENSCHAFT Forum produktionswirtschaftliche Forschung Herausgegeben von Professor Dr. Klaus Bellmann Neue Fertigungs- und Informationstechnologien sowie die zuneh mende Dienstleistungsorientierung fOhren zu tiefgreifenden Anderun gen in Produktion und Logistik. Die traditionell stark produktionswirt schaftliche Ausrichtung von Industrieunternehmen verliert sich; infle xible Strukturen und Prozesse sowie deren Steuerungskonzeptionen stehen dadurch zur Disposition. Nur funktionsObergreifende sowie interdisziplinare Denkansatze und Methoden konnen den vielfaltigen Problemstellungen gerecht werden. Die Schriftenreihe prasentiert theoretische und anwendungsorientierte Forschungserkenntnisse auf den Gebieten des Produktions- und Logistikmanagements und stellt diese in Wissenschaft und Praxis zur Diskussion. Oliver Mack Konfiguration und Koordination von Unternehmungsnetzwerken Ein allgemeines Netzwerkmodell Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Klaus Bellmann Deutscher Universitats-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Ober <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Universitat Mainz, 2002 1. Auflage Marz 2003 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2003 Lektorat: Brigitte Siegel! Sabine Scholler Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.9s unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fOr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf siiurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13: 978-3-8244-7798-2 e-ISBN-13: 978-3-322-81488-3 001: 10.1007! 978-3-322-81488-3 Geleitwort v Geleitwort Netzwerke als sozio-okonomische Komplexe sind im Grunde genommen nichts Neu es. Vemetzung reprasentiert ein ubiquitares Prinzip des Seins aufgrund der Situiertheit von Individuen und Organisationen in ihrer Umwelt. 1m Unterschied zu herkommli chen betriebswirtschaftlichen Ansatzen, die intraorganisationale Relationen und Struk turen in den Vordergrund stellen, betont der Netzwerkansatz jedoch eine holistische, interorganisational gepragte Perspektive. Netzwerke in dieser Sicht begegnen uns in sehr unterschiedlichen Auspragungsfor men. Hierarchische Untemehmensnetzwerke einerseits koordinieren Abstimmungs prozesse mittels weitgehender Standardisierung in pyramidal abgestuften Strukturen, was als klassische Vorgehensweise im Rahmen des Organisationsmanagements zu perzipieren ist. Heterarchische Untemehmensnetzwerke andererseits organisieren sich nach dem Prinzip fluktuierender hierarchischer Beziehungen, die sich situations- und kontextbedingt unter gleichberechtigten Partnem temporar auspragen. Die Netzwerkperspektive hat in dem vergangenen Jahrzehnt in Praxis und Wissen schaft ein stark zunehmendes, nahezu euphorisches Interesse erfahren. Mit dem Ziel, Netzwerkphiinomene zu beschreiben und zu erklaren, ist eine Vielzahl verschiedenar tiger Begrifflichkeiten, Darstellungen und Aussagen entstanden, die sich sowohl uber decken als auch widersprechen. Trotz allen wissenschaftlichen Bemuhungen, Netz werke auf theoretischer Ebene zu erfassen und zu fundieren, konnte die Netzwerk forschung noch nicht die Phase partieller Betrachtungen und eklektischer theoretischer Bezugsrahmen uberwinden. Oliver Mack verfolgt in seiner Arbeit das Ziel, reale Formen von Untemehmensnetz werken in einem allgemeinen Beschreibungsmodell generalisierend abzubilden. Da hinter steht die Intention, Untemehmensnetzwerke aus organisatorischer und strategi scher Sicht in zweckhafter Weise zu erfassen und ganzheitlich auf einer betriebs wirtschaftlichen Basis zu analysieren. Er erfasst das Untersuchungsobjekt von Theo rien geleitet in einem konstruktivistischen Ansatz, urn eine Konzeption zu entwickeln, die Perspektiven Offnet. Mittels des Konstrukts des "Allgemeinen Netzwerkmodells" hat Oliver Mack fur Wissenschaft und Praxis ein Denkmodell geschaffen, in dem sich Problemstellungen im Kontext von Untemehmensnetzwerken darstellen und bearbeiten lassen. Das Denk modell verkorpert zugleich eine offene Analyseplattform, die auf Basis eines einheit lichen Bezugsrahmens verschiedenartige Anknupfungspunkte fur weiterfuhrende Untersuchungen bietet. So eroffnen sich bspw. Moglichkeiten fur empirische Vali dierungen, Vergleiche zwischen unterschiedlichen Netzwerktypen, Untersuchungen partieller Sachverhalte, die Verortung von Theorien oder die Entwicklung von Steue rungsinstrumenten. Nicht zuletzt vermittelt die Arbeit jedoch Anregungen fur die reale VI Geleitwort Gestaltung von Netzwerken, was zweck- und zielorientiert die konkretisierende Rein terpretation der Modellelemente voraussetzt. Klaus Bellmann Vorwort VII