Leopoldine Pokieser Klaus Bernhardt Alois Kreuzer Jo hann Schalleschak Klinische Zytologie der Lunge und Pleura Handbuch und Farbatlas Springer-Verlag Wien GmbH Prim. Dr. Leopoldine Pokieser OA Dr. Klaus Bernhardt OA Dr. Alois Kreuzer OA Dr. Johann Schalleschak Otto Wagner Spital Wien, Österreich Gedruckt mit Unterstützung von Abbott GesmbH Wien Becton Dickinson GesmbH DAKO Diagnostics AG Wien Laborchemie Gerätevertriebs GesmbH Roche Diagnostics GesmbH Wien Stiftung zur Förderung der Bekämpfung der Tuberkulose und anderer Lungenerkrankungen Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photo mechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2001 Springer-Verlag Wien Ursprünglich erschienin bei Springer-Verlag/Wien 2001 Softcover reprint of the hardcover I st edition 200 I Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Produkthaftung: Sämtliche Angaben in diesem Fachbuch/wissenschaftlichen Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung und Kontrolle ohne Gewähr. Insbesondere Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen aufihre Richtigkeit überprüft werden. Eine Haftung des Autors oder des Verlages aus dem Inhalt dieses Werkes ist ausgeschlossen. Satz: Scientific Publishing Services, Madras Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier - TCF SPIN: 10695598 Mit 229 farbigen Abbildungen ISBN 978-3-7091-7253-7 ISBN 978-3-7091-6191-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-7091-6191-3 Dieses Buch widmen wir unseren Familien, die mit viel Verständnis unsere Arbeit ermöglicht haben. Vorwort "Das Wichtigebedenkt man niegenug." (Goethe,DienatürlicheTochter III.1.) Die tägliche Routinearbeit des Zytologen ist nicht auf die Beurteilung mikroskopischer Zellbilder beschränkt, sondern muss eine Reihe anderer Aspekte und Informationen für die Diagnose eines Krankheitsprozesses mit einbeziehen. Nur mit klinischen und radiologischen Befunden sowie einer ausführlichen Anamnese des Patienten und seinen Krankheitssymptomen können zytologischeBilderrichtiginterpretiertwerden und zu einerexakten Diagnose führen. DasWichtige einerguten Zytodiagnostikliegt somit in der engen Zusammenarbeit zwischen Klinikern, Radiologen, Laborärzten und Zytologen. Die Zytologie der Lunge und Pleura erfordert besonders die interdiszi plinäre Zusammenschau der Befundergebnisse, weil die Lunge, mehr als irgend ein anderes Organ, endogenen wie auch exogenen Krankheitsursa chen ausgesetzt ist und der Respirationstrakt von allen Organen am häufigsten erkrankt. Mit unserem interdisziplinären Handbuch beabsichtigen wir, dem Leser einen schnellenunddetailiertenZugangzur Informationüber dieErkrankun gender LungeundPleurazugeben unddiejeweiligenzytologischenKorrelate mit morphologischen Beschreibungen und Farbbildern aufzuzeigen. Seit Mitte der fünfziger Jahre ist im OUo Wagner Spital die klinische Anwendung der Zytodiagnostik im Bereich der Lunge und Pleura eine etablierte Untersuchungsmethode. Durch die technische Weiterentwicklung der Bronchoskopie und bildgebender Verfahren, wie Ultraschall und Computertomographie, hat sich in den letzten Jahren die Art und die Zahl der Gewinnungsmethoden zytologischer Untersuchungsmaterialien um ein Vielfaches erweitert. Die routinemäßige Anwendung von Zusatzuntersuchungen immunzytoche miseher Färbungen oder durchfiusszytometrischer Analysen hat die diagnostische Aussagekraft der Zytologie