Uni-Taschenbücher 627 UTB Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Birkhäuser Verlag Basel und Stuttgart Wilhelm Fink Verlag München Gustav Fischer Verlag Stuttgart Francke Verlag München Paul Haupt Verlag Bern und Stuttgart Dr. Alfred Hüthig Verlag Heidelberg Leske Verlag + Budrich GmbH Opladen J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen C. F. Müller Juristischer Verlag-R. v. Decker's Verlag Heidelberg Quelle & Meyer Beideiberg Ernst Reinhardt Verlag München und Basel F. K. Schattauer Verlag Stuttgart-New York Ferdinand Schöningh Verlag Paderborn Dr. Dietrich Steinkopff Verlag Darmstadt Bugen Ulmer Verlag Stuttgart Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen und Zürich Verlag Dokumentation München Peter Henrici Rita Jeltsch Komplexe Analysis fiir Ingenieure Band 1 Springer Basel AG 1962 Professor an der ETHZ. Prof. Dr. RITA JELTSCH-FRICKER, geboren 1942 in Solothurn, Schweiz. Studium der Mathematik an der Universităt Basel und der ETHZ; 1971 Promotion ETHZ. 1972 Assistentin bei Prof. Dr. A. M. Ostrowski, Universitat Basel; daneben Lehrauftrag fiir Ingenieurmathematik an der ETHZ. 1974 Habilitation Universitat Basel. 1975 Dozent fiir Mathematik an der Ruhr-Universitat Bochum. Seit 1976 Professor fiir Ingenieurmathematik an der Gesamthochschule Kassel. CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Henrici, Peter Komplexe Analysis fur lngenieure/Peter Henrici; Rita Jeltsch.-Basel, Stuttgart: Birkhăuser. NE: Jeltsch, Rita: Bd. 1.-1. Autl.-1977. (Uni-Taschenbiicher; 627) ISBN 978-3-7643-0861-2 ISBN 978-3-0348-7649-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-0348-7649-0 Nachdruck verboten. Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen und der Reproduktion auf photostatischem Wege oder durch Mikrofilm, vorbehalten. © Springer Basel AG 1977 Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag Basel, 1977 Vorwort Das vorliegende Taschenbuch gibt zusammen mit dem noch folgenden zweiten Band den Inhalt von Vorlesungen wieder, welche seit mehreren Jahren an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) für Studierende der Elektrotechnik im zweiten Studienjahr gehalten werden. Diesen Vorlesungen geht im ersten Studienjahr eine gründliche Einführung in die Differential- und Integralrech nung voraus, welche auch die Elemente der Vektoranalysis und das Rechnen mit komplexen Zahlen umfasst. Im Mathematikunterricht für Ingenieure hat sich an der ETHZ die Tradition herausgebildet, das intuitive Erfassen der Tatsachen und Begriffe in den Vordergrund zu stellen und Beweisführungen nur da zu erbringen, wo sie zum anschaulichen Verständnis des Stoffes beitragen. Der Zielset zung der Ingenieurausbildung gernäss kann dagegen auf die vollständige Erarbeitung der logischen Grundlagen sowie auf das Erlernen einer eigentlichen Beweistechnik verzichtet werden. Die dadurch gewonnene Zeit wird zur Darstellung von Anwendungen benützt, die dem Erlebnisbereich des Ingenieurs nahestehen. Auch unsere für Ingenieure bestimmten Vorlesungen über komplexe Analysis halten sich an dieses bewährte Re zept. Studierende, welche sich näher über einen begrifflich vollständigen Aufbau der Theorie informieren möchten - und es gibt solche fast in jedem Jahrgang - sind gehalten, Einsicht in eines der zahlreichen guten für Mathematiker bestimmten Lehrbücher der komplexen Analysis zu nehmen. Zürich und Kassel, P. HENRICI im Sommer 1977 R. JELTSCH-FRICKER Inhaltsverzeichnis Band I 1. Komplexe Funktionen einer komplexen Variablen 1 1.1. Begriff und geometrische Deutung . . . . . . . . . . 1 1.2. Die linearen Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.3. Die quadratische Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.4. Die komplexe Exponentialfunktion.......... 21 1.5. Die Umkehrfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1.6. Der komplexe Logarithmus, allgemeine Poten- zen...................................... 31 1.7. Die Joukowski-Funktion................... 42 2. Die Möbius-Transformationen 57 2.1. Die Riemannsche Zahlenkugel . . . . . . . . . . . . . 57 2.2. Geometrische Eigenschaften der Möbius- Transformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 3. Analytische Funktionen 85 3.1. Komplexe Diflerenzierbarkeit . . . . . . . . . . . . . . 