Vorwort Untemehmensnetzwerke stell en heute nicht zuletzt durch die intemationalen Koopera tionsnetzwerke von Fluggesellschaften und Zulieferpyramiden in der Automobilin dustrie ein wichtiges und faszinierendes Realphiinomen der Wirtschaftswelt dar. Die Bedeutung dieser Organisations form dtirfte in der Zukunft tendenziell noch steigen, so dass mir eine wissenschaftliche Beschaftigung mit diesem Thema interessant und sinnvoll schien. Das Ergebnis ist diese Arbeit, die versucht, ein allgemeines Modell zu schaffen, urn die vielfaItigen Realtypen des Phiinomens "Netzwerk" besser greifen und strukturieren zu konnen und einen Rahmen zu bieten, sich diesem Phanomen systema tisch nahem zu konnen. Die vorliegende Arbeit wurde im Dezember 2002 yom Fachbereich Rechts- und Wirt schaftswissenschaften der Johannes-Gutenberg-Universitat Mainz als Dissertation angenommen. Zuvor stand jedoch ein langer, mtihsamer Weg, auf dem mich viele begleitet haben, denen die folgenden Zeilen gewidmet sind. Besonderer Dank gilt zuvorderst meinem Doktorvater und akademischen Lehrer Herrn Univ.-Prof. Dr. Klaus Bellmann. In ihm fand ich wahrend unserer mehrjahrigen ge meinsamen Zusammenarbeit an seinem Lehrstuhl und wahrend des Prozesses der Erstellung dieser Arbeit immer einen hilfreichen und aufgeschlossenen Gesprachs und Diskussionspartner. Mein Dank gilt auch Herrn Univ.-Prof. Dr. Klaus Breuer, der spontan der Dbemahme des Zweitgutachtens zustimmte und Herm Univ.-Prof. Dr. Rolf Bronner fur die Dbemahme des Vorsitzes im Prufungsausschuss. Bedanken mochte ich mich ebenso bei Dr. Philipp Goedeking, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants in Frankfurt, der mich im Rahmen unserer beruflichen Zusammenarbeit erst auf die Idee brachte, mich mit Netzwerkphanomenen naher zu beschaftigen und dessen Sichtweise als Naturwissenschaftler mir allzu oft neue Ein sichten in Problemstellungen und deren Losung gab. Dank schulde ich femer allen meinen Freunden, die mich nicht nur auf diesem langen Weg begleitet haben. Ohne andere zuruckzustellen zu wollen, mochte ich namentlich dennoch meine Jugend-und Studienfreunde Dr. Achim Fettig, Dr. Roger E. Kehl, Lars Niemann und Dr. Peter Spath herausgreifen und ihnen danken, dass sie mir zu jeder Zeit seelisch-motivatorische Untersttitzung lieferten und immer als kritische Diskussi onspartner zur Verfugung standen. Auch meine Freunde und Kollegen yom Lehrstuhl fur ABWL und Produktionswirtschaft, allen zuvorderst Dr. Udo Mildenberger und Dr. Andre Haritz, die wertvolle Anregungen, Diskussionen und Korrekturen lieferten. Ein ganz besonderer Dank gilt Bettine Hindelang, die meine nicht immer einfachen Gemiitszustande wissenschaftlichen Forscherdrangs tiber lange Zeiten so gut ertragen hat und so viele Wochenenden auf mich verzichten musste. Dennoch hat sie mich VIII Vorwort immer mit all ihrer Kraft und Hingabe unterstiitzt. Nicht nur dies schiitze ich an ihr besonders. Ein spezieller Dank geht schlieBIich an meine GroBmutter und meine Eltem, deren Fiirsorge urn meinen Werdegang, und deren Bemiihen urn stetige Unterstiitzung nicht zuletzt auch diese Arbeit erst ermoglicht haben. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet. Oliver Mack [email protected] Inhaltsverzeichnis IX InhaItsverzeichnis Abkiirzungsverzeichnis ........................................................................................... XIII Abbildungsverzeichnis .............................................................................................. XV 1 Forschungsfeld ....................................................................................................... 1 1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Untersuchung ............................................ l 1.2 Wissenschaftstheoretische Positionierung ............................................................ 3 1.3 Gang der Untersuchung ........................................................................................ 5 2 Unternehmungsnetzwerke als Erfahrungs-und Erkenntnisobjekte ................ 9 2.1 Analysefelder von Untemehmungsnetzwerken .................................................... 9 2.2 Phanomenologische Aspekte von Untemehmungsnetzwerken ............................ 9 2.2.1 Begriff und Wesen von Unternehmungsnetzwerken .................................... 9 2.2.1.1 Der Netzwerkbegriff als Basis flir das Verstandnis von Untemehmungsnetzwerken ..................................................................... 9 2.2.1.2 Untemehmungsnetzwerke als institutionelle Koordinationsform ......... 15 2.2.1.3 Untemehmungsnetzwerke und Kooperationen ..................................... 