Annette von Droste-Hülshoff Kompositionen Lieder & Gesänge Bearbeitet von Thomas W. Ascher (Hrsg.) •••• • SPRINGER-VERLAG BERLIN ----HEIDELBERG GMBH Die deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme Annette von Droste-Hülshoff: Kompositionen, lieder und Gesänge / Thomas WAseher. - ISBN 978-3-9802675-1-9 ISBN 978-3-662-25490-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-25490-5 ISBN 978-3-9802675-1-9 © 1998 Springer-Verlag Berlin Heidelberg Ursprünglich erschienen bei Druckerei und Verlag Springer, Trossingen 1998 Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller Teile ist urheberrechtlieh geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustim mung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektroni schen Systemen. 5 Inhalt Nr. Seite Inhalt 5 Register 6 Vorwort 7 1. Gesang des Harfners 8 2. Aus dem Englischen des Lord Byron 9 3. Indisches Brautlied 10 4. Warnung 12 5. Wenn die Sonne weggegangen 13 6. Die Meerfee 14 7. Zigeunerlied 15 8. Der Venuswagen 16 9. Lied der Königin Elisabeth von England 18 10. affne Tafel 20 11. Der weiße Aar 21 12. Aus fremden Sprachen 22 13. Lied des Grafen Essex an die Königin Elisabeth 23 14. Unter dem Fenster 24 15. Altschottische Ballade 26 16. Gott grüß mir die im grünen Rock 27 17. Mein Freud möcht ich wohl mehren 28 18. Ich habe g'meint, ich sey am besten dran 29 19. Sie thut mir wohlgefallen 30 20. Daß Ihr Euch gegen mir 32 21. a sag nicht, mein lieb, mit so trübem Gesicht 33 22. Schlafe mein Kind 34 23. Der Polen Mai 35 24. Der Tannhuser 36 25. Die Kohla sind verloscha 38 26. Ripplied 39 27. Minnelied 40 28. Trinklied 41 29. An die alte Meersburg 42 6 Register (Alphabetisches Verzeichnis der Titel und Iiedanfange) Seite Altschottische Ballade 26 Am Bodensee im Schwabenland 42 Am grünen Haag, auf fettem Wiesengras 21 An die alte Meersburg 42 Aus dem Englischen des Lord Byron 9 Aus fremden Sprachen 22 Das Gläslein das muß rummergehn 41 Daß Ihr Euch gegen mir 32 Deine Seele ist voll Sorgen 35 Der Polen Mai 35 Der Tannhuser 36 Der Venuswagen 16 Der weiße Aar 21 Die Kohla sind verloscha 38 Die Meerfee 14 Ein Rosenblatt vom Busenstrauß 16 Es stehet ein Fischlein in einem tiefen See 40 Farben sind genug beisammen 12 Gesang des Harfners 8 Gott grüß mir die im grünen Rock 27 Hebe selbst die Hindernisse 22 Ich gräme mich und darf den Gram nicht zeigen 18 Ich habe g'meint, ich sey am besten dran 29 Im Nebelgeriesel, im tiefen Schnee 15 Indisches Brautlied 10 Lied der Königin Elisabeth von England 18 Lied des Grafen Essex an die Königin Elisabeth 23 Mein dunkles Haar färbt altergrau die Zeit 23 Mein Freud möcht ich wohl mehren 28 Mein teurer Freund! Schlaf nicht zu dieser Frist 24 Minnelied 40 Nahandovah! Schöne Nahandovah! Horch es ruft JO o sag nicht, mein lieb, mit so trübem Gesicht 33 Offne Tafel 20 Ripplied 39 Schlafe mein Kind 34 Sie thut mir wohlgefallen 30 Trinklied 41 Und wohin soll ich mit euch gehn? 26 Unter dem Fenster 24 Viele Gäste wünsch' ich heut 20 Warnung 12 Weil kümt weil kümt do öwer den hof 39 Welle groß Wunder schauen will 36 Wenn die Sonne weggegangen 13 Wenn ich träume du liebst mich 9 Wer nie sein Brot mit Tränen aß 8 Wie lieblich summt auf Jura's Höh' 14 Zigeunerlied 15 7 Vorwort Annette Freiin von Droste-Hülshoff gilt als die Neben den in dieser Ausgabe vorgestellten lie bedeutendste deutsche Dichterin des 19. Jahr dern für eine Singstimme und Klavier ist auch hunderts. Nur wenigen ist bekannt, daß die die bis heute einzige vollständige Bearbeitung