Medien • Kultur • Kommunikation Stefanie Averbeck-Lietz Kommunikations- wissenschaft im internationalen Vergleich Transnationale Perspektiven Medien • Kultur • Kommunikation Herausgegeben von A. Hepp, Bremen, Deutschland F. Krotz, Bremen, Deutschland W. Vogelgesang, Trier, Deutschland M. Hartmann, Berlin, Deutschland Kulturen sind heute nicht mehr jenseits von Medien vorstellbar: Ob wir an unsere eigene Kultur oder ,fremde‘ Kulturen denken, diese sind umfassend mit Prozes- sen der Medienkommunikation verschränkt. Doch welchem Wandel sind Kul- turen damit ausgesetzt? In welcher Beziehung stehen verschiedene Medien wie Film, Fernsehen, das Internet oder die Mobilkommunikation zu unterschiedlichen kulturellen Formen? Wie verändert sich Alltag unter dem Einfluss einer zuneh- mend globalisierten Medienkommunikation? Welche Medienkompetenzen sind notwendig, um sich in Gesellschaften zurecht zu finden, die von Medien durch- drungen sind? Es sind solche auf medialen und kulturellen Wandel und damit ver- bundene Herausforderungen und Konflikte bezogene Fragen, mit denen sich die Bände der Reihe „Medien • Kultur • Kommunikation“ auseinandersetzen. Dieses Themenfeld überschreitet dabei die Grenzen verschiedener sozial- und kulturwis- senschaftlicher Disziplinen wie der Kommunikations- und Medienwissenschaft, der Soziologie, der Politikwissenschaft, der Anthropologie und der Sprach- und Literaturwissenschaften. Die verschiedenen Bände der Reihe zielen darauf, aus- gehend von unterschiedlichen theoretischen und empirischen Zugängen, das komplexe Interdependenzverhältnis von Medien, Kultur und Kommunikation in einer breiten sozialwissenschaftlichen Perspektive zu fassen. Dabei soll die Reihe sowohl aktuelle Forschungen als auch Überblicksdarstellungen in diesem Bereich zugänglich machen. Herausgegeben von Andreas Hepp Waldemar Vogelgesang Universität Bremen Universität Trier Bremen, Deutschland Trier, Deutschland Friedrich Krotz Maren Hartmann Universität Bremen Universität der Künste (UdK) Bremen, Deutschland Berlin, Deutschland Weitere Bände in dieser Reihe http://www.springer.com/series/12694 Stefanie Averbeck-Lietz (Hrsg.) Kommunikationswissen- schaft im internationalen Vergleich Transnationale Perspektiven Herausgeber Stefanie Averbeck-Lietz ZeMKI Bremen, Deutschland Medien • Kultur • Kommunikation ISBN 978-3-531-17995-7 ISBN 978-3-531-18950-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-18950-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Lektorat: Barbara Emig-Roller Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhaltsverzeichnis Kommunikationswissenschaft vergleichend und transnational. Eine Einführung .............................................. 1 Stefanie Averbeck-Lietz und Maria Löblich Teil I Einzelstudien: Europäische Entwicklungen From Cultural Studies to Impact Factor: Media and Communication Research in the United Kingdom ................................. 33 Caitriona Noonan and Christine Lohmeier Die Anerkennung und Entwicklung der Kommunikationswissenschaft in den Niederlanden ........................................... 53 Joan Hemels Communication Sciences in Flanders: A History ................... 93 Jan Van den Bulck and Hilde Van den Bulck Die Mediengesellschaft und ihre Wissenschaft im Wandel. Disziplinäre Genese und Wandelprozesse der Kommunikations wissenschaft in Deutschland 1945–2015 ........................... 113 Erik Koenen und Christina Sanko The French Context of Internet Studies: Sociability and Digital Practice ............................................... 161 Carsten Wilhelm and Olivier Thévenin Die spanische Kommunikationswissenschaft auf dem Weg zu internationaler Anerkennung. Ein Abriss der Fachgeschichte ......... 185 Ivan Lacasa-Mas V VI Inhaltsverzeichnis Studying the Career of Ideas as Reception History: Habermas’ Strukturwandel and Finnish Media Studies, 1970s to 2010s ........... 211 Tarmo Malmberg Zur Entwicklung der Kommunikationsforschung in der tschechischen Universität und Gesellschaft ........................ 239 Jan Jirák und Barbara Köpplová Kommunikationswissenschaft in Österreich. Öffentlichkeit(en) aus (trans-)nationaler Perspektive ............................... 