Konfiguration des Menschen Ellen Kuhlmann· Regine Kollek (Hrsg.) Konfiguration des Menschen Biowissenschaften als Arena der Geschlechterpolitik Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2002 In Kooperation mit Umdenken - Politisches Bildungswerk der Heinrich-Boll-Stiftung Hamburg e.V. Gedruckt auf săurefreiem und alterungsbestăndigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fUr die Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhăltlich ISBN 978-3-663-10513-8 ISBN 978-3-663-10512-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-10512-1 © 2002 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprung1ich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 2002 Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschUtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulăssig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr Vervielfliltigungen, Ubersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Inhalt Konfiguration des Menschen - Entwicklungen in den Biowissenschaften und feministische Theorien........................................................................ 7 Ellen Kuhlmann, Regine Kollek Kapitel I Korper obne Kontext - Entwicklungen in den Biowissenscbaften Reproduktionstechnologien oder: der , Systembaukasten , der Fortpflanzung....................................................................................... 23 Giselind Berg Karper und Eigentum - Grenzverhandlungen zwischen Personen, Sachen und Subjekten ................................................................................ 41 Ingrid Schneider Humangenetik und Geschlecht - Formationen zwischen Hegemonie und Autonomiekonstrukten........................................................................ 61 Ellen Kuhlmann Matrix und Junggesellenmaschine - Identitatslogik in naturwissenschaftlichen Diskursen ....... ............ ... ... ......... ... ......... ..... ... ...... 79 Regina Becker-Schmidt Kapitel II Verfiigbare Korper - Biowissenscbaftenlicbe Kodierungen, soziale Beziebungen und subjektives Erleben Die Krise der Mannlichkeit - eine Krise des Lebens? Der biologische Lebensbegriff zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ........................... 95 Kerstin Palm 6 lnhalt Fragile Kodierung - Genetik und KorperversUindnis................................. 109 Regine Kollek Entkorperungen in der Moderne - Zur Genese des diagnostischen (Frauen-) Korpers zwischen Nachkrieg und heute ..................................... 121 Barbara Duden Kaptitel III Materiaiitat, Differenz, Subjekt - feministische Konzepte ,Neuerfindungen der Natur' - Chancen und Grenzen transformierender Konzepte.................................................................................................... 137 Carmen Gransee Subjekt, BioMacht und Widerstand - Butler und Foucault. Eine Skizze... 155 Christine Hauskeller The Body of Gender: oder the Body of What. Zur Leere des Geschlechts und seiner Fassade ..................................................................................... 169 Marie-Luise Angerer Am Leitfaden des Leibes zeigt sich eine ungeheure Vielfachheit. Der Leib und das Selbst. Zu Nietzsches Metaphorik des Leibes .... .......... 181 Brigitte Weisshaupt Autorinnenbiographien. ....................... ....... ............................................... 