Dichterin auch komponierte - Grund genug, des Lochamer Liederbuchs interessant. Bei den um in einer praktischen Ausgabe auch diesen vorliegenden Liedern fällt auf, daß die Droste Teil ihres Schaffens einer breiteren Öffentlich nicht versuchte, irgendein Vorbild zu kopieren, keit wieder zugänglich zu machen. Eine Be sondern sie entwickelte eine eigene Melodie schäftigung mit dem musikalischen Schaffen und Rhythmussprache, die manchmal etwas der Droste lohnt sich nicht zuletzt deshalb, um gewöhnungsbedürftig scheint. Ein besonderes das Gesamtbild einer herausragenden Persön Problem stellt dabei das Wort-Ton-Verhältnis, lichkeit des 19. Jahrhunderts zu vervollkomm erst recht bei umgekehrter Reihenfolge, dar. Häufig stimmen die melodischen oder rhythmi nen schen Schwerpunkte, die entsprechend den Annette von Droste-Hülshoff wurde am 12. Ja textlichen Schwerpunkten der ersten Strophe nuar 1797 in dem Wasserschloß Hülshoff in gesetzt wurden, nicht mehr mit den textlichen Havixbeck bei Münster geboren. 1826 siedelte Schwerpunkten der folgenden Strophen über sie in das Rüschhaus bei Nienberge über. Zu ein. Bei dem Lied "Indisches Brautlied" kommt dieser Zeit dürften die meisten ihrer Lieder ent noch hinzu, daß die folgenden Strophen auch standen sein. Ab 1841 weilte sie mehrfach auf unterschiedliche Zeilenzahlen und Zeilenlän Schloß Meersburg, wo sie am 24. Mai 1848 ver gen aufweisen. starb. Die vorliegende Ausgabe soll als praktische Durch das musikalische Umfeld der Familie Ausgabe dienen. Deshalb war es notwendig, Droste-Hülshoff kam die Droste schon sehr kleine Korrekturen der Schreibweise von früh mit der Oper in Berührung. Im Notenwerten vorzunehmen, zum einen, um "Meersburger Nachlaß" finden sich viele eigen eine Lösung für das Problem der textlichen händige Abschriften und gedruckte Klavieraus Schwerpunkte zu finden, zum anderen, um züge von den damals im Raum Münster aufge unübersichtliche Rhythmen für den Vortrag führten Opern, von denen die Droste stark be transparent zu machen. Darüber hinaus wur einflußt wurde. So konzentrierte sich das Inter den die Liedtexte in das Notensystem soweit esse der Komponistin schon sehr früh auf die möglich eingegliedert, wobei die Rechtschrei Gattung Oper. Allerdings hatte sie bis dahin bung heutigen Regeln angeglichen wurde. Die nur Erfahrung mit Liedkompositionen und die Texte der Minnelieder und Texte im Dialekt ses deshalb, weil sie sehr viel am Klavier im wurden im Original belassen. provisiert und auch viel gesungen hat. Abgesehen von dem recht knappen Vorspiel zu ihrer Oper "Babilon" hat die Droste grund Tuttlingen,imJanuarl998 sätzlich nur textgebundene Musik geschrieben. Thomas W. Ascher 8 Gesang des Harfners Johann Woijgang von Goethe . 1. .. .. .. .. Singstimme --- ~ 1. Wer nie sein Brot mit ,., 2, Ihr führt __ in's Le - ben 1 g ~ ~: : ~, -& ~, 5 " - .. - ~ Trä - nen aß, wer nie die kum - mer - vol - len Näch - te, uns __~ hi - nein, ihr laßt den Ar- men schul- dig wer - den, " 1 1 { .. : .. ~ & & 1 : ß' ß' 1 1 ..." 10 .. ,., A A A A 1 .. .. ~ ~ auf sei-nem La - ger sei - nem La - ger wei - nend saß,- der_ dann ü-ber- laßt ihr ihn der Pein ihr ihn der 1\ Pein;- deun- {,. , 1 .A. . 1 I A ~ AI : -9::::=: ~ ~l~ ~ ~ ~ I "1\ "I ~ I .~ 1 ~ ~ : ... 