ebook img

Kognition und Emotion in der frühkindlichen Entwicklung PDF

208 Pages·1991·4.674 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Kognition und Emotion in der frühkindlichen Entwicklung

Lehr - und Forschungstexte Psychologie 39 Herausgegeben von D. Albert, K. Pawlik, K.-H. Stapf und W. Stroebe Ruth Kaufmann-Hayoz Kognition und Emotion in der frOhkindlichen Entwicklung Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Autorin des Bandes Ruth Kaufmann-Hayoz Universitat Bern Medizinische Kinderklinik, Inselspital Abteilung fOr EntwicklungsstOrungen FreiburgstraBe 21, CH-3010 Bern Herausgeber der Reihe Prof. Dr. D. Albert, Universitat Heidelberg Prof. Dr. K. Pawlik, Universitat Hamburg Prof. Dr. K.-H. Stapf, Universitat TObingen Prof. Dr. W. Stroebe, Ph.D. Universitat TObingen ISBN-13: 978-3-540-53492-1 e-ISBN-13: 978-3-642-76310-6 DOl: 10.1007/978-3-642-76310-6 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschOtzt. Die dadurch begrOndeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und TabeHen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder derVervielfll.ltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugs weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfll.ltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im EinzelfaH nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulll.ssig. Sie ist grundsll.tzlich vergOtungspflichtig. Zuwider handlungen unterliegen den Strafbestimmunge des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1991 2126/3140-543210-Gedruckt auf sll.urefreiem Papier ZOM DANK Die Niederschrift der vorliegenden Arbeit ist mir nur dank der Mitar beit zahlreicher Personen moglich gewesen. Es ist mir deshalb ein Be durfnis, eingangs allen jenen, die zum Gelingen dieser Arbeit direkt oder indirekt beigetragen haben, meinen herzlichen Dank auszusprechen. Allen voran gebuhrt Dank meinem verehrten Lehrer Professor Richard Mei li, von dem ich als erstem uber psychologische Forschung mit Sauglingen erfuhr, und dessen empirische Arbeiten und theoretische Ideen ich auch nach Jahren eigener Forschungstatigkeit auf diesem Gebiet fur sehr wertvoll, ja eigentlich wegweisend halte. Dass ich mich mit dem in die ser Arbeit behandelten Thema so eingehend zu beschaftigen begann, ver danke ich der Anregung meines Lehrers und Freundes Professor Alfred Lang, der mir die Mitarbeit in seinen yom Schweizerischen Nationalfonds unterstutzten Forschungsprojekte (Nr. 1.065.074 und 1.361.076) ermog lichte. Innerhalb dieser Projekte sind die in der Arbeit referierten eigenen Untersuchungen entstanden, unter Mithilfe verschiedener Kolle ginnen und Kollegen: Roland Calmonte, Anton Gurtner, Christine Joss, Marie-Louise Kasermann und Elisabeth Stucki-Wuthrich, denen ich an die ser Stelle ebenfalls sehr herzlich danken mochte. Alfred Lang war es auch, der mich zur Niederschrift dieser Arbeit ermunterte und mich vielfaltig in dem Vorhaben unterstutzte, von fachlichen Diskussionen bis zu tatkraftiger Hilfe im Umgang mit dem Textverarbeitungssystem. Ganz besonders danke ich meinem lieben Mann, Franz Kaufmann. Er ist einerseits wissenschaftlich an dieser Arbeit beteiligt, indem er mit mir zusammen in den erwahnten Projekten gearbeitet, Ideen eingebracht und samtliche technischen Probleme gelost hat, andererseits hat er mich wahrend der ganzen Zeit der Niederschrift der Arbeit geduldig unter stutzt, indem er die in Haus und Garten und bei der Betreuung unserer Kinder anfallenden Arbeiten erledigte und oftmals seine eigenen Anspru che zuruckstellte. IV Ich mochte auch all den Eltern danken, die bereitwillig ihre Babies von uns beobachten lies sen, meinen kleinen Patienten und schliesslich mei nen eigenen Kindern, die mir so viele Erfahrungen ermoglichten, die nicht aus Buchern zu holen sind. Zu grossem Dank verpflichtet bin ich