erheblich verbessert. BesondererDank gebührtunserenLehrerinnen,Frau Prim. Dr.Margarethe Fischnallerund Frau OADr.Edeltraud Schwarzenberg, die in unserem Haus vor 45 Jahren die Zytologie aufgebaut haben und uns ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit viel Geduld erfolgreich weitervermitteln konnten. Viele wertvolle Anregungen und Verbesserungen verdanke ich meinem Freund, dem Radiologen Dr. Milos Mladek. Für einen Großteil der Farbabbildungen möchteichmich beiunseren Lehrerinnen,aber auch bei HerrnDr.Ernst Gött und Frau Nadja Starics herzlich bedanken. Anerkennung gebührt auch unserem zytologischen Team und allen Mitarbeitern im Labor für ihre Hilfe und Toleranz, die sie unsererArbeitentgegengebrachthaben. Leopoldine Pokieser Februar 2001 Inhalt Kapitel 1. Materialgewinnung................................................................... 1 A. Kreuzer, 1. Pokieser Kapitel 2. Materialverarbeitung................................................................ 19 K. Bernhardt Kapitel 3. Benigne Lungenerkrankungen................................................ 35 K. Bernhardt Kapitel 4. Maligne Lungentumoren......................................................... 77 t. Schalleschak Kapitel 5. Pleura 125 1. Pokieser Farbatlas....................................................................................................... 161 Abbildungsverzeichnis 271 Sachverzeichnis 273 Kapitel 1. Materialgewinnung A. Kreuzer, L. Pokieser Einleitung I Sputum- Materialgewinnung I Methoden derSputumgewinnung 2 Spontansputa 2 InduzierteSputa 2 PostbronchoskopischeSputa 3 BronchologischeMaterialgewinnung 3 Biopsieplanung 4 Materialgewinnungsmethoden 4 Bronchialsekret 4 Bürstenbiopsie 5 Zangenbiopsie 5 Nadelbiopsie 6 BronchoAlveoläreLavage 6 PerthorakalePunktion 7 Pleura- Materialgewinnung 8 Pleurapunktion 8 Pleurablindbiopsie 9 Thorakoskopie 9 VATS 9 Einleitung Die Vielfalt der Erkrankungen von Lunge und Pleura erfordert eine geeignete Auswahl an Materialgewinnungsmethoden für eine effiziente klinische Zytodiagnostik. Zur zytologischen Untersuchung gelangen Spu tumproben, Bronchialsekrete, bronchioloalveoläre Lavageflüssigkeiten und Bürstenabstriche sowie Imprints von Zangenbiopsien und transbronchialen Nadelaspiraten. Beilokalisierten peripheren Lungenprozessen und Erkran kungen des Pleuraraumes werden transthorakale Punktionen durchgeführt. Sollten die angeführten Methoden keine klare Diagnose bringen, müssen chirurgische Abklärungen erfolgen. In diesem Kapitel werden die Gewin nungsmethoden aufgezeigt und nach ihrem Invasivitätsgrad eingeteilt. Sputum - Materialgewinnung Beibenignen Erkrankungen können aus dem Sputum akute von chronischen Entzündungen differenziert sowie reaktive und metaplastische Veränderun gen des respiratorischen Epithels beurteilt werden. Für den direkten Er regernachweis spezifischer und unspezifischer Entzündungen, für Kultur und/oder peR ist die Sputumgewinnung das erste Untersuchungsmaterial. Beimalignen Erkrankungen ist die Suche nach Tumorzellen im Sputum die wesentlichste Indikationsstellung. Ein positiver Tumorzellnachweis L. Pokieser et al., Klinische Zytologie der Lunge und Pleura © Springer-Verlag/Wien 2001 2 1.Materialgewinnung hängtvon der Lokalisation und der Type des Tumors ab. Zentrallokalisierte Bronchuskarzinome mit guter Exfoliationstendenz des Tumors, wie Plat tenepithelkarzinome oder