18 2.2.1.4 Untemehmungsnetzwerke als untemehmungsiibergreifende Organisationen ....................................................................................... 21 2.2.2 Entstehung von Unternehmungsnetzwerken .............................................. 25 2.2.2.1 Untemehmungsnetzwerke als Evolution von Organisationsformen ..... 25 2.2.2.2 Untemehmungsnetzwerke als Antwort aufveranderte Umfeldbedingungen .............................................................................. 27 2.2.2.3 Untemehmungsnetzwerke als Ergebnis der Aufi6sung von Untemehmungsgrenzen ......................................................................... 31 2.2.3 Konkretisierung von Unternehmungsnetzwerken ...................................... 33 2.2.3.1 Elemente von Untemehmungsnetzwerken ............................................ 33 2.2.3.2 Untemehmungsziele und Ziele von Untemehmungsnetzwerken .......... 37 2.2.3.3 Typologisierung von Untemehmungsnetzwerken ................................ .45 2.3 Methodologische Aspekte der Analyse von Untemehmungsnetzwerken .......... 48 2.3.1 Moglichkeiten und Grenzen der sozialen Netzwerkanalyse ...................... 48 2.3.2 Betrachtungsebenen von Unternehmungsnetzwerken ............................... 53 x Inhaltsverzeichnis 2.4 Zwischenfazit - Untemehmungsnetzwerke als Metaorganisation und Analyseraster ...................................................................................................... 55 3 Theoretische Grundlagen von Unternehmungsnetzwerken ............................ 57 3.1 Grundpositionen theoretischer Betrachtung ....................................................... 57 3.2 Ressourcenorientierte Ansiitze ........................................................................... 57 3.2.1 Ressourcenabhiingigkeits-Ansatz .............................................................. 57 3.2.2 Resource-Based-View und Knowledge-Based-View ................................. 62 3.3 Competence-Based-View ................................................................................... 70 3.4 Okonomische neoinstitutionalistische Ansiitze .................................................. 74 3.4.1 Gemeinsame Basis okonomischer Theorien .............................................. 74 3.4.2 Transaktionskostentheorie ......................................................................... 75 3.4.3 Principal-Agent-Theorie ............................................................................ 82 3.4.4 Property-Rights-Theorie ............................................................................ 86 3.5 Interaktionsansiitze und Netzwerkansiitze .......................................................... 92 3.5.1 IMP-Interaktionansatz ............................................................................... 92 3.5.2 IMP-Netzwerkansatz .................................................................................. 95 3.5.3 Managementorientierter Netzwerkansatz nach Renz .............................. 104 3.5.4 Constellations nach Gomes-Casseres ..................................................... 108 3.5.5 "Virtuelle Fabrik" nach Schuh et al. ...................................................... 111 3.6 Grundlegende Koordinationsmechanismen ...................................................... 114 3.7 Zwischenfazit - Integratives theoretisches Verstiindnis fur ein Netzwerkmodell ................................................................................................ 120 4 Allgemeines Netzwerkmodell ........................................................................... 123 4.1 Konzeptualisierung von Untemehmungsnetzwerken als mehrstufiges Modell ............................................................................................................... 123 4.1.1 Entwicklung eines allgemeinen Netzwerkmodells ................................... 123 4.1.2 Zwei Ebenen-Modell als Grundmodell von Netzwerken ......................... 127 4.1.3 Detaillierung des Modells durch drei Netzwerk-Sichten ........................ 133 4.2 Grundmodell als Zwei-Ebenen-Modell ............................................................ 137 4.2.1 Betrachtungsebenen und Netzwerkstruktur ............................................. 137 4.2.1.1 Netzwerkpool als Voraussetzung fur Untemehmungsnetzwerke ....... 137 4.2.1.2 Aktivierter Netzwerkpool als formalisierte Stabilisierungsbasis fur dynamische Netzwerke ........................................................................ 144
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