der Janggen-Pohn-Stiftung, St. Gallen, deren grosszugiger Beitrag mir eine einjahrige Beurlaubung von meiner klinisch-psychologischen Tatigkeit erlaubte. Die Niederschrift der Arbeit ware mir ohne diesen Urlaub nicht moglich gewesen, und ich mochte deshalb auch der Leitung der medizinischen universitats-Kinder klinik Bern, insbesondere Professor Norbert Herschkowitz, fur die selbstvestandliche Gewahrung des Urlaubs danken. Beatrice Honegger, welche die Muhseligkeiten der Reinschrift auf sich genommen hat, ge buhrt ein besonders grosser Dank. Schliesslich danke ich Professor Klaus Foppa und Professor Rudolf Groner fur die kritische Lekture einer ersten Fassung dieser Arbeit. Zollikofen, im Juni 1990 Ruth Kaufmann-Hayoz INHALTSVERZEICHNIS EINLEI'l'UIfG .........•....••.••••••••••..•••••••••••••••••....•... 1 1 Kognition und Emotion: Ein allgemeiner Ueberblick .......•..... 6 1.1. Die Begriffe ............................................. 6 1.2. Das Verha1tnis zwischen Kognition und Emotion ............ 9 1.2.1. Emotionen beeinf1ussen kognitive Prozesse •.••••••• 10 1.2.2. Kognitionen determinieren die Entstehung von EInotionen ..................................... 11 1.2.3. Interaktive Konzepte •.•••.•......•••.•.•.•••...... 14 1.2.4. Dynamik und Struktur des Verha1tens ••..•.....•.... 18 1.3. Zusanunenfassung .......................................... 20 2 Kognition und Emotion in der Entwicklung ..............•....... 22 2.1. Die Untersuchung kognitiver und emotiona1er Prozesse im Saug1ingsa1ter •.•••••••.......•.••....•••.............. 24 2.2. Moderne Theorien der emotiona1en Entwick1ung .......•...... 25 2.2.1. Die Theorie der diskreten Emotionen von Izard ...... 25 2.2.2. Die Theorie von Sroufe ........••.......•.•..•...... 27 2.3. Zusammenfassung 31 3 Erregung, Aktivierung, Spannung 32 3.1. Erscheinungsweisen von Erregung ...••..•.....••.•••....•.... 34 3.1.1. Zentra1nervose Erscheinungsweisen ....••.••••.•...... 35 VI 3.1.2. periphere autonom-vegetative Erscheinungsweisen ..... 36 3.1.3. Erscheinungsweisen im Verhalten und Erleben ......... 36 3.2. Steuerung und Beeinflussung von Erregung •...........•..•.•. 37 3.2.1. Endogene oder spontane Schwankungen ...•.•....•.•...• 37 3.2.2. Beeinflussung durch sensorische Stimulation .•....•.. 37 3.2.3. Beeinflussung durch mentale Aktivitat ••..•.......... 39 3.3. Zusammenfassung .....•.....•...............•..........•..... 41 4 Die Bewaltigung von neuen Situationen: Ein Verlaufsmodell .....•. 42 5 Erregungsmodulation im Sauglingsalter ...............•........... 47 5.1. Endogene Erregungsmodulation: Verhaltenszustande ........... 47 5.2. Erregungsmodulation durch sensorische Stimulation .....•...• 50 5.2.1. Phasische Reaktionen auf kurze Reize ........•.•....• 50 5.2.2. Die wirkung gleichformiger Stimulation ............•. 57 5.3. Erregungsmodulation durch mentale Aktivitat ................ 67 5.3.1. Grundsatzliche Ueberlegungen .•.•.•.•...............• 67 5.3.2. Empirische untersuchungen: ....•...•.........•.....•. 75 Wahrnehmung als Strukturierungsvorgang .............. 76 Die Diskrepanzhypothese von Aufmerksamkeit und affektivem Ausdruck .....•........................... 79 Eigene Arbeiten 87 5.4. Erregungsmodulation in der sozialen Interaktion ..•.......•. 101 5.5. Aktive Regulation der Erregung ..•..•.•...•.•.....•.•.•.•.•. 114 5.5.1. Abwenden des Blickes ..•.•...•................•...... 117 Allgemeines ....•.•....•.•................. .'......... 117 Regulative Funktion der Blickabwendung .............. 120 5.5.2. Verhaltensweisen der Selbstberuhigung ...•..••.••...• 127 5.5.3. Ausleben der Spannung ..............•................ 129 5.6. Zusammenfassung ................•.•.•...•.. 131 0 • • • • • • • • • • • • • • •• VII 6 verhalten in neuen Situationen: Kontinuitat der Entwicklung und individuelle Unterschiede ...