273 Martina Thiele Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in der Schweiz. „Uses-and-Gratifications“ und „Europäische Öffentlichkeit“ ......... 297 Heinz Bonfadelli Teil II Einzelstudien: Außereuropäische Entwicklungen Faulty Reception: The Institutional Roots of U.S. Communication Research’s Neglect of Public Sphere Scholarship ................... 317 Jefferson Pooley und Christian Schwarzenegger Critical Concerns and Commercial Interests: The Historical Development and Incipient Consolidation of Communication Research in Mexico ............................................ 347 José Carlos Lozano Brazilian Research in Communication: Historical Synopsis and Reflexive Trends of Academic Work in an Emerging Country ......... 359 Francisco Rüdiger and Ana Carolina Escosteguy Die Entwicklung der Kommunikationsforschung und -wissenschaft in Ägypten. Transnationale Zirkulationen im Kontext von Kolonialismus und Globalisierung ............................... 383 Carola Richter und Hanan Badr Media/Communication Studies and Cultural Studies in Japan (1920s–1990s): From ‘Public Opinion’ to the ‘Public Sphere’ ............................................... 409 Akihiro Kitada und Fabian Schäfer Country Overviews ............................................ 437 Kommunikationswissenschaft vergleichend und transnational. Eine Einführung Stefanie Averbeck-Lietz und Maria Löblich 1 F achgeschichte als Forschungsperspektive: Inter-/Transnationalisierung bei fehlenden Ressourcen First at the level of observation, comparative inquiry cosmopolitizes, opening our eyes to communication patterns and problems unnoticeable in our own spatial and temporal milieus. […] Second, only comparative research can overcome space- and time-bound limitations on the generalizability of our theories, assumptions and pro- positions (Blumler, McLeod, Rosengren 1992, S. 3). Die Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft befindet sich in einem paradoxen Zustand: Auch wenn Kommunikationsgeschichte und damit Fachge- schichte in Deutschland über eine Denomination von Professuren kaum noch ins- titutionell abgesichert ist,1 gibt es neue Initiativen zu ihrer Erforschung und 1Vgl. zu diesem Thema das Aviso-Heft 60 der Deutschen Gesellschaft für P ublizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK): http://www.dgpuk.de/wp-content/uploads/2012/ 01/Aviso_60_01-2015.pdf (4.3.2016). S. Averbeck-Lietz (*) ZeMKI, Bremen, Deutschland E-Mail: [email protected] M. Löblich FU Berlin, Berlin, Deutschland E-Mail: [email protected] © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 1 S. Averbeck-Lietz (Hrsg.), Kommunikationswissenschaft im internationalen Vergleich, Medien • Kultur • Kommunikation, DOI 10.1007/978-3-531-18950-5_1 2 S. Averbeck-Lietz und M. Löblich Vernetzung.2 Auch die entsprechenden Sonderfenster auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) sind gut besucht.3 Auf europäischer und internationaler Ebene gibt es ein ähnlich starkes Interesse bei eher schwachem institutionellen ,Unterbau‘ (Pooley 2015). Die Communication History Section der European Communica- tion and Research Association (ECREA)4 schreibt sich auch und gerade die Fach- geschichte auf ihre Fahnen. In der International Communication Association (ICA) ist es ebenso, nicht zuletzt sichtbar an dem 2016 von Peter Simonson und David Park herausgegebenen Sammelband „The International History of Com- munication Study“, der auf eine ICA-Preconference zurückgeht und sich über weite Strecken komplementär zum hier vorliegenden Band lesen lässt (mit Beiträ- gen zur Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft und -forschung in Por- tugal, Spanien, Norwegen, Großbritannien, Kroatien, Kanada, USA, Mexiko, Brasilien, China und Indien). Auch das „Handbook of Communication History“ von Simonson und Peck et al. (2013) enthält bereits eine ausführliche „History of Communication History“, die transnationale Aspekte berücksichtigt. An promi- nenter Stelle zu nennen sind weiterhin der von Daya Kisha Thussu 2009 heraus- gegebene Band mit Beiträgen zur chinesischen, russischen, arabischen und kolumbianischen Kommunikationswissenschaft und der 2014 von Clifford Chris- tians und Kaarle Nordenstreng editierte Band „Communication Theories in a Multicultural World“ mit