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Kommunale Kriminalprävention : Analysen und Perspektiven ; Ergebnisse der Begleitforschung zu den Pilotprojekten in Baden-Württemberg PDF

285 Pages·2003·2.13 MB·German
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KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION - Analysen und Perspektiven – Ergebnisse der Begleitforschung zu den Pilotprojekten in Baden-Württemberg herausgegeben von Dieter Dölling, Thomas Feltes, Wolfgang Heinz, Helmut Kury 2003 FELIX VERLAG . HOLZKIRCHEN/OBB. EMPIRISCHE POLIZEIFORSCHUNG Herausgegeben von Thomas Feltes und Hans-Jürgen Kerner Band 15 5 Kommunale Kriminalprävention - Analysen und Perspektiven - Ergebnisse der Begleitforschung zu den Pilotprojekten in Baden-Württemberg Herausgegeben von Dieter Dölling, Thomas Feltes, Wolfgang Heinz und Helmut Kury Holzkirchen/Obb.: Felix, 2003. (Empirische Polizeiforschung; Bd. 15) ISBN 3-927983-15-2 © 2003 Felix-Verlag GbR, Sufferloher Str. 7, D-83607 Holzkirchen/Obb. Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany 2003 ISBN 3-927983-15-2 6 KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION - Analysen und Perspektiven – Ergebnisse der Begleitforschung zu den Pilotprojekten in Baden-Württemberg herausgegeben von: Dieter Dölling, Thomas Feltes, Wolfgang Heinz, Helmut Kury Inhalt Vorwort ......................................................................................................................... 4 Thomas Feltes Kommunale Kriminalprävention: Studien zur Viktimisierung, Verbrechensfurcht und Polizeibewertung als Ansätze zu einer Neuorientierung der Polizeiarbeit ................................................. 5 I. Teil: Die Kriminalitätslage in den Gemeinden des Pilotprojekts aus der Sicht der Polizei Manfred Schmälzle Kriminalitätslage in den Pilotgemeinden aus Sicht der Polizei Calw ........................... 14 Michael Lopez-Diaz Kriminalitätslage in den Pilotgemeinden aus Sicht der Polizei Ravensburg/Weingarten .............................................................................. 18 Thomas Hechinger, Reiner Schneckenburger Kriminalitätslage in Baden-Württemberg – Vergleich mit den vier Gemeinden des Pilotprojekts für das Jahr 1994 ....................... 24 II. Teil: Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung in den Gemeinden des Pilotpro- jekts Joachim Obergfell-Fuchs, Helmut Kury 7 Opfererfahrungen, Kriminalitätsfurcht und Vorstellungen zur Prävention von Kriminalität – Stand der Forschung ............................................... 32 Dieter Hermann Untersuchungsdesign der Bevölkerungsbefragungen in den Städten Calw, Freiburg und Ravensburg/Weingarten ........................................ 56 Dieter Dölling, Dieter Hermann, Christiane Simsa Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung in Calw .......................................................... 58 Joachim Obergfell-Fuchs, Helmut Kury Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung in Freiburg i. Br. ........................................... 84 Wolfganz Heinz, Gerhard Spiess Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung in Ravensburg/Weingarten ........................... 141 Wolfgang Heinz, Gerhard Spiess Ergebnisse der Wiederholungsbefragung in Ravensburg/Weingarten im Sommer 1998 ........................................................................................................... 175 8 Michaela Bundschuh, Gerhard Spiess Kriminalität und Kriminalprävention aus der Sicht von Polizeiangehörigen – Ergebnisse einer Befragung von Polizeibeamten in Ravensburg/Weingarten ............ 