•.•.•.•.••.....•.....••.......•...•. 133 6.1. Dimensionen der Entwicklung ................................ 134 6.2. Ind:i.viduelle Unterschiede ••••••••••.•••.•••..•••........... 142 6.2.1. Meilis Langsschnitt-Untersuchungen .•..•.••......•.•. 143 6.2.2. "Behavioral Inhibition" im Kleinkindalter ..•..•..... 152 6.2.3. Zentrale Wahrnehmungsst6rungen im Vorschul- und fruhen Schulalter ...•.•....•..•..•.......•.•.•...... 158 6.2.4. Fruhkindlicher Autismus .•.•••.•.•.•.•...•......•...• 162 6.2.5. pathologische Aengste und zwange •................... 166 6.3. Zusammenfassung •..•.....•...•......••.•.................... 168 SCHLUSSBEMERKUNGEN ............•.•.•.•....•..•..•.......•.......... 169 ANMERKUNGEN .....•.•.••.•.•...•.•...•.•.........•....•.....•.•...•. 17 2 LITERATURVERZEICHNIS ........•...•.•.•..•.•...............•...••... 173 NAMENVERZEICHNIS .....•...•.....•.•.•..•.•.••.....•..•.....•.•..... 193 SACHVERZEICHNIS ...........•...•.........•.......•.............•... 197 QUELLENANGABEN .................•....•.•.• • . . . . • . . . . . . . . . • . . . . . . .. 200 EINLEITDHG Die empirische Psychologie versteht sich als Wissenschaft, die mensch liches Verhalten und Erleben zu beschreiben und zu erklaren, dann auch vorherzusagen und zu kontrollieren sucht. Wie andere empirische Wissen schaften geht sie dabei haufig zergliedernd, analysierend vor. Das zu erklarende menschliche Verhalten und Erleben ist derart komplex, dass der Wissenschaftler, der Erkenntnisse darUber gewinnen will, stets nur Teilaspekte des Geschehens herausgreifen und bearbeiten kann. Er bildet Klassen von Erscheinungen und sucht innerhalb dieser nach funktionalen Zusammenhangen. So ist es zu den klassischen Teilgebieten der Psycholo gie, wie Lernen, Wahrnehmung, Sprache, Denken, Motivation, Gefuhl, Handlung und so fort, gekommen. Freilich wird sich fruher oder spater die Frage nach den Zusammenhangen zwischen den in dieser Weise aufglie dernd untersuchten Teilgebieten stellen, und damit auch die Frage nach ihrer funktionellen Einbettung in die Gesamtorganisation menschlichen Verhaltens. Je weiter die Forschung voranschreitet, umso fliessender werden meistens die Grenzen zwischen verschiedenen Gebieten, umso pro blematischer erscheint die zergliederung. So ist keineswegs immer klar, wie zum Beispiel Sprache und Denken, Wahrnehmung und Handlung oder Sprache und Gedachtnis voneinander abzugrenzen sind, und inwiefern eine Abgrenzung uberhaupt sinnvoll ist. Beim versuch, empirische Forschung so zu betreiben, dass zwei oder mehr Teilgebiete miteinander integriert werden, stosst man allerdings nicht selten auf erhebliche Probleme. Die Grunde dafur liegen nicht zuletzt darin, dass fur das Studium von Teilgebieten je unterschiedliche Metho den und Begriffssysteme entwickelt worden sind, wodurch die Phanomene auf ganz unterschiedlichen Ebenen betrachtet werden. So werden etwa Wahrnehmungsexperimente typischerweise unter sehr und ge restriktive~ nau kontrollierten Laborbedingungen durchgefuhrt, wahrend Sozialverhal ten bei Gruppen von Personen unter moglichst "naturlichen" Bedingungen beobachtet wird. Sicherlich sind nun Wahrnehmungsprozesse im Sozialver halten sehr wichtig (etwa fur das Verstandnis von Mimik und Gestik des 2 Partners), aber auf dieser Ebene werden sie traditionellerweise wenig untersucht, und es fehlt an brauchbaren Methoden dafur. In dieser Arbeit ist von zwei Aspekten menschlichen Seelenlebens die Rede, mit denen sich die abendlandische Geistesgeschichte seit ihren Ursprungen befasst hat: Denken und Fuhlen oder - in modernen Begriffen - Kognition und Emotion. Schon dem Vorsokratiker Demokrit wird die Un terteilung in einen vernunftigen Teil der Seele (der in der Brust loka lisiert sei) und einen vernunftlosen, im ganzen Korper verstreuten Teil zugeschrieben. Mit Platon wurde die