kleinzellige Karzinome, sind im Sputum häufiger nachweisbaralsperipherlokalisierteAdenokarzinome.EinpositiverTumor zellnachweis hängt nicht von der Größe des Tumors ab. Auch bei kleinen Tumoren, die radiologisch noch invisibel sind, können maligne Zellen im Sputum gefunden werden. Zellveränderungen mit leichten bis mäßigen oder schweren Zellatypien können zytologisch differenziert werden und sind oft der erste Hinweis aufeinen malignen Tumor. In diesem Zusammenhang ist die Sputumzytologie zur Früherkennung des Bronchuskarzinoms der beste Screeningtest. Methoden der Sputumgewinnung Beijeder Gewinnungsmethode sollen an drei aufeinanderfolgenden Tagen Sputa gewonnen werden. Weiters sollen von jedem Sputum drei Ausstriche angefertigt werden. Ein Einzelsputum hat in der Tumordiagnostik eine Sen sitivitätvon27%(Tanakaet al.1985),beieinerkomplettenSeriemitdrei Sputa gewinntman eine Sensitivitätssteigerungvon 57%(Bedrossian et al. 1976). Qualitätskriterien sind für die Befundung eines Sputums immer zu beachten. Das Sputum muß Zellen aus tieferen Luftwegen enthalten, wie Alveolarmakrophagen, Flimmerzellen und eventuell auch Alveolarzellen.Ein Sputum,dasvorwiegendZellenaus dem oberenRespirationstraktenthält,soll trotzdem sorgfaltig durchgemustert werden, da kleinzellige Bronchuskarzi nome und bronchioloalveoläre Karzinome oft eine massive, schubweise Exfoliation der Tumorzellen aufweisen und ohne Begleitzellen des Bronchi alepithelsimSputumzufinden sind.ReineRachensputa,dienurSpeichel und Plattenepithelien der Mundhöhle enthalten, sind zu wiederholen. Spontansputa • Morgensputum • Zähneputzen, Mund und Rachen gründlich mit Wasser ausspülen (um Speichel und ev. Speisereste zu eliminieren) • Anleitung zum Aushusten aus den tiefen Atemwegen (Arzt oder Krankenschwester) • In ein breites Gefäß aushusten (bei schmalen Gefäßen produziert der Patient nur Speichel) Bei Patienten, die nicht in der Lage sind, ein Sputum aus der Tiefe zu produzieren, soll ein induziertes Sputum veranlasst werden. Induzierte Sputa • Perorale Broncholytika, um das Aushusten zu erleichtern • Provokation durch Klopfmassage auf den Rücken erzeugt Hustenreiz und verbessertes Aushusten Bronchologische Materialgewinnung 3 • Inhalation von 20 ml einer 3%igen Kochsalzlösung über 15Minuten, wenn möglich mit einem Inhalationsgerät Die Sputumgewinnung mit einem Inhalationsgerät ist für das medizinische Personal arbeitsintensiver und wird deshalb seltener angewendet. Es sollte jedoch bei jedem Patienten mit Tumorverdacht ein induziertes Sputum durchgeführt werden, weil die zytologischen Befundergebnisse gegenüber dem Spontansputum eine wesentliche Sensitivitätssteigerung erbringen. In einer prospektiven, randomisierten Studie haben wir bei Patienten mit dringendem Tumorverdacht Spontansputa und induzierte Sputa zytologisch untersucht undverglichen. DieSensitivitätder Spontansputamit 52%wurde bei induzierten Sputa auf 84% gesteigert (Khajotia et al. 1991). Postbronchoskopische Sputa • Gewinnung einer Sputumserie nach dem bronchoskopischen Eingriff bei Verdacht auf einen malignen Krankheitsprozess oder Tuberkulose • Das beste Untersuchungsergebnis bringt das Sputum vom zweiten Tag (am ersten Tag, unmittelbar nach der Bronchoskopie, enthält das Material meist nur Blut und schleimigen Detritus) Durch die Manipulation bei einem bronchoskopischen Eingriff wird Zellmaterial aus der Bronchialschleimhaut