179 Gunther Dreher Notrufe und Funkstreifenwageneinsätze bei der Polizei – Eine empirische Studie in drei Polizeidirektionen in Baden-Württemberg ................... 189 Karlheinz Beck Jugend und Gewalt – Ergebnisse einer kommunalen Befragung in den Schulen von Ravensburg/Weingarten ................................................................. 204 Bertrand Lisbach, Gerhard Spiess Viktimisierungserfahrungen, Kriminalitätsfurcht und Bewertung der Arbeit der Polizei. Ergebnisse einer bundesweiten Repräsentativbefragung .......... 208 Dieter Hermann, Christiane Simsa Lebensstile, Opferwerdung und Kriminalitätsfurcht ..................................................... 222 Helmut Kury, Joachim Obergfell-Fuchs Standardinventar für Bevölkerungsbefragungen zu Kriminalität und Kriminalitätsfurcht – Ergebnisse von Pretests .............................. 233 III. Teil: Kriminalprävention auf kommunaler Ebene - die Sicht von Kommune und Polizei A. Akzeptanz, Durchführung und Bewertung des Pilotprojekts aus der Sicht der Kommune Reinhard Wiesinger Beitrag der Großen Kreisstadt Calw zur Kommunalen Kriminalprävention ................. 250 Hansjörg Seeh Kommunale Kriminalprävention – Konzeption in Freiburg .......................................... 252 Hans-Georg Kraus Kriminalprävention auf kommunaler Ebene – Akzeptanz, Durchführung und Bewertung des Pilotprojekts aus Sicht der Städte Ravensburg und Weingarten ......................................................... 263 B. Akzeptanz, Durchführung und Bewertung des Pilotprojekts aus der Sicht der Polizei Manfred Schmälzle Kriminalprävention auf kommunaler Ebene Akzeptanz, Durchführung und Bewertung des Pilotprojekts aus Sicht der Polizei in Calw ......................................................................................... 268 9 Michael Lopez-Diaz Kommunale Kriminalprävention am Beispiel des Pilotprojekts Ravensburg/Weingarten .................................................................... 270 Anhang: Erhebungsinstrumente ............................................................................... 281 Autorenverzeichnis ..................................................................................................... 291 Thomas Feltes Kommunale Kriminalprävention: Studien zur Viktimisierung, Verbrechensfurcht und Polizeibewertung als Ansätze zu einer Neuorientierung von Polizeiarbeit 1. Von der Idee zur Umsetzung 1993 war das Thema "Kommunale Kriminalprävention" erst im Entstehen begriffen. Zu diesem Zeitpunkt wurde vom damaligen SPD-Innenminister in Baden-Württemberg das gleichlautende Pilotprojekt in Calw, Freiburg, Ravensburg und Weingarten initiiert. Grundgedanke war und ist, „dass zahlreiche gesellschaftliche Kräfte innerhalb der Kommune lokale Probleme der öffentlichen Sicherheit aufgreifen, gemeinsam Lösungen erarbeiten und diese über interdisziplinäre Arbeits- gruppen umsetzen“.1 Bereits damals wurde festgestellt, dass solche Projekte zunächst einer gründli- chen Bestandsaufnahme bedürfen und dass eine wissenschaftliche Begleitforschung hilfreich und nützlich sein kann. Daher wurde von Innenministerium beschlossen, die Pilotprojekte wissenschaft- lich begleiten zu lassen durch die kriminologischen Institute der Universitäten Konstanz und Hei- delberg, das Max-Planck-Institut in Freiburg (Abteilung Kriminologie) und die Hochschule für Po- lizei in Villingen-Schwenningen. Von dieser Forschergruppe, die auch für die (leider sehr späte) Veröffentlichung dieses Sammelbandes verantwortlich zeichnet, wurden daraufhin regionale Krimi- nalitätsanalysen erstellt, die im ersten, bereits 1995 erschienenen Band veröffentlicht wurden.2 