191 Konfiguration des Menschen - Entwicklungen in den Biowissenschaften und feministische Theorien Ellen Kuhlmann und Regine Kollek Die Allianzen zwischen Biotechnologien, Biowissenschaften und Medizin ermoglichen Eingriffe in und Zugriffe auf den Korper von bisher nicht ge kannter Tragweite. Der Korper avanciert zum Gestaltungsfeld, modelliert nach den Anforderungen der Gesellschaft. Auf diesem Feld versammeln sich die verschiedensten Akteure mit unterschiedlichen Interessen. So werden an die forcierte Biotechnologieentwicklung marktwirtschaftliche Interessen, ge sundheitspolitische Ziele und soziale Erwartungen geknUpft. Ebenso werden individuelle Hoffnungen auf ein ,besseres' Leben geschUrt, in dem Krank heiten, Leid und Behinderungen Uberwunden und Autonomie und Selbstbe stimmung verwirklicht sind. Gemeinsam sind diesen Entwicklungen Vorstellungen einer weit reichen den Gestaltbarkeit und Transformierbarkeit von Korpern. Grenzen innerhalb und zwischen Korpern stehen zur Disposition. Der Moglichkeitsraum scheint frei von sozialen Zwangen und leiblich-sinnlichen Erfahrungen zu sein. Das autonome SUbjekt wird als Konstrukteur seiner selbst und zukUnftiger Gene rationen generiert. Angeleitet durch die Experten aus Biotechnologie und Me dizin solI die soziale ,Passfahigkeit' der Individuen nunmehr nicht nur Uber Sozialisationserfahrungen und kulturelle Normierungen hergestellt, sondern unmittelbar in den Korpern selbst erzeugt werden. Die ,Produktion neuer Menschen', fUr die sich die Biowissenschaften rU sten, erzeugt so grundlegend neue Fragen und Ungewissheiten, die angemes sener Antworten noch harren. Wir schlagen vor, diese Fragen nicht nur aus gehend von den ,Effekten' der Biowissenschaften her aufzurollen, sondern die Konzeptualisierungen des Korpers seJbst zu betrachten. Welche Konsequen zen hat das biowissenschaftliche Modell eines ,Korpers ohne Kontext'? Wel che alternativen Korperkonzepte stehen zur VerfUgung? Welche Erklarungs angebote bieten diese fUr die aufgeworfenen Fragen? Die feministische Theoriedebatte und die Geschlechterforschung in un terschiedlichen Disziplinen beinhalten AnknUpfungspunkte fUr die in den Biowissenschaften verhandelten Problematiken. Auch hier nimmt die Frage der Materialitat des Korpers eine exponierte Stellung ein. Auch hier geht es urn Transformationen, Flexibilitat und Auflosung von Grenzen. Tradierte 8 Ellen Kuhlmann und Regine Kollek Gewissheiten tiber die Beschaffenheit von Korpern und Geschlechtern stehen auf dem Prtifstand. Die VorschHige und theoretischen Konzepte sind in vielen Punkten heterogen und kontrovers. Gemeinsam ist ihnen jedoch der Versuch, Hierarchien und vorgeblich nattirliche Differenzen zu Uberwinden, die zur fortwahrenden Herausbildung und Legitimation von Ungleichheiten und zur Abwertung von Frauen und ,Anderen' beitragen. Die ErkIarungsangebote fUr die Entwicklungen in den Biowissenschaften auszuloten ist das Anliegen die ses Sammelbandes. Wir vermuten neue Einsichten, wenn nicht nur die ,Effekte' der Techno logien zur Debatte stehen, sondern die spezifischen Korperkonzepte als die tiefer liegenden Erzeugungsstrukturen in den Blick genommen werden. Wir vermuten auch, dass diese wechselseitige Konfrontation zwischen Theoriean geboten und Prozessen in einem exponierten gesellschaftlichen Bereich wie den Biowissenschaften gleichermaBen ftir die politisch-praktische Bewertung dieser Entwicklungen sowie fUr die reflexive Weiterentwicklung der Theorien fruchtbar sein kann. Die in dies em Band versammelten Beitrage bieten einen Einblick in die Vielschichtigkeit der Problemlagen ebenso wie in die Kom plexitat der Herausforderungen, die die Entwicklungen in den Biowissen schaften erzeugen. Die multidisziplinare feministische Betrachtung setzt neue Akzente in einer Debatte, in der bisher ,geschlechtsblinde' Akteure weitge hend synchronisiert den Ton angeben und komplexe Fragen in biotechnolo gisch-statistische Denkschablonen gepresst werden. 