Lehre von verschiedenen Teilen der Seele recht explizit: die Vernunft (logistikon, nus), mit welcher der Mensch teilhaben kann am Reich der Ideen, wird mit dem Lenker eines Pferdegespanns verglichen: sie muss die Begierden und Triebe im Zaum halten, damit der Mensch die Tugenden erlangt. Man darf wohl sagen, dass sich diese Grundvorstellung durch das ganze abendlandische Denken hinzieht: die Vernunft, das sachliche Denken, die kuhle Ratio steht im Widerstreit mit der "niedrigen" Welt der bunten Gefuhle, der heissen Leidenschaften und drangenden Begierden. Durch das ganze Mittelalter hindurch bis zur Renaissance war denn auch einzig die "anima rationa lis", die "Geistseele", Gegenstand philosophischer Analyse. Das Ge fuhlsmassige, Instinktive und mehr mit dem Leiblichen Verbundene wurde als dem Bosen entstammend angesehen, war durch geistliche Uebungen zu unterdrucken und gehorte deshalb eher in den Bereich der Religion und der Moralerziehung. Mit dem Beginn der empirischen Psychologie im 19. Jahrhundert wurde es grundsatzlich moglich, den Bereich der Emotionen losgelost von mora lisch-padagogischen Vorentscheidungen zu studieren. In fruhen psycholo gischen Abhandlungen (Wundt, 1896: Nahlowsky, 1862: James, 1884: Lange, 1887), wurde der Gegenstand denn auch ausfuhrlich thematisiert. Die kOnkrete empirische Arbeit zielte in der Folge allerdings fast aus schliesslich auf kognitive Prozesse: auf Wahrnehmung, Lernen und Den ken. Dies mag einerseits methodische Grunde gehabt haben. Denn es er scheint wesentlich einfacher, Prozesse zu untersuchen, die durch objek- 3 tiv messbare Leistungen (wie etwa die Anzahl benatigter uebungsdurch gange bei einer Lernaufgabe oder die Zeit von der Aufgabenstellung bis zur richtigen Lasung bei einem Denkproblem) definierbar sind, als emo tionale Vorgange wie Gefuhle oder Stimmungen, die sich oft schwer ob jektivieren lassen. Mitgespielt haben durfte aber doch auch die abend landische Grundhaltung, wonach vor allem die intellektuellen Fahigkei ten des Menschen genauen wissenschaftlichen Studiurns wert sind. Es ist sonst schwer verstandlich, warurn z.B. die Methode der Introspektion, der Selbstbeobachtung und Verbalisierung von Erlebtem, zwar ausgiebig zur Erforschung von Denkprozessen eingesetzt wurde (besonders innerhalb der Wurzburger Schule, z.B. Kulpe, 1914; Buhler, 1907, 1908; Ach,1921), vie 1 weniger jedoch zur Erforschung von Gefuhlen und Stimmungen. Eine gewisse Ausnahme bilden die bereits durch Wundt begonnenen Versuche, qualitative Dimensionen der erlebten Gefuhle zu definieren (vgl. Tra xel, 1983b). Dabei handelt es sich allerdings eher urn die Analyse der kognitiven Beurteilungen von in der Alltagssprache verwendeten Begrif fen zur Bezeichnung von Gefuhlen und weniger urn den Versuch, funk tiona Ie Gesetzmassigkeiten emotionaler vorgange zu finden. Traxel (1983a) stellte vielleicht etwas summarisch aber im Wesentlichen wohl zutref fend fest, dass die fruhe Experimentalpsychologie "die 'Gemutsbewegun gen' gewissermassen als verzierungen des Seelenlebens bewertet, die fur eine Wissenschaft, die ernst genommen werden wollte, schwerlich einen wichtigen und wurdigen Forschungsgegenstand abgeben konnten. Diese Hal tung wurde spater durch den Behaviorismus noch erheblich verstarkt. So wurde Emotionsforschung zu einem dubiosen und prekaren Gebiet, das von den meisten 'zunftigen' Wissenschaftlern gemieden wurde" (S.17). In den letzten Jahren ist das Interesse fur emotionale Vorgange inner halb der empirischen Psychologie starker geworden. Nicht selten sind es Vertreter der kognitiven Psychologie, die sich nach j,ahrelanger intensiver Beschaftigung mit kognitiven Prozessen auf die vergessenen Gefuhle besinnen und nun nach deren Rolle innerhalb der Kognition zu fragen beginnen.

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.