Hier- für und im folgenden arbeitete die Projektgruppe eng mit den Polizeidirektionen vor Ort zusammen. Dabei ging es vor allem darum, Erkenntnisse zum Opferrisiko, zur Kriminalitätsfurcht und zum Sicherheitsgefühl der Bürger zu gewinnen und Anhaltspunkte für die Bewertung der Zufriedenheit mit der Polizei im Gemeinwesen zu erhalten. Zudem wollte man wissen, welche konkreten Mög- lichkeiten es gibt, die Sicherheit am Ort durch gezielte Präventionsmaßnahmen zu verbessern. Da- bei war und ist es nicht selbstverständlich, dass auf diesem Gebiet eine intensive Zusammenarbeit verschiedener kriminologischer Forschungseinrichtungen untereinander und mit der Polizeipraxis stattfand. Wer den Wissenschaftsbetrieb kennt, der weiß, welchen diversen Zwängen die dort Täti- gen unterworfen sind. Dieses Projekt dürfte das wohl einzige im kriminologischen Bereich sein, an dem über nunmehr fast zehn Jahre drei Forschungsinstitute und eine Polizeifachhochschule zusam- mengearbeitet haben. Auch war im Bereich der Prävention ein vergleichbares Maß an wissen- schaftlicher Begleitung bislang unbekannt. Die Forschungsgruppe hat mit diesem Ansatz daher im mehrfacher Hinsicht Neuland betreten, und die Hoffnung, die Frieder Birzele 1995 äußerte, dass die Verzahnung zwischen empirischer Forschung und polizeilicher Arbeit richtungsweisend wirkt, dürfte sich erfüllt haben, wenn auch unsere Arbeit nach dem Regierungswechsel in Baden- 1 F. Birzele: Kommunale Kriminalprävention in Baden-Württemberg – Von der Idee zur Umsetzung. In: Th. Feltes (Hrsg.), Kommunale Kriminalprävention in Baden-Württemberg. Holzkirchen 1995, S. 5. 2 O. Fn. 1. 10 Württemberg nicht weiter finanziell vom Innenministerium unterstützt wurde und wir auf Eigenmit- tel und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeinde angewiesen waren – auch bei der Zusammenstellung der Manuskripte für diesen Band. Zunehmend zeichnet sich ab, dass wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der Inneren Sicherheit zur Grundlage polizeilicher Arbeit gemacht werden, und dieses Projekt sowie die Aktivitäten der für das Projekt stehenden Kol- legen dürften hierzu einen Beitrag geleistet haben. Diverse Nachfolgeprojekte hat es in den Jahren nach 1995 gegeben – mit unterschiedlicher Intensi- tät und unterschiedlichen Ergebnissen. So wurden zuletzt vom Autor dieses Beitrages im ersten Quartal des Jahres 2000 in fünf Gemeinden des Schwarzwald-Baar-Kreises sowie in vier Schweizer Städten Bevölkerungsbefragungen durchgeführt, die sich mit der Viktimisierung, der Verbrechens- furcht und der Einschätzung der Polizei durch die Bürger beschäftigten und auf die im Folgenden kurz einzugehen sein wird.3 2. Internationale Opferforschung mit regionaler Bedeutung Ein wichtiges Ergebnis der internationalen Opferforschung ist die Feststellung, dass weder die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten noch die Anzahl der in den polizeilichen Statistiken erfassten Opfer der Realität entsprechen. Praktisch alle Studien stellen mehr oder weniger deutliche Differen- zen zwischen diesen von der Polizei registrierten Daten und den bei Opferbefragungen ermittelten Werten fest. In der Regel sind die durch Befragungen ermittelten Werte deutlich höher als die poli- zeilichen Zahlen (in Deutschland etwa um das Dreifache). Dabei gilt, dass je leichter das Delikt, umso größer diese Dunkelziffer ist. Aber selbst für schwere Straftaten wie Raub oder Mord bzw. Totschlag wurden entsprechende Dunkelziffern festgestellt.4 Nach bisherigen Erkenntnissen der Opferforschung ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer zu werden, von den Merkmalen