Beiträgen zu Lateinamerika, Afrika und Indien. Herk- man (2008), Koivisto und Thomas (2010) haben das international vergleichende Projekt (Laufzeit 2007–2010) „Mapping Communication and Media Research“, dessen Einzelstudien zu Deutschland, Frankreich, USA, Belgien, Japan, Estland, Finnland, Australien und den Niederlanden zuvor online erschienen waren, vor allem mit Blick auf die institutionelle Entwicklung des Faches in den 2Biografisches Lexikon zur Kommunikationswissenschaft, herausgegeben von Michael Meyen und Thomas Wiedemann (http://blexkom.halemverlag.de/), Workshop zur Fachge- schichte der Kommunikationswissenschaft am 29.1.2016 an der Ludwig-Maximilians-Uni- versität München auf Einladung von Meyen. 3So etwa die Plenumsveranstaltung „Gelebte Synthesen von Theorie und Praxis. Ein bio- graphisches Kaleidoskop“ auf der DGPuK-Jahrestagung in Dortmund 2011, das Sonder- fenster „Das Gedächtnis der Kommunikationswissenschaft“ auf der DGPuK-Jahrestagung in Mainz 2013 oder das Sonderfenster „100 Jahre Kommunikationswissenschaft: Das Fach Kommunikationswissenschaft im Kontext von Gesellschaftsgeschichte und wissenschaftli- cher Institutionalisierung“ auf der DGPuK-Jahrestagung in Leipzig 2016. Im „Rückblick auf 100 Jahre Fachgeschichte“ in Deutschland hat gerade Wilke (2016) einen übergreifen- den Aufsatz verfasst. 4Vgl. http://sections.ecrea.eu/CHIS/ (4.3.2016). Kommunikationswissenschaft vergleichend … 3 verschiedenen Ländern und über sie hinweg untersucht. Vorläufer zu solcher For- schung stellen schon 1983 das Sonderheft 3 im 33. Jahrgang des Journal of Com- munication mit dem Titel „Ferment in the field“ dar, u. a. mit zwei Artikeln (von Armand Mattelart sowie von Francis Balle gemeinsam mit Idalina de Cape Bail- lon) zur Kommunikationswissenschaft in Frankreich5 und zum „Trouble with US- Communication Research“ von Jeremy Turnstall, ein Artikel der bis heute breite Beachtung findet. Auch Blumlers, McLeods und Rosengrens (1992) Sammelband „Comparatively Speaking: Communication Across Space and Time“, damals schon mit Aufsätzen zur aufstrebenden Kommunikationsforschung in China und Japan, ist zu nennen. Es kann also durchaus ein großer Bedarf nach inter-/transnationaler Fachge- schichtsschreibung oder einer „Histoire Croisée“ (Löblich und Averbeck-Lietz 2016) der Kommunikationswissenschaft konstatiert werden. Diese Geschichts- schreibung erfolgt bisher allerdings weitgehend unsystematisch, aufgehängt an oft eher zufällig rekrutierten Einzelstudien und bei knappen Ressourcen – was indes miteinander zusammenhängt. Dass in ihrer Analyse englischsprachiger Stu- dien zur Fachgeschichte die große Mehrheit der Autoren nur einmal erschien, haben Jefferson Pooley und Park (2013, S. 85) auf das „part-time commitment“ der ForscherInnen zurückgeführt. Denn nicht nur in Deutschland gibt es keine ausgewiesenen Professuren für Fach- und Theoriengeschichte der Kommunikati- onswissenschaft (was die Soziologie als weit ausdifferenzierteres Fach längst hat), sondern es sind vielfach wenige, mehr oder weniger gut miteinander ver- netzte EinzelforscherInnen, die in diesem Gebiet forschen. Ein Teil dieser For- scherInnen ist in diesem Band versammelt.6 Andere AutorInnen sind erst durch die Herausgeberin auf die Spur der Fachgeschichte gebracht worden. Die Auswahl der Beiträge in diesem Band ist in gewisser Weise unsystema- tisch und hat sich sowohl aus Forschungskontakten der Herausgeberin als auch aus Forschungskontakten der AutorInnen des Bandes ergeben und ist teilweise auch das Ergebnis gezielter Recherchen zu möglichen AutorInnen. Es war ein Anliegen, Europa in seiner Vielgestaltigkeit (Nord-, Süd- West-, Osteuropa) dar- zustellen, sodann die USA als relevanten Bezug der internationalen Kommuni- kationswissenschaft und wenigstens einige außereuropäische Entwicklungen 5Zu dieser Zeit sind dies die ersten Überblicke zur französischen Kommunikationsfor- schung. Armand Mattelart war als Professor für Kommunikationswissenschaft ebenso in Frankreich wie in Lateinamerika prominent tätig (Barbero 2014). 6In diesem Zusammenhang interessant ist die verschriftlichte Zusammenfassung des bereits erwähnten Workshops zur Fachgeschichte 2016 an der LMU. Vgl. http://blexkom.halem- verlag.de/fachgeschichte/.