1. Gender matters - Ergebnisse und Konzepte der Geschlechterforschung Donna Haraway hebt auf Simone de Beauvoirs berUhmte Aussage anspielend hervor, wir wUrden nicht als Organismus geboren: "Organismen werden ge macht; sie sind weltverandernde Konstrukte" (1995: 170). Diese Konstruktio nen erfolgen in sozialen Kontexten, die von spezifischen Ungleichheiten und Asymmetrien gepragt sind - darunter auch die Geschlechterverhaltnisse. Die feministische Naturwissenschaftsforschung zeigt, dass die Geschlechterord nung als strukturierende Axis unmittelbar in die Forschungsfragen und die Interpretation empirischer Ergebnisse eingezogen ist (vgl. z.B. BirkeIHubbard 1995; Fausto-Sterling 2000; Keller 1995). Sie hat die Regeln und Deutungs muster entschltisselt und macht sie so der kritischen Reflexion zuganglich. Diese Regeln werden in unterschiedlichen Forschungsfeldern immer wieder (re-)produziert, obschon selbst innerhalb des fachwissenschaftlichen Rahmens oftmals andere Erklarungen zur VerfUgung stehen. Anne Fausto-Sterling (1992) und Tekla Reimers (1994) zeigen beispiels weise ftir die Bestimmung der Geschlechterdifferenz in der Biologie, dass die empirischen Befunde auf mehr als nur zwei Geschlechterkategorien hinwei sen, aber dennoch innerhalb eines zweigeschlechtlichen Ordnungssystems Konfiguration des Menschen 9 interpretiert werden. Ruth Hubbard (2001) demonstriert in ihren Arbeiten eindrucksvoll die WidersUindigkeit dieses Strukturierungssystem gegen empi rische Belege und seine Dominanz in ganz unterschiedlichen, auch scheinbar vollig geschlechtsneutralen Bereichen wie der Genetik (vgl. Spanier 1995). Das mechanistisch-hierarchische Korpermodell und das reduktionistische Menschenbild der Biowissenschaften werden nicht erst seit den Zeiten der Genomforschung kritisch diskutiert. 1m Zentrum standen und stehen dabei die Reproduktionstechnologien (vgl. z.B. Pichlhofer 1999), die von Beginn an auch innerhalb der feministischen Debatte anhaltende Kontroversen auslOsten. Die Problematik ist also nicht vollig neu, sie wird jedoch durch die aktuellen Entwicklungen - insbesondere durch das Zusammenwirken von Humangene tik und Reproduktionstechnologien - und die fortschreitende Entkoppelung komplexer Korpervorgange nochmals verscharft und urn neue Dimensionen erweitert. Die Ergebnisse der feministischen Naturwissenschaftsforschung bieten wichtige AnknUpfungspunkte, urn Fragen wie die folgenden zu klaren: Wie wird Geschlecht - und andere Differenzen - in diesen Prozessen konstruiert? Wie und unter welchen Bedingungen werden diese naturalisierten Differenzen fUr die Konstruktion von Hierarchien genutzt? Welche Vorschlage zur Kon zeptualisierung von Korper, Subjekt und Autonomie stehen zur VerfUgung, die ohne den RUckgriff auf fixierte naturalisierte Kategorien und ohne die Hierarchisierung von Differenzen auskommen? Die kritische Reflexion von Ktirperkonzepten und naturalisierten Deutun gen von (Geschlechter-)Differenzen erfolgen gegenwartig in unterschiedli chen Disziplinen und mit unterschiedlichen theoretischen Bezugspunkten. Regina Becker-Schmidt (in dies em Band) weist anknUpfend an die Kritische Theorie auf die Einsichten hin, welche die feministische Debatte urn Gleich heit und Differenz fUr eine grundlegende Kritik an identitatslogischen Denk mustern auch in anderen Kontexten, wie zum Beispiel der Gentechnologie, bieten kann. Sie fragt nach den Mechanismen, mit deren Hilfe ,identifizie rendes