Alter, Ge- schlecht, Familienstand, Schulbildung, Wohnortgröße und Region des Wohnortes abhängig. Bürger mit den Attributen jung, männlich, unverheiratet und hohe Schulbildung sowie (für Deutschland) Personen mit Wohnsitz in den neuen Bundesländern oder in einer größeren Stadt haben ein deutlich höheres Viktimisierungsrisiko. Diese Beziehungen sind durch zahlreiche Opferstudien (auch unsere eigenen) bestätigt.5 Die stärksten Effekte gehen dabei vom Alter und vom Urbanisierungsgrad des Wohngebietes aus. Auf der anderen Seite zeigen die bisherigen Ergebnisse zum Teil erhebliche Unterschiede in den sogenannten Prävalenzraten (Anteil der Befragten, die angaben, Opfer gewor- den zu sein). In der Methodendiskussion wurde dabei die Genauigkeit der Aussagen, die in Opfer- befragungen erzielt werden können, als vor allem von der Stichprobengröße abhängig angesehen.6 Wie eine neuere, von Heinz/Spiess/Schnell/Kreuter7 durchgeführte Erhebung ergab, haben aber sog. „Designeffekte“ (Art und Weise, wie die Stichprobe gewonnen und die Befragung durchgeführt wird) eine wesentlich größere Bedeutung, als dies bislang angenommen worden ist. Dies wird z.B. 3 Die Befragungen im Schwarzwald-Baar-Kreis wurden unter der Leitung des Landratsamtes Schwarzwald-Baar von den jeweiligen Gemeinden (Bad Dürrheim, Blumberg, Furtwangen, St. Georgen, Villingen und Schwenningen) durch- geführt. Die Befragungen in den vier Schweizer Städten (Bülach, Dübendorf, Uster und Thun) waren Bestandteil eines Benchmarking-Projektes dieser Städte, das von TC Team Consult Genf/ durchgeführt wurde. Die wissenschaftliche Begleitung beider Studien lag in den Händen des Autors. Während in den Gemeinden des Schwarzwald-Baar-Kreises jeweils 5.000 repräsentativ ausgewählte Einwohner über 16 Jahren schriftlich befragt wurden, waren es in den Schwei- zer Städten nur jeweils 2.000. Aufgrund unterschiedlicher Rücklaufquoten wurden dennoch vergleichbare Ausschöp- fungen von jeweils etwa 1.000 Einwohnern erzielt. 4 Aufgrund neuerer gerichtsmedizinischer Schätzungen muss man selbst bei Tötungsdelikten von einer Dunkelziffer von 1:1 ausgehen (auf ein registriertes Tötungsdelikt kommt ein weiteres, der Polizei nicht bekanntes Tötungsdelikt). 5 S. die Beiträge in Th. Feltes (o. Fn. 1) sowie Forschungsgruppe Kommunale Kriminalprävention in Baden- Württemberg: Viktimisierungen, Kriminalitätsfurcht und Bewertung der Polizei in Deutschland. Monatsschrift für Kri- minologie und Strafrechtsreform 2, 1998, S. 67 ff. 6 Vgl. Ahlborn, W.; Böker, F.; Lehnick, D.: Stichprobengrößen bei Opferbefragungen in der Dunkelfeldforschung. Wiesbaden 1999. 7 Heinz, W.; Spiess, G.; Schnell, R.; Kreuter, F.: Opferbefragungen 1997. Abschlußbericht für das Bundesministerium der Justiz. Konstanz 1998 (unveröff. Mskr.). 11 deutlich, wenn man die Ergebnisse der schriftlichen Befragungen, die wir 1994 in Calw, Freiburg und Ravensburg/Weingarten durchgeführt hatten, mit denjenigen unserer deutschlandweiten Erhe- bung aus dem Jahr 1995 vergleicht, die von GfM-GETAS im Rahmen einer Mehrthemen- Großumfrage mit mündlichen Interviews durchgeführt wurde.8 Ergebnisse von Opferbefragungen sind danach – so Lisbach und Spiess – „nur bei weitergehender Kontrolle möglicher Designeffekte vergleichbar und aussagekräftig. Solange dies nicht der Fall ist, können die ermittelten Opferraten nur als Indikatoren der Verteilung von Viktimisierungserfahrungen in den durch die Befragung er- reichten Bevölkerungsgruppen interpretiert werden; für Punktmessungen, also die hinreichend prä- zise Bestimmung der Opferrate in der Grundgesamtheit der Wohnbevölkerung der Bundesrepublik, erscheinen die bislang in