mechanisch gelöst. Darüber hinaus kommt es durch den Reiz des gesamten Bronchialsystems zu einer gesteigerten Sekretion und Exfoliation von Zellen, die dann ausgehustet werden. DieTumorzellen sind im flüssigen Medium des Sputums oft besser erhalten als in bronchoskopischen Biopsiematerialien. Eine Tumortypisie rung kann durch ein gut erhaltenes Zytoplasma oder eine spezielle Zelllagerung im Tumorverband oft besser beurteilt werden. Bei einigen Fällenist diese Gewinnungsmethode das einzige Untersuchungsmaterial mit einem positiven Tumorzellnachweis. Das postbronchoskopische Sputum hat eine gleich hohe Sensitivität für zentral- und peripher lokalisierte Tumoren mit Anschluss an das Bronchi alsystem sowie für alle Tumortypen des Bronchuskarzinoms. Bronchologische Materialgewinnung Alle Lungenkompartimente und die der Trachea und den Bronchien unmittelbar benachbarten Abschnitte des Mediastinums sind einer bron chologischen Diagnostik gut zugängig. Bei den endoskopisch gewonnenen Proben handelt es sich vorwiegend um zytologisch verwertbare Materialien. Die Zytologie gewährleistet dabei in vielen Fällen mit einem Minimum an Untersuchungsmaterial optimale diagnostische Ergebnisse. Für Indikations stellung, Planung und Durchführung der bronchologischen Materialgewin nung sind bildgebende Verfahren zum Nachweis und zur Lokalisation pathologischer Prozesse Bedingung. 4 1.Materialgewinnung Tabelle 1.1. Bronchologische Biopsiemethoden Zentrale Biopsien unter endoskopischerSicht EndobronchialeBiopsien mit Zangen TransbronchialeBiopsien mit Nadeln PeriphereBiopsienunterradiologischerSicht Endobronchiale Biopsien mit Bürsten und Zangen Transbronchiale Biopsien mit Zangen und Nadeln Die bronchologischen Methoden umfassen die Aspiration von Bronchi alsekret, die bronchoalveoläre Lavage (BAL) sowie endobronchiale und transbronchiale Biopsien unter endoskopischer und/oder radiologischer Sicht (Tab. 1.1). Biopsieplanung Der Erfolg einer Biopsie hängt von der anwendbaren Untersuchungs- und Biopsiemethode und von der Beziehung eines pathologischen Geschehens zum Bronchialsystem (endobronchial, extrabronchial) oder zum Lungenpa renchym (alveolär, interstitiell) ab. Beider Biopsieplanung bewährt es sich, die Lunge bzw. das Bronchialsystem modellhaft in drei Abschnitte zu unterteilen (Abb. 1.1,S. 13). Materialgewinnungsmethoden Bronchialsekret Indikation: • Erregerdiagnostik bei Infektionen • Zytodiagnostik bei benignen und malignen Prozessen Technik: DieSekretentnahmeerfolgt über den SaugkanaldesFiberbroncho skops oder mit Kanülen und Saugkathetern, die durch den Instrumentier kanal des Bronchoskops eingeführt werden. Das Sekret wird über den gesamten Untersuchungszeitraum gesammelt. Eine gezielte Sekretentnahme ist bei lokalisierten Prozessen (Infiltraten, Höhlen, Abszessen, Bronchiekta sien) zweckmäßig. Eingedicktes Sekret kann durch Spülung mit physiolo gischer Kochsalzlösung mobilisiert werden. Vorteil: geringes Eingriffsrisiko Nachteil: Kontamination der Proben mit Erregern aus dem oberen Atem trakt, Keimverschleppung,Vermengungdes Sekretes mit Lokalanästhetikum Komplikationen: Induktion von Blutungen durch Traumatisierung der Schleimhaut bei Entzündungen und Karzinomen Bemerkungen: Sonderformen der Sekretgewinnung: kontaminations geschützte Sammelmethoden mit Kanülen (Mini-Bal) und Bürsten.
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