Denken Differenzen unterdrUckt'. Urn die Anerkennung von Differen zen und die Kritik an universalen Normen und verborgenen Machtstrukturen geht es auch in der feministischen Bioethik (vgl. die Beitrage in Donchinl Purdy 1999). Susan Wolf analysiert die tiefer liegende Struktur der gegen wartig in der Bioethik favorisierten Konzepte aus philosophischer Perspekti ve. Sie kritisiert insbesondere die Negierung der sozialen Kontexte, die Mar ginalisierung von Gruppeninteressen und konkreten empirischen Fallen sowie die fehlende Reflexion von Machtverhaltnissen (1996: 5). Die unter dem Label ,postmodern' oder ,poststrukturalistisch' gefassten Ansatze wei sen die Vorstellung eines unveranderlichen biologischen Korpers und die humanistische Konstruktion eines autonomen Subjektes entschieden zurUck und entwerfen Vorschlage zur Dekonstruktion. Auf der theoretischen Ebene spiegeln sich gewissermaBen die in den Biowissenschaften generierten Ungewissheiten Uber den Korper und die Versuche seiner Modellierung. Ob schon aus ganzlich unterschiedlichen Perspektiven und mit disparaten Ergeb- 10 Ellen Kuhlmann und Regine Kollek nissen betrachtet, wird der Korper in postmodernen Theorien wie in den Bio wissenschaften zu einer relevanten Unsicherheitszone und zu einem Austra gungsort neuer Konzeptionen. Mehrere AutorInnen greifen dabei auf Foucaults Ansatz zurtick, der mo derne Formen der Macht nicht als repressiv, sondern als produktiv und die Biowissenschaften als zentrales Feld dieser Machtkonstruktionen betrachtet. Margrit Shildrick und Janet Price heben hervor, "the discursive power of medicine does not simply direct choice among alternati ve models of the body (. .. ) it actively and continuously constructs the body. ( ... ) In any case, to forefront the notion of the body as sexed is not just another conside ration to be taken into account, but a factor that changes everything" (1999: Sf.). Veranderungen des Korpers, wie sie zum Beispiel durch die Reproduktion stechnologien erfolgen, "cannot operate in material isolation, but must neces sarily entail a reconstruction of the self' (Shildrick 1997: 181). Wie die Zusammenhange zwischen sozialen Konstruktions- und Konsti tutionsprozessen und einer wie immer ausformulierten Materialitat des Kor pers zu denken und zu gestalten waren, diese Frage avancierte zum ,Grund satzstreit' - nicht nur - in der feministischen Debatte und brachte mittlerweile auch im deutschen Sprachraum eine facettenreiche Diskussion hervor. Die Heftigkeit, mit der insbesondere die Kontroversen urn die Arbeiten Judith Butlers (1990, 1993) ausgetragen werden, verweist darauf, dass die Frage der Materialitat des Korpers einen neuralgischen Knoten feministischer Theorie bildung tangiert (vgl. KuhlmannIBabitsch 2000). 2. Konstrukteure, ,Agenten', die Biologie und das Soziale Ein Verdienst der verschiedenen (de-)konstruktivistischen Ansatze ist es, die vermeintlichen Gewissheiten tiber den Korper einer radikalen Kritik zu unter ziehen und den kontingenten, konstruierten Charakter naturalisierter Katego rien sichtbar zu machen. Aus unterschiedlichen Perspektiven und mit einer durchaus kontroversen Bewertung der Geschlechterdifferenz wird der Korper als flexibel und gestaltend - als ,Agent' (Haraway) - gedacht, wie die Vor schlage von Donna Haraway (1997), Elisabeth Grosz (1994) und anderen de monstrieren. Fraglich bleibt allerdings, ob die (De-)Konstruktionen allein be reits eine angemessene Antwort auf die Wandlungsprozesse in den Biowis senschaften bieten konnen und welche Hinweise sich hieraus auf Gestaltungs optionen