Deutschland üblichen Erhebungsverfahren dagegen nicht ausreichend“.9 Ungeachtet dieser methodischen Probleme (die im Übrigen eher für eine Intensivierung bei gleich- zeitiger Vereinheitlichung der Forschungsinstrumente als gegen diese Forschung generell sprechen) bleibt die Feststellung, dass von den Viktimisierungsstudien der letzten Jahre wichtige Impulse für die Diskussion um die Innere Sicherheit in Deutschland ausgegangen sind. 3. Sicherheit in der Gemeinde: Die Bürger fürchten sich „Die Deutschen fürchten sich zu Tode“ titelte der Spiegel vor einigen Jahren, und tatsächlich zeig- ten internationale Vergleichsstudien, dass Deutsche mehr Ängste und Befürchtungen haben als an- dere Nationen. Neben der unmittelbaren, meist aber diffusen Angst, Opfer einer Straftat zu werden, sind es zum Teil sehr konkrete Befürchtungen, die in diesem Zusammenhang genannt werden. So denken (in der Befragung im Jahr 2000) im Schwarzwald-Baar-Kreis zwischen 10% und 20% der Befragten „sehr oft“ oder „oft“ daran, Opfer einer Straftat zu werden, und rund die Hälfte der Be- fragten hat diese Angst zumindest „manchmal“. Auf die konkretere Frage, ob sie nachts alleine in ihrer Wohngegend Angst davor haben, Opfer einer Straftat zu werden, gaben im Schwarzwald- Baar-Kreis zwischen 9% und 16% „sehr oft“ oder „oft“ an; rund 50% haben in den fünf Gemeinden diese Angst „nie“. In der Schweiz lagen diese Werte deutlich höher zwischen 13% und 19%, und dort haben nur 30% „nie“ diese Befürchtungen. Neben personalisierten Befürchtungen spielen „Signale der Sicherheit“ bzw. Signale der Unsicherheit oder Unordnung (signs of incivilities) in der Diskussion um die Sicherheit in den Städten ebenso wie das Stichwort der „social disorder“ eine zunehmende Rolle. „Kurz und knapp: Die Menschen fühlen sich unwohl, wo es dunkel oder dre- ckig ist und wo „Fremde“ sind“.10 In den von uns 1994 durchgeführten Befragungen in Calw, Frei- burg und Ravensburg/Weingarten gaben z.B. als Furchtgründe an „Ausländer“ zwischen 16% und 21% (je nach Stadt), „zweifelhafte Gestalten“ zwischen 11% und 20%, „Jugendliche“ zwischen 7% und 13%, „zu einsam“ zwischen 4% und 11%, „zu dunkel“ zwischen 5% und 9%. Bei der im Jahr 2000 in vier Schweizer Städten durchgeführten Befragung bestätigte sich dieses Ergebnis: Von mehr als 50% aller Befragten wurden die Bahnhöfe in dieser Städten als Orte genannt, an denen man sich unsicher oder zumindest unwohl fühlt. Grund dafür sind in der Regel die „zweifelhaften Gestalten“, meist Ausländer. Die Themen „Fremde“ und (in Deutschland) „Jugendliche“ ziehen sich, wenn man konkreter danach fragt, wovor sich die Menschen fürchten, wie ein roter Faden durch viele der bisherigen Studien, die sich in den letzten zehn Jahren mit dieser Furcht beschäftigt haben. „Fremde“ sind Ortsfremde und Kulturfremde. Und auch Jugendliche werden besonders dann als Problem betrachtet, wenn sie keine „Eingeborenen“ sind. Entsprechend ist dort, wo die meisten Fremden sind, das persönliche Sicherheitsgefühl am niedrigsten und umgekehrt fühlen sich in klei- neren Ortsteilen, wo „jeder jeden kennt“, die Menschen besonders sicher. Ob man sich sicher oder 8 Obergfell-Fuchs, J.; Kury, H.: Verbrechensfurcht und kommunale Kriminalprävention – Analysen anhand der Bevöl- kerungsbefragungen in den Projektstädten und der bundesweiten repräsentativen Bevölkerungsbefragung. In: Th. Feltes (o. Fn. 1), S. 31 ff. 9 Lisbach/Spiess aaO. 10 Feltes, Th; Langguth, T.: Kommunale Kriminalprävention im Schwarzwald-Baar-Kreis, Auswertung der Expertenbe- fragung. Villingen-Schwenningen 1999 (unveröff. Mskr.). 12

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