1 14 11 .. .. ~ I" ~ '------" keunt euch nicht, der keunt euch nicht ihr hirniii - li - sehen al - le Schuld deun al - le Schuld rächt sich_ auf-~ {" .. .. • ~ -':ö '" q!: : ~ '" i'" 18 ,., 1 .. .. ~ Mäch - tuel der .,k~e unt euch niqc ht. Er - den, auf Er - den, {" .. .. qt! t! ! : 1 " Springer Verlag 510 9 Aus dem Englischen von Byron Lord George Gordon Byron ,.,., '- A _1\ ~ ~ 2. .. ~ 1. Wenn ich träu - me du liebst mi~h, p so maI gst du ver - ge - ben, sei 2. Drum, Mor -pheus! ___ hül - le nur fest mei - ne Sin -nen in 3. Die Sterb - lich - keit zei - get der Schlum-mer, im Bi! - de, als 4. 0 zür - ne nicht heit-re die Brau - en du Sü - ße! als 5. Und lä - cheln ~m Schlä - fer ein - mal dei - ne Zü - ge, folgt { ~ .' .. ~ -.J / .. ~I -.J ~~~ I I : 71· .71· 5 " ~ .. .. ~ ~ r gen den Schlaf nicht ent - brannt, im Traum nur ver - leb li -che Mat - tig - keit ein, und laß ei nen Bru der des To des uns an, ist die ser ein wä - re zu hold mein Ge - schick, für die Sün - de im g'nü - gen-de Stra - fe da - rauf, wie süß e~ Ge - {1 \ ~ #. .. ..I • u f: ~ U ~. 1,,.,. : d ~ d ~ ~. 71· I - 10 " ~ ~ r.-., ... .. ... .. ~ I mag dei ne lie - be zu :le - ben, ic~er - wa - che, icner - Traum wie den letz ten be - nen, welch' himm-lische welch' Vor - schmack von himm - li - scher - de, fort nich -tiger fort Trau - me sieh nun, wie ich bü - ße, nur schau -en nur sicht auch von dir mich be - lü ge, zu er - wa - chen zu er - " f.:\ { ~ .. : ~ P' ff· tip' p.' S~.' : I 15 " ~ .. • ~ I -.J wa che und wei - ne, sie schwand. himm - li -sche Lust wä - re mein! nich - ti -ger 0 - dem! so - dann. schau - en ja darf ich das Glück! wa - chen gibt Qua - len voll - auf. 1\ ~ I : • ~ ru' u' u #~: ~ .. 71· .71 I I I I I I : - 71· 71· Springer Verlag 510 10 Indisches Brautlied Madagassisches Volkslied " ~I":"'I ~I":"'I ==0. 3. ~ I" I 1. Na-han -do -wahl schö-ne Na-han -do - wal horch! es ruft der Vo-gel der " 1":"'1 ~I":"'I I { tJ ~~ .~~ I : ===== ~ I - - 4 -" 1":"'1 tJ --' Nacht! und der Mond er -glänzt am Hirn-rnel, rnei -ne Lo- cke trinkt den Tau der Nacht, 1":"'1 I 1":"'1- I { tJ 1 .1 : J~ S' I- - I ~ - I I -,; - - 7 -. ... " ~ tJ r naht die Stun - de! was kann noch dich hin - dem? Na - han - do - wahl -" { ~ 4 ~ 4 ~ ~ .~~ ~ ~ : :& :& :& :& * * * * 10 Na-han - do - wah, Na-han-do - wahl Springer Verlag 510 11 Indisches Brautlied Madagassis::hes Vdks!i«l Nahandovah! schöne Nahandovah! Horch! es ruft der Vogel der Nacht! Und der Mond erglänzt am Himmel, Meine Locke trinkt den Thau der Nacht, Naht die Stunde! was kann noch dich hindern? Nahandovah! meine Nahandovah! Fertig ist das Lager, das aus Blättern Und aus duft'gen Blumen ich bereitet, Würdig ist es deiner süßen Reize, Nahandovah! meine Nahandovab! Und sie naht! das schwere Athmen hör ich, Das der rasche Gang hervor bringt, höre Schon das Rauschen ihres Kleides wieder, Das die zarten Glieder hüllt, Ja! sie ist es! Nahandovah! meine Nahandovah! Odem schöpfe! meine süße Freundin! Ruhe aus auf meinem Schooß, wie freundlich Ist dein Blick, wie lieblich glüht die Wange! Sanft gekoßt von meiner Hand. Und du lächelst! Nahandovah! meine Nahandovah! Deine Küsse brennen durch die Seele, Mir entllammt dein Kosen wild die Sinne, Ha! ich sterbe! stirbt man denn vor Wonne? Nahandovah! meine Nahandovah! Wie der Blitz verschwinden die Minuten, Leiser wird dein Odem schon, es schließen Deine feuchten Augen sich, die Lust Verschwimmt in mattes Schmachten, und du senkst Sanft dein Köpfchen, sanft dein reitzend Köpfchen, Nahandovah! meine Nahandovah! o wie süß ist Schlaf im Arm der Liebe, Aber nicht so süß als solch Erwachen, Weh! du scheidest! bis zum Abend muß ich Harren nun, in Qual und Sehnsucht hier Doch du kehrst gewiß am Abend wieder, Nahandovah, meine Nahandovah! springer \erlag 510