ergeben. Regina Becker-Schmidt hat mehrfach davor gewarnt, von den Moglich keiten der Dekonstruktion von Ordnungsmustern auf Veranderungen sozialer Beziehungen zu schlieBen: "Die Phanomene der Zweigeschlechtlichkeit sind strukturell in den gesellschaftli chen Verhaltnissen verankert. Dieses SpannungsverhaItnis von ,Geschlecht' als Konfiguration des Menschen 11 sozialem Verhalten (doing gender, making the difference) und ,Genus' als einem Produkt historischer Entwicklung, als einem Bestandteil gesellschaftlicher Ob jektivitlU, verweist uns in unseren frauenpolitischen Strategien auf die Betrach tung von Geschichte und Lebensgeschichte sowie auf die gesellschaftlichen Be dingungen, unter denen sich die sozialen Beziehungen zwischen den Frauen und Miinnem formieren" (1993: 44; vgl. Knapp 1998). Mit Blick auf die neuen Technologien hebt auch Anne Balsamo, obschon mit anderem Akzent als Becker-Schmidt, die sozialen Dimensionen hervor und fragt, "how to empower technological agents so that they work on behalf of the right kind of social change" (1996: 156; vgl. LykkeIBraidotti 1996). Offen bleibt darUber hinaus auch die Frage nach dem Zusammenspiel zwischen Konstruktionsprozessen und leiblich-sinnlichen Erfahrungen der In dividuen. Weder sind Frauen nur ,Opfer' oder ,Objekte' der Angebote der Medizin, noch ist der Korper eine bloSe Einschreibflache fUr die Diskurse der Biowissenschaften (vgl. Martin 1994; Davis 1997). Diese Zusammenhange zwischen Konstruktionsprozessen der Biowissenschaften und individuellen Wahrnehmungen konnten sich als wichtige Dimensionen fUr ein tiefer gehen des Verstiindnis der Prozesse und Motive erweisen, "die so viele Menschen der Faszination der neuen Moglichkeiten erliegen lassen und die Uber die in dividuellen Interessen hinaus den Motor fUr die Verdinglichung menschlichen Lebens bilden" (Kollek 1998: 56). Betrachten wir die Entwicklungen in der biowissenschaftlichen Forschung, so zeichnen sich Dynamiken im sozialen Feld ab, die zu Grenzverschie bungen auf unterschiedlichen Ebenen fiihren. Kategorien wie selbstlfremd, gesundlkrank, abweichendlnormal verschieben sich bis hin zu einem relativen Bedeutungsverlust eines Pols. Folgt man den Thesen Donna Haraways, so bieten Grenzverwischungen oder -auflosungen eine Chance, den naturalisier ten Diskursen ein StUck weit den legitimatorischen Boden zu entziehen. Ent grenzungen konnten zu einer Dekonstruktion des Geschlechterdualismus und zur Uberwindung von Hierarchien fiihren. Diese Moglichkeiten werden allerdings von anderen Autorinnen wesent lich skeptischer eingeschatzt. Es scheint uns hier kein Zufall zu sein, dass die se Frage aufgrund historischer Erfahrungen gerade in der deutschen Debatte eine herausragende Bedeutung einnimmt. Zugespitzt lauft die Kontroverse darauf hinaus, ob tatsachlich aIle Grenzen verhandelbar sein sollen (vgl. Braun 2000). DarUber hinaus ware noch genauer zu klaren, welche Grenzen in den Biowissenschaften gegenwiirtig zur Disposition stehen und in welche Richtung sich diese Prozesse entwickeln. Bisher, so scheint es, werden zwar Grenzen verschoben, aber in einen Bereich, in dem der Zugriff der Biowis senschaften auf den Korper noch reibungsloser erfolgen kann und die Deu tungsmacht der ExpertInnen unhintergehbar wird. Die Entgrenzungen erwei sen sich demnach als ein zumindest ambivalenter Prozess. Zwar sind Verwi schungen zwischen NaturlKultur und ihrer zahlreichen metaphorischen Ab bilder zu beobachten. Doch ist noch nicht ausgemacht, ob es sich hierbei urn eine ,Oberflachenkosmetik' handelt, die offen ist fUr die Renaturalisierung