85 3.2. Analytische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 3.3. Geometrische Deutung der komplexen Diflerenzierbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 4. Lösung ebener Potentialprobleme durch konforme Abbildung 116 4.1. Konforme Verpflanzung von Potentialen . . . . . 116 4.2. Ebene elektrostatische Felder . . . . . . . . . . . . . . 130 Inhaltsverzeichnis 4.3. Ebene stationäre Strömungen idealer inkom pressibler Flüssigkeiten . . . . . . . . . . . . . 148 Liste der Symbole................................ 158 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Band II 5. Komplexe Integration 5.1. Definition und Berechnung komplexer Integrale 5.2. Integrale analytischer Funktionen 5.3. Die Cauchysche Integralformel 5.4. Anwendungen der Cauchyschen Integralformel 5.5. Die Taylor-Reihe 5.6. Die Laurent-Reihe 5. 7. Isolierte Singularitäten 5.8. Residuenkalkül 6. Die Laplace-Transformation 6.1. Die Operatorenmethode 6.2. Die Laplace-Transformierte einer Originalfunk tion 6.3. Analytische Eigenschaften der Laplace-Trans- formierten 6.4. Grundregeln der Laplace-Transformation 6.5. Gewöhnliche Differentialgleichungen 6.6. Die Uebertragungsfunktion 6.7. Die Faltung 6.8. Die Rücktransformation 1 Komplexe Funktionen einer komplexen Variablen 1.1. Begriff und geometrische Deutung Gegenstand unserer Untersuchungen sind die komplexen Funktionen einer komplexen Variablen. Wir erklären in diesem Abschnitt, was darunter zu verstehen ist. Dazu benötigen wir zwei Begriffe, den Begriff der komplexen Zahl und den Begriff der Funktion. Wir nehmen an, dass der Leser die komplexen Zahlen und ihre Rechenregeln kennt. Insbesondere sollte der Leser mit der geometrischen Deutung der komplexen Zahlen als Punkte oder Vektoren einer Ebene, der sogenannten komplexen Ebene, vertraut sein, ebenso mit der geometri schen Deutung von Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division komplexer Zahlen. Es wird auch angenommen, dass die Schreibweise e;<~> := cos c/J + i sin c/J, c/J reell , bekannt ist. Im Zusammenhang mit einer komplexen Zahl z werden die folgenden Bezeichnungen benutzt: Re z für den Realteil von z, Im z für den Imaginärteil, lzl für den Betrag und i für die zu z konjugiert komplexe Zahl. Die Menge der komplexen Zahlen resp. die komplexe Ebene wird wie üblich mit C bezeichnet. Bekanntlich ist das Argument einer komplexen Zahl z -:1 0 nur bis auf ein Vielfaches von 27T bestimmt, während es für z = 0 nicht definiert ist. Wir bezeichnen die Menge aller Argumentwerte von z-:1 0 mit {arg z}. Mit arg z meinen wir irgendeinen Wert dieser Menge. (Oft wird der Wert arg z 2 1. Komplexe Funktionen einer komplexen Variablen durch eine zusätzliche Bedingung, z.B. durch die Bedingung -7r <arg z ::5 7T, eindeutig festgelegt sein.) Ferner verwenden wir die beiden folgenden üblichen Darstellungen einer komplexen Zahl z (s. Fig. l.la): (i) die cartesische Koordinatendarstellung Z =X+ iy, wobei x : = Re z, y : = Im z ; (ii) die Polarkoordinatendarstellung wobei r:= \z\, </>:=arg z. Fig. l.la Welches ist die allgemeine Bedeutung des Begriffs Funktion? Seien A und B zwei beliebige Mengen. Unter einer Funktion f von A in B versteht man eine Vorschrift, die jedem Element x E A genau ein Element y = f(x) E B zuordnet, symbolisch f:x--7 f(x), xEA (s. Fig. l.lb). x ist das Funktionsargument, y ist der Funktionswert von f (an der Stelle x). Man bezeichnet auch x als unabhängige, y als abhängige Variable. Die Menge A heisst der Definitionsbereich von f, Bezeichnung D(f). Die 1.1. Begriff und geometrische Deutung 3 Menge aller y E B, die Funktionswert von f sind, heisst der Wertebereich von f, Bezeichnung W(f}. Fig. l.lb Wir definieren nun: Eine komplexe Funktion einer komplexen Variablen ist eine Funktion, deren Definitions bereich und deren Wertebereich beides Punktmengen der komplexen Ebene sind. Gernäss dem allgemeinen Funktions begriff ordnet also eine solche Funktion f jedem Punkt z einer Punktmenge Ac ([; genau einen Punkt w = f(z) E ([; zu: f:z~f(z), ZEA (s. Fig. l.lc); im konkreten Fall ist diese Zuordnung durch eine Formel gegeben. Die Bezeichnung z für das Funktions argument, w für den Funktionswert ist üblich, wobei man w = u+iv, u:=Re w, v:=Im w setzt. @v Fig. l.lc